Das im Nordkaukasus gelegene Karatschai-Tscherkessien (russ. Карачаево-Черкесия/ Karatschajewo-Tscherkessija) ist seit 1991 eine Republik im südlichen Teil des europäischen Russland.
Karatschai-Tscherkessien | |
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Staat: | Russland |
Föderationskreis: | Südrussland |
Fläche: | 14.277 km² |
Einwohner: | 431.488 (1. Januar 2006) |
Hauptstadt: | Tscherkessk |
Bevölkerungsdichte: | 30 Einwohner je km² |
Kfz-Kennzeichen: | 09
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Geographie
Karatschai-Tscherkessien liegt am Nordabhang des Kaukasus. Den Süden nimmt ein bis zu 5000m hohes Gebirgsland ein, im Norden wird das Land flacher. Die Republik grenzt im Süden an die umstrittene georgische Region Abchasien.
Bevölkerung
Die Bevölkerung der Republik zählte bei der Volkszählung 2002 439.470 Einwohner. Die beiden namensgebenden Völker, die 169.198(= 38,50%) Karatschaier und die 85.351(= 19,28%) Tscherkessen stellen zusammen nur knapp die Hälfte der Bewohner. Die größte Minderheit bilden die 111.018(= 25,65%) Russen; bedeutende Minderheiten sind auch die 32.346(= 7,36%) Abasinen und die 14.873(= 3,38%) Nogaier. Während die Karatschaische Sprache und die Nogaische Sprache zu den Turksprachen gehören, sind die tscherkessischen Sprachen (Adygeisch und Kabardinisch) und das Abasinische Kaukasussprachen. Amtssprachen sind Karatschaisch, Kabardinisch, Abasinisch und Russisch. Die Mehrheit der Bevölkerung ist islamischen Glaubens, eine Minderheit gehört zur russisch-orthodoxen Kirche.
Verwaltungsgliederung
(Einwohner am 1. Januar 2006)
Stadtkreis | Einwohner | Stadtbevölkerung | Dorfbevölkerung | |
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Tscherkessk | 116.947 | 116.947 | --- | |
Karatschajewsk | 35.223 | 31.664 | 3.559 | |
Rajon | Einwohner | Stadtbevölkerung | Dorfbevölkerung | Verwaltungssitz |
Adyge-Chabl | 26.893 | --- | 26.893 | Adyge-Chabl |
Chabes | 32.223 | --- | 32.223 | Chabes |
Karatschajewsk | 25.068 | 4.772 | 20.296 | Karatschajewsk |
Malokaratschajewsk | 39.680 | --- | 39.680 | Utschkeken |
Prikubansk | 34.733 | 1.091 | 33.642 | Kawkasski |
Selentschukskaja | 51.258 | --- | 51.258 | Selentschukskaja |
Urupskaja | 18.069 | 4.215 | 13.854 | Pregradnaja |
Ust-Dscheguta | 51.394 | 31.771 | 19.623 | Ust-Dscheguta |
Städte
Die Hauptstadt Tscherkessk ist die einzige Großstadt. Weitere bedeutende Siedlungen sind Ust-Dscheguta, Karatschajewsk und Selentschukskaja.
Städte und städtische Siedlungen
Stadt*/Städt. Siedlung | Russischer Name | Einwohner 1. Januar 2006 |
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Tscherkessk* | Черкесск | 116.947 |
Ust-Dscheguta* | Усть-Джегута | 31.771 |
Karatschajewsk* | Карачаевск | 20.458 |
Teberda* | Теберда | 7.554 |
Mednogorski | Медногорский | 4.215 |
Ordschonikidsewski | Орджоникидзевский | 3.041 |
Prawokubanski | Правокубанский | 2.662 |
Nowy Karatschai | Новый Карачай | 2.110 |
Udarny | Ударный | 1.091 |
Dombai | Домбай | 385 |
Elbrusski | Эльбрусский | 226 |
Geschichte
Am 12.Januar 1922 wurde das Autonome Gebiet der Karatschai-Tscherkessien innerhalb des Südöstlichen Krajs formiert; am 26.April 1926 wurde das Gebiet in Karatschaisches Autonomen Gebiet, in Tscherkessischen Nationalbezirk und zwei Rayons aufgeteilt. Durch einen Erlass des Presidiums des Obersten Sowjets der UdSSR wurde das Karatschaische Autonome Gebiet am 12.Oktober 1943 likvidiert und die Karatscheier deportiert. Südlicher Teil des Karatschai-Gebietes wurde Grusien zugefügt, der größere Teil mit dem Kraj des Stavropol vereinigt.
Während und nach der Deportation kamen viele Karachaier (nach einigen Schätzungen 50%) ums leben. [1]
Von 1943 bis 1957 waren die Karatschaier wegen angeblicher Kollaboration mit den Deutschen nach Sibirien deportiert gewesen, zu dieser Zeit existierte die Republik nicht. Ihr Teilgebiet wurde vorübergehend der Georgischen SSR zugeschlagen. 1957 wurden den Karatschaiern die Rückkehr gestattet und die Republik mit dem früheren Doppelnamen und den alten Grenzen wiederhergestellt. Ansonsten war Karatschai-Tscherkessien zu Zeiten der Sowjetunion eine Autonome Sowjetrepublik (ASSR), die mit Auflösung der UdSSR zu einer Republik innerhalb Russlands wurde. Staatschef ist Wladimir Semjonow.
Nach den Regionalpräsidentenwahlen in Karatschai-Tscherkessien 1999 drohte die Spaltung dieser autonomen Republik. Die den zahlreicheren und traditionell moskautreuen Karatschaiern unterlegenen Tscherkessen und Abasinen (zu einem großen Teil christlich) wollen ihre eigene autonome Republik zurück (wie sie bis 1957 bestanden hatte).
Wirtschaft
Die Industrie ist in der Hauptstadt Tscherkessk konzentriert, dazu gehören unter anderem die chemische und die Lebensmittelindustrie. Wichtiger Wirtschaftszweig sind auch die vielen Flüsse, aus denen teilweise Mineralwasser gewonnen wird.
Weblinks
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- ↑ Isabelle Kreindler The Soviet Deportated Nationalities: A Summary and an Update, in: Soviet Studies, Vol 38, no 3, July 1986. p. 391