Panzer (1914–1933)

Panzerentwicklung von 1914 bis 1933
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Zu Beginn des Ersten Weltkrieges verfügte keine beteiligte Seite über große motorisierte Verbände. Zwar wurden vereinzelt gepanzerte Automobile eingesetzt, zum Bespiel das Autoblindé Peugeot auf Seiten der Franzosen. Diese Fahrzeuge waren aber nicht für Operationen auf dem Gefechtsfeld gedacht. Der Mangel an Geländegängigkeit und Feuerkraft erwies sich als fatal. Mit Vollketten ausgerüstete Fahrzeuge, wie der Holt Caterpillar standen zwar zur Verfügung, dienten aber lediglich dem Transport schwerer Geschütze. Sie kamen selten näher als 15 km an die Frontlinie heran. Als Waffenträger waren sie nicht vorgesehen.

Eine schwere Geburt

Die ersten Kettenfahrzeuge, die einen Nutzen hatten waren die Traktoren der Firma Holt-Caterpillar. Eine simple Umlaufkette sorgte dafür das sich die rein zivilen Geräte auf unebenem oder schwierigen Boden besser bewegen konnten als die mit Reifen oder Speichenrädern bewährten. An eine militärische Nutzung dachte hier, etwa um die 1880er Jahre noch niemand. Doch 1912 legte der französische Ingenieur und Erfinder Lancelot de Mole dem französischen Kriegsministerium Pläne für ein gepanzertes Vollkettenfahrzeug vor. Zu dieser Zeit wurden die Pläne aber völlig ignoriert. Als 1914 nach der Schlacht an der Marne die Fronten verhärteten, fehlte ein probates Mittel vom Stellungskrieg wieder in den Bewegungskrieg überzugehen. Selbst Infanteristen wurde der Weg durch das Niemandsland beinahe unmöglich. Stacheldraht und MG-Nester, sowie das unablässige Feuer der feindlichen Artillerie ließen beinahe jede Bewegung erstarren. Auf britischer Seite stellte Oberstleutnant Ernest Swinton erste Überlegungen an, ein gepanzertes Kettenfahrzeug zu entwickeln. Entsprechend gepanzert und bewaffnet sollte das Fahrzeug als MG-Zerstörer dienen und die Fronten aufbrechen. Swinton schaffte es für den 17.Februar 1915 eine Vorführung seiner ersten Entwürfe zu erwirken. An diesem Tag hatte es stark geregnet. Der Holt Caterpillar sollte einen LkW beladen mit 2,5 Tonnen Sand durch das aufgeweichte Gelände ziehen. Dieses Gewicht sollte Panzerung und Bewaffnung des zukünftigen Panzers simulieren. Das Gerät versagte. Die Tatsache, dass es einen Unterschied macht, ob das Gewicht auf dem Fahrzeug selbst liegt oder gezogen werden muss wurde damals gar nicht beachtet. Einer der Anwesenden war der damalige Erste Lord der Admiralität Winston Churchill. Dieser versprach sich von den Versuchen sehr viel und stärkte Swinton den Rücken. In seinen Augen waren die "Landschiffe" ein probates Mittel den Krieg zu gewinnen. Dank Churchills Hartnäckigkeit wurden am 29.September 1915 weitere Erprobungen in Auftrag gegeben. Schließlich überarbeiteten die Ingenieure den Entwurf des Holt Caterpillars um die technischen Vorgaben des Kriegsministeriums zu erfüllen. So sollte der Panzer eine Grabenüberschreitfähigkeit von 2,50 m haben sowie 45° Steigung bewältigen. Das Ergebnis waren Little Willie und Big Willie. Die beiden Prototypen unterschieden sich lediglich in der Bewaffnung. Das Gefährt war 9,90 m lang und 28 t schwer. Die Panzerung betrug maximal 10 mm. Während "Big Willie" zwei seitlich angebrachte 6-Pfund-Kanonen Hotchkiss L/40 führte, war "Little Willie" lediglich mit MGs bewaffnet. Mit bescheidenen 5,5 km/h war das Fahrzeug für den Felddienst noch völlig untauglich, wies jedoch den richtigen Weg.

