Strahlensatz

mathematischer Satz
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 15. April 2007 um 14:03 Uhr durch 85.178.119.160 (Diskussion) (Weblinks). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der Strahlensatz (man spricht auch vom ersten, zweiten und dritten Strahlensatz) oder Vierstreckensatz gehört zu den wichtigsten Aussagen der Elementargeometrie. Er befasst sich mit Streckenverhältnissen und ermöglicht es bei vielen geometrischen Überlegungen, unbekannte Streckenlängen auszurechnen.

Formulierung der Strahlensätze

Wenn zwei durch einen Punkt (Scheitel) verlaufende Geraden (Strahlen) von zwei parallelen Geraden geschnitten werden, die nicht durch den Scheitel gehen, dann gelten die folgenden Aussagen:

  1. Je zwei Abschnitte auf dem einen Strahl verhalten sich wie die entsprechenden Abschnitte auf dem anderen Strahl.
  2. Die ausgeschnittenen Strecken auf den Parallelen verhalten sich wie die vom Scheitel aus gemessenen Strecken auf den Strahlen.
  3. Je zwei Abschnitte auf den Parallelen, die einander entsprechen, stehen in gleichem Verhältnis zueinander. Dieser Strahlensatz setzt im Gegensatz zu den ersten beiden Strahlensätzen mindestens drei Strahlen voraus. Er ist hier nicht skizziert.

Der erste Strahlensatz bezieht sich also auf die Verhältnisse von Strahlenabschnitten, der zweite auf die Verhältnisse von Strahlen- und Parallelenabschnitten und der dritte auf die Verhältnisse von Parallelenabschnitten.

 

Die beiden Skizzen berücksichtigen, dass der Kreuzungspunkt Z außerhalb oder innerhalb der beiden parallelen Geraden liegen kann. Im ersten Fall spricht man gelegentlich von einer "V-Figur" (linke Skizze), im zweiten von einer "X-Figur" (rechte Skizze).

Bemerkung (Umkehrung des Strahlensatzes): Ist Eigenschaft 1 erfüllt, so kann man auf parallele Geraden schließen. Ist dagegen Eigenschaft 2 gegeben, so ist ein entsprechender Schluss auf Parallelität nicht möglich.

Verwandte geometrische Konzepte

Der Strahlensatz steht in engem Zusammenhang mit dem Begriff der geometrischen Ähnlichkeit. Die Dreiecke ZAB und ZA'B' sind in beiden Skizzen zueinander ähnlich. Dies bedeutet insbesondere, dass entsprechende Seitenverhältnisse in diesen Dreiecken übereinstimmen - eine Aussage, aus der sich unmittelbar der Strahlensatz ergibt.

Siehe auch: Ähnlichkeitssätze

Ein weiteres Konzept, das mit dem Strahlensatz zusammenhängt, ist das der zentrischen Streckung (einer speziellen geometrischen Abbildung). In der linken Skizze bildet beispielsweise die zentrische Streckung mit Zentrum Z und Streckungsfaktor (Abbildungsfaktor) 1,5 die Punkte A und B auf die Punkte A' bzw. B' ab. Entsprechendes gilt für die rechte Skizze; hier ist der Streckungsfaktor gleich -0,5.

Eine ähnlich enge Beziehung besteht zur Vektorrechnung. Die Rechenregel

 

für zwei Vektoren  ,   und einem reellen Skalar   ist nur eine andere Ausdrucksweise für den Strahlensatz.

Einfaches Anwendungsbeispiel

Ein einfaches Beispiel für die Anwendung des Strahlensatzes soll auf den antiken griechischen Philosophen und Mathematiker Thales von Milet zurückgehen. Dieser soll mit Hilfe eines Stabes durch Messung der Schattenlänge die Höhe der ägyptischen Cheopspyramide ermittelt haben.

 

Diese Berechnung könnte - abgesehen von der Längeneinheit und der Schreibweise - etwa folgendermaßen ausgesehen haben:

Höhe des Stabes:  

Schattenlänge des Stabes:  

Abstand des Stabes von der Pyramide:  

Seitenlänge der Pyramide:  

 
 

Beweis

Satz 1

Datei:Strahlensatz beweis 1.jpg

Wegen gleichlanger Höhen (  )gilt   und damit auch  . Somit gilt dann aber auch:

  und  

Das Anwenden der Standardformel zur Flächenberechnung von Dreiecken ( ) liefert dann

  und : 

Jetzt kürzt man die gemeinsamen Faktoren: (a)   and (b)  .

Jetzt verwendet man (b) um   und   in (a) zu ersetzen:

 

Unter erneuter Verwendung von (b) vereinfacht sich dies dann schließlich zu: (c)  

Satz 2

 

Konstruiere eine zusätzliche Parallele zu   durch A. Diese Parallele schneidet   in G. Somit gilt nach Konstruktion   und wegen Satz 1 gilt weiterhin :  und daher auch

 

Umkehrung von Satz 1

 

Angenommen   und   wären nicht parallel. Dann schneidet die Parallel zu   durch     in   (*). Da nach Voraussetzung   gilt, ergibt sich

 

andererseit gilt nach dem 2-ten Strahlensatz auch

 .

Dies bedeutet, dass   and   beide auf dem Strahl   liegen und den gleichen Abstand von   haben, damit sind die beiden Punkte jedoch identisch, also  . Dies ist ein Widerspruch dazu, dass es sich um 2 verschiedene Punkte handelt (Bedingung (*)). Also führt die Annahme der Nichtparallelität zu einem Widerspruch und kann daher nicht richtig sein oder anders ausgedruckt es muss   gelten.

Satz 3

Kann durch mehrfache Anwendung von Satz 1 hergeleitet werden.

Siehe auch

  • Daumensprung, Schätzen der Entfernung nach dem Strahlensatz mittels des eigenen Daumens

MsAcrew

Literatur

Schupp, H.: Elementargeometrie, UTB Schöningh (1977)

Vorlage:Link FA