Casablanca (Film)

Film von Michael Curtiz (1942)
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Filmdaten
Deutscher Titel: Casablanca
Originaltitel: Casablanca
Regie: Michael Curtiz
Drehbuch: Julius J. und Philip G. Epstein
Howard Koch
Kamera: Arthur Edeson
Musik: Max Steiner
Originalsprache: Englisch / Französisch / Deutsch
Produktionsland: USA, 1942
Schauspieler der Hauptfiguren
Richard 'Rick' Blaine Humphrey Bogart
Ilsa Lund / Laszlo Ingrid Bergman
Victor Laszlo Paul Henreid
Captain Louis Renault Claude Rains
Señor Ferrari Sydney Greenstreet
Major Heinrich Strasser Conrad Veidt
Ugarte Peter Lorre
Sam Dooley Wilson
Carl S. Z. Sakall
Taschendieb Curt Bois
Yvonne Madeleine LeBeau
Emil der Croupier Marcel Dalio

Casablanca ist ein Film von 1942, der als Propagandafilm gegen die Nazis gedreht wurde. Nach großem Erfolg gilt er heute als ein Kultfilm. Eine Reihe von Filmzitaten (oft sogar falsch zitiert) haben große Bekanntheit erlangt (Schau mir in die Augen, Kleines., Verhaftet die üblichen Verdächtigen., Spiel's noch einmal, Sam.). Schauspieler wie Humphrey Bogart und Ingrid Bergman verbindet man mit ihrer Rolle in Casablanca, obwohl sie in vielen anderen Filmproduktionen mitspielten.

Handlung des Films

Der Film spielt mitten im Zweiten Weltkrieg. Frankreich war von der Deutschen Wehrmacht erobert und besetzt, aber die französische Kolonie Marokko noch nicht. Viele Menschen flüchten daher nach Marokko, und dort nach Casablanca, um einen Flug nach Lissabon (Portugal) zu erreichen und von dort in die USA zu fliehen.

Allerdings kommen die meisten nicht über Casablanca hinaus, der korrupte Polizeichef Renault erteilt Visa nur gegen Bezahlung mit Geld oder Sex. Zwielichtige Gestalten wie Ugarte bieten Visa auf dem Schwarzmarkt an.

Ebenfalls in der Stadt hält sich der desillusionierte Amerikaner Rick Blaine auf, dessen "Café Americain" Zufluchtsort vieler Emigranten ist. Alles ändert sich für ihn, als seine ehemalige Geliebte Ilsa Lund auftaucht, die ihn in Paris ohne Angabe von Gründen verlassen hat. Sie ist in Begleitung ihres Mannes Victor Laszlo, der eine Zentralfigur der europäischen Widerstandsbewegung ist. Laszlo bemüht sich verzweifelt um Papiere, die ihm die Ausreise aus Casablanca ermöglichen. Da er vermutet, dass Blaine im Besitz der Papiere ist, bietet er ihm einen hohen Geldbetrag für diese. Doch Rick lehnt ab. Auch Ilsa gelingt es nicht, ihn mit vorgehaltener Pistole zur Hilfe zu zwingen. Erst als sich erweist, dass sie ihn immer noch liebt, ermöglicht er mit Hilfe einer List Victor und Ilsa die Flucht.

Entstehung

Vorlage für den Film war ein nichtaufgeführtes Theaterstück mit dem Titel "Everybody Comes to Rick's" von Murray Burnett und Joan Alison, dessen Rechte Warner für 20.000 $ kaufte. Das Stück, mit dem deutschen Titel "Jeder kommt zu Rick", handelte von europäischen Emigranten, einem Amerikaner mit dem Namen Rick und spielte im damals (noch) unbesetzten Südfrankreich.

Während der Filmvorbereitung wurde auch Südfrankreich von den Nazis okkupiert und deswegen entschloss man sich, die Handlung des Films in die unbesetzte nordafrikanische Kolonie Frankreichs nach Casablanca in Marokko zu verlegen.

Die gesamten Dreharbeiten wurden im Filmstudio in den USA durchgeführt. Es gibt so gut wie keine Außenaufnahmen und Casablanca, Marokko oder Afrika sind auch in dem Film mehr Mythos oder Projektion als Realität. Einheimische Marokkaner kommen in dem Film kaum vor.

