Berlin-Frohnau

Ortsteil von Berlin
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Frohnau ist ein Ortsteil im Bezirk Reinickendorf von Berlin.

Frohnau
Ortsteil von Berlin
Frohnau auf der Karte von ReinickendorfBerlinHeiligenseeKonradshöheFrohnauTegelHermsdorfWaidmannslustLübarsMärkisches ViertelBorsigwaldeWittenauReinickendorfBrandenburg
Frohnau auf der Karte von Reinickendorf
Koordinaten 52° 38′ 0″ N, 13° 18′ 0″ OKoordinaten: 52° 38′ 0″ N, 13° 18′ 0″ O
Einwohner 17.263 (31. Dez. 2005)
Eingemeindung 1. Okt. 1920
Postleitzahl 13465
Ortsteilnummer 1205
Bezirk Reinickendorf
Quelle: statistik-berlin.de

Lage

Der Ortsteil Frohnau befindet sich am nördlichen Rand des Bezirks Reinickendorf und damit am nordwestlichen Rand Berlins. Die benachbarten Ortsteile sind im Südwesten Heiligensee, im Süden Tegel und im Südenosten Hermsdorf. Im Westen, Norden und Osten grenzt der Ortsteil an den Landkreis Oberhavel in Brandenburg. Die Nachbargemeinde im Westen und Norden ist Hohen Neuendorf, wobei deren Ortsteil Stolpe im Westen von Frohnau liegt. Im Nordosten grenzt der Ortsteil Schönfließ der Gemeinde Mühlenbecker Land an Frohnau. Im Osten liegt dann die Nachbargemeinde Glienicke/Nordbahn.

Geschichte

 
Wappen von Frohnau

Frohnau wurde von 1908 bis 1910 von der „Berliner Terrain-Centrale“ angelegt, die von dem oberschlesischen Fürsten Guido Graf Henckel Fürst von Donnersmarck (1830–1916) initiiert wurde. (Nach ihm ist einer der Plätze und eine Allee des Ortsteils benannt worden.) Die Gesellschaft kaufte 1907 Waldgelände links und rechts der Nordbahn von der Familie von Veltheim in Schönfließ und gründete eine Villenkolonie, die sie nach der damals entstehenden Gartenstadtbewegung „Gartenstadt Frohnau“ nannten. Den städtebaulichen Wettbewerb zur Ausgestaltung der neuen Gartenstadt gewannen die Architekten Joseph Brix und Felix Genzmer. Die Gartenstadt wurde rund um das neue Bahnhofgebäude der Berliner Vorortbahn angelegt, das nach Plänen der Architekten Gustav Hart und Alfred Lesser im Jugendstil erbaut worden war. Die radialen Haupterschließungsstraßen nehmen ihren Ausgangspunkt an der Doppelplatzanlage des Ludolfinger- und Zeltinger PLatzes und verlaufen der bewegten Topographie folgend zumeist gekrümmt. Das Terrain wurde parzelliert und an Bauwillige verkauft. Am 1. Mai 1910 feierte man die Einweihung des Ortes, in der kurzen Zeit bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 wurden aber nur wenige Häuser errichtet. Der größte Teil wurde erst zwischen den Kriegen bebaut. Der nördlichste Teil der geplanten Siedlung, für den bereits die Straßen gepflastert, und Gehwege mit Straßenbäumen angelegt worden waren wurde jedoch nie bebaut. Noch heute kann man den Frohnauer Forst dort über gepflasterte Straßen durchwandern.

Kommunalrechtlich war Frohnau zuerst ein Teil des Gutsbezirks Stolpe und bildete seit Juli 1910 einen eigenen Gutsbezirk. 1917 trennte man den nördlichen Teil als weiteren Gutsbezirk „Kaiserlich Frohnau“ ab. Jedoch wurde die Trennung nicht praktisch vollzogen, da mit der Revolution von 1918 die Gutsbezirke aufgelöst wurden. Am 1. Oktober 1920 wurde Frohnau gegen den Widerstand seiner steuerkräftigen Bewohner in die Großgemeinde Berlin eingegliedert und bildet seitdem einen Ortsteil des Bezirks Reinickendorf.

