Der Flughafen Weeze (Eigenbezeichnung: Airport Weeze, IATA: NRN, ICAO: EDLV) liegt in der Gemeinde Weeze im Kreis Kleve nahe der Grenze zu den Niederlanden. Er wird vor allem vom Billigflieger Ryanair angeflogen, der ihn als Düsseldorf (Weeze) bezeichnet. Im Jahr 2006 hat der Flughafen 585.403 Passagiere abgefertigt, rund 6.000 weniger als im Vorjahr.
Airport Weeze | |
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Kenndaten | |
ICAO-Code | EDLV |
IATA-Code | NRN |
Koordinaten | |
Höhe über MSL | 32 m (105 ft) |
Verkehrsanbindung | |
Entfernung vom Stadtzentrum | 6 km von Weeze, 89 km von Düsseldorf |
Straße | ca. 15 km zur A 57 |
Nahverkehr | Anrufbusse von Weeze, Kevelaer, Goch, Venray und Nimwegen |
Basisdaten | |
Eröffnung | 1. Mai 2003 |
Betreiber | Flughafen Niederrhein GmbH |
Fläche | 620 ha |
Terminals | 1 |
Passagiere | 585.403 (2006) |
Kapazität (PAX pro Jahr) |
2,5 Mio. |
Start- und Landebahn | |
09/27 | 2440 m × 45 m |
Die Betreibergesellschaft Flughafen Niederrhein GmbH gehört (über mehrere Zwischengesellschaften) zu 99,93 % dem niederländischen Unternehmer Herman Buurman, zu 0,04 % dem Kreis Kleve und zu 0,03 % der Gemeinde Weeze.
Der Flughafen hat mehrfach den Namen gewechselt und hieß zuvor unter anderem Flughafen Weeze-Laarbruch, Flughafen Niederrhein sowie Flughafen Düsseldorf (Weeze).
Einrichtung und wirtschaftliche Entwicklung
- 1954: Gründung des britischen Militärflughafens Weeze/Laarbruch. Die Royal Air Force stationierte hier u.a. Flugzeuge der Typen Tornado, Buccaneer und Harrier.
- 1993: Gründung der Flughafen Niederrhein GmbH. Die Gesellschaft erarbeitete Nutzungskonzepte für das Flughafenareal mit dem Ziel, Unternehmensansiedlungen und neue Arbeitsplätze zu schaffen, die den absehbaren Wegzug von 5.000 Militärangehörigen ausgleichen können.
- 1997: Das Nutzungskonzept „Euregionales Zentrum für Luftverkehr, Logistik und Gewerbe“ wurde beschlossen, das Genehmigungsverfahren eröffnet.
- 1999: Nach 45 Jahren verließ die Royal Air Force am 30. November ihre Basis Weeze-Laarbruch. Über 400 zivile Arbeitsplätze gingen verloren.
- 2001: Eine niederländische Investorengruppe kaufte das 620 Hektar große Areal in Laarbruch. Am 20. Juni erteilte Verkehrsminister Ernst Schwanhold die luftrechtliche Genehmigung für den zivilen Flugbetrieb.
- 2002: Der Bau des neuen Passagierterminals und eines neuen Vorfeldes begann. Die Flugbetriebsanlagen wurden komplett renoviert und teilerneuert. Die Deutsche Flugsicherung richtete einen Tower ein.
- 2003: Am 1. Mai nahm der neue Flughafen Niederrhein den Linienverkehr auf. Die Billigfluglinie Ryanair flog drei mal täglich nach London. Bis zum 1. August wurden die Passagiere in einem provisorischen hergerichteten Hangar abgefertigt, dann wurde das neue, 15.000 m² große Terminal eröffnet. Im Oktober bekam der Flughafen seinen ersten "Homecarrier": Die niederländische V-Bird stationierte drei Airbus A 320 und bot Billigflüge zu deutschen und europäischen Flughäfen an. Nur kurze Zeit flog der niederländische Veranstalter Sudtours mit seinem Ferienflieger Dutchbird; die Vermarktung der Pauschalreisen nach Gran Canaria blieb ohne Erfolg. Eine erfolgreiche Klage der Nachbargemeinde Bergen führte zu einer Einschränkung des Flugbetriebs am Wochenende.
- 2004: Am ersten Mai-Wochenende feierten 80.000 Besucher den ersten Geburtstag des Zivilflughafens. Der Flughafen erweiterte die Parkflächen auf 3.000 Parkplätze. Am 8. Oktober stellte V-Bird den Betrieb ein. Verhandlungen mit neuen Investoren waren gescheitert. Kurz darauf meldete die Gesellschaft Insolvenz an. Im Voraus bezahlte Flugtickets von rund 4.000 V-Bird-Passagieren wurden wertlos. Rund 100 Beschäftigte verloren ihre Stelle beim Flughafen. Währenddessen erweiterte Ryanair sein Flugangebot.
- 2005: Nach einem Gerichtsurteil änderte die Betreibergesellschaft den Namen des Flughafens in Airport Weeze.