Erste britische Panzer

 
"Männlicher" Mark V in einem britischen Museum

1916 erschienen die ersten Kampfpanzer Mark Mk1. Sie wurden in "Male" und "Female" also männliche und weibliche Panzer eingeteilt. Im Grunde waren die Fahrzeuge dieselben, männliche Panzer führten allerdings Kanonen mit sich, während weibliche Panzer lediglich mit Maschinengewehren bewaffnet waren. Diese Konzept hatte man von "Little Willie" und "Big Willie" übernommen. Diese Panzer waren rhombenförmig und verfügten über keinen Turm. Die Geschütze waren, wie bei Kriegsschiffen der damaligen Zeit, in Kasematten angeordnet. Häufig wurden auch Faschinen mitgeführt um größere Hindernisse überwinden zu können, oder nachfolgender Infanterie den Weg zu ebnen. Diese Faschinen konnten zum Beispiel einfach über Stacheldraht gelegt werden und bildeten so eine Art Straße. Als einfachen Schutz gegen angreifende Infanterie wurden manchmal auch einfach dreieckige "Dächer" auf die Panzer aufgesetzt. Das verhinderte, das Infanteristen Handgranateen auf das schwächer gepanzerten Oberteil werfen konnten. Der Mark V wurde bis in die 1930er Jahre verwendet. Die Konstruktion war so erfolgreich, dass aus Mark V Panzern Brückenleger und Minenräumer gebaut wurden, obwohl technisch besseres Material bereits vorhanden war. Ein kleinerer aber wendiger Panzer war der als "Whippet" bekannte Mark A. Er diente weniger zu Durchbrüchen sondern sollte die von schweren Panzern erreichten Durchbrüche ausnutzen. Er bediente als erstes Fahrzeug das Konzept des Turmpanzers auch wenn der Turm nicht drehbar war. Ebenso wurde der "Whippet" relativ lange genutzt. In den 1920er Jahren wurden einige Mark A sogar nach Japan exportiert.

Französische Entwürfe

 
Französischer Panzer St. Chamond

Auf französischer Seite verfolgte man die britischen Anstrengungen bei der Konstruktion der Tanks sehr genau. Im Gegensatz zu den Briten konnten die Fanzosen nallerdings auf die bereits gemachten Erfahrungen zurückgreifen. Das Ergebnis waren der St. Chamond und der Char d'Assaut Schneider. Beide Kampfwagen machten sich gegenseitig Konkurrenz und waren bei weitem nicht so ausgereift, wie die britischen Gegenstücke. Der St. Chamond neigte stark zur Kopflastigkeit. Das war auf das benutzte Holt Raupentriebwerk zurückzuführen. Für die enorme Länge von 8,83 m über alles war das Raupentriebwerk einfach zu klein. Beide Fahrzeuge krankten an ihrer mangelnden Querfeldeinleistung. Eine, wie bei den Briten übliche, Einteilung in "Männliche" und "weibliche" Panzer fand nicht statt. Die beste französische Entwicklung des Krieges war der Renault FT-17. Das Fahrzeug ist der erste echte Turmpanzer der Welt. Der volldrehbare Turm war mit einer 37 mm Kanone oder einem MG bewaffnet. Der Panzer stellte einen Durchbruch in der Panzerentwicklung dar. FT17 dienten sogar noch im Zweiten Weltkrieg bei Einheiten der französischen Armee, obwohl das Fahrzeug zu diesem Zeitpunkt bereits hoffnungslos veraltet war.

Deutsche Reaktion

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Deutscher A7V

Das Auftauchen gepanzerter Fahrzeuge der Entente vor den deutschen Linien veranlasste die deutsche Führung zu einem raschen Umdenken. Die Allgemeine Verkehrsabteilung 7, daher der Name des Wagens, konstruierte in aller Eile einen schweren Kampfwagen. Es wurden zwar mehrere hundert Fahrzeuge vom Typ A7V bestellt. Aber es wurden nur zwanzig Fahrzeuge ausgeliefert. Der Panzer an sich erwies sich als mächtige Geschützplattform, war aber instabil und mangelhaft geländegängig. Das monströse Gefährt erreichte zwar schon 1917 die Front, wurde aber durch die deutsche Führung mangelhaft eingesetzt. Das Potential des Gerätes konnte nicht ausgenutzt werden. Am 24.April 1918 kam es zum ersten Gefecht zwischen Panzern. Ein deutscher A7V, wahrscheinlich der A7V mit dem Namen Nixe Nr. 561 oder Elfriede Nr. 542, traf auf zwei weibliche britische Panzer. Beide britischen Kampfwagen ergriffen die Flucht. Erst ein hinzugekommener männlicher Panzer zerstörte den A7V und schlug einen weiteren in die Flucht.

