Ammoniumnitrat

chemische Verbindung
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Strukturformel der Ionen
Allgemeines
Name Ammoniumnitrat
Andere Namen Ammonsalpeter, Ammonialsalpeter, brennbarer Salpeter, salpetersaures Ammonium, Ammonnitrat, Ammonium nitricum
Summenformel NH4NO3
CAS-Nummer 6484-52-2
Kurzbeschreibung weißer, pulvriger Feststoff
Eigenschaften
Molmasse 80,04 g·mol-1
Aggregatzustand fest
Dichte 1,72 g·cm-3
Schmelzpunkt 170 °C
Siedepunkt zerfällt bei 210 °C in H2O und N2O
Dampfdruck 1013 hPa (135 °C)
Löslichkeit bei 20°C 1183 g/l, bei 100°C 8710 g/l in Wasser,

löslich in Methanol

Sicherheitshinweise
Brandfördernd
Brand-
fördernd
(O)
R- und S-Sätze R: 8

S: 15​‐​17

MAK Vorlage:Unbekannter Wert
Vorlage:SI-Chemikalien

Ammoniumnitrat ist das Salz, das sich aus Ammoniak und Salpetersäure bildet.

Herstellung

Ammoniumnitrat (NH4NO3) entsteht durch Neutralisation von Ammoniak mit Salpetersäure.

Verwendung

Ammoniumnitrat ist der Hauptbestandteil vieler Düngemittel (Blaukorn, Kalkammonsalpeter) und gewerblicher Sprengstoffe, beispielsweise des Sprengmittels ANFO.

Eigenschaften

Beim Erhitzen (T < 300°C) zerfällt Ammoniumnitrat gemäß der Gleichung


 


in Wasser und Lachgas. Durch starke Initialzündung beziehungsweise Erhitzen über 300°C zerfällt es folgendermaßen:


 


Das Nitrat ( -, Oxidationsstufe V) oxidiert dabei das Ammonium ( +, Oxidationsstufe -III). Im Produkt,  , sind beide Stickstoffatome auf gleicher Oxidationsstufe (0). Eine solche Reaktion, bei der ein Atom ein anderes Atom des selben Elements oxidiert heißt Komproportionierung. Der explosionsartige Übergang vom Feststoff ( ) zu den gasförmigen Produkten  ,   und Wasserdampf erklärt die hohe Sprengkraft.

Durch Reaktion mit konzentrierter Schwefelsäure und anschließender Destillation lässt sich die Salpetersäure zurückgewinnen, welche die Ausgangssubstanz zur Herstellung vieler Explosivstoffe ist:


 


Die Chemikalie gilt als brandfördernd und kann beim Erhitzen explodieren. In der Bundesrepublik Deutschland ist der Umgang mit den durchsichtigen und farblosen Kristallen durch das Sprengstoffgesetz geregelt. In Düngemitteln darf Ammoniumnitrat wegen seiner latenten Gefahr nur in Mischungen verwendet werden.

Bei Zugabe von Ethanol in Ammoniumnitrat in wässriger Lösung fällt es aus.

Katastrophen

Datei:Oppau1921.jpg
Luftbild der Explosion in Ludwigshafen-Oppau, 1921
  • Eine große Katastrophe war die Explosion des Oppauer Ammoniakwerkes am 21. September 1921. Dort wurde routinemäßig vor dem Versand ein festgewordenes Dünger-Gemisch aus Ammoniumnitrat und Ammoniumsulfat mit Dynamit gelockert. Vermutlich aufgrund eines Fehlers beim Mischungsverhältnis kam es bei einer solchen Explosion zu einer Initialzündung, die dann insgesamt 4500 Tonnen des Gemisches zur Explosion brachte und einen der größten Explosionsschäden der Geschichte verursachte: 561 Menschen kamen ums Leben und ein großer Teil der Fabrik und der umliegenden Bebauung waren zerstört.
  • Am 16. April 1947 explodierten im Hafen von Texas City (Texas, USA) die mit Ammoniumnitrat beladenen Frachter Grandcamp (Frankreich) und Highflyer (USA). Es gab 486 Tote, über 100 Vermisste, 3000 Verletzte, Hunderte Obdachlose und 65 Millionen US-Dollar Schaden. [1]
  • Am 28. Juli 1947 explodierte im Hafen von Brest (Frankreich) der mit Ammoniumnitrat beladene Frachter Ocean Liberty (Norwegen): 21 Tote, über 100 Verletzte und 2 Millionen Pfund Schaden.
  • Am 22. April 2004 ereignete sich im nordkoreanischen Ryongchŏn eine verheerende Explosion eines mit Ammoniumnitrat beladenen Zugwaggons. 154 Menschen starben, nach Schätzungen wurden ca. 1200 Menschen verletzt und ca. 8000 Häuser zerstört oder beschädigt. Siehe Zugunglück von Ryongchŏn

Literatur

  • Richard Escales: Ammonsalpetersprengstoffe. Survival Press, 1909, Reprint 2002, ISBN 3831135630
  • Einflussgrößen auf Detonationsfähigkeit von Ammoniumnitrat von K Hahnefeld, u. a. (1983)