Limnologie

Wissenschaft von den Binnengewässern als Ökosystemen
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 1. November 2004 um 11:32 Uhr durch Reservoirdog (Diskussion | Beiträge) ('''Literatur:'''). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Stellung der Limnologie im Bereich der Naturwissenschaften

Limnologie ist die Wissenschaft von den Binnengewässern als Ökosysteme, deren Struktur, Stoff- und Energiehaushalt sie erforscht (Schwoerbel, 1993). Binnengewässer bezeichnen stehende Gewässer, wie Weiher und Seen ohne Verbindung zu den Ozeanen, Fließgewässer und das Grundwasser. Im Gegensatz zum Wortsinn des gängigen englischen Begriffes der "fresh water ecology" beschäftigt sich die Limnologie mit dem Leben in Binnengewässern unabhängig vom Salzgehalt. Daher fällt auch das Tote Meer per Definition in die Zuständigkeit der Limnologie. Die Limnologie versteht sich somit als Teilgebiet zur Ökologie, neben der Ozeanologie die sich mit marinen Ökosystemen, und der Epeirologie, die sich mit terrestrischen Lebensräumen befasst. Die Limnologie ist auch Teilgebiet der Hydrologie und gehört somit zu den Geowissenschaften (Schwoerbel, 1993)(Tab. 1).

Naturwissenschaften Mathematische Wissenschaften
Grund - Naturwissenschaften
Chemie Physik
Biowissenschaften Geowissenschaften Ing. Wissenschaften
Biosphäre
 
Biologie
 
Hydrosphäre Atmosphäre Geosphäre Extraterr. Sphäre Synthese
Hydrologie
 
Ozeanologie
Meteorologie Geologie / Geophysik Astronomie Physische Geographie
Technologie
 
 
 
Limnologie
 

Tab. 1: Die Limnologie in ihrer Stellung in den Naturwissenschaften nach De Haar (1974) modifiziert.

Die Limnologie läßt sich in zwei Fachbereiche aufteilen:

  1. theoretische Limnologie und
  2. angewandte Limnologie

Die Forschungsergebnisse der theoretischen Liminologie dienen der auf praktischer Probleme ausgerichteten angewandten Limnologie. Die Aufgabe der theoretische Limnologie ist es, die Systemeigenschaften der Gewässer zu erforschen und darzustellen, welche wiederrum auch die Grundlage jeder angewandten Limnologie ist. Zu den wichtigsten Themen der angewandten Limnologie zählen Abwasserreinigung, Wasseraufbereitung, Gewässerverunreinigung, Gewässerschutz und Gewässerpflege. Weitere Anwendungsbereiche der Limnologie sind die Fischereibiologie und die Regulierung der organischen Produktion in natürlichen und künstlich angelegten Gewässern.

Zur Enstehungsgeschichte

Nach Elster (1974) und Steleanu (1989) reicht die Geschichte der Limnologie etwa 100 Jahre zurück. Obwohl schon im 17. und im 18. Jahrhundert zahlreiche Untersuchungen über Wasserorganismen durchgeführt worden sind, fehlte die Beziehung zum Gewässer vollständig. Aus diesem Hydrobiologischen Vorfeld entwickelte sich die Limnologie nur zögerlich. Den entscheidenden Schritt von der Hydrobiologie zur Limnologie tat François Forel in Lausanne. Forel untersuchte den Genfer See nicht nur biologisch, sondern auch physikalisch und chemisch. Er äußerte auch als erster Gedanken über Seentypen.
Sein Arbeitsgebiet nannte er Limnologie und seine Untersuchungen faßte er unter dem Titel "Le Leman. Monographie limnologique" zusammen, welche zwischen 1883-1991 erschienen. 1901 wurde sein "Handbuch der Seenkunde. Allgemeine Limnologie" herausgegeben. Angeregt durch Forels Arbeiten ertablierte sich die Limnologie rasch in mehreren süßwasserbiologischen Stationen als fester Bestandteil weiterer Untersuchungen. Zu den wichtigsten limnologischen Stationen zählten:

  1. Station in Plön, 1901 von Otto Zacharias gegründet
  2. Station am Laje Mendota in Wisconsin, von E.A. Birge und C. Juday errichtet mit Schwerpunkt in der Untersuchung zur Physik und Chemie des Seewasssers um Erklärungen für das Verhalten der Zooplankter zu finden.
  3. Station in Lunz, 1904 von C. Kuppelwieser geleitet. Zusammen mit Franz Rutter arbeiteten sue an Fragen zur Photosynthese in Abhängigkeit zu den Strahlungsbedingungen im Gewässer und der Kohlenstoffversorgung der Makrophyten und Algen.

Als Leitmotiv in der Entwicklung der Limnologie kann die Ausgestaltung des Seentypensystems angesehen werden. Die Entwicklungsstufen sind nach Schwoerbel (1993) mit folgenden Wissenschaftlern gekoppelt:

1901 Forel, François physikalische Typisierung nach thermischen Typen
1911 Birge & Juday chemische Typisierung nach der Sauerstoffschichtung
1915 Thienemann, August chemisch und zoologisch: Sauerstoffgehalt und Besiedlung des Sediments
1917 Naumann, Einar chemisch und biologisch: photoautotrophe Produktion im freien Wasser, organischer Gehalt des Sedimente, Sauerstoffhaushalt
1933 Ruttner, F. Tropenseen: unterschiedliches Verhalten der Seen in den Tropen, wegen der hohen Temperatur

Die Fließgewässerforschung wurde durch die Schweizer Friedrich Zschokke und Paul Steinmann , sowie von Robert Lauterborn und August Thienemann gefördert. Gegenstand der Forschungsarbeiten waren hauptsächlich das Flußplankton, eizeitliche Relikten und die Auswirkung von Abwässern auf die Fauna der Fließgewässer. Dies führte zu einer umfangreichen Bestandsaufnahme von Flora und Fauna und bald auch zu Untersuchungen der hydrodynamischen Kräfte, die auf Fließorganismen einwirken.

