Geschütz

schwere, nicht im Handgebrauch einzusetzende und nicht allein tragbare Rohrwaffe
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Der Ausdruck Geschütz (urspr. die Waffe des Schützen, d. h. Bogen) bezeichnet im Militärwesen eine schwere, zum Handgebrauch nicht verwendbare Waffe. Die Geschütze sind in der Truppengattung der Artillerie zusammengefasst. Die Entwicklung der Geschütze war sehr stark abhängig von der allgemeinen technischen Entwicklung, sei es die Erfindung des Schießpulvers, die Gusstechniken, die Motorisierung usw. Reichweite und Feuerkraft wurden immer weiter gesteigert.

Ein Festungsmörser in der Zitadelle Wesel
21-cm-Mörser im 1. Weltkrieg
Französische 12,5 cm Langkanone
Datei:240mm kuestengeschuetz beim laden 1942.jpg
240 mm Küstengeschütz beim Laden (1942)
Datei:M-198 amerik Feldkanone.jpg
moderne Feldkanone - M-198

Geschichtsüberblick

  • Die ersten Feuerwaffen waren die "pot de fer", die etwa fünfzig Jahre nach Erfindung des Schießpulvers (Roger Bacon ca. 1260) gebaut wurden. Die erste Abbildung stammt aus dem Jahr 1326 (es handelt sich aber höchstwahrscheinlich um eine Fälschung, resp. nachträgliche Einfügung), zuerst eingesetzt wurde es 1324 in Metz. Es waren bauchige Töpfe, die schwere Pfeile verschossen. Diese ersten Geschütze waren jedoch noch taktisch bedeutungslos, auch wenn mit dem ribauldeqin für Edward III. schon eine Art Orgelgeschütz gebaut worden war.
  • Die nächste Fortentwicklung war die Bombarde. Ein jetzt zylindrisches Rohr aus Bronze verschoss zunächst ca. 200 Pfund schwere Stein- später dann auch Metallkugeln. 1415 benutzte Heinrich V. zehn Geschütze, um die Mauern von Harfleur einzuschießen. 1453 wurde die bis dahin uneinnehmbare, doppelte Mauer mit Wassergraben um Konstantinopel von den Türken sturmreif geschossen. Ebenso wurden die Lafetten entwickelt und in den Hussitenkriegen erstmals Geschütze auf Fahrzeugen montiert, außerdem bereits als Schiffsgeschütze auf Schiffen eingesetzt.
  • Mitte des 19. Jahrhunderts kam es infolge der industriellen Revolution zu weitreichenden Neuerungen: Der gezogene Hinterlader konnte Langgeschosse verschießen, die durch die Züge in eine Rotationsbewegung versetzt wurden und die Zielgenauigkeit entscheidend verbesserten. Damit konnte erstmals die sinnvolle Reichweite über die Kernschussweite hinaus gesteigert werden. Die Entwicklung teilte sich jetzt auf Kanonen für Flachbahn- und Haubitzen für Flachbahn- und Bogenschuss. Ebenso führte die Erfindung der Eisenbahn auch zu Eisenbahngeschützen
  • Nach Entwicklung des Kraftfahrzeuges werden Geschütze zunächst durch Kraftwagen gezogen und später sehr mobil und z. T. gepanzert auf Panzern oder Selbstfahrlafetten angebracht.

Mystik

Seit der Erfindung des Schießpulvers hatten Geschütze auch immer etwas mystisches. Aus dieser Zeit sind einige Sinnsprüche überliefert, die in das Hinterstück der damaligen Geschütze eingegossen wurden. Ähnlich wie bei der Feldschlange wurde dem einzelnen Geschütz eine mythische Bedeutung zugeordnet:

Scharpff Hierss
Ich bin genannt der scharpffe Hierß
Wo ich zu einem Schloß ein Pierß
Stoß ich nyder mit meym gehürn
Pollwerck mawer prustwer vnd thuern
Ercker vnd Zynnen fell ich nyder
Kum ich dreyen malen wyder
So wird das schloß von mir erschellt
Das es über den pergk ab fellt.
Scharpffe Metz
Ich bin ein scharpffe Metzs genant
Wo ich wirdt in ein S(t)att gesant
Do thu ich übern Graben tantzen
Durch rinckmawr zwinger vnd schantzen
Durch kirche häuser keller kuche
Gewelb stuben kammer thu ich suche
Vnd was mich irrt am wyderprallen
Das küssz ich so das es mueß fallen.


Die Tradition der Namensgebung für besondere Geschütze der Artillerie lässt sich bis ins 20. Jahrhundert verfolgen. Populär waren dabei immer wieder weibliche Vornamen. Im ersten Weltkrieg belegte man den 42 cm-Mörser der Firma Krupp mit dem Namen Dicke Bertha. Ein weniger bekanntes Beispiel sind die beiden Kanonen Silvia und Lucrezia der Festung Crestawald in der Schweiz aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg.