Der Girls’ Day ist ein Aktionstag im Jahr, der speziell Mädchen und Frauen für technische und naturwissenschaftliche Berufe motivieren soll. Er soll dazu beitragen, den Anteil der weiblichen Beschäftigten in den so genannten „Männerberufen“ zu erhöhen und damit den sich abzeichnenden Fachkräftemangel in der Industrie verringern. Insgesamt haben bereits fast eine halbe Million Mädchen mitgemacht.
Verschiedene Unternehmen, überwiegend in der Industrie, laden Mädchen ab der fünften Schulklasse in ihr Unternehmen ein und geben Gelegenheit, Arbeitsplätze in Technik, Naturwissenschaften, Handwerk und Informationstechnik kennen zu lernen. Der größte Teil der Unternehmen und Institutionen (über 80 Prozent) lädt zum Girls’ Day interessierte Mädchen zu sogenannten „offenen Veranstaltungen“ ein. In einem kleineren Teil der Organisationen erhalten Mitarbeitertöchter die Gelegenheit, den Arbeitsplatz ihrer Eltern kennen zu lernen. Üblicherweise wird der Girls’ Day von einem Rahmenprogramm begleitet, bei dem die Mädchen den Betrieb vorgestellt bekommen und Gelegenheit haben, selbst Fragen zu stellen und aktiv zu werden.
In Deutschland ist der Girls’ Day eine Gemeinschaftsinitiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Initiative D21, der Bundesagentur für Arbeit, des Deutschen Gewerkschaftsbundes, der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, des Zentralverbands des Deutschen Handwerks und des Bundesverbands der Deutschen Industrie. Die Bundesweite Koordinierungsstelle für den Girls’-Day ist beim Kompetenzzentrum Technik – Diversity – Chancengleichheit angesiedelt.
Der Girls’ Day hat seinen Ursprung in den USA und wurde 1993 zum ersten Mal in New Orleans von der Organisation Ms. Foundation for Women veranstaltet. Er heißt dort take our daughters to work day („nehmt unsere Töchter mit zur Arbeit“) und findet – wie auch in Deutschland – immer am vierten Donnerstag im April statt. In einzelnen Unternehmen in Europa wird der Girls’-Day-Tag seit dem Jahr 2000 durchgeführt, in ganz Deutschland seit dem Jahr 2001.Seit dem Jahr 2006 ist der Girlsday in Deutschland auch bekannt als "Zukunftstag" ,seit diesem zeitpunkt an werden Kinder falls sie Arbeit leisten auch von einem Höchstbetrag von 30 Euro bezahlt und der Mindest betrag ist 20 Euro.
In der Schweiz ist ein ähnlicher Aktionstag als „Tochtertag“ bekannt.
Datum | Veranstaltungen | Teilnehmerinnen |
---|---|---|
26. April 2001 | 39 | |
2002 | 1.267 | 42.500 |
8. Mai 2003 | 3.905 | 101.011 |
2004 | 5.303 | 114.063 |
28. April 2005 | 6.974 | 127.115 |
27. April 2006 | 6.956 | 118.302 |
„Girls’ Day“ für Jungen
Auch Jungen orientieren sich häufig eindimensional, ohne das volle Berufswahlspektrum zu beachten. Das Bundesprojekt Neue Wege für Jungs fördert den Austausch und Dialog, Vernetzung und Unterstützung von Initiativen, die sich mit dem Thema einer jungengerechten Berufs- und Lebensplanung beschäftigen. Das Projekt ist allerdings bis zum Jahr 2007 befristet. Am Girls’ Day sollen zukünftig auch Veranstaltungen, Workshops und Trainings für Jungen aus den Bereichen Berufswahlorientierung, Sozialkompetenzen und Rollenbilder angeboten werden. Kritik am Projekt "Neue Wege für Jungs" gibt es inzwischen von verschiedener Seite. Hauptkritikpunkt ist die Tatsache, dass Jungs dort typische schlecht entlohnte "Frauenberufe" schmackhaft gemacht werden sollen, während beim "Girls Day" versucht wird, Mädchen einen Weg außerhalb dieser typischen "Frauenberufe" aufzuzeigen.
Seit 2005 wird in Niedersachsen der Zukunftstag für Mädchen und Jungen am gleichen Tag wie der bundesweit stattfindende Girls’ Day durchgeführt.
2007 findet der Girls' Day am 26. April statt.
Kritik am Girls’ Day
Trotz des Bundesprojekts Neue Wege für Jungs kritisieren einige Männerrechtsgruppen, dass ein echtes männliches Äquivalent zum Girls’ Day bisher noch nicht existiere. Bislang ist vorgesehen, dass Jungen am Girls’ Day normal zur Schule gehen oder an Aktionen zu den Themen soziale Berufe, Rollenbilder und Vereinbarkeit von Familie und Beruf teilnehmen. Kritiker sehen im Girls' Day eine mangelnde Gleichberechtigung von Jungen und Mädchen und eine tendenzielle Bevorzugung von Frauen. Jungen seien, wie die letzte PISA-Studie eindeutig zeige, in der Schule deutlich hinter die Mädchen zurückgefallen. Dies wird vor allem darauf zurückgeführt, daß durch den hohen Frauenanteil bei den Lehrern im Grundschulbereich zu wenig Rücksicht auf Jungs genommen wird und der Unterricht hauptsächlich auf die Bedürfnisse von Mädchen ausgerichtet ist. Ab der Berufswahlentscheidung kehrt sich das Verhältnis jedoch um, junge Männer wählen in weit höherem Maße Berufe in wirtschaftsstarken Branchen und steigen häufiger als Frauen in Führungspositionen auf. Aus ihrem im Durchschnitt höheren Bildungsstand machen die Mädchen nichts Entsprechendes, sie wählen zumeist die traditionellen Frauenberufe, ohne vergleichbare Verdienstmöglichkeiten und Zukunftschancen. Außerdem steht der Girls`Day im Konflikt zu "Jede schulstunde Zählt", also das regulärer Unterricht wichtiger ist, als ein Aktionstag. Beim Aktionstag "Schüler Helfen Leben" wurde der Unterrichtausfall stark kritisiert. Dies ist beim Girls`Day nicht der Fall. Aus der Sicht von Schulbehörden gilt der Girls'Day vielmehr als "Unterricht an einem anderen Ort" und sinnvolle Berufsorientierung innerhalb der Curricula. Kurzfassung PISA-Studie 2003