Literatur:

Allanson, B. R. et al (1990): Inland waters of Southern Africa. An ecological perspecitve. Kluwer acad. Publ.: London
Barthelmes, D. (1981): Hydrobiologische Grundlagen der Binnenfischerei. VEB Gustav Fuscher Verlag: Jena.
Baumgartner, A. & Liebscher, H.-J. (1990): Lehrbuch der Hydrologie, Band 1: Allgemeine Hydrologie Quantitative Hydrologie. Borntraeger Verlag: Berlin.
Elster, H. J. (1974): History of Limnology. Mitteilung int. Ver. Limnol, 20, 7-30.
Bayerische Landesanstalt für Wasserforschung, München (ed)(1985): Schadstoffbelastung und Ökosystemschutz im aquatischen Bereich. R. Oldenbourg-Verlag: München.
Beadle, L.C. (1981): The inland waters of tropical Africa. An introduction to tropical limnology. 2. edition. Longman: London.
Besch, K.-W- et al(1985): Limnologie für die Praxis. Grundlagen des Gewässerschutzes. 2. Auflage. Ecomed Verlagsgesellschaft.
Bishop, J.E. (1973): Limnology of a small Malayan ricer Sungai Gombak. Dr. W. Junk B.V. Publishers: The Hague.
Brock, Th. D. (1985): An Eutrophic Lake. Lakke Mendota, Wisconsin. Ecological Studies vol. 55. Springer -Verlag: Berlin.
Canale, R.P. (1976): Modeling biochemical processes in aquatic ecosystems. An Arbor Sience Publ. inc.
Carpenter, S.R. (1988): Complex interactions in lake communities. Springer-Verlag: Berlin
Casper, S.J. (ed)(1985): Lake Stechlin. A temperate oliogotrophic lake Monographiae Biologicae, vol 58. Dr. W. Junk Publishers: Dordrecht.
Charles, D. F. (1990):Acid deposition and aquatic environements. Springer-Verlag: Heidelberg.
Gunkel, G. (1996): Renaturierung kleiner Fließgewässer. Gustav Fischer Verlag: Stuttgart.
Schwoerbel, J. (1993): Einführung in die Limnologie. Gustav Fischer Verlag: Stuttgart.
Schwoerbel, J. (1994): Methoden der Hydrobiologie. Gustav Fischer Verlag: Stuttgart.
Lerman, A.: Lakes - Chemistry, Geology, Physics.
Steleanu, A. (1989): Geschichte der Limnologie und ihre Grundlagen. Verlag Haag und Herchen:
Taub, F.B. (ed.) (1984): Lakes and Rivers. Ecosstems of the World, vol. 23: Elsevier
Tilzer, M.M. & Serruya, C. (1990): Large lakes. Ecological studies and function. Springer Verlag: Berling.
Uhlmann, D. (1988): Hydrobiologie. Ein Grundriß für Ingenierer und Naturwissenschaftler. 3. Auflage. Gustav Fischer Verlag: Stuttgart.
Welch, E.B. (1980): Ecological effects of waste water. Cambridge University Press: Cambridbe.
Wetzel, R.G. (1983): Limnology. 2.edition. Sounders Comp.: London.
Whitton, B.A. (ed.)(1984): River ecology. Blackwell Scientific Publication: London
Winberg, G.G. (1971): Methods of the estimation of production of aquativ animals. Academic Press: London.

Limnologische Zeitschriften und Periodika:

Angelier, E. (Hrsg): Annales de Limnologie. Masson & Cie: Paris.
Bossard, P. & Kastanienbaum: Aquatic siences. Birekhäuser-Verlag: Basel.
Bundesanstalt für Gewässerkunde (Hrsg): Deutsche Gewässerkundliche Mitteilungen. Eigenverlag: Koblenz.
Bundesforschungsanstalt für Fischerei (Hrsg): Archiv für Fischereiwissenschaft, Hamburg. Gustav Fischer Verlag: Stuttgart.
Hartob, den C. & Brown, J.M.A (Eds.): Aqutic botany.Elsevier Sience Publ.: Amsterdam.
Lampert, W. & Kausch, H. (Hrsg): Archiv für Hydrobiologie. Verlag Schweizerbart: Stuttgart.
Pasternak, K. (Hrsg): Avta Hydrobiolgica. Panstwowe Wydawnictwo Naukowe Verlag: Warszawa-Krakow.
Poly, J. (Hrsg): Annales d'Hydrogiologie. I.N.R.A.: Versailles.
Townsend, C.R & Hildrew, A.G.: Freshwater Biology. Blackwell Scientific Publications: Oxford.
Wajnschtejn, B.A. (Hrsg): Biologija Wnutrennich Wod. Informazionnyj Bjulleten. Isdatelstwo <<Nauka>>: Leningrad.
Watson, Ed. J.: Canadian Journal of Fisheries and Aquatic Sience.Office of the editor: Ottawa.