Unterhaltungselektronik

Sammelbegriff für Elektrogeräte, die der Unterhaltung des Benutzers dienen
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Unterhaltungselektronik (engl. Consumer Electronics) ist ein Sammelbegriff für Elektrogeräte, die der Unterhaltung des Benutzers dienen. Im Fachhandel wird sie Braune Ware genannt, da Fernseh- und Rundfunkgeräte früher häufig furnierte Holzgehäuse hatten. Der Begriff unterscheidet sich von der Gebrauchselektronik (auch Weiße Ware), die dem Benutzer mühsame Tätigkeiten abnimmt.

Geräte der Unterhaltungselektronik kann man in drei Gruppen gliedern:

Elektronische Unterhaltungsmedien können allein und zu Hause genutzt werden, während die ursprünglichen Entsprechungen wie Konzert, Theater und Gesellschaftsspiele immer auch soziale Aktivitäten und vor allem das Verlassen der eigenen Wohnung bedingte. Daher wird die Unterhaltungselektronik auch für die Vereinsamung der Menschen verantwortlich gemacht.

Computer sind wegen ihrer vielfältigen Nutzungsweisen sowohl Unterhaltungselektronik als auch Gebrauchselektronik.

Geschichte

Die Geschichte der Unterhaltungselektronik beginnt mit Grundlagenerfindungen ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Noch heute wird sie weiter geschrieben.

1843-1923 - Von der Mechanik zur Elektronik

  • 1843 - Alexander Bain stellt Überlegungen zur Zerlegung von Bildern in Bildpunkte mit Helligkeitswerten an.
  • 1867 - Der französische Dichter und Philosoph Charles Cros (1842-1888) zeigt mit seinem "Paréophone" das Konstruktionsprinzip des Phonographen. Kommerzieller Erfolg ist der wenig ausgereiften Erfindung jedoch nicht beschieden.
  • 1877 - Thomas Alva Edison (1847-1931) erfindet den Phonographen. Damit konnten erstmals Töne aufgenommen und wiedergegeben werden, und zwar zunächst auf Zylindern aus Zinnfolie. Ein Schalltrichter mit Membran und Nadel waren so angeordnet, dass die Nadel mit der Zinnfolie Kontakt hatte.
  • 1880 - Der US-amerikanische Physiker Charles Sumner Tainter entdeckt, dass viele technische Nachteile der Edison'schen Walzen beseitigt werden können, wenn man die Tonspur spiralförmig in die Oberfläche einer flachen, runden Scheibe eingraviert. Technische Probleme beenden seine Versuche nach kurzer Zeit.
  • 1884 - Paul Nipkow entwickelt mit der Nipkowscheibe ein Verfahren, mit dem sich Bilder seriell abtasten und übertragen lassen. Er patentiert sein "Elektrisches Teleskop", lässt den Patentschutz aber schon 1886 wieder verfallen.
  • 1887 - Ohne die nicht publizierten Versuche von Charles Sumner Tainter zu kennen, meldet er Deutsch-Amerikaner Emil Berliner sein Grammophon zum Patent an. Seine Schallplatten laufen zunaechst mit 150 U/min. Sie werden direkt mit einer Handkurbel gedreht und mit einer Stahlnadel abgetastet. Diese überträgt die Schwingungen mechanisch auf eine Membran im Schalltrichter. Eigentlich ist der Übergang von der Walze zur Platte - von der Tiefen- zur Seitenschrift - in erster Linie dazu gedacht, Edison's Patente zu umgehen. Es zeigt sich aber schnell, dass die Platten sich leichter duplizieren und lagern lassen. Damit beginnt der Siegeszug der Schallplatte, die zunächst aus zerbrechlichem Schellack oder Bakelit besteht.
  • 1888 - Alexander Graham Bell (1847-1922) gelingt durch die Verwendung von Wachszylindern statt solchen aus Zinnfolie eine beträchtliche Reduzierung der Störgeräusche bei der Wiedergabe phonographischer Aufzeichnungen. Damit ist der Weg frei fuer den kommerziellen Erfolg von Edison's verbessertem Phonographen.
  • 1888 - Der Amerikaner Oberlin Smith beschreibt ein Verfahren zur Schallaufzeichnung mit einem metallspänehaltigen Baumwollfaden. Er wird damit zum Wegbereiter der Tonbandaufzeichnung.
  • 1889 - Der erstmals in einem Grammophon eingesetzte Federmotor verbessert beträchtlich die Gleichlaufeigenschaften.
  • 1890 - Das Grammophon wird durch die Verwendung eines elektrischen Antriebs noch besser und komfortabler. Der elektrische Antrieb macht auch die die erste Musikbox mit Schallzylindern möglich - noch vor der breiten Einführung von Schallplatten.
  • 1890 - Thomas Alva Edison (1847-1931) entdeckt den glühelektrischen Effekt. Zur Rotglut erhitzte Metalle sind von einer Wolke freier Elektronen umgeben. Dies ist bis heute die Grundlage aller Elektronenröhren bis hin zur Bildröhre.
  • um 1893 - Die Erfindung der Selen-Fotozelle erlaubt die Umwandlung von Helligkeitswerten des Lichts in elektische Signale
  • 1895 - Der Cinematograph von Auguste Lumière erlaubt erstmals die Wiedergabe von Bewegtbildern. Im gleichen Jahr stellen die Brüder Skladanowsky im Berliner Wintergarten ihren Projektionsapparat für lebende Bilder, das "Bioscop", vor.
  • 1898 - Dem dänische Physiker Valdemar Poulsen gelingt die weltweit erste magnetische Tonaufzeichnung und -wiedergabe. Als magnetisierbaren Träger verwendet er 1mm starken Stahldraht.
  • 1899 - Der berühmte Hund "Nipper" wird mit dem Slogan "His Master's Voice" das Markenzeichen für Grammophone und Schallplatten. Platten werden erstmals mit dem Verfahren Wachsmaster und Metallmatritze hergestellt, dem die Plattenindustrie bis zum Beginn des digitalen Zeitalters treu geblieben ist.
  • 1901 - Erstmals werden Platten mit der späteren weltweiten Norm von 10 Zoll (25 cm) Durchmesser hergestellt.
  • 1902 - Otto von Bronk patentiert sein "Verfahren und Vorrichtung zum Fernsichtbarmachen von Bildern und Gegenständen unter vorübergehender Auflösung der Bilder in parallelen Punktreihen". Dieses Patent, ursprünglich wohl mehr für die Bildtelegrafie gedacht, sollte später für die Entwicklung des Farbfernsehens nach dem NTSC-Verfahren