Julius J. Epstein und Philip G. Epstein schrieben den ersten Teil des Drehbuches, wurden aber für einen anderen Film abgeworben. Howard Koch vervollständigte das Drehbuch, einige Teile schrieb Casey Robinson. Während des Drehs wurde immer noch an dem Skript gearbeitet. Vor allen Dingen stand bis kurz vor Drehschluss nicht der Ausgang fest.

Der Film, dessen Drehbuch mit den Dreharbeiten heranwuchs, war ein typischer B-Film. Die Kosten betrugen 950.000 $. Das Budget reichte nicht mal, um ein richtiges Flugzeug in der Schlussszene zu filmen. Das Modell im dunklen Hintergrund war aus Pappe. Um dies zu verbergen, wurde eine neblige Nacht dargestellt. Zum Vergleich: Sam Woods "For Whom the Bell Tolls" (Wem die Stunde schlägt) aus dem Jahr 1943 mit Gary Cooper und Ingrid Bergman kostete 3.000.000 $.

Im Film spielten eine ganze Reihe von Emigranten mit, etwa Peter Lorre, Conrad Veidt und Curt Bois, wobei letzterer in einer kurzen, aber prägnanten Szene einen schmierigen Taschendieb spielen "durfte".

Der Filmdreh begann am 25. Mai 1942 und wurde am 3. August 1942 beendet. Die Premiere fand am 26. November 1942 im Hollywood-Theater in New York statt.

Bedeutung

Neben Chaplins Der große Diktator und Ernst Lubitschs Sein oder Nichtsein ist Casablanca einer der drei im deutschen Sprachraum bekannten Hollywood-Filme, die den Nationalsozialismus zum Thema hatten. Während Charlie Chaplin und Ernst Lubitsch den komödiantischen Ansatz wählten, zeigt Casablanca die Situation der Flüchtlinge.

Casablanca ist ein Propagandafilm. Sehr schön lässt sich das an Szenen wie dem "Gesangskrieg" erkennen. In der Szene stimmt ein SS-Offizier in Rick's Bar "Die Wacht am Rhein" an, die Deutschen werden jedoch bald von den Franzosen übertönt, die die "Marseillaise" singen. Ursprünglich wollte Warner das "Horst-Wessel-Lied" als "deutsches" Lied singen lassen. Doch die Urheberrechte lagen bei einer deutschen Gesellschaft und die Produzenten befürchteten eine deutsche Handhabe im internationalen Verleih. Am Ende des Films dann die Szene, wo Renault eine Flasche Vichy-Wasser in den Müll wirft (Vichy war der Sitz des mit den Nazis kooperierenden Vichy-Regimes). Die Grundaussage dieses Filmes ist folgende: In Zeiten größten Schreckens und Leidens muss die private Liebe von Rick und Ilsa hinter dem wichtigeren Ziel Lazlos, dem internationalen Kampf um die Freiheit der Völker zurückbleiben.

Der Film Casablanca gilt heute als Kultfilm. Das AFI (American Film Institute) wählte ihn zum zweitbesten US-Film aller Zeiten. In der IMDb erreicht Casablanca Platz 7.

Während der 1950er-Jahre begann das Brattle Theater in Cambridge damit, in der Abschlusswoche der Examen an der Harvard-Universität eine Casablanca-Vorführung zu veranstalten. Diese Tradition wird bis zum heutigen Tage fortgesetzt und wurde auch von anderen Universitäten aufgenommen. Dies trägt zur andauernden Popularität des Films bei.

Zitate

Viele Zitate aus dem Film haben eine große Bekanntheit erlangt, auch unter Menschen, die den Film nie gesehen haben.

  • "Spiel's noch einmal Sam!" (Ilsa) ist das bekannteste Falschzitat der Filmgeschichte.
Hier das Original:
Ilsa: Play it once, Sam. For old times' sake.
Sam: [lying] I don't know what you mean, Miss Ilsa.
Ilsa: Play it, Sam. Play "As Time Goes By".
Das Falschzitat ist Titel des Films Play it again, Sam! von Woody Allen.
  • "Schau mir in die Augen Kleines!" Dieses Zitat ist jedoch ebenso falsch. In der deutschen Version sagt Rick: "Ich seh dir in die Augen Kleines!", englisch: "Here's looking at you, kid". (Rick an Ilsa) - Im Drehbuch stand eigentlich "Here's good luck for you", aber Bogart hat es vernuschelt.
  • "Ich halte für niemanden den Kopf hin." (Rick) ("I'll stick my neck out for nobody.")
  • "Warum sind Sie nach Casablanca gekommen?" - "Wegen der Heilquellen (waters)." - "Wir haben doch keine Heilquellen, Casablanca liegt in der Wüste." - "Man hat mich falsch informiert." (Polizeichef Renault und Rick)
  • "Uns bleibt immer noch Paris." (Rick) ("We’ll always have Paris.")
  • "Verhaften Sie die üblichen Verdächtigen!" (Polizeichef Renault) ("Round up the usual suspects!")
  • "Das ist wohl der Beginn einer wunderbaren Freundschaft." ("Louie, I think this is the beginning of a beautiful friendship.") (Schluss)

