Geschichte Südafrikas

Geschichte des äußersten südlichen Randes des afrikanischen Kontinents zwischen Atlantischem und Indischem Ozean
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Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Geschichte Südafrikas von der vorgeschichtlichen Zeit bis ins 21. Jahrhundert.

Karte Südafrikas von 1885

Ursprüngliche Bewohner

Fossile Funde von Vormenschen, Hominiden der Art Australopithecus africanus, hat es in den zum Weltkulturerbe zählenden Höhlen von Sterkfontein, Kromdraai, Swartkrans und Makapansgat gegeben. Die ältesten werden auf etwa 3,3 Millionen Jahre datiert. Darunter befanden sich so prominente Funde wie das Kind von Taung, Mrs Ples und das 1998 entdeckte Little Foot-Skelett. Steinaxtfunde in der Tafelbucht vor Kapstadt belegen die Anwesenheit von Steinzeitmenschen vor mindestens 300.000 Jahren. Seit etwa 20.000 Jahren lebten im Landesinneren des Gebietes der heutigen Republik Südafrika kleine Gruppen der Khoisan als Jäger und Sammler. Vor etwa 2.500 Jahren gingen die Khoikhoi in den fruchtbaren Gegenden zur nomadisierenden Rinderzucht über. In den Trockengebieten lebten die San fast ausschließlich als Jäger und Sammler. Felsmalereien an vielen Orten im heutigen Südafrika stammen aus dieser Zeit.

Einwanderung der Bantu-Völker

Spätestens vor 1.500 Jahren wanderten, aus dem westlichen Zentralafrika kommend, verschiedene Bantu sprechende Völker (Zulu, Sotho, Tswana, Xhosa usw.) in den Norden der heutigen Republik Südafrika ein. Sie betrieben Rinderzucht und in fruchtbaren Gegenden auch Feldwirtschaft. Die ursprüngliche Bevölkerung wurde aus den Siedlungsgebieten der Bantu verdrängt. Es scheint sich hierbei nicht um eine einzige, große Migration gehandelt zu haben, sondern um eine langsame Verschiebung der südlichen Siedlungsgrenze aufgrund des seit etwa 6000 v. Chr trockener werdenden Klimas in der heutigen Sahara. Um 1600 lebten mindestens 200.000 Khoisan im Süden und Südwesten des heutigen Südafrika sowie Bantu-Völker im Highveld und in den küstennahen Ebenen.

Europäische Entdecker

Als erste Europäer erreichten die Portugiesen Südafrika. Sie suchten seit Anfang des 15. Jahrhunderts einen Seeweg nach Indien um Afrika herum, um den arabischen, türkischen und venezianischen Zwischenhandel auf der Gewürzroute auszuschalten. Erstmals gelang es Bartolomëu Diaz 1488, bis zur Südspitze Afrikas vorzudringen, die er Kap der Stürme taufte. König Joao II. von Portugal änderte den Namen in Kap der guten Hoffnung, weil der Weg nach Indien nun offen war. Auch Vasco da Gama, der 1498 die letzte Etappe des Seewegs nach Indien entdeckte, und viele nachfolgende Seefahrer machten Station am Kap. Die Portugiesen gründeten dort aber nie eine ständige Niederlassung.

Erste europäische Siedler

1652 gründete der Niederländer Jan van Riebeeck im Auftrag der Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC) Kapstadt, die erste dauerhafte europäische Siedlung auf südafrikanischem Boden. Auf dem Weg von und nach Batavia und den anderen Niederlassungen der Handelsgesellschaft in Ostindien sollte sie deren Schiffen einen sicheren Hafen zur Verproviantierung und zur Pflege erkrankter Reisender bieten. Damit war der erste Schritt zur europäischen Kolonisierung Südafrikas getan. Lange Zeit beschränkte sich die Präsenz der Niederländer auf die Versorgung ihrer Schiffe. Der zunehmende Handelsverkehr und der damit steigende Proviantbedarf machten es aber seit etwa 1680 lohnend, Landwirtschaft und Viehzucht im größeren Stil zu betreiben. Damals ließen sich vermehrt holländische Calvinisten sowie einige französische und deutsche Siedler bei Kapstadt nieder. Diese Buren - abgeleitet vom niederländischen Wort "boer" für "Bauer" - vertrieben die Khoi Khoi und San aus der Kapregion oder zwangen sie zur Sklavenarbeit auf ihren Farmen.

