Realsozialismus

Art von Sozialismus
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Der Ausdruck realer Sozialismus (auch real existierender Sozialismus) ist die Bezeichnung des politischen Systems der ehemaligen Sowjetunion und ihrer Satellitenstaaten vor deren Zuammenbruch 1989/90. Der Realsozialismus war ein Versuch, den bis dahin nur als Theorie existierenden Sozialismus in die Praxis umzusetzen. Es wurde versucht, eine Gesellschaft zu entwickeln, in der die Werktätigen die politische Führung übernehmen und letztendlich alle Klassenunterschiede aufgehoben werden konnten.

Statistisch lässt sich nachweisen, dass es die ersten Jahrzehnte nach des Bestehens der Sowjetunion einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung gab und dadurch auch der Lebensstandard unter der einfachen Bevölkerung stetig anstieg. Da die Industrialisierung in Russland, welches in seiner Entwicklung um viele Jahrzehnte zurücklag, erst nach der Oktoberrevolution so richtig begann, wurden viele der Bauern erst in der Sowjetunion zu Arbeitern. Eine weitere Errungenschaft war mit Sicherheit die Bildung. Während zuvor im Zarenreich ca. 98% der Bevölkerung Analphabeten waren, ging dieser Anteil in der Sowjetunion rasch auf unter 10% zurück. Ein breites Netz von Schulen, Bibliotheken und Universitäten wurde geschaffen, welche für die gesamte Bevölkerung frei zugänglich waren. Eine ähnliche Entwicklung lässt sich auch in anderen sozialistischen Ländern erkennen, wie zum Beispiel Kuba, welches seinen Analphabetismus völlig überwunden hat. Genauso ist der freie Zugang aller zu Kultur und zu den Gesundheitseinrichtungen zu werten.

Weshalb der Versuch letztendlich scheiterte, ist umstritten. Kritiker des Marxismus behaupten, der Marxismus selbst sei wirklichkeitsfremd und nicht umsetzbar. Einige Marxisten hingegen argumentieren, der Sozialismus sei niemals so umgesetzt worden, wie er von Marx gedacht war. Vor allem sei die Zeit für den Sozialismus noch nicht reif gewesen, da die Produktivkräfte noch nicht hochentwickelt genug waren, um den Kapitalismus abzulösen. Außerdem wäre nach Marx davon auszugehen, dass die Revolution zuerst in einem hochentwickeltem kapitalistischem Land stattfindet.

Der eigentliche Wendepunkt für die wirtschaftliche Entwicklung der Sowjetunion kam mit der Politik von Chruschtschow (Ost-West-Annäherung), mit der eine gefährliche Mischung von kapitalistischer Profitlogik und sozialistischer Planwirtschaft aufkam, welche die Sowjetunion in die wirtschaftliche Abhängigkeit der USA rückte. Hinzu kam die beidseitige Aufrüstung während des kalten Krieges und die Abhängigkeit der UdSSR auf Devisen von kapitalistischen Ländern, wodurch die wirtschaftliche und außenpolitische Lage zusätzlich beeinträchtigt wurde. Die Probleme spitzten sich zu und es mussten auch noch Schulden aufgenommen werden, welche der Sowjetunion spätestens 1990 zum Verhängnis wurden.

Spätestens ab den 80er Jahren wurde der Realsozialismus von den Menschen immer weniger akzeptiert. Der Blick in den Westen versprach ihnen mehr Produktvielfalt und einen besseren Lebensstandard, dem die sozialistischen Länder durch innere und äußere Schwierigkeiten immer weniger nachkommen konnten. Die starre Planwirtschaft verhinderte eine ausreichende Bedürfnisbefriedigung, der wissenschaftlich-technische Fortschritt konnte sich infolge der Unterdrückung von privaten Initiativen nicht entfalten. Überall war die Allmacht der marxistisch-leninistischen Partei und ihrer Organe zu spüren, die jede demokratische Regung unterdrückte und die Menschen wesentlicher Freiheiten beraubte.

Ob es den noch verbliebenen realsozialistischen Staaten gelingt, diese Probleme zu überwinden und eine echte Alternative zur kapitalistischen Welt auszubauen, wird die Zukunft zeigen.


Staaten des „realen Sozialismus“ waren:

Noch verbliebene Reste des Realsozialismus sind: