Hartmann von Aue

mittelhochdeutscher Epiker
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Hartmann von Aue (* um 1170; † vor 1220) war ein bedeutender mittelhochdeutscher Dichter.

Leben

Hartmann von Aue (Owe) wurde um 1170 aus einem edlen Geschlecht in Schwaben geboren, war Dienstmann der Herren von Aue und nahm teil am Kreuzzug von 1197 (oder schon 1189?). Über sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Gottfried von Straßburg erwähnt ihn in dem um 1210 gedichteten Tristan noch als Lebenden; Heinrich von dem Türlin beklagt ihn in der Krone (um 1220 gedichtet) als einen Toten.

Unter Hartmanns erzählenden Dichtungen ist "Erec" am frühsten (bald nach 1190) gedichtet. Dem Roman kommt eine zentrale Stellung im höfischen Roman zu, da er der erste deutsche Artusroman ist. Dann kommt dem Alter nach "Gregorius vom Steine", eine nach französischem Vorbild bearbeitete Legende, von der man 1875 auf Schloss Spiez am Thuner See eine neue vollständige Handschrift entdeckt hat; darauf die liebliche, nach einer schwäbischen Volkssage gedichtete Erzählung "Der arme Heinrich", sein in der Neuzeit populärstes Werk, und "Iwein mit dem Löwen". Letztere Dichtung, welche wie "Erec" den Gegensatz zwischen Heldentum und Liebe, zwischen der Hingebung an die Ritterpflichten und der Freude am tatenlosen häuslichen Glück schildert, ist noch vor 1205 verfasst, da Wolfram von Eschenbach im fünften Buch seines "Parzival" auf ihn anspielt. Ob "Der arme Heinrich" jünger oder älter als "Iwein", lässt sich nicht sicher entscheiden.

"Erec" und "Iwein" gehören dem Sagenkreis vom König Artus an, und beiden liegen französische Gedichte von Chrétien de Troyes zu Grunde. Als Erzähler zeichnet sich H. durch freie, natürliche Bewegung der Rede sowie Gewandtheit und Anmut des Vortrags aus. Seine frischen und lebendigen "Lieder" finden sich in "Des Minnesangs Frühling" von Lachmann und Haupt, dazu kommen noch zwei "Büchlein", poetische Liebesbriefe, die in liebenswürdiger Naivität einen Wortkampf zwischen Leib und Herz darstellen.

Werke

Werke/Ausgaben

  • Erec, Hrsg. von Albert Leitzmann, 6. Aufl. besorgt von Christoph Cormeau und Kurt Gärtner, Tübingen 1985 (=Altdeutsche Textbibliothek 39) ISBN 3-484-20139-8 oder ISBN 3-484-21139-3
  • Erec, Mittelhochdeutscher Text und Übersetzung, Hg. v. Thomas Cramer, Frankfurt am Main 1999 ISBN 3-596-26017-5
  • Gregorius
  • Der arme Heinrich, Hg. von Hermann Paul, neu bearbeitet von Kurt Gärtner, (=Altdeutsche Textbibliothek 3), 17., durchgesehene Auflage Tübingen 2001 ISBN 3-484-20061-8 oder ISBN 3-484-21103-2
  • Iwein, unverändert nach der 6. Ausg., unveränd. Nachdruck der 5., von Ludwig Wolff durchgesehene Ausgabe, mit Anmerkungen von Georg Friedrich Benecke und Karl Lachmann, Berlin 1959
  • "Lieder" in: Des Minnesangs Frühling, unter Benutzung der Ausgabe von Karl Lachmann bearbeitet von Hugo Moser und Helmut Tervooren, 38., erneut revidierte Auflage, Stuttgart 1988 ISBN 3-7776-0448-8

Literatur

Alte Forschungsliteratur

  • Paulus Cassel: Die Symbolik des Blutes und der arme Heinrich von Hartmann von Aue, Berlin 1882
  • Friedrich Lippold: Über die Quelle des Gregorius Hartmanns von Aue, Leipzig 1869
  • Ludwig Karl Schmid: Des Minnesängers Hartmann von Aue Stand, Heimat und Geschlecht; eine kritisch-historische Untersuchung, Tübingen 1874
  • Hermann Schreyer: Untersuchungen über das Leben und die Dichtungen Hartmanns von Aue, in: Schulschriften. Pforta. Königliche Landesschule 1870-1878, Schulpforta 1874
  • Franz Settegast: Hartmanns Iwein, verglichen mit seiner altfranzösischen Quelle, Marburg 1873
  • Hartmann von Aue, in: Meyers Konversationslexikon, 4.Aufl. 1888-90, Bd.8, S.189.

Moderne Forschungsliteratur

  • Christoph Cormeau und Wilhelm Störmer: Hartmann von Aue. Epoche - Werk - Wirkung, 2., überarbeitete Aufl., 1998 ISBN 3-406-30309-9
Vorlage:Meyers ist obsolet; heißt jetzt Vorlage:Hinweis Meyers 1888–1890