Die Kolonisierung Südafrikas

Zahlreiche burische Familien, die sich der Regierung durch die VOC am Kap entziehen wollten, wurden zu halbnomadischen Viehzüchtern, die von der Kapkolonie aus immer weiter ins Landesinnere vordrangen. Um 1760 stießen sie erstmals über den Oranje-Fluss vor. Dabei kam es zum Zusammenstoß mit dem Volk der Xhosa, der in die von den Buren so genannten, fast 100 Jahre währenden Kaffernkriege mündete.

1795 kam es zu einer Rebellion der Buren gegen die VOC, die zu einer ersten, bis 1802 andauernden britischen Besetzung der Kapregion führte. 1806 erzwang Großbritannien die endgültige Abtretung der Kolonie von den Niederlanden. Die Buren verloren ihre dominante Stellung, als es ab 1820 zur verstärkten Einwanderung von Briten kam. Englisch wurde zur offiziellen Landessprache erklärt und das englische Recht eingeführt, das unter anderem die Gleichstellung von Weißen und freien Nicht-Weißen vorsah. Die Abschaffung der Sklaverei im Britischen Empire 1833 entzog vielen Buren ihre Existenzgrundlage. Um sich dem Einflussbereich des britischen Rechts zu entziehen, wichen sie als so genannte Voortrekker erneut ins Hinterland aus.

Im Groot Trek, dem Großen Treck von 1835 - 1841, wanderten rund 6.000 Buren in die Gebiete nördlich des Oranje-Flusses aus, wo sie die Burenrepubliken Oranje-Freistaat und Transvaal gründen sollten.

Dabei ignorierten sie die Landrechte der dort lebenden Bantu, vor allem der Ndebele. Deren Widerstand war zudem aufgrund der Eroberungskriege des Zulu-Herrschers Shaka geschwächt. Diese als Mfecane bekannte Eroberungskriege lösten große Wanderungsbewegungen unter den Bantu-Völkern aus.

In Natal kam es zu blutigen Auseinandersetzungen mit den Zulu (zum Beispiel die Ermordung der Voortrekker rund um Pieter Retief). Die Entscheidung zu Gunsten der Buren brachte die Schlacht am Blood River, bei der am 16. Dezember 1838 die Zulu unter Dingane besiegt wurden. 1842 besetzten britische Truppen Port Natal, das heutige Durban, und annektierten das Hinterland als Kronkolonie.

In der Sand River Convention von 1852 regelten die Briten die Landaufteilung mit den Buren. Sie überließen den Buren sämtliches Land nördlich des Flusses Vaal und erkannten deren Unabhängigkeit in der Republik Transvaal an. Zwei Jahre später erkannten sie auch die Unabhängigkeit der zweiten Burenrepublik, des Oranje Freistaats, an.

Die Briten vergrößerten ihr Territorium sowohl durch Grenzverschiebungen der Kapkolonie wie auch durch Annexion weiterer Kolonien kontinuierlich. So verleibten sie 1843 die fünf Jahre zuvor von den Buren gegründete Kolonie Natal in die Kapkolonie ein. 1868 annektierten sie Basutoland.

Nachdem auf dem Boden der Burenrepubliken wertvolle Bodenschätze entdeckt worden waren - 1869 Diamantvorkommen in Kimberley und 1886 Gold in Witwatersrand (Johannesburg) - zogen Tausende von Arbeitern und Glücksrittern aus England und der Kapkolonie in die burischen Gebiete. Die Wahrnehmung ihrer Interessen nahm Großbritannien zum Vorwand, um gegen die Burenrepubliken vorzugehen.

1872 gewährte Großbritannien der Kapkolonie innere Autonomie. Dies war der erste Schritt zum eigenständigen Staat Südafrika. Die Vergrößerung des durch die südafrikanischen Briten kontrollierten Territoriums ging nun in erhöhtem Tempo weiter. Zwischen 1872 und 1894 eroberte die Kapkolonie von den Bantu mehr Land als im ganzen vorangegangenen Teil des Jahrhunderts. 1877 annektierte sie die Republik Transvaal, die sie allerdings nur vier Jahre halten konnte, bevor sie sie in einem Krieg wieder an die Buren verlor.

Nach der Annexion von Betschuanaland und Pondoland besiegten die Briten die Buren im Burenkrieg von 1899 - 1902, bei dem auch die Schwarzen Tausende von Toten zu beklagen hatten, endgültig. Die Burenrepubliken wurden Bestandteile des Britischen Empire. Um die Buren zu befrieden, arrangierten sich die Briten mit ihnen. So wurde ihre Sprache Afrikaans, die sich aus dem Holländischen entwickelt hatte, als zweite offizielle Landessprache neben dem Englischen anerkannt.

Mit dem Frieden von Vereeniging begann die offizielle Diskriminierung der Schwarzen. Der Vertrag enthielt eine Klausel, wonach nur die Reicheren, die einen gewissen Eigentumsnachweis erbringen konnten, das Wahlrecht erhielten. Damit waren die meisten Schwarzen von der aktiven Politik ausgeschlossen.

Die Unterwerfung der Bantu

Die Weißen fühlten sich dank ihrer dominanten Stellung den Bantu überlegen. Sie sahen sich von Gott auserwählt, über die Schwarzen zu herrschen und sie zu zivilisieren. Damit rechtfertigten sie die Unterwerfung der Bantu, die sich hauptsächlich zwischen 1830 und 1900 abspielte.

Für die Bantu hatte dies einschneidende Veränderungen ihrer Gesellschaftsstrukturen zur Folge. Sie waren keine unabhängigen Gesellschaften mehr. Es entwickelte sich ein ökonomischer Individualismus. Viele Bantu begannen, anstatt für ihre Gesellschaft für den Markt zu produzieren. In Gold- und Diamantenminen fanden sie weitere alternative Beschäftigungsmöglichkeiten. Etliche Gruppen zogen in die Nähe von Missionsstationen.

Die Bantu leisteten zum Teil starken Widerstand gegen die oben geschilderte Entwicklung. Es kam zu einigen verlustreichen Konflikten, insbesondere zwischen den Xhosa und den Briten. Ein Krieg zwischen diesen beiden Völkern von 1834 bis 1835 forderte rund 1.500 Opfer, davon nur hundert auf britischer Seite.

1879 erhob die britische Kolonie Natal Ansprüche auf das gesamte Zululand und stellte dem Zulukönig Cetshwayo ein praktisch unannehmbares Ultimatum. Der sich anschließende Krieg war für die Briten zunächst sehr verlustreich. In der Schlacht am Berg Isandlwana am 22. Januar 1879 wurden fast 2000 britische Soldaten von etwa 20.000 Zulu-Kriegern getötet. Erst mit zusätzlichen Truppen konnten die Briten das Blatt wenden und nach ihrem Sieg 1887 Kwazulu annektieren.

