Meerrettich (Armoracia rusticana bzw. Cochlearia armoracia, in Bayern und Österreich auch Kren) gehört zur Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae).
Meerrettich | ||||||||||||
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Vorlage:Taxonomy | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Armoracia rusticana | ||||||||||||
Gaertn.Mey. & Scherb. |
Die Wurzel der Meerrettichpflanze wird als Gemüse bzw. Gewürz verwendet. Die Meerrettichwurzel ist im rohen Zustand geruchlos. Wird sie geschnitten oder gerieben, verströmt sie einen stechenden und zu Tränen reizenden Geruch. Verantwortlich für diesen ist Allylisothiocyanat, das sich bei Zellverletzung enzymatisch aus Sinigrin bildet.
Beschreibung
Der Meerrettich ist eine bis zu 1,20 m hoch wachsende Staude. Die Meerrettichstange wird zwischen 30 bis 40 cm lang und 4 bis 6 cm dick. Die Wurzel trägt am Ende Seitentriebe.
Herkunft des Wortes
Zur Herkunft des Wortes Meerrettich gibt es unterschiedliche Auffassungen. Der Pflanzenname lässt sich in seiner althochdeutschen Form erstmals im 10. Jahrhundert nachweisen. Nach Heinrich Marzell (1938:396) bedeutet der Name „der über das Meer zu uns gekommene Rettich“. Ein Hinweis auf diese Deutung sei auch die Tatsache, dass Meerrettich an Meeresküsten wachse. Die Meinung, dass Meerrettich aus Mährrettich (von Mähre = altes Pferd) entstanden sei (so in Adelung) und so dem englischen horse-radish bzw. dem französischen radis de cheval entspräche, hält Marzell für eine oft vorkommende „gelehrte Volksetymologie“. Der etymologische Duden vertritt dagegen die Meinung, dass die eigentliche Wortbedeutung wahrscheinlich lediglich einen „größeren Rettich“ bezeichnet und die u. a. von Marzell vertretene Meinung eine spätere Umdeutung darstellt. Hierzu ist zu bemerken, dass Marzell in seiner Arbeit (1943) aus verständlichen Gründen das Volksetymologische wohl zu stark gewichtet hat – die Bedeutung von „mehr“ im Sinne von „stark“ oder „groß“ ist seit dem Mittelhochdeutschen fast ganz verschwunden (heute nur noch in Wendungen wie „mehr Verkehr“ so verwendbar). Daher war eine Umdeutung zwecks Plausibilität naheliegend. Das in Österreich und Süddeutschland verwendete Wort „Kren“ (für Meerrettich) ist ein Lehnwort aus dem slawischen Sprachraum, wo es seine Entsprechung findet.
Verwendung in der Küche
Insbesondere in den Meerrettichanbaugebieten gehören Gerichte mit Meerrettich zum Alltag. Neben dem geriebenen Meerrettich zu kalten Speisen, wie Räucherfisch oder auch Wurstplatten, findet in Franken die Meerrettichsauce zum gekochten Rindfleisch ihren Platz auf den Speisekarten. Auch zu gedünstetem Fisch passt eine Meerrettich-Creme.
Meerrettich wird heute u. a. zu Räucherfisch, Tafelspitz, Tellerfleisch, Beiried, zu Schinken und Frankfurter oder Wiener Würstchen serviert. Mit Meerrettich gewürzter Quark oder Frischkäse ist ein beliebter Brotaufstrich. Oft wird Meerrettich mit Sahne als Sahnemeerrettich zubereitet. Weitere Zubereitungsarten sind Meerrettichsenf oder auch Preiselbeer-Sahnemeerrettich, der zu Wild verwendet wird, und der besonders im bayerischen und österreichischen Raum verbreitete Apfelkren, neben Semmelkren die klassische Beilage zu Tafelspitz.
