Zusammenfassung
Jugoslawien in seiner bis zum Bürgerkrieg in den 1990er bestehenden Form entstand 1918 nach dem Ersten Weltkrieg aus Teilen des zu Österreich-Ungarngehörenden (hpts. Krain (heutiges Slowenien), Kroatien-Slawonien, Dalmatien, Bosnien-Herzegowina und die Vojvodina) und dem seit 1882 unabhängigen Königreichen Montenegro und Serbien. Es nannte sich zunächst Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (1918-1920 Kraljevstvo Srba, Hrvata i Slovenaca, seit 1920 Kraljevina Srba, Hrvata i Slovenaca). Am 3. Oktober 1929 ließ es König Alexander I. während einer Staatskrise in Königreich Jugoslawien (Kraljevina Jugoslavija) umbenennen.
Im Zweiten Weltkrieg wurde in der Westhälfte des Königreiches ein "unabhängiger" faschistischer Satellitenstaat Kroatien eingerichtet. Im östlichen Teil wurden in Serbien und Montenegro einheimische Regierungen unter deutscher beziehungsweise italienischer Besatzungshoheit eingesetzt, während die peripheren Teile Jugoslawiens (Slowenien, Dalmatien, Vojvodina, Mazedonien) von den Nachbarstaaten annektiert wurden. Parallel zu den Kriegshandlungen Italiens und der deutschen Wehrmacht fand ein Bürgerkrieg zwischen Kommunisten und Monarchisten (Tschetniks)statt, den die Kommunistischen Tito Partisanen unter Josip Broz Tito für sich entscheiden konnten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Jugoslawien als sozialistischer Bundesstaat aus sechs Teilrepubliken (Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Serbien und Mazedonien) und zwei Autonomen Provinzen innerhalb der Republik Serbien Vojvodina und Kosovo wiederhergestellt.
Nachdem sich Tito mit Stalin zerstritten hatte, wurde Jugoslawien Hauptakteur der Bewegung der Blockfreien Staaten. Innenpolitisch wurde der immer wieder aufflackernde Nationalismus restriktiv unterdrückt. Nach dem Tode Titos kam es anfangs im Kosovo, danach auch in Slowenien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina zu Separationstendenzen.
Im Laufe der Jahre 1991-1992 erklärten nach den ersten demokratischen Wahlen alle Teilrepubliken bis auf Serbien und Montenegro ihre staatliche Unabhängigkeit. Es kam zu lang anhaltenden kriegerischen Auseinandersetzungen, die im bosnisch-serbischen und im Kosovo-Krieg gipfelten.
Die Republiken Serbien und Montenegro bildeten im Jahre 1992 die Bundesrepublik Jugoslawien. Diese - auch bekannt als "Restjugoslawien" - überstand nach dem Sturz Slobodan Miloševićs im Jahre 2000 nur noch wenige Jahre. 2002 wurde vereinbart, dass sich Jugoslawien im Jahr 2003 endgültig auflöst. Nachfolger ist seit dem 4. Februar 2003 ein loser Verbund »Serbien und Montenegro«, dem beide Staaten als quasi unabhängige Staaten angehören. Sie streben offensichtlich die eigenständige Mitgliedschaft in den UNO an. 2006 soll die Bevölkerung über den Fortbestand dieser losen Vereinigung abstimmen.
Chronologie
Von Rom zum Frankenreich
- 1. Jahrhundert v. Chr. - 1. Jahrhundert n. Chr.: Das Gebiet des späteren Jugoslawiens gerät unter römische Herrschaft (Provinz Illyricum).
- 3./4. Jahrhundert: Mit der Neuordnung des Kaisers Diocletian wird Dalmatia Westrom, Moesia (heute: Serbien, Mazedonien) Ostrom zugeschlagen.
- 5. Jahrhundert: Illyricum wird christianisiert.
- 5./6. Jahrhundert: Nordwest-Illyricum (Slowenien, Kroatien, Bosnien) bildet einen Teil des Ostgotenreiches; Ost-Illyricum (Serbien, Mazedonien) verbleibt unter oströmischer Herrschaft (Byzanz).
- 568 bis ca.600: nach dem Abzug der Langobarden Richtung Italien wird der Westen von Alpenslawen besiedelt (Slowenen, Windische oder Wenden genannt); er kommt im
- 8. Jahrhundert gemeinsam mit Kärnten als Karantanien an Bayern und mit diesem an das Frankenreich.
