Junge Union

politische Jugendorganisation der CDU und CSU
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JU-Logo
Logo der Jungen Union Deutschlands
Basisdaten
Gründungsdatum: 17. - 21. Januar 1947
Gründungsort: Königstein im Taunus
Vorsitzender: Philipp Mißfelder
Stellvertreter: Marcus Klein, Nadine Pallas,
Johannes Pöttering, André Stolz
Schatzmeister: Daniel Walther
Bundesgeschäftsführer: Georg Milde
Mitgliederzahl: 127.443 (Stand:31.05.2004)
Anschrift der
Bundesgeschäftsstelle:
Inselstraße 1 b
10179 Berlin
Offizielle Website: www.junge-union.de
E-Mail-Adresse: ju@junge-union.de

Die Junge Union (JU) ist die gemeinsame Jugend- und Nachwuchsorganisation der beiden deutschen Schwesterparteien CDU und CSU. Sie soll als Vorfeldorganisation ihrer Mutterparteien deren politische Ziele innerhalb der Jugend verbreiten sowie die Interessen der jungen Generation innnerhalb der Parteistrukturen vertreten.

Die JU ist Mitglied der Youth of the European People's Party (YEPP), der Jugendorganisation der christdemokratischen und konservativen Europäischen Volkspartei (EVP).

An einigen Hochschulen ist die JU mit eigenen Hochschulgruppen vertreten. Sie sind eine interne Konkurrenz zum Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS), der die eigentliche Vertretung der Studenten innerhalb der Union ist.

Das offizielle Mitgliedermagazin der JU ist Die Entscheidung. Es erscheint zweimonatlich und ist für die Funktionsträger kostenlos. Einfache Mitglieder zahlen hingegen für ein Jahresabonnement einen Betrag von etwas über 15 Euro.

Innere Struktur

Mitglieder

Die JU ist mit ihren rund 130.000 Mitgliedern die größte parteipolitische Jugendorganisation Europas. Mitglied kann man zwischen dem 14. und dem 35. Lebensjahr werden. Wobei Funktionsträger, auch über die Altersgrenze hinaus, erst mit dem Ende ihrer Amtszeit aus der JU ausscheiden. Eine gleichzeitige Mitgliedschaft in der CDU oder der CSU ist nicht erforderlich. Im Gegenzug dazu sind Mitglieder der Mutterparteien, die jünger als 35 Jahre alt sind, auch nicht automatisch Mitglied der JU.

Gliederungsverbände

Die Junge Union Deutschlands gliedert sich analog zur CDU in 18 Landesverbände, die wiederum in Bezirks-, Kreis- und Orts- beziehungsweise Stadtverbände untergliedert sind. In Niedersachsen existieren 3 Landesverbände (Braunschweig, Hannover und Oldenburg). Sie bilden zwar den gemeinsamen Landesverband Niedersachsen, treten aber jeweils gegenüber dem Bundesverband der Jungen Union eigenständig auf.

Landesverbände
(Mitgliederstand: 31. Mai 2004)

  1. Baden-Württemberg 10.693 Mitglieder
  2. Bayern 33.546 Mitglieder
  3. Berlin 2.818 Mitglieder
  4. Brandenburg 545 Mitglieder
  5. Braunschweig 650 Mitglieder
  6. Bremen 516 Mitglieder
  7. Hamburg 1.915 Mitglieder
  8. Hessen 10.502 Mitglieder
  9. Mecklenburg-Vorpommern 491 Mitglieder
  10. Niedersachsen (Hannover) 6.691 Mitglieder
  11. Nordrhein-Westfalen 33.215 Mitglieder
  12. Oldenburg 2.132 Mitglieder
  13. Rheinland-Pfalz 8.399 Mitglieder
  14. Saarland 6.594 Mitglieder
  15. Sachsen & Niederschlesien 1.080 Mitglieder
  16. Sachsen-Anhalt 653 Mitglieder
  17. Schleswig-Holstein 5.258 Mitglieder
  18. Thüringen 1.745 Mitglieder


Größter Kreisverband ist mit über 2.500 Mitgliedern der JU Kreisverband Borken.

Organe

Die Organe der JU auf Bundesebene sind der Deutschlandtag, der Deutschlandrat, der Bundesvorstand und das Bundesschiedsgericht. Außerdem gibt es thematische Bundesfachausschüsse.

Der Deutschlandtag ist das höchste Gremium der JU. Er ist vergleichbar mit einem Parteitag. Ihm gehören 240 gewählte Delegierte der Landesverbände sowie die Mitglieder des Bundesvorstandes und des Deutschlandrates der JU an. Er tritt mindestens einmal jährlich zusammen. Alle zwei Jahre wählt der Deutschlandtag die Mitglieder des Bundesvorstandes.

Der Deutschlandrat entscheidet zwischen den Deutschlandtagen über grundsätzliche politische Fragen. Er setzt sich aus 42 Delegierten der Landesverbände, dem Bundesvorstand sowie dem Bundesvorsitzenden der Schüler Union zusammen.

Der Bundesvorstand erledigt die tägliche politische Arbeit. Er besteht aus dem Bundesvorsitzenden, dessen vier Stellvertretern, dem Schatzmeister sowie dreizehn Beisitzern. Außerdem wählt der Bundesvorstand einen Bundesgeschäftsführer, der diesem mit beratender Stimme angehört.

Das Bundesschiedsgericht entscheidet bei Streitigkeiten über die Anwendung oder Auslegung der Satzung der JU. Außerdem dient es als Berufungsinstanz gegen Rechtsentscheidungen in einzelnen Landesverbänden, sofern die Landessatzungen dieses vorsehen. Es setzt sich aus einem Vorsitzenden, vier Beisitzern sowie fünf Stellvertretern zusammen. Der Vorsitzende des Schiedsgerichts sowie zwei der Beisitzer müssen die Befähigung zum Richteramt besitzen. JU-Mitglieder, die Delegierte beziehungsweise Mitglied des Deutschlandtages, des Deutschlandrates oder des Bundesvorstandes sind, ist eine Wahl ins Bundesschiedsgericht untersagt.

Die über eigene Strukturen verfügende Schüler Union ist auf Bundesebene eine Arbeitsgemeinschaft der JU.

Bundesvorstand

Der derzeit amtierende Bundesvorstand wurde auf dem Deutschlandtag in Oldenburg am 22. Oktober 2004 gewählt. Der Vorsitzende Philipp Mißfelder wurde nach zweijähriger Amtszeit wiedergewählt. Er konnte etwa 5 % Stimmen gegenüber seiner letzten Wahl hinzugewinnen. An der Führungsspitze des Vorstandes gibt es kaum Veränderungen. Der bisherige Stellvertreter aus Bayern, Thomas Fürst, konnte sich jedoch in seinem eigenen Landesverband nicht durchsetzen und musste auf eine erneute Kandidatur zugunsten von Nadine Pallas verzichten.

Bundesvorsitzender:

  • Philipp Mißfelder (LV Nordrhein-Westfalen) 85,91 %

Stellvertreter:

  • Johannes Pöttering (LV Niedersachsen) 89,55 %
  • Dr. Nadine Pallas (LV Bayern) 77,35 %
  • André Stolz (LV Hessen) 69,69 %
  • Marcus Klein (LV Rheinland-Pfalz) 63,79 %

Schatzmeister:

  • Daniel Walther (LV Brandenburg) 90,32 %

Beisitzer:

  • Tom Zeller (LV Hessen) 87,11 %
  • Carolin Opel (LV Bayern) 76,31 %
  • Astrid Jantz (LV Berlin) 75,26 %
  • Sascha Drescher (LV Nordrhein-Westfalen) 74, 56 %
  • Marcel Grathwohl (LV Nordrhein-Westfalen) 74,22 %
  • Thomas Grädler (LV Bayern) 70,28 %
  • Michael Radomski (LV Nordrhein-Westfalen) 67,25 %
  • Marc Tenbrücken (LV Bayern) 66,90 %
  • Maren Schulz (LV Schleswig-Holstein) 63,07 %
  • Sven Spielvogel (LV Sachsen & Niederschlesien) 52,26 %
  • Marc Bernhard (LV Baden-Württemberg) 40,07 % (Im zweiten Wahlgang mit 89,95 % gewählt)
  • Steffen Wurm (LV Baden-Württemberg) 40,07 % (Im zweiten Wahlgang mit 92,82 % gewählt)
  • Sebastian Warken (LV Saarland) 39,72 % (Im zweiten Wahlgang mit 87,09 % gewählt)