Kommentare zum Film

  • "It's far from a great film, but it has a special appealingly schlocky romanticism ..." Pauline Keal in: "5001 Nights at the Movies"
  • "... der populärste aller Filme, der Kultfilm schlechthin ..." Hellmuth Karasek: Mein Kino. Die 100 schönsten Filme, 1994

Die Rezeption des Films in den USA

Nach der Uraufführung im November 1942 stellte niemand große Erwartungen an den Film, dessen Drehbuch zum Teil improvisiert war, weshalb die Schauspieler sich durch einige Szenen quälen. Anfang 1943 fand die Casablanca-Konferenz statt, auf der Roosevelt mit Churchill ihre weitere Kriegsansstrengungen abstimmen wollten. So wurde der Name der Stadt weltbekannt und Warner Brothers brachte den Film ein zweites Mal in die Lichtspielhäuser. Und er wurde ein Welterfolg.

Die Rezeption des Films in der Bundesrepublik

Von 1953 bis 1975 war der Film nur in einer komplett zerstückelten deutschen Fassung zu sehen. In dieser um 25 Minuten geschnittenen Version gab es keinen SS-Major Strasser. Victor Lazlo war in keinem KZ gewesen und als norwegischer Atomphysiker hieß er Larssen, der die rätselhaften "Delta-Strahlen" entdeckt hat. Erst die ARD zeigte den Film 1975 als das, was er wirklich war, ein amerikanischer Propagandafilm gegen das Vichy-Regime und den Nationalsozialismus.

Interessantes

Die Klaviermusik, die im Film zu hören ist, wurde von Elliot Carpenter gespielt. Im Film sieht man jedoch Dooley Wilson (ein Jazzdrummer) in der Rolle des Sam.

"Rick's Café Américain" war dem Hotel El Minzah in Tanger nachempfunden.

Michèle Morgan sollte die Rolle der Ilsa ursprünglich spielen. Doch sie forderte 55.000 $; Ingrid Bergman war für 25.000 $ zu haben. Es kursiert auch die Legende, dass Ronald Reagan die Rolle des Rick spielen sollte und Humphrey Bogart nicht die erste Wahl war. Dies wurde jedoch vom Filmstudio erfunden, um das Interesse am Film zu steigern.

In einer großen Zahl von Filmen wurden Anspielungen oder Parodien auf Casablanca eingebaut. Der Film Die üblichen Verdächtigen bezieht seinen Titel aus einem Zitat aus Casablanca. ('Verhaftet die üblichen Verdächtigen.')

Filmfehler

  • Als Rick Ilsa im Bazar sieht, verändert sich sein Krawattenknoten.
  • Während der Schacheröffnung verschwindet ein Springer für kurze Zeit.
  • Die Größe und Länge der Orden an Kapitän Renaults Uniform ändern von Einstellung zu Einstellung.
  • Nachdem Ugarte Rick die Transitbriefe aushändigt, spielt Sam "Knock on Wood", der Drummer spielt jedoch nicht.
  • Major Strassers Schulterstücke verschwinden zeitweilig in der Szene am Flughafen.
  • Als Rick vor seinem Café mit Renault plaudert, zündet er sich eine Zigarette an. In der nächsten Einstellung zündet er sich erneut eine an.
  • Ugarte gibt Rick die Transitdokumente. Dieser steckt sie in die rechte Innentasche. Später nimmt er sie aus der linken Innentasche und legt sie auf das Klavier.
  • Renault: "We mustn't underestimate American blundering. I was with them when they blundered into Berlin in 1918." - Berlin wurde im ersten Weltkrieg von den Alliierten nicht erreicht.

Auszeichnungen

Literatur

  • Aljean Harmetz: Verhaften Sie die üblichen Verdächtigen: wie Casablanca gemacht wurde. Berlin-Verlag 2001. ISBN 3-8270-0329-6