bedeutsam werden.

  • 1902 - Schallplatten erhalten erstmals bedruckte Papieretiketten in der Mitte. Obwohl Edison ein Verfahren zur Vervielfältigung seiner Phonographenwalzen entwickelt, ist der Siegeszug der Schallplatte nicht mehr aufzuhalten.
  • 1904 - Erstmals werden von der Firma Odeon (Berlin) auf der Leipziger Frühjahrsmesse doppelseitige Platten und solche mit einem Durchmesser von 30cm angeboten, um die Spieldauer auf bis zu 11 Minuten (5,5 Minuten pro Seite) zu erhöhen.
  • 1904 - Der deutsche Physiker Arthur Korn entwickelt das erste brauchbare Verfahren zur Bildtelegrafie.
  • 1906 - Der Deutsche Rodulf von Lieben patentiert sein "trägheitslos arbeitendes Kathodenstrahl-Relais". Dabei handelt es sich um die erste Verstärkerröhre, eine Triode. Fast gleichzeitig erfindet auch der Amerikaner Lee de Forest die Triode.
  • 1906 - Max Dieckmann und Gustav Glage benutzen die Braunsche Röhre zur Wiedergabe von 20-zeiligen Schwarzweißbildern.
  • 1906 - Die erste Musikbox mit Schallplatten kommt auf den Markt.
  • 1906 - Der amerikanische General und Forscher H. H. C. Dunwoody meldet seinen Carborundum-Stahl-Detektor für den Empfang von Funksendungen zum Patent an. Dabei handelt es sich um das erste Halbleiter-Bauelement in der Geschichte.

G. W. Pickard schlägt zur gleichen Zeit einen Siliziumdetektor mit Spitzenkontakt zur HF-Gleichrichtung vor. Der Hüllkurvendetektor ist ein wichtiger Bestandteil jedes Rundfunkempfängers. Tausende von Amateuren basteln sich in den Folgejahren mit Bleiglanzkristall (Schwefel-Blei-Verbindung) und einigen einfachen Bauteilen ihre eigenen Rundfunkempfänger. Da bei diesen einfachen Empfängern keine aktiven (verstärkenden) Bauteile einesetzt werden, können nur starke Ortssender empfangen werden.

