Elizabeth Bowes-Lyon

Ehefrau von König Georg VI., Mutter von Königin Elisabeth II. (1900–2002)
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Lady Elizabeth Angela Marguerite Bowes-Lyon (* 4. August 1900 in London; † 30. März 2002 in Windsor), liebevoll Queen Mum genannt, war die Mutter der englischen Königin Elizabeth II.

Sie wurde auf der Fahrt zum Krankenhaus in einer Pferdekutsche geboren.

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König Georg VI., Eleanor Roosevelt und Queen Elizabeth, London 1942

Kindheit und Jugend

Lady Elizabeth war das neunte Kind von zehn Kindern des 14. Earl of Strathmore and Kinghorne, Claude George Bowes-Lyon (1855-1944) und seiner Ehefrau Cecilia Nina Cavendish-Bentinck (1862-1938). Die kleine Elizabeth verbrachte zusammen mit ihrem 1902 geborenen Bruder David Bowes-Lyon im Kreise ihrer Familie eine glückliche Kindheit auf Glamis Castle, dem schottischen Stammsitz der Familie Bowes-Lyon und galt als ausgesprochen frech und charmant zugleich, ein Wesenszug, der ihr später dienen sollte. Eine Gouvernante lehrte Elizabeth Französisch und Deutsch, zwei Sprachen, die sie schon mit zehn Jahren fließend sprechen konnte.

An Elizabeths 14. Geburtstag brach in Großbritannien der Erste Weltkrieg aus und daraufhin wurde Glamis Castle zu einem Lazarett für verwundete britische Soldaten umfunktioniert. Lady Elizabeth Bowes-Lyon betätigte sich dabei als Hilfskrankenschwester. Doch auch sie und ihre Familie mussten im Ersten Weltkrieg zwei schwere Schicksalsschläge hinnehmen: ihr Bruder Fergus Bowes-Lyon fiel 1915, ein anderer Bruder, Michael Bowes-Lyon, wurde gefangengenommen. Schwer verwundet kehrte Michael Bowes-Lyon später zur Familie zurück.

Ehefrau des Herzogs von York

Doch Anfang der 1920er Jahre, Lady Elizabeth war inzwischen zu einer Schönheit herangewachsen, verliebte sich der zweitälteste Sohn des damaligen britischen Königspaares, Albert, in die junge Aristokratin und machte ihr drei Male einen Heiratsantrag. Elizabeth lehnte die ersten beiden Anträge zunächst ab, beim dritten Mal sagte sie mit den Worten "All right, Bertie" zu.

Im Januar 1923 verlobten sich Albert und Elizabeth, am 26. April 1923 heiratete Prinz Albert seine schöne Verlobte Lady Elizabeth Bowes-Lyon in der Westminster-Abtei. Elizabeth legte ihren Brautstrauß nach der Trauung am Grab des Unbekannten Soldaten in der Mitte der Westminster-Abtei ab.

Am 21. April 1926 wurde des erste Kind des nunmehrigen Herzogenpaares von York, Elizabeth Alexandra Mary of Teck (die spätere Queen Elizabeth II.) in London geboren, am 21. August 1930 wurde das zweite Kind des Herzogs und der Herzogin von York, Margaret Rose, auf dem Stammsitz Glamis Castle geboren. Das Familienglück war perfekt. Der stolze Vater Albert bezeichnete sich selbst, seine Frau und die beiden Töchter als "We four" (Wir vier).

Queen Elizabeth

Im Januar 1936 starb König George V., sein ältester Sohn David musste als Edward VIII. (1894-1972) den Thron besteigen. Durch eine Indiskretion sickerte durch, dass Edward VIII. eine Affäre mit der zweimal geschiedenen Amerikanerin Wallis Simpson (1896-1986) hatte - der Skandal war perfekt. Nach nur zehn Monaten Amtszeit war Edward nun gezwungen, abzudanken und mit der Liebe seines Lebens nach Paris ins Exil zu gehen. Albert wurde nun die ganze Bürde des Thrones aufgetragen.

Am 12. Mai 1937 wurde Albert anstelle seines älteren Bruders David zu König George VI. und seine Gattin zu Queen Elizabeth gekrönt. König George VI. war ein sehr scheuer, eher introvertierter Monarch, der zudem hochgradig nervös war und unter einem Sprachfehler litt.

Er konnte aber dank seiner resoluten Gattin die Monarchie aus ihrer schwersten Krise ("Abdication Crisis", zu deutsch: Abdankungskrise) führen.

1940, nachdem Großbritannien in den Zweiten Weltkrieg eingetreten war, riet man der britischen Königsfamilie dazu, doch ins sichere Exil nach Kanada zu gehen, was die damalige Queen Elizabeth mit den Worten "The princesses cannot go without me, I cannot go without the King and the King will never go!" (Die Prinzessinnen können nicht ohne mich gehen, ich kann nicht ohne den König gehen und der König geht niemals) ablehnte.

Von nun an blieben König George VI. und Queen Elizabeth in London und sprachen der notleidenden Bevölkerung Mut zu. Stets ließ sich das Königspaar die neuesten Informationen über Bombardements geben und es machte sich dann auf den Weg, um die Zerstörungen, die die deutsche Luftwaffe angerichtet hatte, zu inspizieren, was der Königin bald den ehrenvollen Titel "Trümmerkönigin" eingebracht hatte. Am 11. September 1940 wurde der Buckingham Palace neunmal bombardiert. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt oder gar getötet.

Die spätere Queen Mum sprach am darauffolgenden Tag zu einem Soldaten die legendären Worte: "I'm almost glad we have been bombed. Now it makes me the feeling as I can look the East End in the face." (Ich bin fast froh, dass wir bombardiert worden sind. Nun habe ich das Gefühl, dem East End ins Gesicht sehen zu können). Das East End war das Londoner Armenviertel, in dem die Ärmsten der Armen lebten. Es wurde am schwersten von den Bombardements der Luftwaffe getroffen.

Der deutsche Diktator Adolf Hitler (1889-1945) nannte Elizabeth in seinem Wahn einmal die "gefährlichste Frau Europas" - eine Bezeichnung, die auf das resolute, energische Wesen der damaligen Königin und der damit verbundenen Art und Weise, wie sie im Krieg die Bevölkerung moralisch unterstützte, zutraf.

Am 8. Mai 1945, dem Tag des Kriegsendes (in England "Victory in Europe-Day", kurz "VE-Day" genannt), ließ sich das Königspaar mit seinen beiden Töchtern und dem damaligen Premierminister Sir Winston Churchill (1874-1965) auf dem Balkon das Buckingham-Palastes vom Volk frenetisch feiern.

1947 heiratete Prinzessin Elizabeth Philip Mountbatten und 1948 gebar die heutige Queen ihr erstes Kind, Prinz Charles, der zum Lieblingsenkel Queen Elizabeths wurde. 1950 folgte dann Prinzessin Anne.

Queen Mother - Königinmutter Elizabeth

Das bisher unbeschwerte Glück wurde schon bald durch den viel zu frühen Tod König George VI.s am 6. Februar 1952 überschattet. Der Monarch war in der Nacht im Alter von nur 56 Jahren einem Krebsleiden erlegen, ein Diener fand ihn am Morgen tot in seinem Bett vor.

Seine älteste Tochter, die zum Zeitpunkt des Todes ihres Vaters mit ihrem Gatten gerade in Kenia weilte, kehrte zurück und bestieg als Queen Elizabeth II. den britischen Thron. Hunderte von Trauernden standen Spalier, als am 15. Februar der Sarg des verstorbenen Königs zur letzten Ruhe geleitet wurde.

Die nunmehrige Königswitwe Elizabeth zog sich daraufhin für fast ein Jahr aus der Öffentlichkeit zurück und ließ vorher noch mitteilen, dass sie zukünftig "Her Majesty Queen Elizabeth The Queen Mother" (Ihre Majestät Königin Elizabeth, die Königinmutter) genannt zu werden wünsche.

1954 besuchte die Queen Mother die USA und Kanada, um Geld für eine Stiftung ihres verstorbenen Ehemanns einzusammeln. Vor der Fahrt sagte Elizabeth: "Wer will denn schon von einer königlichen Witwe etwas wissen?". Doch sie irrte sich und das zu ihren Gunsten: Jeder wollte sie sehen. Viele jubelten Elizabeth zu. Ein Kanadier nannte sie einmal die "Queen Mum" - und von da an hatte die Königinmutter ihren weltweit geliebten und populären Spitznamen weg.

1955 gab ihre Tochter Margaret bekannt, dass sie für die Krone auf ihre Liebe zu dem geschiedenen Offizier Peter Townsend verzichtet hat und heiratete fünf Jahre später den bürgerlichen Anthony Armstrong-Jones, der von der Queen als Lord Snowdon in den Adelsstand erhoben wurde.

Leider aber musste Queen Mum miterleben, wie die Ehe ihrer jüngsten Tochter in die Brüche ging. 1978 ließ sich Margaret scheiden. 1981 heiratete Queen Mums Lieblingsenkel Prinz Charles Lady Diana Frances Spencer, mit ihr bekam er zwei Söhne: William und Harry.