Gebrochen wurde der Widerstand der verschiedenen Bantu-Ethnien oft durch eine Reihe anderer Faktoren wie Naturkatastrophen und Trockenheit. Die Rinderpest beispielsweise tötete Ende des 19. Jahrhunderts 80 bis 90 Prozent des Viehs in der Transkei und beinahe ebensoviel in der Ciskei. Die Ernteerträge der Bantu gingen stark zurück. Die Gründe für die Einbußen in der Landwirtschaft sind vielfältig. Zum einen erhielten sie durch europäische Großfarmer starke Konkurrenz. Dazu kam eine allgemeine Rezession von 1873 bis 1896 sowie der interne wie auch externe Druck durch den Diamantenabbau ab 1860 und den Goldabbau ab 1880. Der interne Druck wurde durch das Interesse vieler Bantu, sich am Abbau zu beteiligen, verursacht, was die Schwächung der traditionellen Strukturen und damit der Landwirtschaft zur Folge hatte. Externer Druck entstand durch den Wert der Diamanten und des Goldes, welcher die Weißen zu einer gezielteren Kolonisierung drängte.

Eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Kolonisierung spielten sicherlich die Missionare, die allerdings mit unterschiedlichem Erfolg operierten. Wo beispielsweise die Tswana recht offen auf die missionarischen Bemühungen reagierten, zeigten die Zulu nur wenig Interesse.

Insgesamt dauerte die Kolonisierung Südafrikas relativ lange. Dies lag sicherlich am großen Widerstand der Bantu, aber auch an der verhaltenen Vorgehensweise der britischen Regierung.

Die Südafrikanische Union

1910 entstand die Südafrikanische Union als unabhängiges Dominion im britischen Commonwealth. Sie war ein Zusammenschluss der Kapkolonie, Natals, des Oranje Freistaats und Transvaals. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs unterstellte der Völkerbund zudem die ehemals deutsche Kolonie Südwestafrika der Mandatsverwaltung der Südafrikanischen Union.

Entwicklung bis 1948

Zwei politische Lager standen sich in dem neuen Staatswesen gegenüber. Die South African Party (SAP), die sich für engere Beziehungen zu Großbritannien einsetzte, und die National Party, die sich von England abgrenzen wollte. Die NP predigte außerdem die Überlegenheit des weißen Afrikanertums gegenüber den Schwarzen. Von 1910 bis 1919 regierte die SAP, deren Premierminister Louis Botha Südafrika an der Seite von Großbritannien im Ersten Weltkrieg kämpfen ließ. 140.000 weiße Südafrikaner nahmen an den Kämpfen teil, unterstützt von 80.000 schwarzen Hilfstruppen.

Die Wirtschaft des Landes versank in einer Rezession. Die Eigentümer der Goldbergwerke nutzten die Situation, senkten die Löhne und stellten mehr schwarze Arbeiter ein. In Johannesburg kam es zu Unruhen, die über 100 Tote forderten. Die afrikaansen Nationalisten unterstützten den Widerstand der weißen Arbeiter. Sie prägten den Begriff des Poor Whites, dessen Rechte gegen das britische Kapital zu verteidigen seien.

1924 wurde die Nationale Partei an die Regierung gewählt. In Koalition mit der Labour Party hatte die Regierung eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Um die Arbeitslosigkeit unter den weißen Arbeitern zu senken, wurden für sie Arbeitsplätze in der Verwaltung und in der Industrie geschaffen.

Weitere restriktive Maßnahmen gegen die Schwarzen und Inder wurden beschlossen. Premierminister James Barry Munnick Hertzog setzte die Rassentrennungspolitik mit der Segregation fort. Schwarzen war es nun verboten, in den Städten zu leben.

Großbritannien erlaubte Südafrika 1926, Botschaften in anderen Ländern zu eröffnen. Ein unabhängiges südafrikanisches Außenministerium entstand. 1931 erhielt Südafrika die formelle Unabhängigkeit.

1934 vereinigten sich überraschend SAP und NP zur United South African National Party (United Party). 1938 errang die vereinigte Partei noch ein Mal einen Wahlsieg. Doch mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zerbrach das Bündnis. Premierminister Hertzog war für die südafrikanische Neutralität. Justizminister Jan Chritiaan Smuts war für den Kriegseintritt Südafrikas an der Seite Großbritanniens. Hertzog unterlag bei der Parlamentsabstimmung von 4. September 1939. Südafrika erklärte Deutschland den Krieg. Premierminister wurde Smuts.

