Vietnam

Land in Südostasien
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Die Sozialistische Republik Vietnam (Cộng hoà xã hội chủ nghĩa Việt Nam) ist ein Staat in Südost-Asien. Sie grenzt an China, Laos, Kambodscha und das Südchinesische Meer. Nach Jahrzehnten von Krieg und kommunistischer Planwirtschaft ist sie heute eines der ärmsten Länder Asiens. Seit Ende der 1980er Jahre befindet sich das Land jedoch in einem wirtschaftlichen Aufholprozess. Trotzdem ist Vietnam eines der wenigen noch verbliebenen kommunistischen Regimes.

Flagge Vietnams Wappen Vietnams
(Details) (Details)
Wahlspruch: Ðộc lập, tự do, hạnh phúc (Unabhängigkeit, Freiheit, Glück)
Amtssprache Vietnamesisch
Hauptstadt Hanoi
Staatsform Sozialistische Republik mit Einparteiensystem
Präsident Tran Duc Luong
Regierungschef Phan Van Khai
Fläche 329.560 km²
Einwohnerzahl 82.689.518 (2004)
Bevölkerungsdichte 240 Einwohner pro km²
Unabhängigkeit von Frankreich am 2. September 1945 erklärt, 1954 anerkannt
Währung Dong
Zeitzone UTC+7
Nationalhymne Tien quan ca
Kfz-Kennzeichen VN
Internet-TLD .vn
Vorwahl +84
Karte Vietnams
Karte Vietnams
Karte Vietnams

Geographie

Vietnam hat eine territoriale Ausdehnung, die geringfügig kleiner ist als jene von Deutschland. Das Land umfaßt einen langgestreckten Streifen, der die gesamte Ostküste Indochinas umfaßt. Seine Nord-Süd-Ausdehnung beträgt etwa 1650 km, während die schmalste Stelle in Mittelvietnam nur 50 km breit ist. Die Küstenlinie hat eine Länge von über 3 400 km.

In geographischer Hinsicht werden fünf Landschaften unterschieden:

  • das Gebirge im Norden des Landes, wo Vietnam an China grenzt und wo sich mit dem Fan Si Pan (3 144 m) auch der höchste Berg befindet. Diese Region ist Siedlungsgebiet von vielen ethnischen Minderheiten, wobei die Stadt Sa Pa am Fuße des Fan Si Pan die meisten Touristen anzieht.
  • das Delta des Roten Flusses rund um die Hauptstadt Hanoi. Hier sind die Kalksteinfelsen um Ninh Binh, südlich von Hanoi, und die Halong-Bucht, nördlich von Hanoi gelegen, Touristenattraktionen.
  • das bergige Hinterland Mittel- und Südvietnams, welche wiederum Siedlungsgebiet ethnischer Minderheiten sind.
  • der schmale Küstenstreifen zwischen dem Gebirge und dem Südchinesischen Meer in Mittel- und Südvietnam
  • das Mekong-Delta

Klima

Das Klima unterscheidet sich erheblich zwischen Nord- und Südvietnam. Im Norden hat ein Monsunklima, es gibt eine kühle und eine heiße Jahreszeit. Der Süden ist tropisch, warm bis sehr heiß während des ganzen Jahres, mit einer Regenzeit zwischen Mai und Oktober. In der Regenzeit wüten häufig Taifune, die besonders im Mekong-Delta, aber auch in anderen tief gelegenen Küstenregionen, verheerende Überschwemmungen anrichten können.

Wichtige Städte

Die zwei mit Abstand wichtigsten Städte sind die Hauptstadt Hanoi und die Hafenstadt Ho-Chi-Minh-Stadt. Während letztere eine der schnellstwachsenden Boomstädte der Welt ist, hat Hanoi das Image, ruhiger und eleganter zu sein. In der Tat ist in wirtschaftlichen Belangen Hanoi gegenüber der südlichen Metropole recht weit im Hintertreffen.

Weitere wichtige Städte sind die Hafenstädte Da Nang, Haiphong oder Nha Trang, die allesamt einen sehr starken französischen Einfluss haben. Die Städte Huế als Hauptstadt während der letzten Kaiserdynastie und die kaiserliche Sommerresidenz Da Lat im südlichen Hochland sind von großer geschichtlicher Bedeutung und ziehen auch viele Besucher an. Für Touristen interessant ist auch die Handelsstadt Hoi An. Reine Industriestädte sind hingegen Vinh, Ninh Binh, My Tho oder Ben Tre.

Die gesamte Küste ist mit traumhaften, touristisch teils unerschlossenen Stränden übersät. Beispiele dafür sind Mui Ne, Long Hai, Vung Tau, Ha Tien oder die Insel Phu Quoc.

Sehenswürdigkeiten

Umwelt

Durch den Einsatz von Umweltgiften durch die USA während des Vietnamkrieges ist die vietnamesische Natur nachhaltig geschädigt worden. Vor allem der Einsatz von dioxinhaltigen Entlaubungsmitteln wie Agent Orange, welches sich nur sehr langsam zersetzt und eine Halbwertszeit von etwa einem Jahrzehnt hat, zeigt in großen Landstrichen nach wie vor seine Wirkung. So wurden während des Krieges etwa die Hälfte der Mangrovensümpfe zerstört, die sich nicht selbst regenerieren können. Die entlaubten Hänge im Landesinneren können nach wie vor nicht aufgeforstet werden, denn es können sich nur sehr widerstandsfähige Gräser halten, die während der Trockenzeit sehr anfällig für Flächenbrände sind. In der Regenzeit kommt es in diesen Regionen daher zu extrem starker Erosion.

Da sich das Umweltgift Dioxin in der Nahrungskette sehr schädlich auf den Menschen auswirkt, gibt es in Vietnam bis heute noch eine viel höhere Zahl an Fehl-, Tot- und Mißgeburten als in anderen Ländern.

Neben Umweltgiften versteckt sich noch eine große Zahl von Blindgängern im Boden, vor allem auch am Land, wo nach wie vor jedes Jahr Bauern und Altmetallsucher von explodierender Munition getötet oder verletzt werden.

Nach dem Vietnamkrieg wurden mehrere Millionen Hektar Wald durch Brandrodung zerstört, wobei hiervon der schwer zugängliche Norden betroffen ist. Zwar versucht die Regierung, dem Einhalt zu gebieten, aber der Druck der schnell wachsenden Bevölkerung und die Armut in den Bergprovinzen veranlassen die Leute immer wieder dazu, Wald niederzubrennen, um Ackerland zu gewinnen.

Mit teils großer ausländischer Hilfe werden Programme durchgeführt, die das Umweltbewußtsein der Vietnamesen stärken sollen. Die Regierung und Umweltorganisationen setzen große Hoffnungen in die Entwicklung des Ökotourismus. Es wurden bereits mehrere Nationalparks eingerichtet – der älteste davon schon 1962 – und einige Landschaften des Landes stehen auch schon unter besonderem Schutz der UNESCO.

Bevölkerung

Die Bevölkerungszahl Vietnams wird auf etwa 82,5 Millionen Menschen geschätzt, was in etwa der Bevölkerung Deutschlands entspricht. Die Bevölkerung ist im Schnitt sehr jung: Landesweit sind etwa 30% der Menschen unter 14 Jahre alt, und nur etwa 5% sind über 65. Das Bevölkerungswachstum wird auf 1,3 bis 1,4 % geschätzt. Die Geburtenrate ist tendenziell am Sinken, während aufgrund verbesserter medizinischer Bedingungen die Sterberate ebenfalls sinkt. Die Lebenserwartung liegt momentan bei 64 Jahren für Männer und 68 Jahren für Frauen.

