Monty Python’s Flying Circus
Monty Python’s Flying Circus war eine englische Comedy-Show der Komikertruppe Monty Python. Ursprünglich wurde sie von 1969 bis 1974 vom britischen Sender BBC ausgestrahlt. Die Pythons zeigten hier in vier Staffeln und insgesamt 45 Folgen Sketche, welche sich durch hintersinnigen und vor allem schwarzen Humor auszeichneten. Oft wurde auch das britische Leben persifliert, oder es wurden politische Themen angesprochen.
Die Entstehung des Titels
Bevor der markante Titel gefunden war, gab es einige andere Vorschläge. Der Leiter der Abteilung „Komödie“ der BBC bestand dann darauf, dass der Titel der Serie das Wort „Circus“ enthalten müsse, weil die Komikertruppe durch die Büros des Senders zog, ähnlich wie ein Circus. Um keine falschen Erwartungen zu wecken, wurde daraus „Flying Circus“. In einem Telefonbuch waren Michael Palin und Terry Jones dann auf den Namen „Gwen Dibley“ gestoßen und wollten die Serie nun „Gwen Dibley's Flying Circus“ nennen, weil sie es witzig fanden, sich vorzustellen, wie die Familie von Gwen Dibley eines Tages die Fernsehzeitung liest und feststellt: „He, Gwen, Du hast eine eigene Fernsehshow!“ Die BBC verlangte allerdings, dies zu ändern, und so entstand der Kunstname „Monty Python“.
Die Entwicklung der Serie
Der späte, oft geänderte Sendeplatz, das kleine Sendegebiet und das ungewohnte Format sorgten dafür, dass die Serie zunächst nur von einem kleinen Publikum beachtet wurde. Nach Aussage von Michael Palin bestand die Zuschauerschaft in der Anfangszeit aus Leuten mit Schlafstörungen, Intellektuellen und arbeitslosen Einbrechern. Erst nach der Absetzung der Serie stellte sich der Erfolg ein. 1974 wurde die Show in den USA zum ersten Mal gesendet und gewann dort eine große Anhängerschaft – sehr zur Überraschung der Pythons, die ihren Humor als nicht exportfähig betrachteten.
Anfang der 1970er Jahre entdeckte Alfred Biolek die Show, und daraufhin entstanden zwei deutsche Folgen namens Monty Pythons fliegender Zirkus: die sogenannten German Episodes. Eine Folge war komplett deutsch gesprochen und die andere mit deutschen Untertiteln versehen. Später (1972) wurde die Original-Show erstmalig in Deutschland im Fernsehprogramm des WDR ausgestrahlt. Da der Humor der Sendung als unübersetzbar galt, wurde sie in Deutschland von den dritten Programmen ausschließlich im Originalton mit deutschen Untertiteln ausgestrahlt. Mitte der 90er Jahre wagte SAT1 eine deutsche Synchronisation – mit jungen Schauspielern/Synchronsprechern, da die gewohnten deutschen Stimmen aus den späteren Filmen zu alt wären (und vielleicht zu teuer waren). Das Ergebnis war aber schlecht, die Synchronisation zerstörte die Stimmung und den Witz. Aufgrund der verdient schlechten Quoten wurde die Serie schnell aus dem Programm gekippt, die Rechte aber beibehalten. Aus diesem Grund werden zurzeit keine Wiederholungen, weder im O-Ton, noch synchronisiert im deutschen Fernsehen gesendet.
Dass diese Aufgabe aber dennoch zu meistern ist, zeigt die (wahrscheinlich wesentlich teurere) Synchronisation des Kinofilms Monty Pythons wunderbare Welt der Schwerkraft, die sehr gut mit dem Original harmoniert. Dazu muss allerdings gesagt werden, dass die "wunderbare Welt der Schwerkraft" nur aus übersetzbaren Sketchen besteht. Es gibt andere, bei denen eine Übersetzung schlicht und einfach unmöglich ist, z. B. "Court Charades" (Gerichtssaal-Scharaden), in denen die Jury über Scharaden dem Richter klarmacht, dass das Urteil "Nicht schuldig" ist. Das englische "not guilty" wird hier über Knoten (knot), Kieme (gill) und Tee (tea, missverstanden als cup, Tasse) erklärt, im Deutschen ist so etwas unmöglich.
Der Titelsong war ein Ausschnitt aus John Philip Sousas Liberty Bell March. Der Grund für diese Wahl war nicht die Vorliebe für diese Musik, sondern ein Produkt des Zufalls. Nach eigenen Angaben hörte die Gruppe eine Musikkapelle dieses Stück spielen, als sie gerade auf der Suche nach einem Titellied für ihre Sendung war. Die Rechte an diesem Song waren frei, und somit hatte man keine Tantiemen zu zahlen.
Wiederkehrende Charaktere
Innerhalb der Serie gab es eigentlich nur wenige Charaktere, die in mehreren Sketchen wiederkehrten, aber diese erlangten einen gewissen Kultstatus. Diese Figuren sind:
- Der "It's"-Man, gespielt von Michael Palin: Es handelt sich dabei um einen Mann mit zerrissenen Kleidern, langen Haaren und langem Bart. Sein Erscheinungsbild erinnert an einen Schiffbrüchigen. Er taucht vor allem in den ersten Folgen in der Szene unmittelbar vor dem Vorspann auf. Meistens rennt er auf die Kamera zu, wobei er Hindernisse wie Unterholz oder Wasser zu überwinden hat. Wenn er bei der Kamera angekommen ist, sagt er "It's...", es folgt ein Schnitt, und der Vorspann beginnt mit dem Titel der Sendung.