Reiche im Mittelalter
- 9./10. Jahrhundert: Serbien wird um 850 selbstständig, doch kommt es unter die Vorherrschaft von Byzanz; Mazedonien bildet einen Teil des Bulgarischen Reiches; Kroatien und Slawonien bilden ein unabhängiges Königreich (845-1091).
- 1089/1091: Das Königreich Kroatien wird ein Nebenland der ungarischen Krone.
- 1180: Bosnien wird unabhängig (ab 1203 zeitweise zu Ungarn).
- 1180: Serbien wird unabhängig und 1217 Königreich.
- 1331: Begründung des Großserbisches Reichs, das neben Serbien auch Herzegowina, Montenegro, Albanien, Mazedonien und Nordgriechenland (bis Epirus) umfasst.
- 1355-1402: Vordringen der Türken (Osmanen) auf dem Balkan, der Teil des Osmanischen Reiches wird.
- 1389: In der Schlacht auf dem Amselfeld (Kosovo Polje im heute autonomen Kosovo) unterliegen die Serben der osmanischen Herrschaft.
Westlicher Balkan unter den Osmanen
- 1459: Serbien wird dem Osmanischen Reich eingegliedert.
- 1463: Bosnien wird dem Osmanischen Reich eingegliedert (bis 1878).
- 15. bis 18. Jahrhundert steht der größte Teil Dalmatiens unter der Herrschaft Venedigs; Dubrovnik (Ragusa) bildet hingegen eine unabhängige Stadtrepublik
- 16. Jahrhundert: Kroatien kommen unter habsburgische Herrschaft und wird dann zum großen Teil vom Osmanischen Reich erobert; an der Grenze zum Omanischen Reich wird die Österreichische Militärgrenze angelegt.
- 1683 Zweite Türkenbelagerung Wiens, die Osmanen werden zurückgeschlagen. Doch bleiben Teile Ungarns sowie Bosnien und Serbien weiter im Osmanischen Reich.
- 1697: Nach dem Sieg Prinz Eugens bei Zenta (in der Vojvodina) am 11. September kommen im Frieden von Karlowitz ganz Ungarn einschließlich der nördlich der Save gelegenen Gebiete Kroatiens und Slawoniens zu Österreich zurück.
- 1804: Aufstand gegen das Osmanische Reich und Stärkung der serbischen Unabhängigkeitsbewegung.
- 1817: Serbien wird tributpflichtiges Fürstentum unter osmanischer Oberhoheit.
Unabhängige Königreiche und Habsburgermonarchie
- 1849: Kroatien und Slawonien bilden ein Königreich innerhalb der Monarchie Österreich-Ungarn und ab 1868 im Zuge des "Ausgleichs" eine Union mit Ungarn.
- 1852: Montenegro wird eigenständiges Fürstentum.
- 1867: Die Osmanen räumen die letzten militärischen Festungen.
- 1878: Serbien bildet ein unabhängiges Fürstentum und wird 1882 Königreich. Auch Montenegro wird unabhängig. Bosnien und der Sandschak werden von Österreich besetzt und verwaltet.
- 1908: Bosnien und Herzegowina werden von Österreich annektiert und der Österreichisch-Ungarischen Monarchie eingegliedert.
- 1912/1913: Balkankriege und Aufteilung der europäischen Türkei (Ende der osmanischen Vorherrschaft auf dem Balkan).
- 1913: Teil Makedoniens, das heutige Mazedonien, wird serbisch (Vardarska banovina).
- 1914 (28.6.): Die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajewo durch serbische Nationalisten führt zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs.
- 1914-1918: Im Ersten Weltkrieg besetzen die Mittelmächte (Deutsches Reich und Österreich Ungarn) Serbien und Montenegro. Die serbischen Truppen kämpfen auf Seiten der Alliierten auf dem südlichen Balkan (sog. Saloniki-Front). Im westeuropäischen Exil bilden kroatische, serbische und slowenische Politiker aus der Habsburgermonarchie das Jugoslawische Komitee (Jugoslavenski odbor), das für die Unabhängigkeit der Südslawen von Österreich-Ungarn eintritt, südslawische Kriegsgefangene zum Übertritt zu den Alliierten zu bewegen sucht und im Jahre 1917 mit der serbischen (Exil-)Regierung eine Deklaration unterzeichnet, die die Bildung eines gemeinsamen südslawischen Staates fordert.
Das "erste" Jugoslawien (1918-1941)
- 1918 (1.12.): Nach dem Zerfall der Österreichisch-Ungarischen Monarchie bilden Slowenien, Kroatien, Bosnien, Montenegro und Serbien das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (Kraljevina Srba, Hrvata i Slovenaca, abgekürzt auch SHS-Staat). Erster König wird Peter I. Karajordjević (*1844, †1921).
- Um 1920: etwa 100.000 Donauschwaben müssen aus Jugoslawien fliehen oder ziehen es vor, nach Deutschland oder Österreich auszuwandern.
- 1921 (16.8): Alexander I. (*1888) wird neuer König. Er wird 1934 bei einem Besuch in Frankreich von kroatischen und mazedonischen Extremisten ermordet.
- 1928: Anhaltende Zwistigkeiten zwischen Serben und Kroaten gipfeln in der Ermordung des Kroatenführers Stjepan Radić (*1871), der sich gegen den serbischen Zentralismus auflehnt und die kroatische Unabhängigkeit fordert.
- 1929 König Alexander I. löst das Parlament auf und errichtet die Königsdiktatur
- 1929 (3.10.): Das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen wird in Königreich Jugoslawien (Kraljevina Jugoslavija) umbenannt.
- 1931 (3.9.): Eine neue Verfassung zementiert den zentralistischen Staataufbau und damit die serbische Vorherrschaft.
- 1934 (9.10.): Nach der Ermordung Alexander I. wird der elfjährige Peter II. (*1923, †1970) neuer König. Er wird während des Krieges am 17. April 1941 abgesetzt.
- 1939 durch eine Abkommen zwischen Ministerpräsident Cvetković und dem Vorsitzenden der Kroatischen Bauernpartei, Maček, das die Schaffung einer autonomen Banovina Kroatien innerhalb Jugoslawiens vorsieht, wird versucht, den serbisch-kroatischen Gegensatz zu überwinden
Titos Jugoslawien
Jugoslawische Partisanen unter Josip Broz Tito bildeten 1942 den antifaschistischen Rat der nationalen Befreiung (AVNOJ), der schließlich die Exilregierung ersetzte. Die Westmächte erkannten Tito als "Marschall Jugoslawiens" an. Am 29. November 1945 rief eine verfassungsgebende Versammlung die Republik mit Tito als erstem Ministerpräsident aus. Am 15. Januar 1946 wurde die Verfassung der "Föderativen Volksrepublik von Jugoslawien" verabschiedet. Zu dem Föderativstaat gehören: Serbien, Kroatien, Slowenien, Bosnien-Herzegowina, Makedonien und Montenegro mit jeweils eigenen Verfassungen. Die kommunistische Führung brach 1948 mit der Sowjetunion und ging von da an einen eigenen Weg, der sich an Albanien, Griechenland und die Türkei annäherte. 1953 wurde Tito nach einer Verfassungsänderung Staatspräsident und blieb es bis zu seinem Tod 1980.
- 1941 (6.4.): Einmarsch deutscher und italienischer Truppen in Jugoslawien, das am 17.4. kapituliert. Kroatien wird für unabhängig erklärt (10. April; faschistische Ustaša), Montenegro italienisches Protektorat, der Rest des Landes unter deutsche Militärverwaltung gestellt. König Peter II. bildet in London eine Exilregierung.
- Ab 1941 wird auf Druck Italiens die deutschsprachige Minderheit der Gottschee in Slowenien in die Untersteiermark ausgesiedelt, von wo sie 1945 nochmals vertrieben wird.
- 1943 nach dem Seitenwechsel Italiens wird auch die vormals italienische Besatzungszone von deutschen Truppen besetzt
- 1944: Die Volksbefreiungsarmee ("Partisanen") unter Josip Broz Tito (*1892, †1980) kontrolliert noch vor dem Einmarsch sowjetischer Truppen in der Vojvodina weite Teile des Landes.
- 1944 durch ein Abkommen mit der Exilregierung, das eine gemeinsame Koalitionsregierung vorsieht, erreicht Tito die internationale Anerkennung seiner Herrschaft.
- 1945: fast ¼ Million Donauschwaben werden vertrieben, viele erleiden den Tod (nur in Ungarn kann sich die Minderheit als Ungarndeutsche später Rechte erwerben).
- 1945 (29.11.): Das befreite Jugoslawien wird Republik unter der Bezeichnung Föderative Volksrepublik Jugoslawien (Federativna Narodna Republika Jugoslavija). Erster Staatspräsident ist Ivan Ribar (*1881-1968). Erster Ministerpräsident des nunmehr kommunistisch regierten Staates wird Josip Broz Tito.
- 1946 (30.1.): Die neue Verfassung gliedert Jugoslawien in sechs Republiken: Serbien (mit den autonomen Provinzen Vojvodina und Kosovo), Kroatien, Slowenien, Bosnien-Herzegowina, Mazedonien und Montenegro.
