Erdfunkstelle Fuchsstadt

Erdfunkstelle im unterfränkischen Landkreis Bad Kissingen auf dem Gebiet der Gemeinde Fuchsstadt
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Die Erdfunkstelle Fuchsstadt liegt im unterfränkischen Landkreis Bad Kissingen bei Fuchsstadt. Die Erdfunkstelle wurde von der damaligen Deutschen Bundespost gebaut und wird derzeit von dem amerikanischen Unternehmen Intelsat betrieben.

Datei:Karte Hammelburg in Deutschland.png
Position der Erdfunkstelle Fuchsstadt
Antennefeld eins (ein 32 Meter und mehrere 9,3 Meter Spiegel)

Die Erdfunkstelle Fuchsstadt ist eine Bodenstation für die Kommunikation mit Nachrichtensatelliten. Sie ist mit ihren großen Parabolantennen im Saaletal weithin sichtbar. Die Erdfunkstelle stellt eine zentrale Sende- und Empfangsstelle für den Austausch von Internet-Daten im europäischen Raum dar, aber auch Telefongespräche, Internet-Anbindung und Fernsehempfang auf der ganzen Welt werden damit ermöglicht.

Zur Zeit enthält die Erdfunkstelle ca. 30 Parabolantennen, wobei zwei Antennen vom Typ A 32 Meter Durchmesser und 16 weitere Antennen jeweils mehr als 9,3 Meter Durchmesser haben. Die Erdfunkstelle ist damit eine der größten Satelliten-Kommunikationsanlagen weltweit. Sie ist auch die erste Erdfunkstelle von Intelsat in Europa und zugleich die größte von den fünf, die das Unternehmen betreibt.

Lage

Die Erdfunkstelle liegt zwischen der Autobahn A 7 und Hammelburg im Tal der Fränkischen Saale auf einem ebenen Plateau in 202 Meter über NN. Das Plateau wird auf drei Seiten von der 25 Meter tiefer liegenden Fränkischen Saale umflossen, nach Südosten hin, schließt sich in 1,5 Kilometer Entfernung Fuchsstadt an.

Geschichte

 
Antennenfeld drei (25 Meter Antenne)

Die ersten bekannt gewordenen Planungen der Erdfunkstelle Fuchsstadt reichen bis in das Frühjahr 1981 zurück. Aufgrund des rasch steigenden Bedarfs an Satellitenfunk begann die Deutsche Bundespost ihre Planungen, um ihre zwei Erdfunkstellen in Raisting und Usingen zu ergänzen. Bei der Suche nach einem geeigneten Standort wurden verschiedene Einflüsse berücksichtigt. Darunter fallen: keine funktechnisch störenden Industrien in der Nähe, möglichst eine natürliche Abschirmung des Geländes durch umliegende Hügel und keine Beeinflussungen durch das terrestrische Richtfunknetz. Ebenso wurde in der Suche bedacht, dass die Anbindung an das Verkehrsnetz kostengünstig zu ermöglichen ist und das Gelände in einer weitgehend erdbebensicheren Region liegt. Als letzter Punkt wurde die Forderungen des Umweltschutzes berücksichtigt. Diese intensiven Voruntersuchen fanden bis zum Frühjahr 1981 statt.

Die Ingenieure fanden dann im Saaletal bei Fuchsstadt, innerhalb einer Saaleschleife eine landwirtschaftlich genutzte Fläche, ideale Bedingungen, woraufhin die Deutsche Bundespost mit den Vorbereitungen für den Bau der Anlage begann. Zunächst waren fünf Parabolantennen der Klasse A mit jeweils 32 Metern Durchmesser geplant gewesen, die nach und nach errichtet werden sollten. Aufgrund der fortgeschrittenen Entwicklung wurden die Antennen drei und vier kleiner gebaut bei einer besseren Nutzung. Wegen der Schließung durch die Telekom kam es nicht zu einem Bau der fünften Antenne.