Am 22. April 1945 besetzten die sowjetischen Truppen den Ortsteil. Vom 12. August 1945 bis zum 2. Oktober 1990 gehörte dieser zum Französischen Sektor von Berlin.

Die architektonisch reizvolle Villenbebauung stammt unter anderen von folgenden Architekten:

Das Wappen von Frohnau wurde 1987 in einem Wettbewerb ausgewählt.

Bauwerke

Casinoturm

 
Casinoturm

Der Casinoturm wurde 1909–10 als 30 m hohes Wahrzeichen des Ortsteils nach Entwurf der Architekten Gustav Hart & Alfred Lesser erbaut. Der balkonartige Umgang unterhalb der Turmspitze ist als Aussichtsplattform gestaltet. An der Turmfassade befinden sich Uhren nach allen vier Himmelsrichtungen, und über dem Haupteingang ist die Skulptur eines Hirschkopfes angebracht, der das Geweih eines im kaiserlichen Hofjagdrevier bei Oranienburg erlegten Hirsches aufgesetzt ist. Im Inneren ist der Turm mit einem - schon lange außer Betrieb gesetzten - Hochdruckbehälter mit 49 m³ Inhalt zur Wasserversorgung des Bahnhofsgeländes und der angrenzenden Geschäftsgebäude ausgestattet.

S-Bahnhof Frohnau

Das Bahnhofsgebäude mit dem tief gelegenen Bahnsteig ließ die Eisenbahndirektion Berlin 1908–1910 ebenfalls nach einem Entwurf der Architektengemeinschaft Gustav Hart & Alfred Lesser errichten. Die Berliner Terrain-Centrale, die damals Frohnau als neues Siedlungsgebiet erschloß, leistete einen Baukostenzuschuß von 30.000 Mark und übernahm die Betriebskosten für vier Jahre. Schon lange vor der Gründung Frohnaus verkehrte hier seit 1877 die Nordbahn von Berlin nach Stralsund. Ab 1891 wurde sie zweigleisig ausgebaut. An der Stelle des heutigen Bahnhofs Frohnau stand ein Bahnwärterhäuschen. Die nächsten Stationen waren Hermsdorf im Süden und Stolpe im Norden (der Bahnhof Stolpe lag unmittelbar nördlich der heutigen Invalidensiedlung und wurde 1924 geschlossen). Bei der Anlegung der Frohnauer Straße im Jahre 1909 legte man die Bahngleise tiefer, schüttete die Umgebung auf und baute die Straßenbrücke als Verbindung der beiderseits der Bahn gebauten Ortsteile. Am 1. Mai 1910 wurde der neue Bahnhof Frohnau eingeweiht; es wurden 1.640 Besucher gezählt. Am 1. April 1925 trat an der Stelle der Dampfzüge die elektrische S-Bahn nach Oranienburg. Beim Bau der Berliner Mauer 1961 wurde die S-Bahn zwischen den Bahnhöfen Frohnau und Hohen Neuendorf stillgelegt und erst am 31. Mai 1992 wieder eröffnet. Zwischen 1984 und 1986 wurde der Bahnhof renoviert.

Funkanlagen

 
Die beiden Sendetürme von Nordwesten gesehen

In einem Waldstück in der Nähe des Hubertussees befindet sich die Richtfunkanlage Berlin-Frohnau. Dort steht das zweithöchste Bauwerk Berlins. Der 1977–1979 errichtete Richtfunkmast ist 358,58 m hoch und ermöglichte bis zur deutschen Wiedervereinigung eine Richtfunkverbindung mit der alten Bundesrepublik Deutschland. Zur Anlage gehört auch ein 117,5 m hoher freistehender Stahlgitterturm.

