Epithel

biologisch-medizinische Sammelbezeichnung für Deckgewebe und Drüsengewebe
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. April 2007 um 19:23 Uhr durch 88.64.144.175 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Das Epithel [epiˈteːl] (von griech. έπί, epí, „auf, über“; θηλή, thelé, „Mutterbrust, Brustwarze“) ist eine biologisch - medizinische Sammelbezeichnung für Deckgewebe und Drüsengewebe. Das Epithel ist neben Muskel-, Nerven- und Bindegewebe eine der vier Grundgewebearten.

Die verschiedenen Epithelarten

Es handelt sich um ein- oder mehrlagige Zellschichten, die alle inneren und äußeren Körperoberflächen der vielzelligen tierischen Organismen bedecken ( Ausnahme: Gelenkkapseln und Schleimbeutel des Bewegungsapparates ). Die Zellen liegen dicht beieinander und sind reich an Zellkontakten. Demzufolge besitzt das Gewebe nur kleine Interzellularräume mit entsprechend wenig Interzellularsubstanz. Epithelien sind durch die Basalmembran klar vom Bindegewebe getrennt und enthalten keine Blutgefäße. Eine weitere allen Epithelzellen gemeinsame Eigenschaft ist ihre Polarität: Auf Grund des vorliegenden Haftkomplexes (Schlussleistenkomplex,Zonula occludens haben sie eine äußere, apikale Seite, die dem Äußeren (z. B. bei der Haut) oder dem Lumen (z. B. beim Darm oder Drüsen) zugewandt ist, und eine basale Seite, die über eine Basallamina mit dem darunterliegenden Gewebe verbunden ist. Die Polarität von Epithelzellen ist durch strukturelle und funktionelle Unterschiede von apikaler und basaler Membran der Epithelzellen geprägt. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer apikalen und basolateralen Domäne.

Epithelien sind auf vielfältige Weise und je nach Organ spezifisch differenziert. Zunächst kann man Oberflächenepithelien und Drüsenepithelien unterscheiden. Erstere haben vor allem Schutzfunktion (z. B. die Haut), können Stoffe aufnehmen ( Resorption, z. B. Darmschleimhaut) und bilden eine Barriere, die das jeweilige Organ von der Umgebung abgrenzt (vor allem durch spezielle Zellkontakte, den Tight junctions). Drüsenepithelien bestimmen die Funktion aller Drüsen (Sekretion, Exkretion) und produzieren Sekrete aller Art (unter anderem Speicheldrüse, Schweißdrüse, oder auch in der Darmschleimhaut).

Mit Hilfe der Emperipolesis durchdringen andere Zellen die Epithelien.

Einteilung der Epithelien

Für die Unterscheidung der zahlreichen Epitheltypen hat es sich bewährt, zwei Merkmale hervorzuheben: 1. die Zahl der Zellschichten im Epithel, 2. die Form der Zellen in der oberflächlichen Zellschicht. Demnach unterscheidet man:

Einschichtige Epithelien

Einfache Epithelien

Mehrreihige Epithelien

Auch das mehrreihige Epithel ist noch einschichtig, alle Zellen sind wie beim einschichtigen Epithel auf der Basallamina verankert, aber nicht alle erreichen das Lumen. Hochprismatische Zellen erfüllen die eigentliche Funktion, während kleine Basalzellen als Reserve für untergegangene Zellen bereitstehen. Die Zellkerne liegen so in unterschiedlicher Höhe und bilden dadurch scheinbare Schichten (Reihen).

Mehrschichtige Epithelien

Im mehrschichtigen Epithel liegen viele (mehr als zehn) Zellschichten übereinander. Es lässt sich grundsätzlich eine Dreiteilung vornehmen: In der basalen Schicht, die an der Basallamina verankert ist, finden Zellteilungen statt. Die Zellen steigen auf und differenzieren in einer Mittel- oder Intermediärschicht auf spezifische Weise. Schließlich erreichen sie die Oberflächen- oder Superfizialschicht.

  • mehrschichtiges Plattenepithel: Dieses Epithel ist von großer Bedeutung und findet sich überall dort, wo die mechanische Belastung groß ist. Zytoskelett und Zellkontakte sind auf diese Belastung abgestimmt. In Regionen, die ständig befeuchtet sind, bleibt das mehrschichtige Plattenepithel unverhornt, wo es der Luft ausgesetzt ist, verhornt es.
  • mehrschichtiges hochprismatisches Epithel: Diese weniger häufige Epithelform ist vom wesentlich bedeutenderen mehrreihigen hochprismatischen Epithel zu unterscheiden. Sie kommt nur an drei Stellen des menschlichen Körpers vor:
    • in der männlichen Urethra in ihrem Verlauf von der Prostata bis kurz vor der äußeren Mündung
    • in Hauptausführungsgängen der großen Speicheldrüsen (zweischichtig)
    • im Fornix conjunctivae, einer Reservefalte der Konjunktiva
  • zweischichtiges isoprismatisches Epithel: Diese Epithelform findet sich in den Ausführungsgängen der Schweißdrüsen. Auch der Ziliarkörper ist von einem solchen Epithel bedeckt, das allerdings Teil der Retina ist.