Geschichte
Meerrettich war schon in der Antike bekannt. Auf einem pompejischen Wandgemälde kann man die Pflanze noch heute bewundern, und Cato befasste sich in seinen Abhandlungen zum Ackerbau ausführlich mit dieser Pflanze. In Deutschland soll der Meerrettich erst seit dem Mittelalter angebaut worden sein. Der Engländer John Gerard berichtet in „The Herball, or Generall Historie of Plantes“ (1597), dass sich „der gestampfte und mit etwas Essig verrührte Meerrettich bei den Deutschen für Saucen zu Fischgerichten und bei Speisen, die wir mit Senf essen“, allgemeiner Beliebtheit erfreue. Vor der leichten Erhältlichkeit von Pfeffer waren Meerrettich und Senf die einzigen scharfen Gewürze der deutschen Küche und fanden entsprechend viel Anwendung.
Japanischer Meerrettich, auch Wasabi genannt, ist vom Aroma her von europäischem Meerrettich kaum zu unterscheiden, aber von grüner Farbe und im Geschmack etwas stärker (näheres siehe dort).
Inhaltsstoffe
Meerrettich enthält u. a. folgende Inhaltsstoffe:
Vitamin C, Vitamine B1, B2 und B6, Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen und Phosphor sowie die Senfölglycoside Sinigrin und Gluconasturtiin, aus denen sich Senföle bilden, die unter anderem antibiotisch wirken. Der Vitamin-C-Gehalt der frischen Pflanze beträgt 177,9 mg/100 g Frischgewicht.
Anbau
Anbaugebiete
Ursprünglich stammt der Meerrettich aus Ost- und Südeuropa. In Ostrussland und der Ukraine kommt er noch in der Wildform vor.
In Deutschland sind die Zentren des Meerrettichanbaus das Badische Urloffen bei Appenweier und das fränkische Baiersdorf, wo es auch ein Meerrettichmuseum gibt.
Nachbarn in der Mischkultur
Pflanzen vertragen sich mit unterschiedlichen Nachbarn, die direkt angrenzend wachsen, unterschiedlich gut:
Gute Nachbarn
Schlechte Nachbarn
bisher keine bekannt
Heilkunde
Der Meerrettich soll zunächst als Heilpflanze und dann erst als Gewürz eingesetzt worden sein. Im Mittelalter gab es eine ganze Liste von Krankheiten, gegen die er verabreicht wurde, etwa Vergiftungen, Ohrenweh und Dreitagefieber. Heutzutage wird Meerrettich verwendet um die Abwehrkräfte zu stärken und vor Erkältungskrankheiten zu schützen. Der Meerrettich enthält sehr viel Vitamin C. Die in den Apotheken käufliche Radix Armoraciae ist ein Heilmitteln gegen Grippe und Harnwegsinfektionen enthalten. Er wirkt blutkreislaufanregend, hustenlösend und wird äußerlich als Breiumschlag bei Rheuma, Gicht, Insektenstichen, Ischias und anderen Nervenschmerzen angewandt. Auch bei Kopfschmerzen soll es helfen. Dazu muss man ein wenig Duft des geriebenen Meerrettichs einatmen, dadurch werden leichte Verspannungen gelöst. Der Meerrettich soll auch wirksam gegen Magen-Darm-Störungen sein und auf die Absonderung des Gallensaftes (Fettverdauung!) günstig wirken. Zusätzlich enthält der Meerrettich auch bakterienhemmende (antibiotisch) und krebsvorbeugende Stoffe. Das sind schwefelhaltige Substanzen, die auch im Knoblauch vorkommen (wie Allicin, Sinigrin), und den Meerrettich zu einem sehr gesunden Gewürz machen. Bei Blasen- und Nierenleiden soll man keinen Meerrettich essen, da große Mengen Meerrettich Nierenbluten auslösen können. Meerrettich eignet sich auch nicht für Patienten mit Magengeschwüren oder Schilddrüsenfehlfunktionen.
Aberglaube
Man sagt dem Meerrettich geheimnisvolle Kräfte nach, welche die Lebenskräfte aktivieren sollen.
Schriften
- Marzell, Heinrich (1938): Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen. Hirzel Leipzig.
- Anne Iburg, Dumonts kleines Gewürz Lexikon, 2002 DuMont monte Verlag ISBN 3-8320-8780-X