Das Nunc dimittis (von lat. „Nun entlässt du“, den Anfangsworten, auch genannt „Lobgesang des Simeon“ bzw. „Canticum Simeonis“) ist zusammen mit dem Magnificat und dem Benedictus einer der drei Lobgesänge (Cantica) des Lukasevangeliums (Lukas 2, 29-32).
Der Text stammt aus der Erzählung von der Darstellung Jesu im Tempel von Jerusalem (Lk 2). Der greise Simeon erkennt ihn als den Messias, auf den er gewartet hat, preist Gott dafür und erklärt sich nunmehr zum Sterben bereit.
Das Nunc dimittis wird im Stundengebet der katholischen Kirche täglich gebetet. Mit seiner Dank- und Abschiedsstimmung gehört es dabei zum Nachtgebet (Komplet).
In der protestantischen Kirchenmusik diente dieser Text häufig als Grundlage für Begräbniskompositionen, z. B. bei Heinrich Schütz.
Text:
- lateinisch (Vulgata):
- Nunc dimittis servum tuum Domine, * secundum verbum tuum in pace.
- Quia viderunt oculi mei salutare tuum, * quod parasti ante faciem omnium populorum,
- lumen ad revelationem gentium * et gloriam plebis tuae Israel.
- deutsch (Einheitsübersetzung):
- Nun lässt du, Herr, deinen Knecht * wie du gesagt hast, in Frieden scheiden.
- Denn meine Augen haben das Heil gesehen, * das du vor allen Völkern bereitet hast,
- ein Licht, das die Heiden erleuchtet * und Herrlichkeit für dein Volk Israel.
- deutsch (Martin Luther):
- Herr, nun lässest du deinen Diener im Friede fahren, wie du gesagt hast;
- Denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen,
- welchen du bereitet hast vor allen Völkern,
- ein Licht, zu erleuchten die Heiden, und zum Preis deines Volks Israel.
Das Nunc Dimittis leitet in der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche die Postkommunio der Abendmahlsliturgie ein. Nach der Kommunion stimmt die Gemeinde es singend das an. Der Pfarrer verzehrt am Altar die Relicta (übrig gebliebene konsekrierte Gaben), reinigt mit Wasser und/oder Alkohol die Abendmahlsgeräte, stellt sie zusammen und bedeckt sie mit dem Velum (Abendmahlstuch). Es wird die deutsche Übersetzung Martin Luthers (siehe oben) gesungen, angeschlossen wird die Doxologie „Ehre sei dem Vater...“.