 
25 Meter Antenne

Im Oktober 1983, nach dem Abschluss des Planfeststellungs- und Genehmigungsverfahrens, erfolgte der Baubeginn am Zentralgebäude. Im April 1984 entstand der Betonsockel für Antenne eins und am 24. Mai 1984 wurde Richtfest gefeiert. Nordöstlich der Erdfunkstelle wurde ein Sendemast gebaut. Ende Oktober 1984 hatte der Reflektor der Antenne eins mit 32 Meter Durchmesser und einem Gewicht von etwa 100 Tonnen seinen Platz auf dem Drehkreuz gefunden. Dieser wurde vor Ort am Boden montiert und mit einem Spezialkran auf den Antennensockel gehoben. Am 26. Juli 1985 erfolgte dann die erste Verkehrsaufnahme mittels Satellit mit der Erdfunkstelle Ceduna in Australien.

Antenne zwei wurde am 11. November 1985 in Betrieb genommen. Die Kosten für die beiden ersten Antennen und der nachrichtentechnischen Einrichtungen beliefen sich auf 78 Millionen Deutsche Mark. Für den Bau der Zentralgebäudes wurden weitere 30 Millionen Mark aufgebracht. Die kompletten Kosten betrugen zu diesem Zeitpunkt etwa 120 Millionen Mark.

Am 19. Januar 1991 entschied die Deutsche Telekom wegen angeblicher Überkapazitäten im Bereich des Satellitenfunks die Erdfunkstelle Fuchsstadt zu schließen. Trotz dieses Beschlusses wurde am 18. Juni 1991 die Antenne drei in Betrieb genommen. Am 7. Juni 1994 erfolgte die Inbetriebnahme von Antenne vier. Weitere kleinere Antennen folgten. Im Jahr 2000 wurde die Erdfunkstelle Fuchsstadt schließlich von der Telekom geschlossen. Danach wurde die Antenne vier wieder abgebaut und in der Erdfunkstelle Raisting aufgebaut.

Die Erdfunkstelle hatte mehrere Höhepunkte: Die USA nutzten während des Golfkriegs 1991/92 für ihre Kommunikationen die Erdfunkstelle. Es folgten die Satelliten-Übertragung der Fußball-Weltmeisterschaft von 1998 in Frankreich, der Australian Open im Tennis, der Olympischen Spiele in Nagano 1998 und selbst nach der Stilllegung durch die Telekom erfolgte noch die Übertragung der Olympischen Spiele in Sydney im Jahr 2000. Danach wurde die Erdfunkstelle endgültig abgeschaltet.

 
Antennenfeld eins und zwei mit Betriebsgebäude

Mit dem Konzern Intelsat, der die Erdfunkstelle Fuchsstadt am 1. April 2002 übernahm, begann die zweite Phase der Erdfunkstelle. Sie ist am 3. Juni 2002 feierlich ihrer jetzigen Bestimmung übergeben worden. Zunächst hatte Intelsat eine Genehmigung erhalten, die Erdfunkstelle auf 15 Antennen auszubauen. In den darauf folgenden Jahren wurden dann mehrere Anträge für weitere Antennen genehmigt. So konnte die Erdfunkstelle bis zum Jahr 2006 auf beinahe 30 Antennen ausgebaut werden, wobei die neuen Antennen einen Durchmesser von 4,3 bis 16,4 Metern haben. Für weitere Antennen, die bei Bedarf errichtet werden können, liegen die Baugenehmigungen vor.

Im November 2004 wurde eine vorher in Raisting beheimatete Überwachungs- und Steuerungsanlage für Intelsat-Satelliten installiert. Die Antennenfelder eins, zwei und vier wurden komplett eingezäunt und videoüberwacht. Die Klimatisierungsanlagen zum Ableiten der entstehenden Wärme wurde von 14 auf 150 erhöht. Drei Dieselaggregate und Stromgeneratoren wurden installiert. Auch unter Intelsat gab und gibt es sportliche Höhepunkte wie Übertragungen der NBA, NASCAR-Autorennen und der Formel 1.

Insgesamt wurde in den vier Jahren von Intelsat im zweistelligen Millionenbetrag investiert.

Anlage

Die gesamte Anlage ist in mehrere Bereiche unterteilt. Sie besteht aus dem Betriebsgebäude, vier Antennenfeldern mit den ca. 30 voll beweglichen Parabolantennen und dem Sendemast. Zur Zeit werden 22 große Parabolantennen genutzt, zum Senden und Empfangen von Signalen ins All bzw. aus dem All. Weitere kleinere Parabolantennen können ausschließlich zum Empfang von Signalen genutzt werden.

Betriebsgebäude

Beim Betriebsgebäude handelt es sich um mehrere miteinander verbundene Gebäudekomplexe, in denen über 30 Personen beschäftigt sind. Im Betriebsgebäude befinden sich vier stationäre Dieselmotoren, die die Stromversorgung der gesamten Erdfunkstelle bei einem Stromausfall, getrennt in Notstrom und unterbrechungsfreien Strom aufrechterhalten kann. Drei der vier Dieselaggregate mit angeschlossenem Stromgenerator wurden unter Intelsat errichtet. Der Generator aus der Entstehungszeit der Erdfunkstelle liefert etwas weniger Leistung. Um kurze Spannungsschwankungen der Energieversorgung über das öffentliche Netz, etwa bei Umschaltungen oder Gewitter, zu überbrücken, dreht sich ein 2.900 Kilogramm schweres Schwungrad mit 3.300 Umdrehungen in der Minute, damit die gesamte Anlage nicht kollabiert. Mit diesem Schwungrad wird elektrischer Strom erzeugt, der den empfindlichen elektronischen Anlagenteilen der Erdfunkstelle zur Verfügung steht.

Die Überwachungs- und Steuerungsanlage von Intelsat-Satelliten ist in einem absoluten Hochsicherheitstrakt untergebracht.

 
Antennenfeld zwei und vier

Antennenfelder

Die Erdfunkstelle enthält vier Antennenfelder, die ein Quadrat bilden und zueinander einen Abstand von ca. 500 Metern haben. Innerhalb der vier Antennenfelder befindet sich das Betriebsgebäude, das mit dem Antennenfeld eins verbunden ist.

Antennenfeld 1
 
Antennefeld zwei (ein 32 Meter und vier 16,4 Meter Spiegel)
Hier befindet sich die erste Antenne der Erdfunkstelle aus dem Jahr 1984 mit einem Durchmesser von 32 Metern. Auf dem Areal befinden sich sieben weitere Antennen mit Durchmessern von 9,3 Meter bis 13 Meter. Außerdem stehen noch ca. 10 weitere Antennen mit Durchmessern bis 4,6 Meter dort.
Antennenfeld 2
Dort befinden sich eine 32-Meter-Antenne aus dem Jahr 1985 und vier weitere Antennen mit jeweils 16,4 Meter Durchmesser sowie mehrere kleinere Antennen.
Antennenfeld 3
Dieses Antennenfeld enthält eine Antenne aus dem Jahr 1991 mit 25 Metern Durchmesser. Eine weitere Antenne mit 16,4 Metern Durchmesser ist geplant.
Antennenfeld 4
 
Antennenfeld vier
Hier stand eine Antenne mit 18 Metern Durchmesser aus dem Jahr 1994. Diese wurde nach der Stilllegung wieder abgebaut. Momentan stehen dort zwei Antennen mit 16,4 Metern, zwei weitere mit 13 Metern und eine mit 9,3 Metern Durchmesser.
Sendemast
Der Sendemast befindet sich zwei Kilometer nordöstlich der Erdfunkstelle auf dem Längberg (310 Meter über NN). Beim Sendemast handelt es sich um einen modifizierten FMT (Fernmeldetyp) 16 mit vier Plattformen, aber ohne Betriebsgeschoss. Die untere Plattform hat einen geringeren Durchmesser als die drei anderen und befindet sich in 79 Meter Höhe. Die zweite Plattform ist in 85 Meter, die dritte in 92,5 Meter und die vierte in 100 Meter Höhe. Der Turmschaft endet bei einer Höhe von 111 Metern. Mit dem aufgesetzten Mast auf dem Turmschaft hat der Sendemast eine Gesamthöhe von 137,5 Metern.

Intelsat

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