Bundesgeschäftsführer:

  • Georg Milde

Geschichte

Gründung (1945-1951)

Nach dem Zweiten Weltkrieg gründeten junge Mitglieder der dezentral entstandenen christlich-demokratischen Gruppierungen als Vertretung der Jugend die JU. Es waren anfangs vor allem ehemalige Kriegsteilnehmer, die sich in Universitätsstädten zu Arbeitskreisen zusammenfanden. Auf dem ersten Deutschlandtreffen vom 17. bis 21. Januar 1947 in Königstein im Taunus wurde der Bundesverband gegründet. Die JU strebte wie die Mutterparteien an, Christen beider Konfessionen innerhalb einer politischen Organisation zu vereinigen. Obwohl bei ihrem zweiten Deutschlandtreffen in Berlin auch Vertreter aus Ostdeutschland teilnahmen, stellte die JU 1948 in der sowjetischen Besatzungszone ihre Arbeit aufgrund der massiven Verfolgung und Gängelung ihrer Mitglieder ein. Als Folge des einsetzenden Kalten Krieges blieb die JU eine auf Westdeutschland beschränkte Jugendorganisation. Im März 1950 gab sich die JU mit den „Würzburger Beschlüssen“ das erste gemeinsame Programm. In ihm nahm sie unter anderem Bezug auf das Christentum als Grundlage zur Erneuerung des geistigen und kulturellen Lebens und forderte die Wiedervereinigung Deutschlands in seinen historischen Grenzen. Außerdem befürwortete sie die Einführung des Persönlichkeitswahlrechts. In der Europapolitik sprach sich die JU bereits früh für einen Zusammenschluss der europäischen Staaten aus. Sie vertrat diese Forderung unter anderem seit 1948 auf mehreren Treffen der Jugendsektion der Nouvelles Équipes Internationales (NEI). Auf dem Gründungsparteitag der Bundes-CDU 1950 in Goslar erkannte diese die JU in ihrem Statut als selbständige Vertretung der Jugend innerhalb der Partei an. Im darauffolgenden Jahr gab sich die JU ihre erste eigene Satzung.

Die JU als „Staatsjugend“ (1951-1969)

Während der 1950er und 1960er Jahre forderte die JU zwar immer wieder eine Reform des Parteiapparates der CDU und CSU,blieb aber während der Kanzlerschaften Konrad Adenauers und Ludwig Erhards eine größtenteils staatstragende Parteijugend. Größere Konflikte mit den Mutterparteien gab es nicht.

Der Geist von Hamm (1969-1982)

Dieses wandelte sich, nachdem infolge des bundespolitischen Machtwechsels 1969 CDU und CSU in die Opposition verwiesen wurden. Auf dem Deutschlandtag in Hamm 1969 kam es zu einer massiven innerverbandlichen Kritik am bisherigen Kurs. Die 1970er Jahre wurden auf verschiedenen Ebenen zu einem reformorientierten Jahrzehnt für die JU. Sie erneuerte sich programmatisch, was sich im 1973 verabschiedeten, neuen Grundsatzprogramm „Für eine humane Gesellschaft“ niederschlug. Themenschwerpunkte hierin waren unter anderem der demokratische Staat und die offene Gesellschaft, die Bildung als zukunftsorientierte Gesellschaftspolitik sowie die Politik für den Frieden. Nachdem die JU sich bis in die späten 1960er Jahre dagegen ausgesprochen hatte und noch 1965 den Anspruch erhob, auch für die in der DDR unterdrückte Jugend zu sprechen, öffnete sie sich 1972 für Kontakte mit kommunistischen Jugendorganisationen wie der FDJ. 1980 schlug der damalige JU-Bundesvorsitzende Matthias Wissmann sogar die Schaffung eines deutsch-deutschen Jugendwerkes vor, welches dem Jugendaustausch dienen sollte. In der Debatte um die Ostpolitik nahm die JU jedoch Anfang der 1970er Jahre eine schwankende Position ein. So wurde ein 1970 gefasster Beschluss, die Oder-Neiße-Grenze zu Polen anzuerkennen, zwei Jahre später weitestgehend wieder zurückgenommen. Mit der Verabschiedung eines Umweltschutzgrundsatzprogramms 1973 versuchte die JU sich auch in diesem Politikfeld zu profilieren.