Der A7V hatte mit Abstand die größte Besatzung mit 18 Mann. Es war klar, das der A7V trotz massiver Umbauten wohl nie ein überlegener Kampfpanzer werden würde. Die deutsche Führung verstärkte daraufhin die Forschung nach einem Panzer nach britischem Modell.

Erste Erfolge und neue Taktiken

Bei Ypern wurden das erste Mal der Panzer als Waffe eingesetzt. Die britischen Panzertaktiken der ersten Zeit sahen vor allem die Unterstützung der stürmenden Infanterie vor. An einen geschlossenen Einsatz gepanzerter Verbände wurde noch nicht gedacht. Der Panzer galt noch nicht als eigenständige Waffengattung. Die vereinzelt auftretenden Gefährte hoben zwar die Moral der stürmenden Infanterie, wurden aber leicht Opfer der deutschen Artillerie. Noch zu diesem Zeitpunkt wurde der Panzer verhöhnt. Ein führender britischer General meinte dazu: Erstens sind Panzer in schlechtem Gelände nicht zu gebrauchen. Zweitens ist das Gelände im Gefecht immer schlecht. Drittens sind die Panzer auf dem Schlachtfeld nutzlos. Totz dieser Kritiker entwickelten die Panzerkommandanten neue Einsatztaktiken. Aus den Erfahrungen von Ypern wurde beschlossen Panzer nicht mehr in Kleinverbänden, sondern massiert einzusetzen. So konnte der Panzer eine Schlacht entscheiden. Dies sollten die Panzermänner im Winter in Cambrai beweisen.

Cambrai, 20. November 1917

 
Verlauf der Schlacht von Cambrai

Am 13.Oktober begannen die Planungen für die Schlacht von Cambrai. Der Angriff wurde für den 20.November 1917 festgelegt. Die Planungen General Haigs sahen vor sämtliche verfügbaren Panzer einzusetzen. Neben 376 Kampfpanzern der drei britischen Brigaden wurden gepanzerte Kanonentransporter, Panzer mit Brückenbaumaterial und speziele Panzer für die Zerstörung von Stacheldrahthindernissen eingesetzt. Insgesamt waren 474 gepanzerte Fahrzeuge im Einsatz. Die ausgearbeiteten Taktiken funktionierten problemlos. Ausser im Bereich der 51. (Highland) Division verlief der Angriff wie geplant. Der Panzer hatte seinen Wert auf dem Gefechtsfeld bewiesen.

Zwischen den Kriegen

Da der Panzer seinen Wert auf dem Gefechtsfeld bewiesen hatte, ging die Entwicklung gepanzerter Fahrzeuge nach dem Ende des Ersten Weltkrieges weiter. Tatsächlich aber weniger schnell. Viele Staaten sahen die Notwendigkeit einer Panzerwaffe nicht mehr. Zudem wurde die Neuentwicklung von Panzern ein wenig zurückgestellt, da die Weltwirtschaftskrise und die wirtschaftliche Stagnation zuvor die Verwirklichung neuer Waffensystem erschwerte. Nach den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges wurde es dennoch nötig, eine Panzerwaffe zu bauen. Die Konstruktionen verliefen allerdings in völlig unterschiedlichen Bahnen.

Deutschland

Auf der Grundlage des Verbots schwerer Waffen im Versailler Vertrag durfte Deutschland keine Panzer bauen, sodass v. a. die Siegermächte die Entwicklung von Panzerfahrzeugen vorantrieben. Nichtsdestoweniger forschten auch deutsche Ingeneure mit der Hilfe der Sowjetunion an neuen Kampfwagen, die allerdings erst ab 1933, nach der Machtergreifung durch Adolf Hitler in Deutschland produziert wurden.

