Schloss Proschwitz

Schloss in Deutschland
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Schloss Proschwitz ist das älteste und größte in Privatbesitz befindliche Weingut Sachsens oberhalb von Zadel an der Sächsischen Weinstraße. Seit Beginn des 18. Jahrhunderts war es - mit historisch bedingten Unterbrechungen - im Besitz einer Nebenlinie des Hauses Lippe. Das gleichnamige Barockschloss auf der Höhe westlich von Meißen kam zu Beginn des 20. Jahrhunderts ebenfalls in Besitz dieser Adelsfamilie, hat aber eine vom Weingut unabhängige Vorgeschichte.

Geschichte

Weingut

Die Elbhänge westlich von Meißen waren schon im Mittelalter mit Reben bestockt und bis zur Reformation im Besitz der Bischöfe von Meißen. Die erste urkundliche Erwähnung ist 1106.

Nach der Reformation kam es zu einem Niedergang, denn die Wettiner und sächsischen Kurfürsten konzentrierten ihre Weingüter im 17. und 18. Jahrhundert in der Lößnitz bei Radebeul (Kelterhaus und Schloss Hoflößnitz); sie hatten wenig Interesse an dem am Nordwestrand des Anbaugebiets liegenden Reben-Streubesitz.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts etablierte sich eine Seitenlinie des Hauses Lippe (Zur Lippe-Weißenfeld mit ihrem Stammvater Ferdinand Johann Ludwig (1709-1781)) in Sachsen; diese Familie, die weitläufig unternehmerisch tätig war, erwarb die Rebhänge zwischen Meißen und Zadel und reaktivierte den Weinbau.

Nach 1945 wurden in der SBZ die Nachfahren dieser Linie, d.h. der Fabrikant Theodor Georg Ludwig Christian Prinz zur Lippe mit seiner Frau Pauline Gräfin zu Ortenburg nebst Kindern, enteignet und nach Westdeutschland ausgewiesen. Die Güter wurden von der LPG Wilhelm Pieck eingezogen. Unter der Marke Proschwitzer Katzensprung wurde ein Wein gekeltert, der für die meisten DDR-Bürger unzugänglich bzw. unerschwinglich war.

Nach 1990 kaufte der erst 12 Jahre nach der Enteignung 1957 in Schweinfurt geborene jüngste Sohn, der Unternehmensberater Dr. Georg Prinz zur Lippe, den Besitz zurück und reorganisierte das Weingut, das seither überregionale Aufmerksamkeit in den Medien erfahren hat.

Auf dem 54 ha großen Weingut werden heute zu 80 % weiße Rebsorten angebaut, wobei der Grauburgunder mit ca. 20 % dominiert. Andere gängige Weißweine von Schloss Proschwitz sind Müller-Thurgau, Elbling, Weißburgunder, Riesling, Traminer und Scheurebe; der Goldriesling ist eine Rebsorte, die es nur im Weinbaugebiet Sachsen gibt. Rote Rebsorten sind Spätburgunder und Dornfelder. Ausgebaut wird trocken oder halbtrocken, gemäß eigenen Angaben "kontrolliert umweltschonend". In der Regel werden Prädikatsstufen bis zur Auslese erzielt; vereinzelt (2002) hat es aber auch Beerenauslesen und Eiswein gegeben. Einzelne Weine fanden in Wein-Journalen und Weinführern hohe Bewertungen, und als einziges sächsisches Weingut wurde Schloss Proschwitz 1996 in den Verband Deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter e.V. aufgenommen.

Die Wirtschaftsgebäude mit Weinkeller, Weinverkaufsstelle mit Ausschank befinden sich seit 2000 in einer schlichten Vierflügel-Hofanlage von Anfang des 18. Jh. in Zadel.

Schloss

Das Barockschloss einige Kilometer östlich des Weinguts (bei Winkwitz über Meißen), in dessen ehemaligem Gesindetrakt das Ehepaar Prinz zur Lippe seine Privaträume unterhält, wurde 1737 von der Witwe des bei August dem Starken in Ungnade gefallenen Großkanzlers Wolf Dietrich Graf von Beichlingen in Auftrag gegeben. Erweiterungen erfuhr es 1882 durch den Nachfolge-Besitzer Carl von Carlowitz. Seine Tochter Friederike Freifrau von Carlowitz heiratete 1901 Klemens zur Lippe-Weißenfeld, den Großvater des heutigen Besitzers; das Paar lebte mit seinen beiden Söhnen auf Schloss Proschwitz, wo Klemens 1920 verstarb. 1910-14 wurden Umbauten vorgenommen, die dem Komplex sein heutiges Aussehen verliehen.

Nach der Enteignung wurde in der DDR in dem verfallenden Gebäude ein Heim für geistig behinderte Kinder eingerichtet.

1997 kaufte Georg Prinz zur Lippe für 1,25 Mio. DM auch das Schloss zurück und ließ es aufwändig restaurieren. Sein Vermarkungskonzept im 21. Jahrhundert ist insoweit auf die Einheit von Schloss und Weingut im Familienbesitz ausgerichtet.

Das Schloss ist eine 2-geschossige Zweiflügel-Anlage mit Vestibül, vorspringendem Pavillon (so genanntem Chinesischen Pavillon) und Treppenaufgang. Die Räume des Erdgeschosses, Gartensaal und Schlosshof sowie der Belle Etage (Obergeschoss) mit Kaminsaal, Barocksaal, Schinkelsaal und Musiksaal sind restauriert und nur im Rahmen von Veranstaltungen zugänglich. Es finden hier Konzerte, Empfänge, Bankette, Tagungen und Seminare statt; sie können auch zu Hochzeiten und anderen privaten Feierlichkeiten gemietet werden.

Hinter dem Schloss erstreckt sich ein weitläufiger Park mit historischem Baumbestand.

Siehe auch

Quellen

  • Schuften für den Aufstieg Ost. In: Handelsblatt vom 6. Oktober 2006
  • Pit Falkenstein: Prinz und Bauer. In: weekend Journal Nr. 59, Beilage zum Handelsblatt vom 23. März 2007

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