- 1948: Jugoslawien widerstrebt der sowjetischen Bevormundung, was zum Bruch mit der Sowjetunion führt. Außenpolitisch führt Jugoslawien nun einen unabhängigen Kurs und stellt sich an die Spitze der neutralen und blockfreien Staaten.
- 1953 (14.1.): Josip Broz Tito übernimmt auch das Amt des Staatspräsidenten (bis zu seinem Tod am 4.5.1980) und wird damit Alleinherrscher Jugoslawiens.
- 1954: Beilegung des Konflikts mit Italien um Triest.
- 1955: Aussöhnung mit der Sowjetunion.
- 1963 (7.4.): Die Föderative Volksrepublik Jugoslawien wird in Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien (Socijalistićka Federativna Republika Jugoslavija/SFRJ) umbenannt.
- 1971: In Kroatien werden nationale Autonomiebestrebungen gewaltsam unterdrückt.
- 1974: Durch eine neue Verfassung erhalten die Teilrepubliken größere Selbständigkeit, auch die beiden autonomen Provinzen werden direkt an der Verwaltung des Gesamtstaates beteiligt. Festgelegt wurde, dass jede Teilrepublik eine eigene Verfassung hatte und dass, falls diese mit Bestimmungen der Bundesverfassung in Widerspruch geriete, die Republiksverfassung Priorität habe. Die Republiken hatten somit ein Vetorecht gegenüber den Beschlüssen des Bundes, was die Bundesregierung in den Folgejahren nahezu handlungsunfähig machte.
- 1980 (4.5.): Tod von Josip Broz Tito. Vereinbarung über zyklischen Wechsel des Vorsitzes im Staatspräsidium unter den sechs Teilrepubliken tritt in Kraft.
- 1981: Unruhen und Demonstrationen der Albaner im Kosovo, für das sie den Status einer eigenständigen Republik innerhalb der Föderation anstreben. Die Proteste und Forderungen werden mit Waffengewalt unterdrückt. In der Folge werden viele serbische und andere Bewohner aus dem Kosovo vertrieben.
- 1987 (Sept.): Slobodan Milošević (*1941) wird Parteichef der Teilrepublik Serbien.
- 1989 (8.5): Slobodan Milošević wird Präsident der Teilrepublik Serbien.
- 1990: Die Autonomierechte der Provinzen Vojvodina und Kosovo werden auf den Stand vor 1974 zurückgestuft. Die beiden Regionen werden der direkten Kontrolle der serbischen Regierung unterstellt.
- 1990: In allen Teilrepubliken finden im Laufe des Jahres freie Wahlen statt. In Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Mazedonien siegen die Anhänger einer größeren Selbständigkeit der Republiken, in Serbien und Montenegro die Anhänger einer Stärkung des Zentralstaates. Mehrere Gesprächsrunden der Republiken über die Zukunft des jugoslawischen Staates bleiben ergebnislos.
Zerfall Jugoslawiens
Nach Titos Tod zerfiel das künstliche Staatsgebilde, indem vielerorts Autonomiebestrebungen aufflammten, die sich zu Kämpfen und richtigen Kriegen entwickelten. Teile des Vielvölkerstaats machten sich mit internationaler Unterstützung selbstständig und wurden als eigene Staaten anerkannt (Bosnien-Herzegowina, Kroatien und Slowenien). Andere Regionen, vor allem Kosovo, kämpfen bis heute weiter um Autonomie.
- 1991 (Mai) Die turnusgemäße Übernahme des Vorsitzes des Staatspräsidiums durch den Kroaten Stipe Mesić scheitert zunächst am Widerstand der serbischen Vertreter.
- 1991 (25.6.): Kroatien und Slowenien erklären ihren Austritt aus dem jugoslawischen Staatsverband und werden unabhängig (definitiv am 8.10.1991). Die von Serben dominierte Bundesarmee sowie - in Kroatien - serbische Freischärler reagieren mit Waffengewalt gegen die Sezession, doch Slowenien siegt gegen die "Bundesarmee" überraschend schnell. In Kroatien entbrennt ein lang anhaltender Bürgerkrieg zwischen kroatischen Regierungstruppen und serbischen Kräften, die mit Unterstützung der Bundesarmee eine von Kroatien getrennte "Republik Serbische Krajina" errichten.
- 1991 (15.9.): Auch Mazedonien proklamiert seine Unabhängigkeit (internationale Anerkennung am 8.4.1993 von der UNO als FYROM).
- 1991 (15.10.): Bosnien-Herzegowina löst sich ebenfalls von Jugoslawien und erklärt seine Unabhängigkeit.
- 1991 (Dez.) / 1992 (Jan.): Internationale Anerkennung der Unabhängigkeit Sloweniens und Kroatiens.
- 1992 (Jan.): Stationierung von UNO-Truppen in Kroatien.
- 1992 (21.2.): Der UNO-Sicherheitsrat beschließt die Entsendung einer Friedenstruppe nach Jugoslawien.
- 1992 (1.3.) Referendum in Bosnien-Herzegowina: bosnische Muslime und Kroaten mehrheitlich für Unabhängigkeit, die meisten Serben boykottieren die Abstimmung
- 1992 (7.4.1992): Internationale Anerkennung der Unabhängigkeit Bosnien-Herzegowinas.
- 1992 (8.4.): Beginn der Offensive der bosnischen Serben, die ihrerseits eine von Bosnien-Herzegowina getrennte "Serbische Republik" ausrufen, mit Luftangriffen in Bosnien. In der Folge kommt es zu lang anhaltenden kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen serbischen Truppen und solchen der vorwiegend bosniakischen Regierung von Bosnien-Herzegowina, zeitweise (1993-1994) auch zu Kämpfen zwischen kroatischen und bosniakischen Truppen.
- 1992 (27.4.): In einem Referendum votiert die Mehrheit der Bevölkerung von Montenegro für einen Verbleib bei Jugoslawien. Serbien und Montenegro bilden die neue Bundesrepublik Jugoslawien (Savezna Republika Jugoslavija). Erster Präsident des neuen Bundesstaates wird Dobrica Ćosić (*1921), beherrschende Figur bleibt aber Slobodan Milošević.
Milošević, Dayton, Kosovo und Djindjić
- 1992 (30.5.): Der UNO-Sicherheitsrat verhängt ein Wirtschafts- und Waffenembargo gegen Jugoslawien wegen der Kriegsführung in Bosnien-Herzegowina.
- 1994 (28.2.): Militärischer Einsatz der NATO gegen Jugoslawien. Fortgang des Bürgerkriegs in Bosnien-Herzegowina.
- 1995 (April bis Aug.): Kroatien erobert die im Bürgerkrieg 1991-1992 an serbische Separatisten verloren gegangenen Gebiete (Westslawonien und Krajina) zurück.
- 1995 (14.12.): Slobodan Milošević unterzeichnet zusammen mit den Präsidenten von Kroatien und Bosnien-Herzegowina - Franjo Tudjman und Alia Izetbegović – das Friedensabkommen von Dayton (USA). Ende der Kriegshandlungen in Kroatien und Bosnien-Herzegowina.
- 1997 (15.7.): Slobodan Milošević – seit 1989 Präsident Serbiens - lässt sich zum Staatspräsidenten Jugoslawiens wählen.
- 1999 (24.3. bis 10.6.): Kosovo-Krieg mit heftigen Bombardements der NATO auf Belgrad und andere Städte Serbiens und Montenegros mit insgesamt 31.800 Fliegerangriffen, um die angeblichen ethnischen Säuberungen des Milosevic-Regimes unter den Kosovo-Albanern zu beenden, von denen nach Beginn der Bombardements 800.000 u. a. nach Albanien, Mazedonien und 14.300 nach Deutschland flohen. Die abtrünnige und durch den Krieg weitgehend zerstörte Provinz Kosovo (alban. Kosova) wird von Jugoslawien abgekoppelt und unter die Kontrolle der UNO gestellt. Die ersten KFOR-Truppen marschieren am 13. Juni in das Kosovo ein.
- 2000 (5.10.): Sturz von Präsident Slobodan Milošević.
- 2000 (7.10.): Vojislav Koštunica (*1944) wird neuer Präsident der Bundesrepublik Jugoslawien, drei Monate später der Reformer Zoran Đinđić Premierminister von Serbien.
- 2001 (1.4.): Ex-Präsident Milošević wird verhaftet und am 28.6. dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag (Niederlande) überstellt (Prozessbeginn: 12.2.2002).
- 2003 (4.2.): Die aus Serbien und Montenegro bestehende Bundesrepublik Jugoslawien wird in den Staatenbund Serbien und Montenegro umgewandelt. Dieser Kompromiss zwischen der nach Unabhängigkeit strebenden Regierung Montenegros und den Anhängern eines Fortbestandes des Bundesstaates kommt unter anderem auf Betreiben der EU zustande.
- 2003 (12.3.): Zoran Đinđić (* 1952, seit Januar 2001 serbischer Ministerpräsident) wird in Belgrad ermordet.