Laokoon

mythologischer Priester des Apollon Thymbraios oder des Poseidon aus Troja
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Laokoon war in der griechischen Mythologie ein Priester des Apollon oder des Poseidon in Troja, der die Trojaner vor dem Trojanischen Pferd warnte. Von Schlangen, die ein erzürnter Gott oder eine Göttin geschickt hatten, wurde er mit seinen Söhnen ins Meer gezogen und erwürgt, weshalb die Trojaner fälschlich glaubten, er sei im Unrecht.

Die Laokoon-Gruppe ohne nachträgliche Ergänzungen und ohne den später gefundenen rechten Arm Laokoons

Es gibt zwei unterschiedliche Überlieferungen zur Erklärung des Zorns der Götter.

  • Die eine Version stammt aus einer verschollenen Tragödie des Sophokles, in der Apollon seinen Priester dafür bestraft, dass dieser die Priesterwürde durch Heirat beschmutzte und darüber hinaus noch zwei Kinder zeugte. Der Gott war darüber so erzürnt und beleidigt, dass er die totbringenden Seeschlangen sandte.
  • Die zweite Version, die wesentlich bekanntere und plausiblere, stammt von Vergil aus der Aeneis. Demnach stand Laokoon mit den Troern am verlassenen Meeresufer und sah, dass die Griechen nichts außer einem hölzernen Pferd zurückgelassen hatten. Er warnte seine Mitbürger eindringlich davor das vermeintliche Demutsgeschenk in die Stadt zu schleppen. Während seines Plädoyers schickte deshalb Athene, die Schutzgöttin der Griechen, die zwei Seeschlangen um Laokoon und seine Söhne mundtot zu machen. Anschließend verschwanden die Seeschlangen im Tempel der Athene, was von den Trojanern als Zeichen der Anerkennung ihres Sieges über die Griechen interpretiert wurde.

In den trojanischen Krieg waren der Sage nach auch die Götter des Olymps involviert und trugen so über die beiden verfeindeten Menschengruppen ihre internen Zwistigkeiten aus. Dabei stellte Apollon den Schutzgott der Trojaner dar und kämpfte an deren Seite gegen seine Schwester Athene. Apollon, der über den Untergang Trojas sehr verbittert war, wird selbigen kaum eingeleitet haben, indem er seinen eigenen Priester umbrachte, als dieser seine Landsleute warnen wollte. Daher wird heute allgemein die Sagen-Version Vergils als die wahrscheinliche angesehen.

Ausführlich dargestellt wird die Sage im zweiten Gesang der Aeneis des Vergil. Ebenfalls beschrieben wird sie in den Fabulae von Hygin.

Die bedeutendste Darstellung des Todeskampfs Laokoons und seiner Söhne in der bildenden Kunst ist die sogenannte Laokoon-Gruppe der Bildhauer Hagesandros, Polydoros und Athanadoros aus Rhodos, eine Marmorreplik aus der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts v.Chr. oder dem Anfang des 1. Jahrhunderts n. Chr. Das Original war vermutlich eine um 200 v. Chr. entstandene Bronzeplastik aus Pergamon, die nicht erhalten ist.

Die Replik wurde 1506 im Goldenen Haus Neros auf dem Esquilin in Rom wiedergefunden und befindet sich in den Vatikanischen Museen in Rom. 1905 wurde der rechte Arm des Laokoon gefunden und der vorher gestreckt ergänzte Arm wurde 1960 durch das im Ellenbogen angewinkelte Original ersetzt. Dabei wurden auch Ergänzungen bei den Söhnen (der rechte Arm des Sohns zu seiner rechten und die rechte Hand des Sohns zu seiner linken) entfernt.

Die Laokoon-Gruppe erlangte einen außerordentlichen Einfluss auf bildende Kunst und Kunsttheorie – sie regte unter anderem Lessing zu Laokoon oder Über die Grenzen der Malerei und Poesie (1766), an, in dem er die Unterschiede zwischen bildender Kunst und Literatur herausarbeitete.


Siehe auch: Portal Mythologie