Auch strukturell gab es in den 1970er Jahren wichtige Reformen. Die JU orientierte sich weg von einer bloßen Nachwuchs- und hin zu einer echten Jugendorganisation von CDU und CSU. Nachdem beispielsweise zuvor die Mitgliedschaft zwischen dem 16. und 40. Lebensjahr möglich war, beschloss der Deutschlandtag der JU 1971 die Altersunter- und Obergrenze auf 14 beziehungsweise 35 Jahre herabzusetzen. Einzelne Landesverbände hatten dies schon Ende der 1960er Jahre getan. Wenig später wurde am 2. Juni 1972 bundesweit die Schüler Union (SU) gegründet, um Schüler für eine spätere Mitarbeit in der JU zu interessieren. Ablesen lässt sich der starke Wandel, den die JU innerhalb dieses Jahrzehnts erfuhr, auch an den stark steigenden Mitgliederzahlen, die sich bis zum Ende der 1970er Jahre verdoppelten.

Die JU als „Regierungsjugend“ (1982-1998)

Die 1980er Jahre waren zu Anfang geprägt von der Debatte um den NATO-Doppelbeschluss. Diesen befürwortete die JU und führte vielerorts Sachdebatten mit Jugendlichen. Aber auch das Thema Ökologie war weiterhin, auch innerhalb der JU, oben auf der Tagesordnung. So stand auf dem Deutschlandtag 1983 die Vereinbarkeit von Ökologie und Ökonomie im Zentrum der Diskussion. Mit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 wurde innerhalb der JU eine Debatte über Reaktorsicherheit ausgelöst. Im gleichen Jahr hatte der Mauerbau seinen 25. Jahrestag. 1987 fand ein Staatsbesuch Erich Honeckers in der Bundesrepublik statt. Beide Ereignisse nutzte die JU, um die Verletzung der Menschenrechte in der DDR zu verurteilen und den Abriss der Mauer zu fordern.

Am Vorabend des Mauerfalls 1989 gründete sich mit der Christlich-Demokratischen Jugend (CDJ) wieder eine freie christlich-demokratisch orientierte Gruppe junger Menschen in der DDR. Schon vor der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten schloss sich die CDJ auf dem Deutschlandtag 1990 in Leipzig der JU an.


===Mitgliederentwicklung=== (Stand: 31. Dezember des jeweiligen Jahres)

Ehemalige Bundesvorsitzende

Politik

Grundsätze

Die JU definiert sich in ihrem Grundsatzprogramm als liberale, soziale sowie konservative und fortschrittliche Organisation. Dabei beruft sie sich auf das christliche Menschenbild. Die JU bekennt sich zur Demokratie und zur sozial-ökologischen Marktwirtschaft. Sie setzt sich außerdem für die Europäische Einigung sowie für die Mitgliedschaft Deutschlands in der NATO ein.

Politische Forderungen

Siehe auch: Liste von Jugendorganisationen in Deutschland

Literatur

  • Christoph Böhr (Hrsg.): Jugend bewegt Politik. Die Junge Union Deutschlands 1947 bis 1987, Sinus-Verlag, Krefeld 1988 (Schriftenreihe Mitverantwortung, Band 5) ISBN 3-88289-305-2 [Hrsg. in Zusammenarbeit mit der Jungen Union Deutschlands]
  • Claus-Peter Grotz: Die Junge Union. Struktur - Funktion - Entwicklung der Jugendorganisation von CDU und CSU seit 1969, Engel, Kehl am Rhein/Straßburg 1983 ISBN 3-88357-031-1
  • Wolfgang Hackel: Die Auswahl des politischen Nachwuchses in der Bundesrepublik Deutschland. Die Junge Union als Sprungbrett für politische Karrieren in der CDU, Verlag Bonn Aktuell, Stuttgart 1978 (Studien zur Politik, Band 2) ISBN 3-87959-098-2
  • Brigitte Kaff (Hrsg.): Junge Union 1945-1950. Jugendpolitik in der sowjetisch besetzten Zone, Herder, Freiburg/Basel/Wien 2003 ISBN 3-451-20442-8
  • Wolfgang R. Krabbe: Parteijugend in Deutschland. Junge Union, Jungsozialisten und Jungdemokraten 1945 - 1980, Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2002 ISBN 3-531-13842-1

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