- 2007: Am 6. Februar 2007 gab Ryanair' bekannt, dass es auf dem Airport Weeze eine neue Basis einrichten wird. Ab Juni 2007 sollen zwei Flugzeuge fest stationiert werden. Weeze wird damit Ryanairs dritte deutsche Basis und die 19. in Europa.[1] Außerdem will Ryanair wie schon in den Vorjahren die Zahl der Flugziele erhöhen.
Rechtsstreitigkeiten um den Namen
Im Oktober 2004 wurde der Flughafen Niederrhein von den Betreibern in Airport Düsseldorf – Prefecture Weeze umbenannt, um eine Nähe zum international bekannten Düsseldorfer Flughafen zu suggerieren. Diese Umbenennung wurde jedoch vom Landgericht Köln per einstweiliger Verfügung untersagt. Daraufhin wurde der Flughafen im November 2004 als Airport Düsseldorf Regional (Weeze) bezeichnet. Auch dieser Name wurde vom Landgericht Köln untersagt. Das Urteil wurde jedoch von den Betreibern ignoriert. Deswegen erließ das Landgericht Köln ein Ordnungsgeld in Höhe von 500.000 Euro, das später auf 150.000 Euro reduziert wurde. Daraufhin änderten die Betreiber im März 2005 den Namen in Airport Weeze. Dieser Name hat bis heute Bestand. Die Betreibergesellschaft hingegen heißt seit ihrer Gründung unverändert Flughafen Niederrhein GmbH.
Eine Klage gegen die Fluggesellschaft Ryanair, die den Flughafen in ihren Anzeigen als Flughafen Düsseldorf (Weeze) bezeichnet, ist vor dem Landgericht Köln vorerst gescheitert. Die Richter sahen den in den Anzeigen ergänzten Hinweis, dass der Flughafen cirka 70 Kilometer von Düsseldorf entfernt liegt, als für die Verbraucher ausreichende Information an.
Rechtsstreitigkeiten um die Genehmigung
Am 3. Januar 2006 hob das Oberverwaltungsgericht Münster die Genehmigung für die zivile Nutzung des Flughafens auf, da die von der Bezirksregierung Düsseldorf erteilte Genehmigung erhebliche Mängel aufweist.[2] Sie erlaubt Tourismus-Flugverkehr bis an die Kapazitätsgrenze, ohne dabei den Nutzen für die Gebietsentwicklung ausreichend zu berücksichtigen. Dieser hätte als eine Art Ausgleich für die Fluglärm-Belästigung gewertet werden können. Da das Gericht einen solchen Nutzen zum Vorteil der Region aber nicht erkennen konnte, entschied es zugunsten der Anwohner. Eine Revision wurde nicht zugelassen.
Die Bezirksregierung Düsseldorf hat Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision eingereicht. Die Beschwerde wurde durch das OVG Münster abgewiesen und damit an das Bundesverwaltungsgericht abgegeben. Am 2. Februar 2007 hat das Bundesverwaltungsgericht Leipzig die Revision gegen den Entzug der Airport-Betriebserlaubnis zugelassen. Nun muss die Bezirksregierung gegenüber dem Bundesverwaltungsgericht ihre Revisionsgründe darlegen. Dazu hat sie einen Monat Zeit.[3]
Subventionen
Von Planungsbeginn des Zivilflughafens an hat es erhebliche Auseinandersetzungen um staatliche Subventionen gegeben. Dabei ist bereits umstritten, welche Unterstützung von öffentlicher Seite es überhaupt gegeben hat. Gesichert ist, dass das Land Nordrhein-Westfalen den Flughafen mit Zuschüssen von 3,8 Mio. € gefördert hat.[4] Mindestens 16,5 Mio. € hat die Flughafen Niederrhein GmbH als Kredit vom Kreis Kleve bekommen, nach eigener Aussage "zu banküblichen Konditionen".[5] Die Deutsche Lufthansa beziffert die gesamten öffentlichen Zuschüsse hingegen auf "mindestens 50 Mio. €"[6], außerdem sollen die jährlichen Betriebskosten von 7 Mio. € durch eine Erhöhung der Kreisumlage finanziert werden.[7]
Die für Weeze wichtigste Fluggesellschaft Ryanair erhielt für eine "Werbekampagne Niederrhein" 450.000 €, die zum größeren Teil aus der Euregio-Förderung der EU stammten, zu kleineren Teilen vom Kreis Kleve und der Gemeinde Weeze.[8] [9] Da die Gegenleistung lediglich in einem Link auf der Ryanair-Homepage zur Niederrhein-Tourismus-Website sowie in entsprechenden Hinweisen in den Ryanair-Kundenrundmails bestand, gehen Kritiker von einer verdeckten Subventionierung der Fluggesellschaft durch überhöhte Preise für ansonsten kaum verkäufliche Leistungen aus.