  • 1917 - Basierend auf früheren Erkenntnissen des Engländers Oliver Lodge entwickelt der Franzose Lucien Levy einen Radioempfänger mit Frequenzabstimmung durch einen Schwingkreis. In Deutschland experimentieren Hans Bredow und Alexander Meißner mit Röhrensendern und Rückkopplungsempfängern (Militärfunkstation Königs Wusterhausen).
  • 1917 - Gründung der Universum Film AG (UFA)
  • 1920 - Die erste regelmäßig arbeitende Rundfunkstation "KDKA" nimmt am 2. November 1920 in Philadelphia (USA) den Dienst auf. Erstmals wird Elektronik eingesetzt, um einem breiten Publikum Information und Unterhaltung zu übermitteln.

In Deutschland wird vom posteigenen Langwellensender Königs-Wusterhausen erstmals ein Instrumentalkonzert im Rundfunk übertragen. (Erst ab 1922 wird von dort regelmäßiger (und gebührenpflichtiger) Rundfunk, der »Wirtschaftsrundspruchdienst«, betrieben.)

  • 1922 - J. McWilliams Stone erfindet den ersten tragbaren Radioempfaenger der Welt. George Frost baut das erste "Autoradio" in seinen Ford Model T ein.
  • 1923 - Der 15jährige Manfred von Ardenne (1907-1997; Biografie) erhält sein erstes Patent für eine Elektronenröhre mit mehreren Elektroden, das er dem Radiofabrikanten Siegfried Loewe (1885-1962) verkauft. Loewe baut mit der Röhre seinen ersten Rundfunkempfänger "Loewe-Opta".
  • 1923 - Dénes von Mihály patentiert ein Bildabtastsystem mit Zeilenablenkung, bei dem jeder Punkt eines Bildes zehnmal pro Sekunde von einer Selenzelle abgetastet wird.
  • 1923 - August Karolus (1893- 1972) erfindet die Kerr-Zelle zur nahezu trägheitslosen Umwandlung von elektrischen Impulsen in Lichtsignale. Er erhält ein Patent für sein Verfahren zum Übertragen von Diapositiven, für das er einen Diapositiv-Geber mit Nipkow-Scheibe und einen aus Kohlebogenlampe, Kerrzelle und Nipkow-Scheibe bestehenden Bildschreiber verwendet.
  • 1923 - Vladimir Kosma entwickelt aus der Braunschen Röhre die erste Fernsehaufnahmeröhre, Ikonoskop genannt.
  • 1923 - Der deutsche Staatssekretär Karl August Bredow ("Vater des Rundfunks") gründet die erste Deutsche Rundfunkorganisation. Durch die Aufhebung des Rundfunkempfangsverbots und die Eröffnung des ersten Rundfunksenders für Privatpersonen beginnt die Entwicklung des Radios zum Massenmedium.

Vernetzung

Heutzutage geht der Trend nicht nur bei der Weißen Ware in Richtung „vernetzte Hausgeräte“, meist über Powerline-Lösungen. So entwickelt Siemens serve@Home, von Miele gibt es Miele@home-Produkte und in der Schweiz findet man ZUG-Home von der V-ZUG AG. Die Darstellung der Vernetzung bzw. die Steuerung der Geräte erfolgt hierbei meist über einen Web-Browser, und ist manchmal mit anderen Gebäudeautomatisierungslösungen integriert so dass sich der Kreislauf zur Unterhaltungselektronik bzw. den neuen Medien schließt.

Ähnlich sieht es bei der Roten und Braunen Ware (Unterhaltungselektronik) aus.

Das Ziel der Vernetzung bei der Weißen, Braunen und Roten Ware ist jeweils, den Mehrwert bei der Gerätenutzung zu steigern und neue (Fern-)Bedienmöglichkeiten zu schaffen. Die zugrundeliegende Technologie ist meist LON, UPnP oder EHS (Powerline) wobei der Embedded Software-Stack häufig auf OSGi (Java) aufsetzt.

Siehe auch

Wiktionary: Unterhaltungselektronik – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen