Peter Schöffer

erster Buchhändler und Verleger im Zeitalter des Buchdrucks
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Peter Schöffer aus Gernsheim Peter Schöffer; * um 1425 in Gernsheim am Rhein; † um 1503 in Mainz

Mitarbeiter Gutenbergs - Drucker für Europa

Leben und Werk des Johannes Gutenberg haben Generationen von Historikern und Angehörige anderer wissenschaftlicher Disziplinen bis in Details ausgeleuchtet. Peter Schöffer dagegen war zwar häufiger Debattenstoff im Zusammenhang mit der Erfindung des Buchdruckes. Doch Beschreibungen seiner Vita blieben bruchstückhaft. 1900 ging Alfred Börckel auf den Gernsheimer ein, Professor Aloys Ruppel, damals Direktor des Mainzer Gutenberg-Museums, entwarf im Festvortrag zum 100. Jahrestag der Einweihung des Schöfferdenkmals 1936 eine kurze Biographie. Eingehender Forschungsgegenstand wurde der Gernsheimer Frühdrucker erst 1950, als Dr. Hellmut Lehmann-Haupt in den USA sein Werk „Peter Schöffer aus Gernsheim und Mainz“ herausgab.

Zu Beginn der Neuzeit, um 1425, wird Peter Schöffer in Gernsheim am Rhein geboren. 1444 und 1448 ist er an der Universität Erfurt immatrikuliert, an der Sorbonne in Paris studiert er vielleicht Rechtswissenschaft, vielleicht Theologie, ist 1449 in der französischen Metropole als Schreiber und Kalligraph tätig. Das ist im Kolophon (Schlussschrift) einer Handschrift aus diesem Jahr nachgewiesen, in der „Petrus de Gernsheim alias Moguntia“ genannt ist. Mainz war ihm womöglich Schulstandort gewesen, wie Ruppel vermutet. Zurück in Deutschland, tritt er - nach Ferdinand Geldner - um 1452 in Mainz als Mitarbeiter an der 42zeiligen Bibel Gutenbergs auf. Sicher ist, dass er 1455 im Prozess Fusts gegen Gutenberg in der Bistumsmetropole Zeuge ist.

Als Mitarbeiter Gutenbergs hatte Schöffer nach Michael Giesecke gesellschaftlich und innerbetrieblich eine weitaus höhere Kompetenz als die des Gehilfen. Schöffer ist Urheber technischer und ästhetischer Verbesserungen an den Lettern, entwickelt eigene Drucktypen. Bei der Übernahme eines Teiles der Gutenberg-Werkstatt durch Johannes Fust 1455 wird Schöffer zunächst Werkstattleiter, später Inhaber. 1462 erscheint im Kolophon der 48zeiligen Bibel erstmals ein Druckersignet. Das letzte Werk mit der gemeinsamen Firmenbezeichnung von Fust und Schöffer ist Ciceros „De Officiis“, abgeschlossen 1466. Im Jahr darauf erscheint ein Teilband der „Summa“ des Thomas von Aquin, bei dem der Gernsheimer als alleiniger Drucker und Verleger firmiert.

Etwa 1470/71 erwirbt Schöffer den Hof zum Humbrecht in Mainz, der später Schöfferhof genannt wird. Lehmann-Haupt sieht in ihm einen der hervorragendsten Drucker, Verleger und Buchhändler Europas, der bis an die künstlerischen Grenzen gestossen sei, durch dessen geschäftliche Tüchtigkeit sich der internationale Buchmarkt für intellektuelle Debatten oder zur Massenkommunikation geöffnet habe. Der Offizin Schöffer werden mehr als 250 Einblattdrucke und Bücher zugeschrieben. Von 1489 bis zu seinem Tode 1503 ist Peter Schöffer weltlicher Richter in Mainz. Das letzte Werk aus seiner Offizin ist die vierte Auflage des Mainzer Psalters, fertiggestellt am 20. Dezember 1502. Sein Tod zwischen diesem Datum und dem 8. April 1503 ist bezeugt.

Mit Ehefrau Christina Fust hatte Peter Schöffer vier Söhne: Gratian schuf sich eine eigene Druckerei in Oestrich, Johann übernahm die Mainzer Werkstatt des Vaters, Peter wurde Drucker von Musikalien in Mainz, Worms, Straßburg, Basel und Venedig. Über Ludwig ist nichts bekannt.

Bedeutende Werke von Peter Schöffer sind der Mainzer Psalter von 1457 (gemeinsam mit Fust), für den erstmals dreifarbig mit einem Druckstock gearbeitet wurde, die 48zeilige Bibel von 1462 (gemeinsam mit Fust), Hortus sanitatis von 1485 und die Chronecken der Sassen von 1492.


Literatur

Aloys Ruppel, Peter Schöffer aus Gernsheim, Mainz, 1937

Stadt Mainz (Herausgeber), Gutenberg, aventur und kunst, Mainz, 2000

Hellmut Lehmann-Haupt, Peter Schöffer aus Gernsheim und Mainz, Wiesbaden, 2003