Seit Anfang 2007 plant der Kreis Kleve die Übernahme eines 49-prozentigen Kapitalanteils an der Flughafen-GmbH. Dafür soll ein Kaufpreis von 17 Mio. € an den bisherigen bisherigen 99-Prozent-Eigentümer Herman Buurman fließen. Nach dem Erwerb müsste der Kreis zusätzlich entsprechend seinem Kapitalanteil die Betriebsverluste des Flughafens mittragen. Dafür will der Kreis in den Haushalten 2007 und 2008 jeweils 3 Mio. € einplanen.[10]
Kritiker der Subventionierung sind einerseits konkurrierende Unternehmen wie die Lufthansa und der Flughafen Düsseldorf, andererseits gesellschaftliche und politische Organisationen wie der Bund der Steuerzahler und die Grünen. Befürworter der Subventionierung sind u.a. die Subventionsgeber Kreis Kleve und Land Nordrhein-Westfalen sowie die Industrie- und Handelskammer Niederrhein. Die Befürworter verteidigen die staatlichen Subventionen für den Flughafen Weeze vor allem mit dem Argument, dass alle anderen Flughäfen ebenfalls massiv subventioniert werden.[11]
Fluggesellschaften und Ziele
Ryanair fliegt von Weeze aus nach Stansted (55 km von London entfernt), Girona (100 km von Barcelona), Nyköping, dessen Flughafen Skavsta 110 km von Stockholm entfernt liegt, Prestwick (50 km von Glasgow), Rom-Ciampino und Shannon (24 km von Limerick).
Nach Eröffnung einer Basis werden von Ryanair ab dem Frühjahr zusätzlich Alghero (25 km von Sassari/Sardinien), Alicante, Treviso (30 km von Venedig) und Palma de Mallorca angeflogen.
Darüber hinaus fliegt Sky Airlines auch den Flughafen Antalya an. Ab Sommer 2007 will Business Direct Smart Solutions Frachtflüge nach England durchführen.
Kapazität
Der Flughafen verfügt über eine Start- und Landebahn mit einer Länge von 3.000 Metern darf aber nur 2.440 Meter nutzen. Die Abfertigungshalle ist für 2,5 Millionen Fluggäste pro Jahr ausgelegt.
Lage
- Koordinaten: 51° 36' nördl. Breite, 6° 10' östl. Länge
- Höhe über NN: 30 m
Der Airport Weeze liegt zirka 75 Kilometer nordwestlich vom Flughafen Düsseldorf International und 55 km südlich von Arnheim.
Verkehrsanbindung
- Kevelaer und Weeze sind die nächsten Bahnhöfe an der Eisenbahnstrecke Düsseldorf/Köln–Kleve, auf der halbstündlich der Niers-Express (RE 10) verkehrt. Mit dem Flugplatz bestehen Anrufsammeltaxi- bzw. Rufbus-Verbindungen.
- Der Flughafen liegt etwa 15 Kilometer von der A 57 entfernt.
Sonstiges
In den Jahren 2000 bis 2002 wurde auf einem Teil des früheren RAF-Stützpunkts, der nicht zum Zivilflughafen gehört, das Bizarre-Festival ausgerichtet. An diesem Ort wandelte es sich zum größten deutschen Festival für Alternative (hauptsächlich Rock- und Hip-Hop-) Musik. Im Jahr 2003 wählte der Veranstalter aufgrund eines Rechtsstreits den Namen Terremoto. Aufgrund von Besucherrückgängen sowie Ausschreitungen und Polizeieinsätzen musste der Veranstalter schließlich Insolvenz anmelden. Seit 2004 findet ein anderes Festival, das Q-Base, statt.
Quellen
- ↑ Ryanair macht Weeze zur 19. Basis, Mitschnitt der Ryanair-Pressekonferenz, 6. Februar 2007
- ↑ Konversion des Militärflugplatzes Weeze-Laarbruch in einen zivilen Verkehrsflughafen aufgehoben, Pressemitteilung des OVG Münster, 3. Januar 2006
- ↑ Weeze fliegt weiter Rheinische Post, 2. Februar 2007
- ↑ Öffentliche Subventionen am Flughafen Niederrhein in Weeze, Antwort der Landesregierung NRW auf eine Kleine Anfrage, 3. April 2006
- ↑ Airport Weeze weist Düsseldorfer Vorwürfe zurück, Pressemitteilung des Flughafens, 13. September 2004
- ↑ Kleinstflughäfen: Wildwuchs ungebrochen, Lufthansa Politikbrief, März 2007
- ↑ Kleinstflughafen Weeze: Finanzprobleme ohne Ende, Lufthansa Politikbrief, Juli 2006
- ↑ Verdeckte bzw. offene Subventionen für Ryanair am Flughafen Niederrhein, Kleine Anfrage der Grünen im Landtag NRW, 11. September 2006
- ↑ Kleinstaaterei beim Flughafenausbau in NRW stoppen, Stellungnahme der IHKs NRW, März 2007, S. 10
- ↑ Airport: Kreis kauft 49 Prozent, Rheinische Post, 5. Februar 2007
- ↑ Über Subventionen und gut angelegtes Geld, Thema Wirtschaft der IHK Niederrhein, März 2007