Nikolaas Tinbergen

niederländischer Verhaltensbiologe
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Nikolaas Tinbergen (* 15. April 1907, Den Haag, † 21. Dezember 1988) ist ein bedeutender Verhaltensbiologe.

Lebenslauf

Seine Eltern sind Dirk C. Tinbergen und Jeanette van Eek. Jan Tinbergen, einer seiner vier Geschwistern, erhält den Nobelpreis in Wirtschaft.


1925 besucht Tinbergen Professor J. Tienemann, Gründer der Vogelwarte Witten und Initiator der Vogelberingung. Die Beobachtung der Wanderzüge der Vögel im Herbst veranlasst ihn, das Studium der Biologie auf der Universität Leiden zu beginnen, wo er 1932 sein erstes Diplom.

Seine erste wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der Verhaltensforschung ist eine Studie über eine Kolonie von Grabwespen (Philanthus) und ihr Orientierungsverhalten in der Nähe des Nestes.

1932/33 lebt er im Rahmen des Internationalen Polarjahres mit seiner Frau, Elisabeth Rutten, in Angmagssalik, der Heimat eines kleinen isolierten Eskimo-Stammes.

Ab 1935 unterrichtet Tinbergen in Leiden vergleichende Anatomie und richtet einen Kurs über das Verhalten der Tiere ein.

1936 begegnen sich Tinbergen und Konrad Lorenz bei einem Symposium über Instinkt in Leiden zum ersten Mal. Diese ist der Beginn einer langen und intensiven Zusammenarbeit.

Bei einem längeren Aufenthalt bei Konrad Lorenz in Altenberg bei Wien begegnet er Dr. Alfred Seitz (Reizsummenregel).

1937 besucht Tinbergen Karl von Frisch in München.

Bei einem Aufenthalt in den USA trifft er Ernst Mayr, der entscheidenden Einfluss auf seine Interesse in Evolution und Ökologie hat.

Ab 1947 ist er an der Leidener Universität Professor für Zoologie.

Zu beginn der 50er Jahre nimmt Tinbergen eine Professur in Oxford an und beteiligt sich an der Gründung des Serengeti Forschungs-Institutes.

Wissenschaftliche Bedeutung

Tinbergen beschäftigt sich vor allem mit den evolutionären Ursprüngen vieler sozialer Auslöser und ihrer Ritualisierung.

In seinen letzten Jahren geht er auch den Fragen des frühkindlichen Autismus nach.

Richtungsweisend nicht nur für die Verhaltensforschung sondern für die Biologie als Naturwissenschaft allgemein sind seine vier Erklärungsebenen:

Bei einem biologisches Phänomen soll stets folgende vier Aspekten untersucht werden:

  • proximate causation (Proximate Ursachen, Wirkursachen, von lat proximus, der Nächste): Aufklärung der Mechanismen.
  • ultimate function (Ultimate Ursachen, Zweckursachen, von lat. ultimus, der Letzte): Untersuchung der Funktion und des Selektionswertes für den Organismus.
  • ontogenetic development (ontogenetische Entwicklung). Klärung der Mechanismen der Entwicklung eines Phänomens im Luafe des Lebens eines Individuums.
  • evolutionary development (phylogenetische Entwicklung): Klärung der Mechanismen der Entwicklung eines Phänomens im Laufe der Evolution.


Veröffentlichungen

  • 1951 The Study of Instinct - Oxford, Clarendon Press
  • 1953 The Herring Gull's World - London, Collins
  • 1958 Curious Naturalists - London, Country Life
  • 1972 The Animal in its World Vol. 1. - London, Allen & Unwin; Harvard University Press
  • 1973 The Animal in its World Vol. 2. - London, Allen & Unwin; Harvard University Press
  • 1972 (zusamen mit E. A. Tinbergen) Early Childhood Autism - an Ethological Approach - Berlin, Parey

Auszeichnungen:

  • Mitglied der Royal Society (1962)
  • Mitglied der Königlichen Niederländischen Akademie der Wissenschaften (1964)
  • Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität von Edinburgh (1973)
  • Verleihung der Jan-Swammerdam-Medaille der Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Amsterdam (1973
  • Zusammen mit Karl von Frisch und Konrad Lorenz erhält Tinbergen 1973 den Nobelpreis in Medizin für die Entdeckungen zu Organisation und Auslösung individueller und sozialer Verhaltensmuster.


eine kurze Autobiografie