- Der BBC-Ansager, dargestellt von John Cleese, der an einem Schreibtisch sitzt. Dieser Schreibtisch steht zumeist in einer unpassenden Gegend, zum Beispiel einem Wald oder Fluss. Er taucht meist in einer Szene zwischen zwei Sketchen auf und liefert dabei den markanten Satz "And now for something completely different." (Deutsch Und nun zu etwas völlig anderem.).
- Die Gumbies, respektive Mister Gumby, ein mental eingeschränkter Mensch mit einem verknoteten Taschentuch auf dem Kopf, einer randlosen Brille, einem kleinen Schnurrbart, Hochwasserhosen und Gummistiefeln (daher auch der Name, vom Englischen "Gum Boot").
- Die "Pepperpots" (Deutsch Pfefferstreuer): So bezeichneten die Schreiber im Drehbuch weibliche Rollen, die von einem der männlichen Python-Mitglieder dargestellt wurden. John Cleese meinte dazu in dem Film How to Irritate People, dass die typische Figur einer englischen Mittelschicht-Hausfrau einem Pfefferstreuer ähnlich sähe. So entstand der Name.
- Ein kurzer Filmausschnitt in schwarz-weiß, ungefähr drei Sekunden lang, der applaudierende Frauen mittleren Alters zeigt. Der Ausschnitt stammt aus dem BBC-Archiv und ist vom Treffen des englischen Fraueninstituts.
- Einen Ritter in voller Rüstung, dargestellt von Terry Gilliam, der in der ersten Serie die Sketche beendete, indem er den Leuten mit einem rohen, gerupften Huhn auf den Kopf schlug.
- Ähnliche Funktion erfüllte der Colonel (Chapman): Er beendete Sketche, wenn sie zu albern wurden.
- Ken Shabby (Palin). Ein ziemlich abgerissener Mann, der ständig hustet. Hatte einen eigenen Sketch, tauchte dann von Zeit zu Zeit auf, um seine Meinung zu gewissen Themen kundzutun.
- Eric Praline (Cleese) ein meist verärgerter Mann im Regenmantel, der meistens sich bei jemandem (häufig Palin) über irgendetwas beschwerte. Viele seiner Sketche gehören zu den bekannteren: "Dead Parrot", "Cheese Shop" oder "Crunchy Frog"
- Luigi Vercotti (Palin) ein Mafioso. Tauchte das erste Mal mit seinem Bruder Dino auf und wollte Schutzgelder von der Armee erpressen. Seitdem hatte er nur noch einzelne, kürzere Auftritte
- Ein nackter Orgelspieler (die ersten beiden Male von Gilliam dargestellt, dann von Jones), der nur dazu da war, um Sketche irgendiwe zu verbinden.
Das Ende des Flying Circus und die Folgen
Zwischen der zweiten und dritten Staffel erschien 1971 der Film Die wunderbare Welt der Schwerkraft, eine Auswahl von neu produzierten Sketchen der bisherigen Serie. Nach der dritten Staffel verließ John Cleese die Sendung. Die vierte Staffel bestand nur aus sechs Episoden und mit der Ausstrahlung der letzten Folge am 5. Dezember 1974 wurde die Serie abgeschlossen. Weitere gemeinsame Fernsehproduktionen gab es nur noch zu Jubiläen (Parrot Sketch not included mit Steve Martin zum 25jährigen und bei einer Preisverleihung im amerikanischen Fernsehen zum 30jährigen Jubiläum). Dafür produzierten die Mitglieder von Monty Python zusammen mehrere Kinofilme und Bühnenshows.
Die Kinofilme:
- Monty Pythons wunderbare Welt der Schwerkraft (And now for something completely different, 1971)
- Die Ritter der Kokosnuss (Monty Python and the Holy Grail, 1975)
- Das Leben des Brian (The Life of Brian, 1979)
- Monty Python Live at the Hollywood Bowl (1982, Kinofilm einer Bühnenshow)
- Der Sinn des Lebens (Film) (The Meaning of Life, 1983)
Die Bühnenshows:
- Monty Python Live at Drury Lane (1974)
- Monty Python Live at City Centre (1976)
- Monty Python Live at the Hollywood Bowl (1982)
Die Bühnenshows bestanden zum größten Teil aus Sketchen des Flying Circus, neu arrangiert und kombiniert mit neuem Material.
Berühmte Sketche
- Der Papagei ist tot (Dead Parrot)
- Nerviger Gast im Pub (Nudge nudge)
- Spam Sketch (The Spam sketch). Auf diesen Sketch geht die heutige Bezeichnung Spam für unverlangte und massenweise versendete Werbe-E-Mails zurück.
- Das Ministerium für alberne Gänge (The Ministry of Silly Walks)
- Holzfäller-Lied (The Lumberjack-Song)
- Knusperfrosch (Crunchy Frog)
- Der tödlichste Witz der Welt (The Funniest Joke in the World)
- Die spanische Inquisition (The Spanish Inquisition)
- Nachwahlen in Minehead (Minehead by-election)
- Gumby Hirnchirurg (Gumby brain specialist)
- Dennis Moore
- Entdecke den Verrückten (Spot the Loony)
- Johann Gambolputty
Auszeichnungen
1971 - Goldene Rose von Montreux - Silberne Rose
Literatur
- Reinhard Gratzke: Monty Python's Flying Circus Selected Sketches, Reclam Fremdsprachentexte, Stuttgart 1995. ISBN 3-15-009023-7
- Bernd Eilert (Übersetzer): Der Sinn des Lebens, Drehbuch, Heyne, München 1995; Übersetzung von The meaning of life, Methuen Ltd, London 1983. ISBN 3-453-08855-7
- Sven Böttcher u.a.: Monty Python's Flying Circus Sämtliche Worte, Band 1, Heyne, München 1995. ISBN 3-453-09235-X