Übergangsepithel („Urothel“)

Als Übergangsepithel („Urothel“) wird ein spezielles, je nach Blasenfüllung (respektive Dehnung des Urothels) mehrreihig bis mehrschichtiges Epithel der Harnwege (Nierenbecken, Harnleiter, Harnblase) bezeichnet. Hierbei sind besonders die Deck-/ Schirm-/ umbrella cells von großer Bedeutung. Sie bilden die sog. Crusta, welche die Aufgabe des Harnsäureschutzes haben. Im Gegensatz zum Plattenepithel zeigt sich die obere Zellschicht eher kubisch.

Funktionen der Epithelien

Schutzfunktion

Das Epithel erfüllt im Grunde zwei verschiedene Schutzfunktionen: Zum einen der rein mechanische Schutz vor allem durch die mehrschichtigen Epithelien. So muss die Epidermis der Haut ausreichende Reißfestigkeit besitzen und darf sich nicht vom darunterliegenden Bindegewebe ablösen. Zum anderen muss das Epithel die inneren Körperöffnungen abdichten: Magen- und Darminhalt müssen kontrolliert verwertet werden (hochprismatisches Epithel), der Urin muss in Blase und Harnleiter bleiben (Übergangsepithel), die Blut-Hirn-Schranke muss gewahrt bleiben (Kapillarendothel). Natürlich müssen auch hier mechanische Belastungen ausgehalten werden, entscheidend für die Abdichtung sind aber die Tight junctions, die in solchen Zellen vermehrt auftreten.

Resorption

Unter Resorption versteht man den Transport von genau bestimmten Stoffen von apikal nach basal. Das klassische Beispiel ist die Resorption von Nährstoffen in der Darmschleimhaut. Die apikalen Oberflächen sind häufig differenziert, vergrößern zum Beispiel ihre Oberfläche durch zahlreiche Mikrovilli. Die genauen Mechanismen (Transport, Phagozytose, Pinozytose, Lysosomen) sind Gegenstand anderer Artikel.

Sekretion

Sämtliche Sekretionsvorgänge des Körpers geschehen von den Drüsenepithelien aus. Dementsprechend gibt es hier eine große Vielfalt, von der einzelnen Becherzelle der Darmschleimhaut über die Schweißdrüsen der Haut bis hin zu ganzen Organen wie den Speicheldrüsen oder der Bauchspeicheldrüse. Drüsen sind Organe aus spezialisierten Epithelzellen; sie dienen der Sekretion. Man unterscheidet:

Auch den Sekretionsweg kann man unterscheiden, also

  • holokrin (Zelle zerfällt für die Sekretbildung, z. B. Talgdrüsen der Haut),
  • apokrin (Vesikelabschnürung, z. B. laktierende Brustdrüse) und
  • merokrin (durch Exocytose),

wobei die letzten nach der Zusammensetzung des Sekrets unterteilt werden in

  • serös (dünnflüssig, eiweißhaltig, manchmal verdauungsenzymhaltig, enges Drüsenlumen, z. B. Parotis, Pankreas),
  • mukös (zähflüssig, schleimig; dient der Bildung von Transportschleim, weites Lumen, z. B. Brunner-Zellen im Duodenum) und
  • gemischt (Sekret ist sowohl serös als auch mukös; dieser Fall ist der häufigste, z. B. Unterkieferspeicheldrüse).

Außerdem unterscheidet man intraepitheliale und extraepitheliale Drüsen: Intraepitheliale Drüsen sind ins Deckepithel eingebettete Einzelzellen (z.B. die schleimbildende Becherzelle des Darmes). Extraepitheliale Drüsen sind vielzellige Organe, die daher im Epithel selbst keinen Platz mehr haben und in die tieferen Gewebsschichten verlagert wurden Sie bestehen aus Drüsenendstücken, die das Sekret bilden (man unterscheide tubulöse (schlauchförmige), alveoläre (blasenförmige) und azinöse (blasenförmig; jedoch dickere „Wand“ und kleineres Lumen) und Mischformen), Schaltstellen, die das Sekret aus den Endstücken aufnehmen und es in die Streifenstücke/Sekretrohre (aus Zylinderepithel) leiten; viele Sekretrohre sammeln sich zu den Nebenausführungsgängen, die in den Hauptausführungsgang münden, der schließlich das Sekret auf eine Epitheloberfläche, z.B. die Darmschleimhaut, abgibt.

Sinnesfunktion

Ein Großteil unserer Sinneszellen ist in epitheliale Zellverbände eingebettet: das Neuroepithel. Diese Konstruktion bietet sich an, da Epithelien als oberflächliche Zelllagen naturgemäß eine vermittelnde Position zwischen Innen und Außen einnehmen. Beispiele:

Siehe auch

Epithelisierung