Die Ehe wurde 1996 geschieden, am 31. August 1997 kam die Prinzessin von Wales bei einem Autounfall in Paris ums Leben. Auch die 1986 geschlossene Ehe von Prinz Andrew und Sarah Ferguson verlief nicht glücklich und wurde zum Leidwesen der Königinmutter ebenfalls 1996 wieder geschieden.

1995 und 1997 erhielt die Queen Mum als älteste Patientin der Welt überhaupt zwei künstliche Hüftgelenke, nachdem sie über Schmerzen in der Hüfte geklagt hatte.

Bis ins hohe Alter unternahm Queen Mum noch zahlreiche öffentliche Auftritte, die mit fortschreitend biblischem Alter zwar immer seltener geworden sind (sie zog sich teilweise aus der Öffentlichkeit zurück), aber in der Tat für eine Frau ihres hohen Alters immer noch erstaunlich zahlreich waren: Mit 90 Jahren absolvierte die Königinmutter insgesamt 160 öffentliche Auftritte im Jahr und selbst in ihrem letzten Lebensjahr, dem 102. Jahr, hatte sie 51 (!) öffentliche Auftritte wahrgenommen. Ihre Tochter, Prinzessin Margaret, war in den letzten Jahren aus gesundheitlichen Gründen dagegen öffentlich kaum noch aufgetreten.

Am 4. August 2000 feierte Queen Mum mit Pomp und Glanz als erstes Mitglied eines Königshauses überhaupt ihren 100. Geburtstag, der u.a. mit einer großen Parade durch die Innenstadt von London zelebriert wurde.

Noch als 100-Jährige überstand Queen Mum ohne Probleme einen Schlüsselbeinbruch und kurz vor ihrem 101. Geburtstag am 4. August 2001 wurde die Königinmutter wegen Anämie in ein Londoner Krankenhaus eingeliefert und erhielt eine Bluttransfusion. Drei Tage später feierte die hochbetagte Dame munter und wieder erholt mit zahlreichen Fans ihren Geburtstag.

Kurz vor Weihnachten erkrankte die Königinmutter jedoch an einer schweren Infektion der Bronchien. Die folgenden Wochen musste Queen Mum deshalb, hochbetagt und bettlägerig, auf Schloss Sandringham verbringen, ohne jemals wieder in der Öffentlichkeit aufgetreten zu sein.

Dann starb auch noch ihre jüngste Tochter Margaret am 9. Februar 2002 nach jahrelanger Krankheit in London. Queen Mum nahm noch einmal alle ihre Kraft auf, um mit dem Hubschrauber zur Beerdigung ihrer Tochter zu fliegen - auf den Tag genau 50 Jahre nach der Beerdigung ihres Gatten. Sie konnte der Trauerfeier - erstmals abgeschirmt von der Öffentlichkeit - nur im Rollstuhl sitzend, beiwohnen. Dies war ein schwerer Schlag, von dem sich die alte Dame, immer noch von Krankheit geschwächt, nicht mehr erholte.

Am Ostersonnabend, dem 30. März 2002, um 15.15 Uhr Ortszeit, schlief Queen Mum, wenige Monate vor ihrem 102. Geburtstag, im Beisein ihrer Tochter Queen Elisabeth II. auf Schloss Windsor friedlich ein.

Ihre Majestät Königin Elizabeth, die Königinmutter, besser bekannt als Queen Mum, wurde am 9. April 2002 nach einer pompösen Trauerfeier im Stil des untergegangenen britischen Empires (sie war unter anderem die letzte noch lebende Kaiserin von Indien und Königin von Irland gewesen), die in der Westminster Abbey stattfand, an der Seite ihres 50 Jahre zuvor verstorbenen Ehemannes in der St. Georgs-Kapelle auf Schloss Windsor beigesetzt.

Queen Elisabeth II. legte den Blumenstrauß, der auf dem Sarg der Königinmutter lag, nach der Trauerfeier auf dem Grab des Unbekannten Soldaten in der Mitte der Westminster Abbey nieder, um damit ihrer Mutter zu gedenken, die fast 80 Jahre zuvor als junge Braut ihren Brautstrauß ebenfalls an diesem Grab hingelegt hatte.

Postume Ehrung

2004 entschied sich die Royal Navy, ihren neuen Flugzeugträger zu Ehren der verstorbenen Queen Mum Queen Elizabeth zu nennen.

Queen Mum war während ihres gesamten langen Lebens sehr stark im Bereich des Militärs und insbesondere der Veteranenverbände engagiert. Sie war unter anderem 1985 Taufpatin des Flugzeugträgers HMS Ark Royal , dem sie noch im Jahr 2001 einen Besuch abstattete.