Der Gimpel (Pyrrhula pyrrhula), auch Dompfaff oder Blutfink genannt, ist eine Vogelart aus der Familie der Finken (Fringillidae). Er besiedelt Europa mit Ausnahme der Mittelmeerländer, Vorderasien, Ostasien einschließlich Kamtschatka und Japan sowie Sibirien. Seine Nahrung setzt sich aus halbreifen und reifen Samen von Wildkräutern und Knospen zusammen. Die Art gilt derzeit als wenig bedroht.
Gimpel | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Pyrrhula pyrrhula | ||||||||||||
(Linnaeus, 1758) |

Früher stellte der Gimpel ein Symbol für Tölpelhaftigkeit, Ungeschicklichkeit und Dummheit dar.
Beschreibung
Der Gimpel ist etwa 15 bis 19 cm lang. Die Flügelspannweite beträgt 22 bis 26 cm. Er wiegt 26 g. Der Gimpel ist von gedrungener Gestalt. Kennzeichnend sind eine schwarze Kopfplatte, ein schwarzes Kinn und ein dicker, schwarzer Kegelschnabel. Der Hals ist kurz. Die schwarzen Flügel weisen eine weiße Binde auf. Der Bürzel ist weiß. Der Schwanz ist schwarz. In Bezug auf seine Körpergröße hat er dünne Füße.
Der Gimpel weist einen deutlichen Geschlechtsdimorphismus auf. Das Männchen trägt einen blaugrauen Rücken. Flügelbinden, Unterbauch, Unterschwanz und Bürzel sind weiß. Wangen, Brust, Flanken und Oberbauch leuchtend rosenrot. Die Augen sind tiefbraun, Füße schwarzbraun. Das Weibchen hat einen bräunlichgrauen Rücken. Brust, Flanken und Unterseite haben eine helle graubraune Färbung mit einem ganz leichten Stich ins Rötliche. Die Augen sind tiefbraun, die Füße schwärzlich.
Die Jungvögel ähneln den Weibchen. Das Kleingefieder ist jedoch bräunlicher. Der Schnabel ist ohne Schwarz. Der Kopf ist hell, wird bei der Jugendmauser nach sechs bis acht Wochen jedoch langsam schwarz. Beim Ausfliegen weisen junge Männchen auf der Brust einen leicht rötlichen Anflug auf.
Geschlüpfte Nestlinge sind durch lange, graue Dunen auf Kopf und Rücken gekennzeichnet. Der rosafarbene Rachen ist links und rechts mit einem purpurgrauen Fleck versehen ist. Die Schnabelwülste sind gelb.
Sowohl die Jugendmauser, eine Teilmauser, als auch die Brutmauser der Altvögel, eine Vollmauser, finden in Mitteleuropa in der Zeit von August bis Oktober statt. Letztere dauert etwa 80 bis 85 Tage.
Der Gimpel ist in Bezug auf sein Spermium einzigartig unter den Sperlingsvögeln (Passeriformes). Es ist durch einen runden Kopf und ein stumpfes Akrosom gekennzeichnet. Weiterhin sind die Hoden in Bezug auf seine Körpergröße sehr klein, wofür ein mangelnder Wettbewerb verantwortlich gemacht wird. [1]
Stimme
Der Stimmfühlungsruf äußert sich in einem leisen „bit-bit“. Bei Erregung geben Gimpel ein „dü-dü“ von sich, während sie aus Angst ein „chrüääh“ hören lassen. Der Aggressionsruf besteht aus Wiederholungen eines lauten „chier-chier“.
Der Lockruf wird durch ein weiches „djü“ oder „diü“ ausgedrückt. Er ist hauptsächlich außerhalb der Brutzeit häufig und relativ weit zu hören, besonders von Schwärmen im Herbst und Winter. In der Brutzeit dient er der Veständigung mit dem Partner und als Erkennungszeichen.
Der Ruf der Jungvögel ist ein leises „di-di-di“, das sich ab dem fünften Tag ein „dsrieh-dsrieh“ ändert und allmählich in den Bettelruf eines lauten, gedehntes „dü-i-eh“ übergeht. Satte Junge geben ein leises „rr-rr“ von sich. In den ersten Tagen fordert das Weibchen mit einem tiefen »uuh« zum Sperren auf. Ausgeflogene Jungvögel lassen als Standortruf regelmäßig ein „diel-diel“ hören.
Gesang
Der Gesang des Gimpels [2] ist leise und wird unter Schwanzzucken vorgetragen. Er besteht aus pfeifenden Tönen, welche mit knarrenden und krächzenden Lauten unterbrochen werden. Bei den Unterarten P. p. europaea und P. p. coccinea wird er fließend vorgetragen, während bei P. p. pyrrhula die Töne durch Pausen unterbrochen werden. Des weiteren singt P. p. pyrrhula deutlich tiefer als die beiden Vorgenannten. Der Gesang wird bereits in frühster Jugend durch den Vorgesang des Männchens geprägt.
Von September bis Ende Februar singen die Weibchen ebenso laut und anhaltend wie die Männchen, stellen aber mit Beginn der Paarungszeit den Gesang ein. Er ist bei der Reviermarkierung nicht von Bedeutung.
Verbreitung und Lebensraum
Der Gimpel besiedelt Europa mit Ausnahme der Mittelmeerländer, Vorderasien, Ostasien einschließlich Kamtschatka und Japan sowie Sibirien. Die Südgrenze verläuft etwa auf der Höhe von Nordspanien, Apennien, Nordgriechenland und durch das nördliche Kleinasien. Der Gimpel besiedelt sowohl das Tiefland als auch Bergwälder, fehlt aber in baumarmen Gebieten sowie nördlich der Waldzone (2000 m). Er ist ein Stand- und Strichvogel. Viele nördliche Populationen ziehen südwärts.
Der Gimpel lebt im Nadelwald, überwiegend von Fichtenschonungen, aber auch in lichten Mischwäldern mit wenig Nadelbäumen oder Unterholz. Er ist auch an den Rändern von Lichtungen, an Kahlschlägen sowie an Wegen und Schneisen zu finden. Der Gimpel such auch häufig Parkanlagen und Gärten auf. Hier müssen jedoch unbedingt Nadelbäume, insbesondere Fichten, vorhanden sein. Selten ist er auf Friedhöfen oder Biotopen, welche mit Birken und dichtem Gebüsch bewachsen sind, zu finden. Auch im Frühjahr sucht er oft Obstplantagen oder Streuobstwiesen auf.
Systematik
Externe Systematik
Durch eine vergleichende Untersuchung der Morphologie des Spermiums von Pyrrhula pyrrhula und Pyrrhula erythaca wurde festgestellt, dass beide mehr Unterschiede als andere eng verwandte Arten aufweisen. [3]
Interne Systematik
Nach ITIS [4] gibt es drei Unterarten:
- Pyrrhula p. pyrrhula ist die Nominatform.
- Cassingimpel (Pyrrhula p. cassinii)
- Azorengimpel (Pyrrhula p. murina)
Andere Quellen gehen hingegen von deutlich mehr Unterarten aus. So werden von einer Quelle [5] neun Unterarten anerkannt:
- Pyrrhula p. pyrrhula ist die Nominatform. Sie besiedelt das von Skandinavien bis Osteuropa sowie das nördliche und mittlere Sibirien bis zum südlichen Ochotskischen Meer.
- Pyrrhula p. europoea lebt auf dem europäischen Festland. Er ist im Gebiet von Dänemark bis zur unteren Oder zu finden. Die südliche Grenze bilden auch das nördliche Niedersachsen und das Rhein-Main-Dreieck. Zudem lebt er in den Niederlanden, in Belgien und in Ostfrankreich.
- Pyrrhula p. pileata besiedelt die Britischen Inseln.
- Pyrrhula p. rossikowi lebt im nördlichen Kleinasien, insbesondere im Kaukasus und in Transkaukasien.