Großbritannien

 
Der erfolglose Tetrarch-Panzer

Das Konzept „männlicher“ und „weiblicher“ Panzer wurde in Großbritannien weitgehend aufgegeben, da man der Meinung war, der Panzer sei in erster Linie ein Unterstützungsfahrzeug der Infanterie. Die Panzer wurden in Infanteriepanzer und Kreuzerpanzer klassifiziert. Während die erste Variante tatsächlich die Infanterie unterstützte, dienten die Kreuzerpanzer der Bekämpfung feindlicher Panzerverbände. Leichte Panzer wie der Tetrarch oder der Vickers wurden entwickelt. Sie sollten als leichte Verbindungsfahrzeuge dienen. Später wurden diese Fahrzeuge den neuaufgestellten Luftlandedivisionen zugeteilt. Gerade der Tetrarch, obwohl extra zu diesem Zweck konzipiert erwies sich als Fehlschlag. Trotz allem wurde der Wagen noch am D-Day von den britischen Falschirmjägern genutzt. Von den rundumlaufenden Ketten des Krieges nahm man bei der Konstruktion neuerer Panzer Abstand.

Frankreich

 
Französischer S35 Somua

In Frankreich konzentrierte man sich vollständig auf den Bau von Turmpanzern. Wie schon im Ersten Weltkrieg ließ man sich zwar von britischen Entwürfen beeinflussen, beschritt aber einen eigenen Weg. Die Franzosen konstruierten mit dem S-35 Somua einen der besten mittleren Panzer der Zwischenkriegszeit. Ebenso fortschrittlich war der schwere Panzer Char B-1bis. Für leichte Aufgaben und schnelle Erkundungen benutzten die Franzosen den Nachfolger des Renault FT17, den Renault R-35. Die französischen Fahrzeuge zeichneten sich vor allem durch eine gute Geländegängigkeit aus. Nachteilig war, das die französischen Einsatztaktiken sich vollständig auf den Schutz durch mächtige Festungen verließ, was sich im Zweiten Weltkrieg als schwere strategische Feheinschätzung erweisen sollte. Nach den französischen Doktrin sollten die Panzerverbände in Bataillonsstärke hinter den Festungen operieren, um feindlich Umgehungsversuche zu vereiteln. Diese in der Konzeption schlüssige Taktik verpuffte, weil die deutschen Panzer in großen Rudeln attackierten. Die Stärke der französischen Panzer konnte so nicht vollständig ausgespielt werden.

Sowjetunion

 
Russischer T-35 Mehrturmpanzer

Die Sowjetunion hatte nach dem Krieg, der Revolution und dem Bürgerkrieg massiven Rüstungsbedarf. Die sowjetischen Ingeneure versuchten rasch den im Krieg entstandenen Rückstand aufzuholen. Das Ergebnis dieser Bemühungen waren schwerfällige Mehrturmpanzer wie z. B. der T-28 oder der T-35. Diese Panzer lehnten sich noch am ehesten an die Ungetüme des Ersten Weltkrieges an. Sie verfügten über ein Hauptgeschütz. Daneben werden in mehreren Türmen zusätzlich Maschinengewehre oder leichtere Geschütze untergebracht. Diese Panzer erwiesen sich aufgrund ihrer Silhouette als schwierig. Sie waren schwer zu händeln, schwerfällig und zu leicht gepanzert. Diese Nachteile sollte die Rote Armee erst mit der Entwicklung des T-34 im Zweiten Weltkrieg behoben werden. Nebenbei konstruierten die Russen auch diverse Leichtpanzer wie etwa den T-70.

Japan

Japan hatte zwischen den Kriegen prinzipiell keinen Verwendungszweck für Panzer, und auch später wurde wegen des von Japan gewählten Kampffeldes im Pazifik nicht allzu viel Wert auf gepanzerte Streitkräfte gelegt. Der leichte Panzer Typ 95 war ein typischer Vertreter der japanischen Panzerkonstruktionen. Das Leichtfahrzeug war nur geringfügig bewaffnet, waren aber für den Kampf auf dem asiatischen Kontinent und in der Inselwelt des Pazifik sehr gut geeignet, wofür gerade die Kämpfe in China als Beispiel angeführt werden könnten. Hier war der Typ 95 schon deshalb erfolgreich, weil die chinesische Armee über keinen gleichwertigen Panzer verfügte. Mit Auftreten des amerikanischen M24 Chaffee wurden die Nachteile des Typ 95 deutlich sichtbar.

Vereinigte Staaten

Auch in den Vereinigten Staaten legte man grösseren Wert auf schnelle leichter gepanzerte Fahrzeuge. Mittlere und schwere Kampfwagen wurden erst kurz vor und während des Krieges produziert. Bis 1941 war der M3 Stuart der Hauptkampfpanzer der US Army

Verweise

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Interne Verweise

Literatur