Bildung, Religion und Kultur

Schulen

  • Renee-Sintenis-Grundschule
  • Victor-Gollancz-Grundschule
  • Evangelische Schule in Frohnau (Grundschule und Gymnasium)

weitere Kultureinrichtungen

  • Teestube Frohnau (Evangelisches Jugendheim "Die Teestube" im Fuchssteinerweg 20 - 26)
  • Jugendzentrum Terra Frohnau
  • Der Verein Kulturhaus Centre Bagatelle e.V. wurde am 22.10.2005 mit dem Ziel gegründet, das Centre Bagatelle dauerhaft als Stätte der Kultur für Frohnau, Reinickendorf und Umgebung zu erhalten.
  • Kunsthand Berlin
  • Künstlerhof Frohnau

Auf dem Waldgelände Hubertusweg 60 ist seit 1998 mit freundlicher Unterstützung des Bezirksamtes Reinickendorf und großer Eigeninitiative der Künstlerinnen und Künstler in ehemaligen Lazarettgebäuden aus den 20er Jahren und einem Neubau von 1970 eine Produktionsstätte für Maler, Bildhauer, Keramiker, Grafiker, Glas-, Konzept-, Video-, und Internet-Künstler, Schriftsteller, Fotografen, Musiker und Komponisten entstanden.

  • Stadtbibliothek Frohnau
  • Kiwanis Club Berlin Frohnau e.V.

Kirchen und Kirchengemeinden

Die Johanneskirche nebst Pfarrei und Gemeindehaus wurde 1934-36 nach Entwurf der Brüder Walter und Johannes Krüger erbaut (Erbauer des Tannenberg-Denkmals). Der Turm erinnert in seiner Gestaltung an romanische Westwerke mittelalterlicher Wehrkirchen. Der Vorbau vor dem Kircheneingng wird von vier Eichenstämmen aus dem Tegeler Forst getragen. In diese hat der Bildhauer Karl Sylla die Symbole der vier Evangelisten und weitere christliche Sinnbilder geschnitzt. Den Altar mit Leuchter gestaltete der Bildhauer Fritz Thiel. Die 1967 von Götz Löpelmann geschaffenen abstrakten Glasgemälde der Kirchenfenster stellen die Schöpfungsgeschichte dar. Die evangelische Gemeinde Frohnau wurde 1922 von der Gemeinde Stolpe abgetrennt. Vor dem Bau der Johanneskirche hatten Gottesdienste in einem Gebäude in der Senheimer Straße stattgefunden, das ursprünglich als Turnhalle erbaut worden war. Diese Turnhalle war im 1. Weltkrieg ein Lazarett und wurde schließlich von der katholischen Gemeinde Frohnaus erworben. Seitdem befindet sich dort die Kath. Kirchengemeinde St. Hildegard.

Das Buddhistische Haus

Bauherr des Buddhistischen Hauses war der Arzt Paul Dahlke, der auf seinen Asienreisen den Buddhismus kennengelernt hatte. Als ein Zentrum dieser Religion ließ er durch den Pankower Architekten Max Meyer ein villenartiges Wohnhaus mit einem dahinter gesetzten, im japanischen Stil gehaltenen Tempelbau errichten. Das Buddhistische Haus wurde im August 1924 bezogen; noch heute leben hier buddhistische Mönche und es finden regelmäßig Vorträge und Diskussionen statt.

Prominente

Vor dem Zweiten Weltkrieg scherzten die Berliner mit dem Ausspruch: „Die halbe Berliner Oper wohnt in Frohnau“. In der Tat war Frohnau eine bevorzugte Wohnlage für Sänger wie G. Ditter, E. Habich, G. Pistor und Maria Müller (verehel. Reichenauer). Auch heute noch wohnen viele Künstler und Intellektuelle in Frohnau.

Literatur

  • Günther Kühne, Elisabeth Stephani: Evangelische Kirchen in Berlin. 2. Auflage CZV-Verlag, Berlin 1986, S. 1292–131, ISBN 3-7674-0158-4.
  • Max Mechow: Frohnau, die Berliner Gartenstadt. 2. Auflage Stapp Verlag, Berlin 1985, ISBN 3-87776-052-X.
  • Clemens Alexander Wimmer, Parks und Gärten in Berlin und Potsdam. ed. Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz. Abt. III – Gartendenkmalpflege, 3. Auflage, Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1989, S. 58–60, ISBN 3-87584-267-7.
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