- Pyrrhula p. iberiae besiedelt den Norden der Iberischen Halbinsel, auch die Pyrenäen.
- Der Graugimpel (Pyrrhula p. cineracea) lebt im südlichen Sibirien in dem Gebiet vom Altai bis Daurien sowie in den Gebirgen der Nordmongolei.
- Der Japangimpel oder Ussurigimpel (Pyrrhula p. griseiventris) besiedelt Hokkaidō, Honshū, Sachalin und das Amur-Ussuri-Gebiet.
- Pyrrhula p. caspica lebt in den Gebieten, die südlich und östlich an das Kaspische Meer grenzen.
- Der Cassingimpel (Pyrrhula p. cassinii) besiedelt Kamtschatka, die nördlichen Kurilen und die Küstengebiete des nördlichen Ochotskischen Meeres.
Der Azorengimpel (Pyrrhula murina) (Godman, 1866) [6] [7] besiedelt nur die Insel São Miguel auf den Azoren. Er stellt hier eine eigene Art dar, die als vom Aussterben bedroht (CE) [8] [9] gilt. Phylogenetischen Studien [10] zufolge unterscheidet sich der Azorengimpel in der mitochrondralen DNA grundlegend von den britischen und nordeuropäischen Exemplaren der Gimpel. Diese Unterschiede seien größer als unter den Arten der Gattung Loxia in Großbritannien, aber für eine vollständige Klärung dieses Sachverhalts muss die DNA der iberischen Vögel miteinbezogen werden.
Eine andere Quelle [11] geht von acht Unterarten und vier Arten aus:
- Gimpel (Pyrrhula pyrrhula) Die Unterarten diesen Gruppe unterscheiden sich in Größe und Farbintensität.
- P. p. pyrrhula ist die Nominatform.
- P. p. pileata
- P. p. europaea
- P. p. iberiae
- P. p. coccinea resp. germanica ist eine intermediäre Übergangsform aus P. p. pyrrhula und P. p. europaea.
- P. p. rossikowi
- P. p. caspica
- Cassingimpel (P. p. cassini)
- Der Azorengimpel (Pyrrhula murina) ist monotypisch. Das Männchen ist ohne Rot und hat einen grauen Bauch.
- Der Graugimpel (Pyrrhula cineracea) ist monotypisch. Das Männchen ist ohne Rot und hat einen grauen Bauch.
- Der Japangimpel oder Ussurigimpel (Pyrrhula griseiventris) ist eine intermediäre Übergangsform von P. p. cassini und P. p. cineracea. Das Männchen trägt rote Kopfseiten und eine rote Binde unter dem Kinn, welche teilweise die Brust noch färbt, ansonsten ist die Unterseite zart blaugrau schimmernd.
- P. p. griseiventris/ P. p. rosacea
- Der Kurilengimpel (P. p. kurilensis) hat einen dickeren Schnabel als P. p. griseiventris.
Durch Untersuchungen des mitochondralen Cytochroms b von 24 Arten der Stieglitzartigen wurde festgestellt, dass der Phänotyp der Unterarten Pyrrhula p. cinerea and P. p. griseiventris mit dem molekekularen Unterartenstatus konkordat ist. [12]
Ernährung
Der Gimpel ernährt sich hauptsächlich von halbreifen und reifen Samen von Wildkräutern und Knospen. Gelegentlich frisst er auch Beeren und Insekten. Es werden vor allem die Samen von Brennnesselgewächsen, Brombeeren sowie der Birke und ähnlichen Gewächsen bevorzugt. Während des Sommers ernährt sich der Gimpel insbesondere gern von den Samen des Löwenzahns, der Vogelmiere, des Hirtentäschelkrauts, aber frisst auch häufig die Sämereien von Vergissmeinnicht, Gänsedistel, Ampfer und Knöterich. Die bevorzugten Knospen von Obstbäumen werden nur im Winter und Frühjahr gefressen.
Fortpflanzung
Der Gimpel erreicht die Geschlechtsreife im ersten Lebensjahr. Die Paarbildung beginnt teilweise schon vor Einbruch des Winters, liegt häufig aber im Februar. Die Brutzeit liegt zwischen April und August.
Paarbildung
Nach der Jugendmauser setzt beim Treffen zweier unbekannter verschiedenen Geschlechts ein Ritual ein, das für die Paarbildung von Bedeutung ist. Dabei fliegt das Weibchen zunächst mit drohend aufgeplustertem Bauchgefieder und aufgerissenem Schnabel unter heiseren „Chuäh-Rufen“ auf das Männchen zu.
Bleibt das Männchen jedoch ohne zu Imponieren sitzen, wird es vom Weibchen unter „Chier-chier-Rufen“ angegriffen und verletzt. Da Männchen eine instinktive Hemmung haben, Weibchen anzugreifen, fliegen sie entweder rasch weg oder imponieren ihm. Verpassen sie dies, können sie auch getötet werden.
Bei Interesse weist das Männchen vorsichtig zurück. Nun hält das Männchen die Stellung und versucht seinerseits mit aufgeblähtem Bauchgefieder und mit zum Weibchen hingedrehten Schwanz den Abstand zu verkürzen, bis das Weibchen die Feindseligkeit einstellt. Nachdem es das Weibchen erreicht hat, berührt es dessen Schnabel, wendet sich schnell von ihm weg und hüpft zur Seite. Reagiert dieses mit derselben Geste, so wiederholen sie diesen Vorgang mehrmals. Zwischendurch fliegt einer kurz weg, kehrt aber sofort zurück um mit dem Schnäbeln fortzufahren.
Sobald sich beide Vögel füreinander entschieden haben, kommt es zum Zärtlichkeitsfüttern. Hierbei bettelt das Weibchen das Männchen wie ein Jungvogel (Infantilismus) an, indem es sich duckt und mit zitternden Flügeln sperrt. Das Männchen richtet sich auf und füttert aus dem Kropf, so dass es seine Dominanz sichert.
Balz und Paarung
Sobald sich die Gonaden entwicklt haben, beginnt das Männchen dem Weibchen balzend einen Halm anzubieten. Hat die Halmbalz zum Gleichklang geführt, fliegen beide Partner mit Nistmaterial umher.
Das Weibchen fordert das Männchen zur Paarung auf, indem es das Männchen mit leisen Zärtlichkeitslauten wie „die-die-die“ anlockt und sich mit zitternden Flügeln und pendelnden Körperbewegungen zur Kopulation niederduckt. Dabei kann einer der Partner oder auch beide Nistmaterial im Schnabel haben. Paarungen können mehrmals hintereinander und meistens in den frühen Morgenstunden stattfinden, seltener über den Tag verteilt. Zu fortgeschrittener Jahreszeit wird teilweise auf alle einleitenden Handlungen verzichtet, aber meistens das Zärtlichkeitsfüttern nachgeholt.
Nestbau
Das Paar fliegt gemeinsam auf Nistplatzsuche. Sieht das Männchen eine geeigneten Stelle, setzt es sich dort nieder und gibt den leisen Nestlockruf „chruiehr“ von sich. Nimmt das Weibchen den Platz an, beginnt es mit dem Nestbau. Der Nistplatz befindet sich meistens in einer Höhe zwischen 120 und 180 Zentimeter in einer dichten Fichte. Es kann sich aber auch in anderen Nadelbäumen oder im dichtem Gebüsch befinden. Während das Weibchen das Nest baut, wird es vom Männchen begleitet, welches ab und zu einen Halm in den Schnabel nimmt und nach kurzer Zeit fallen lässt. Das ringförmige Nest wird zunächt aus feinen, trockenen Fichtenreisern gebaut. Dann werden dünnen Zweige, Wurzeln, Krautstengel und Halme ergänzt. Selten wird Moos verwendet. Meistens ist das Nest nach fünf bis sechs Tagen fertig gestellt. Begattungen und Zärtlichskeitsfüttern werden regelmäßig fortgesetzt.
Eiablage und Brutpflege
Die Eiablage findet täglich in den frühen Morgenstunden statt. Ein Gelege besteht normalerweise vier bis sechs ovalen Eiern. Diese sind auf hellblauem bis blaugrünlichem, bisweilen auch trüb bläulichem Grund sparsam zum stumpfen Pol hin mit tief purpurbraunen bis fast schwarzen Flecken versehen. Das Weibchen beginnt nach dem letzten Ei allein zu brüten. Während der Brutdauer von dreizehn bis vierzehn Tagen, wird es regelmäßig vom Männchen in der Regel auf dem Nest mit Futter versorgt. gibt es . Männchen und Weibchen tragen gleichberechtigt zur Ernährung der bräunlich gefärbten Jungen bei. Die Nestlingszeit beträgt etwa sechzehn bis siebzehn Tage.
Entwicklung der Jungen
Die Jungen werden blind und nackt geboren. In den ersten sechs Tagen hudert und füttert das Weibchen die Jungen mit dem, was es regelmäßig vom Männchen erhält. In den ersten Tagen setzt sich die Nahrung aus Blattläusen, Ameisen und kleinen Gehäuseschnecken zusammen. Das Weibchen frisst auch den Kot, der später von beiden auf einen entfernten Ast abgelegt wird. Am achten Tag öffnen die Jungen die Augen und sperren den ankommende Altvogel direkt an. Nun fliegen die Altvögel gemeinsam auf Futtersuche und kehren auch gemeinsam zum Füttern zurück. Ab dem sechszehnten oder siebzehnten Tag können die Nestlinge bei Gefahr das Nest verlassen. Manchmal sind sie schon am zwölten Tag dazu imstande.
Nach dem Ausfliegen sitzen die Jungen im Geäst und lassen regelmäßig ihren Standortlaut hören, damit sie ihr Futter bekommen. Ab dem 20. bis 24. Tagen nehmen die Jungen selbständig Nahrung auf, am 35. Tag sind sie selbständig. Gefahr droht ihnen von Katzen, Greifvögeln und Mardern.
Freilebende Vögel werden maximal sechs bis acht Jahre alt. Die Lebenserwartung beträgt im Schnitt jedoch nur drei Jahre. In Gefangenschaft sind auch bis zu 17 Jahre möglich.
Verhalten
Der Gimpel ist tagaktiv und nur wenig territorial. So verteidigt er zwar den Nestbereich, aber kein Revier. Während der Brutzeit verhält er sich sehr unauffällig, da er in Hecken oder im Dickicht Schutz sucht. Im Winter ist er jedoch leicht zu beobachten.
Zu allen Jahreszeiten mit Ausnahme der Mauser findet das Verhalten der Paarbildung und Balz statt. Man vermutet, dass sich Paare beispielsweise schon vor Einbruch des Winters bilden. Für einen lebenslangen Zusammenhalt fehlen noch die Beweise. Während der Brutzeit halten sich Paare und Familien einzeln auf. Kleine Gruppen mit bis zu zehn Tieren und größere Schwärme bilden sich erst im Spätherbst und lösen sich in der Zeit von Ende Februar bis Anfang März wieder auf. Meistens entspricht der Anteil der Männchen dem der Weibchen. Einige Vögel verbringen den Winter auch paarweise. Alte Gimpel bleiben in der Regel lieber bei ihrem Partner.
Finden sich unter den Jungvögeln im Sommer zwei gleichgeschlechtliche Partner zusammen, können sie sogar im Herbst und im Winter zusammenhalten, um sich im nächsten Frühjahr zu lösen.
Bestand und Bestandsentwicklung
Das weltweite Verbreitungsgebiet des Gimpels wird auf 10.000.000 km² geschätzt. Der große weltweite Bestand beinhaltet etwa 15.000.000 bis 28.000.000 Individuen in Europa. Daher wird die Art als wenig bedroht (LC) eingestuft. [13]
Die europäische Brutpopulation macht weniger als die Hälfte der weltweiten Verbreitung aus. Sie ist mit mehr als 7.300.000 Paaren sehr groß und war zwischen 1970 und 1990 stabil. Obwohl es zwischen 1990 und 2000 Rückgänge in manchen Ländern, insbesondere Frankreich gab, war die Schlüsselpopulation in Russland stabil. Die Trends waren stabil oder nahmen im überwiegenden Teil Europas zu. Da die Population im Ganzen stabil ist, wird der Gimpel konsequenterweise als sicher (Secure). [14]
Gimpel und Mensch
Der Name „Gimpel“ leitet sich vom bayrisch-österreichischen Wort „gumpen" (hüpfen) ab. Die kompakte, behäbige Gestalt mit dem roten Gewand und der schwarzen Kappe assoziierten manche Leute mit einem Domherren, so dass er die Bezeichnung „Dompfaff“ bekam. Weitere Namen lauten Blutfink, Rotgimpel, Rotfink, Rotvogel, Pollenbeißer (Knospenbeißer). In Ostwestfalen wird der Blutfink „Bleotfinken“, im Bergischen Land „Blautfink“ oder „Blotfink“ und bei Erkelenz „Blootvenk“ genannt. In Rheinberg lautet eine Redensart: „Dän ös schtols wi ene Gempel.“ In Großbritannien wird der Gimpel als „Bullfinch“ (Bullenfink) bezeichnet.
Der Gimpel wurde früher durch Nachahmung des weichen Stimmfühlungsrufes oder durch einen schon erbeuteten Lockvogel gefangen, weshalb der Name „Gimpel“ metaphorisch auch auf einen Leichtgläubigen angewandt wird.
Im 19. Jahrhundert hielt man den Gimpel gern in der Handwerksstube. Insbesondere in Thüringen lehrte man sie, abgerichtet Lieder zu pfeifen. Kleine Gimpel, insbesondere der Unterart P. p. coccinea galten als besonders lernfähig. Die Vögel wurden vor dem Ausfliegen aus dem Nest geholt, um ihnen dann mehrmals am Tage das zu erlernende Lied stückchenweise vorzupfeifen. Wenn sie es beherrschten, wiederholte sich das Prozedere mit einen neuem Teilstück, bis das Lied komplett war. Begabte Gimpel konnten bis zu drei Lieder beherrschen. Zudem lernten junge Gimpel durch den Vorgesang anderer Singvögel, insbesondere des Kanarienvogels. Die gezüchteten Vögel wurden von Deutschland bis in die USA exportiert.
Bis heute wird der Gimpel als Käfigvogel gehalten. Wildfänge sind nach dem § 20d BNatSchG jedoch illegal. Bei Interesse geben Züchter Tiere ab. Die Weiterbildung durch geeignete Literatur vor der Anschaffung dieser Tiere ist notwendig. Gimpel können bei artgerechter Fütterung sowohl im Käfig als auch in der beflanzten Voliere gehalten werden. Das Futter sollte abwechslungsreich sein und sich vor allem aus halbreifen und reifen Sämereien von Wildkräutern zusammensetzen. Die Vergesellschaftung mit Girlitz, Grünling, Bluthänfling sowie Birken- und Erlenzeisig ist möglich. Jedoch sollte die Zusammenbringung mit Buchfink, Goldammer, Karmingimpel und insbesondere mit dem Stieglitz unbedingt vermieden werden.
In Deutschland wurden Gimpel bis ins 19. Jahrhundert hinein auch verzehrt; in Italien ist dies teilweise bis heute der Fall.
Der Gimpel ist häufig als schmückendes Hintergrundmotiv auf alten Darstellungen des Garten Eden zu finden.
In Otfried Preusslers Kinderbuch Der Räuber Hotzenplotz wird dieser vom bösen Zauberer Petrosilius Zwackelmann aus Wut in einen Gimpel verwandelt und in einen Käfig gesteckt.
Referenzen
Einzelnachweise
- ↑ Timothy R. Birkhead, , Simone Immler, E. Jayne Pellatt, Robert Freckleton: Unusual Sperm Morphology in the Eurasien Bullfinch (Pyrrhula pyrrhula). The Auk Volume 123: 383–392, 2006, Weblink: [1]
- ↑ http://www.vogelverein-ornis.de/DOWN/Dompfaff.wav
- ↑ Timothy R. Birkhead, , Simone Immler, E. Jayne Pellatt, Robert Freckleton: Unusual Sperm Morphology in the Eurasien Bullfinch (Pyrrhula pyrrhula). The Auk Volume 123: 383–392, 2006, Weblink: [2]
- ↑ ITIS Report: Pyrrhula pyrrhula (Linnaeus, 1758), Weblink: [3]
- ↑ Avibase Database: Gimpel (Pyrrhula pyrrhula) (Linnaeus, 1758), Weblink: [4]
- ↑ Avibase Database: Azorengimpel (Pyrrhula murina) (Godman, 1866), Weblink: [5]
- ↑ D. A. Bannerman, W. M. Bannerman: Birds of the Atlantic islands. 3: A history of the birds of the Azores. Oliver and Boyd, Edinburgh, 1966
- ↑ http://www.birdlife.org/datazone/search/species_search.html?action=SpcHTMDetails.asp&sid=8886&m=0
- ↑ J. A. Ramos: Action plan for the Azores Bullfinch (Pyrrhula murina). Pp. 347-352 in B. Heredia, L. Rose and M. Painter, eds: Globally threatened birds in Europe: action plans. Strasbourg: Council of Europe and BirdLife International, 1996, Weblink: [6]
- ↑ J. A. Ramos: Status and ecology of the Priolo or Azores Bullfinch. Ph.D. Thesis, University of Oxford , 1993
- ↑ Hans E. Wolters: Die Vogelarten der Erde. Berlin, 1975-1982
- ↑ A.Arnaiz-Villena, J. Guillén, V. Ruiz-del-Valle, E. Lowy, J. Zamoraa, P.Varela, D. Stefani, L. M. Allende: Phylogeography of crossbills, bullfinches, grosbeaks, and rosefinches. CMLS, Cell. Mol. Life Sci. 58: 001–08, 2001, Weblink: [7]
- ↑ http://www.birdlife.org/datazone/species/index.html?action=SpcHTMDetails.asp&sid=8885&m=0
- ↑ http://www.birdlife.org/datazone/species/BirdsInEuropeII/BiE2004Sp8885.pdf
Literatur
- G. Aubrecht: Der Azorengimpel - verfolgt, verschollen, wiederentdeckt. Gefiederte Welt 2/97:76, 1997
- Einhard Bezzel: BLV Handbuch Vögel. BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München, 2006, ISBN 3-8354-0022-3
- Einhard Bezzel: Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Singvögel. Wiesbaden, 1993
- Horst Bielfeld: Zeisige, Girlitze, Gimpel und Kernbeißer. Herkunft, Pflege, Arten. Ulmer Verlag, 2003, ISBN 3-8001-3675-9
- Classen/Massoth: Handbuch für Cardueliden II. Pforzheim, 1994
- F. Doerbeck: Zur Biologie des Gimpels in der Großstadt. Die Vogelwelt, Heft 4, 1963
- R. Haffner: Beobachtungen bei einer Gimpelzucht. Gefiederte Welt 4/81:71-72, 1981
- J. Jung: Fünfzehnjährige Beobachtungen und Zucht des Gimpels. Kanarienfreund 8/87:212- 216, 1987
- Gerard Le Grand: Der wiederentdeckte Azorengimpel. Wir und Vogel 15(1): 37–38, 1983
- K. G. Mau: Über den Japangimpel. Kanarienfreund 8/91:214-215, 1991
- J. Nicolai: Zur Biologie und Ethologie des Gimpels. Zeitschrift für Tierpsychologie 13:93-132, 1965
- H. Schieger: Der Gimpel oder Dompfaff. Gefiederte Welt 1/84:17-20, 2/84:41-43, 1984