1943 wurde Smuts mit absoluter Mehrheit wiedergewählt. Er genoss als Mitglied im Kriegskabinett Churchills, trotz seiner antibritischen Haltung, in Großbritannien hohes Ansehen. Südafrikanische Soldaten kämpften in Abbessinien, Nordafrika und Italien. Unterstützt wurden sie dabei von schwarzen, unbewaffneten Hilfstruppen.

Inzwischen wuchs durch die Rüstungsaufträge die südafrikanische Wirtschaft. Da viele Weiße an der Front waren, mussten schwarze Arbeiter verstärkt in der Industrie angestellt werden. Die Schwarzen zogen vermehrt in die Städte, ihr Bevölkerungsanteil wuchs an. Schwarze Oppositionsgruppen entstanden, wie der ANC (African National Congress), Gewerkschaften wie der ICU, sowie religiöse Splittergruppen.

Das Apartheidregime

Die Weißen, besonders die Afrikaaner, fühlten sich von der schwarzen Bevölkerungsmehrheit bedroht und sahen in einer strikten Apartheidspolitik die Sicherung ihrer Stellung, deren ideologische Rechtfertigung im wesentlichen auf Hendrik Frensch Verwoerd zurückgeht.

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Hendrick Frensch Verwoerd

Bei den Wahlen am 26. Mai 1948 errang die von den Afrikaanern dominierte Nationalpartei die Mehrheit. Daniel François Malan wurde zum Premier gewählt. Er wurde als Garant für die verstärkte Rassentrennung im Land betrachtet und wollte die baasskap, die weiße Vorherrschaft, sichern. Seine Regierung schuf die Grundlagen für vierzig Jahre Apartheid.

Durch Parlamentsbeschlüsse, aber auch durch nicht mehr verfassungskonforme Manipulationen - etwa bei der Zusammensetzung des obersten Gerichtshofs - gelang es der Regierung Malan, die Rechte der Nicht-Weißen immer weiter auszuhöhlen. Im Laufe der Zeit sollten über 1.000 verschiedene Bestimmungen im Sinne der Rassentrennung erlassen werden. Ein Erlass von 1951 verfügte zum Beispiel, dass die Farbigen nur noch durch vier weiße Abgeordnete im Parlament vertreten sein sollten. Die Regierung förderte vor allem die burischen Afrikaaner, indem diese vorrangig Arbeitsplätze in der Verwaltung erhielten.

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Pieter Willem Botha

Malans Nachfolger, J.G. Strijdom (1954-1958) und Hendrik Frensch Verwoerd (1958-1966), setzten diese Politik weiter fort. Verwoerd wurde durch die Schaffung des ersten Homelands Transkei bekannt. Mit der Schaffung von Homelands sollten die Schwarzen aus den weißen Gebieten ferngehalten werden. Sie verloren die südafrikanische Staatsbürgerschaft und erhielten eine - international nicht anerkannte - Homeland-Staatsbürgerschaft. Außerhalb der Homelands galten sie nach den Gesetzen der Apartheid lediglich als Besucher oder Durchreisende, wurden so gewissermaßen zu Ausländern im eigenen Land.

Die Kritik an Südafrika wuchs in zahlreichen Ländern der Welt. Das Land geriet immer mehr in die Isolation. Premier John Vorster (1966-1978) begann eine Außenpolitik, die Gesprächsbereitschaft gegenüber den schwarzafrikanischen Staaten zeigte, doch in der Innenpolitik baute er den Sicherheitsapparat massiv aus.

Pieter Willem Botha (1978 - 1989) veranlasste auf außenpolitischen Druck hin die Abschaffung mehrerer Apartheidgesetze. Doch wie sein Vorgänger verstärkte er die Repressionen gegen politische Gegner.

Vom Ende der Apartheid bis heute

Erst Frederik Willem de Klerk (1990 - 1994) beendete die Apartheidpolitik. Das Verbot des ANC wurde aufgehoben. Bereits einige Tage später wurde der Schwarzenführer Nelson Mandela nach 27-jähriger Haft, die er zum Teil auf der Gefängnisinsel Robben Island verbracht hatte, freigelassen.

 
Nelson Mandela

Im Geheimen verhandelten Regierung und ANC über einen friedlichen Übergang zur Demokratie und eine neue Verfassung. Der Prozess der Annäherung wurde immer wieder von Machtkämpfen zwischen dem Xhosa-dominierten ANC und der Zulu-Partei Inkatha überschattet, die zeitweise die Gefahr eines Bürgerkriegs heraufbeschworen.

Im Februar 1992 wurde die Politik der Annäherung in einem Referendum von knapp 70% der Bevölkerung gebilligt. De Klerk und Mandela erhielten 1993 den Friedensnobelpreis.

Vom 26. bis 29. April 1994 fanden die ersten Wahlen unter Beteiligung der schwarzen Bevölkerungsmehrheit statt. Dabei errang erwartungsgemäß der ANC einen überwältigenden Wahlsieg. Am 27. April 1994 trat die neue Verfassung in Kraft und am 9. Mai übernahm Nelson Mandela sein Amt als erster schwarzer Präsident Südafrikas, das er bis Juni 1999 innehatte. Sein Nachfolger wurde Thabo Mbeki, dessen Regierungsmehrheit bei den dritten freien Wahlen am 14. April 2004 bestätigt wurde.

Die neue Regierung löste die während der Apartheid entstandenen Homelands auf und gliederte Südafrika in die neun Provinzen KwaZulu-Natal, Limpopo, Nordkap, Nordwest, Freistaat, Ostkap, Mpumalanga, Gauteng und Westkap.

Eine Wahrheitskommission sollte die Geschichte Südafrikas aufbereiten und für alle akzeptable Lösungen finden. Die historische Entwicklung der Landrechte gibt beispielsweise Anlass zu Streitigkeiten: Schwarze fordern, ihr bei der Apartheid konfisziertes Land zurück; die Weißen ihrerseits machen oft einen legalen Kaufvertrag geltend. Weiter sind etliche Klagen gegen Konzerne und Banken anhängig, die in Verdacht gerieten, das Apartheidregime zu unterstützen.

Nicht zuletzt kämpft Südafrika zu Beginn des 21. Jahrhunderts gegen die grassierende Immunschwächekrankheit AIDS, die Staatspräsident Mbeki lange Zeit ignoriert hatte.

Präsidenten

Literatur

  • A. J. Christopher: South Africa, London/New York 1982
  • T. R. H. Davenport: South Africa. A modern history, London u. a. 4. Aufl. 1991
  • Theodor Hanf, Heribert Weiland, Gerda Vierdag: Südafrika: Friedlicher Wandel? Möglichkeiten demokratischer Konfliktregelung - Eine empirische Untersuchung, München/Mainz 1978.
  • V. Lebelten: Die Vorgeschichte von Süd- und Südwestafrika, Leipzig 1930
  • N. Mandela: Der lange Weg zur Freiheit, Frankfurt am Main 1997
  • B. Morast: Die südafrikanische Rassenpolitik, Frankfurt/a.M. 1979
  • E. Runge: Südafrika - Rassendiktatur zwischen Elend und Widerstand. Protokolle und Dokumente zur Apartheid, Reinbek 1986
  • R. H. W. Shepherd, B. G. Paver: African Contrasts. The Story of South African People, Kapstadt 1974
  • L. M. Thomson: The Unification of South Africa 1902-1910, Oxford 1960
  • L. M. Thomson: The political mythology fo apartheid, New Haven (Connecticut) 1985
  • Eric A. Walker: A History of Southern Africa, 3. Aufl. 1957
  • J&D. Thomas,: Geschichte & Kulturen Südafrikas, 3. Aufl.2003 (Multimedia CD)

Siehe auch: Liste der Staatsoberhäupter von Südafrika