Etwa 88% der Bevölkerung sind ethnische Vietnamesen. Daneben sind 53 ethnische Minderheitengruppen anerkannt. Die größte davon sind die Überseechinesen, deren Größe auf etwa 1,2 Millionen Leute geschätzt wird. Die anderen Minderheiten gehören den Thai, Khmer oder sonstigen kleineren Gruppen an. Die Kulturen und Sprachen der Minderheiten unterscheiden sich von den Vietnamesen meist sehr stark. In der Geschichte des Landes wurden viele dieser Völker aus den fruchtbareren Regionen in die unzugänglichen Bergregionen verdrängt. Dies ist der Hauptgrund für die Rückständigkeit und Armut dieser Völker. Da Angehörige der Minderheiten im Indochinakrieg und im Vietnamkrieg jeweils auf Seiten der Franzosen bzw. Amerikaner kämpften, gab es nach der Wiedervereinigung Vietnams Repressionen gegen diese Völker und sie sind in der Gesellschaft teils nicht gut angesehen; wobei jene Minderheitenvölker, die auf vietnamesischer Seite gekämpft haben, kaum registriert werden.

Geschichte

Altertum

Die frühesten Spuren menschlicher Aktivität auf dem Gebiet des heutigen Vietnam lassen sich auf bis vor 300.000 bis 500.000 Jahren zurückdatieren. In der Bronzezeit existierte im Delta des Roten Flusses die Dong-Song-Kultur der Lac Viets. Aus dieser Kultur ging das Königreich Au Lac, das den größten Teil des heutigen Nordvietnam umfasste, hervor. Dieses Königreich wurde im 3. Jahrhundert v. Chr. durch einwandernde Yue aus Südchina zerstört.

Die Yue eroberten schrittweise das gesamte Delta des Roten Flusses, das heutige Nordvietnam fällt unter chinesische Herrschaft. Im Jahre 207 v. Chr. wird die Region in Nam Viet umbenannt und wird später als Giao Chi eine chinesische Provinz. Unter der chinesischen Herrschaft werden technische Errungenschaften wie der Reisanbau, Viehhaltung und Baukunst von den Chinesen übernommen. Es kommt zu zahlreichen Aufständen gegen die chinesische Herrschaft und zu kurzen Phasen der Unabhängigkeit, eine selbstständige Nation kann sich gegen die chinesische Übermacht jedoch meist nicht halten. Im Jahre 679 wird die Provinz nach Annam (friedlicher Süden) umbenannt.

In Süd- und Mittelvietnam wird im 2. Jahrhundert v. Chr. das hinduistische Königreich Champa gegründet. Dieses Königreich ist stark von der Kultur der Khmer beeinflusst. Sowohl Annam als auch Champa liefern sich immer wieder Kämpfe mit den jeweiligen Nachbarn und die Küsten werden häufig von Piraten bedroht.

Frühe Dynastien

Am Ende des 10. Jahrhunderts bricht in China die Tang-Dynastie zusammen. Annam nutzt die Schwächephase, um sich der chinesischen Macht zu entziehen. Der erste Vietnamesische Staat entsteht nach der Schlacht am Bach-Dang-Fluss 938 unter dem Strategen Ngo Quyen. Bis 968 wird der Staat unter Dinh Bo Linh konsolidiert; bis 1009 wechseln sich jedoch mehrere kurzlebige Dynastien an der Macht ab.

Von 1010 bis 1225 wird der Staat Dai Viet von der Ly-Dynastie beherrscht, deren Gründer Ly Thai To ist. Unter den Ly verteidigt sich der Staat erfolgreich gegen die Chinesen unter den Sung, gegen die Khmer und Cham. Ab der Mitte des 11. Jahrhunderts werden von den Cham erste Gebietsgewinne gemacht. Unter den Ly wird das Staatswesen nach chinesischem Vorbild gestärkt, die Macht und Organisation konsolidiert und an vietnamesische Bedürfnisse angepaßt.

Im Jahre 1225 stürzen die Ly in der Folge von Unruhen. Die Tran-Dynastie übernimmt die Macht. Sie verteidigt in Allianz mit den Cham das Land erfolgreich gegen die Chinesen unter der Yuan-Dynastie des Kublai Khan. Um 1400 löst die Mac-Dynastie die Tran ab, und es kommt zu einer kurzzeitigen chinesischen Herrschaft unter den Ming.

Im Jahre 1427 gründet Le Loi die Le-Dynastie, die bis 1789 regiert. Unter den Le werden wieder die vietnamesischen Traditionen betont, es bleibt jedoch der Konfuzianismus die dominante Säule der Staatsorganisation. Unter den Le wird Champa erobert und die vietnamesische Macht bis an den Mekong ausgedehnt. Bereits ab dem Ende des 14. Jahrhunderts erodiert die Macht des Königshauses. Nutznießer sind einflussreiche Händlerfamilien (v.a. die Trinh und Nguyen) und die seit 1516 präsenten Europäer. Das vietnamesische Königshaus muss zahlreiche Jesuiten und Franziskaner im Land dulden. Die europäischen Missionare bringen neben neuen Religionen auch neue Technologien ins Land, beispielsweise wird von Alexandre de Rhodes die vietnamesische Schrift Quoc Ngu entwickelt.

Im Jahre 1765 bricht die Tay-Son-Rebellion aus. Aus dem folgenden Bürgerkrieg geht mit französischer Hilfe der Prinz Nguyen Anh, der der einflussreichen Händlerfamilie Nguyen entstammt, als Sieger hervor. Er ruft sich zum Kaiser Gia Long aus und verlegt die Hauptstadt des Landes nach Hué. Unter seiner Herrschaft und mit französischer Beratung werden große Infrastruktur- und Verteidigungsprojekte in Angriff genommen, wodurch die Staatskasse geleert wird. Das Territorium des Reiches wird erweitert, ab 1834 gehören Teile des heutigen Kambodscha als Provinz Tran-tay-thanh zu Vietnam.

Französische Kolonialherrschaft

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts verstärken die Franzosen ihren Druck auf die Nguyen-Kaiser. Es kommt zu Ausschreitungen der verarmten Bevölkerung, wobei sich der Zorn gegen französische Missionare richtet. Um den Druck zu demonstrieren und die christlichen Missionen zu schützen, greifen französische Kanonenboote 1858 den Hafen Da Nang und das Mekong-Delta an. Kurz darauf tauchen auch Kanonenboote auf dem Parfüm-Fluss auf, der durch die Hauptstadt Hué fließt. Ab 1862 muss Vietnam Gebietsabtretungen an die Franzosen machen, bis 1883 werden die drei Protektorate Annam, Cochin-China und Tonkin gegründet und der vietnamesische Kaiser zur Anerkennung derselben gezwungen. Damit steht Vietnam unter französischer Kolonialherrschaft. Die Verarmung der Bevölkerung schreitet voran.

Vietnamesische Studenten und Intellektuelle kommen in Europa, vor allem in Frankreich, mit den Ideen des Nationalismus und Kommunismus in Kontakt. Der bedeutendste unter ihnen war Ho Chi Minh (*1890, † 1969), der 1929 die in Annam, Cochin-China und Tonkin tätigen kommunistischen Parteien zu einer Einheitspartei vereinigt. Die Partei wird jedoch 1930, nach dem mißglückten Yen-Bai-Aufstand und Hinrichtung vieler ihrer Mitglieder, dezimiert und geschwächt.

Während des Zweiten Weltkrieges wird 1941 Vietnam durch Japan besetzt. Bildung des Viet-minh, der »Liga für die Unabhängigkeit Vietnams«, zur Abwehr des japanischen Imperialismus und französischen Kolonialismus (siehe Vietnam während des 2. Weltkrieges). Die Japaner stürzen die französische Herrschaft und setzen Kaiser Bao Dai ein. Die USA unterstützen die Viet Minh, die bei der Bekämpfung der japanischen Okkupation einige Erfolge erzielen. Nach der Kapitulation Japans muss am 25. August 1945 Kaiser Bao Dai abdanken. Am 2. September 1945 proklamiert Ho Chi Minh nach der erfolgreichen Augustrevolution die Demokratische Republik Vietnam. Die Unabhängigkeitserklärung beruft sich auf die Unabhängigkeitserklärung der USA von 1776 und auf die Deklaration der Menschen- und Bürgerrechte nach der französischen Revolution. Vietnam war damit die erste unabhängige Republik Südostasiens.

Nach der Potsdamer Konferenz fällt Vietnam in den Herrschaftsbereich der Briten. Diese müssen jedoch die besiegten Japaner bitten, im Süden die Ordnung herzustellen. Trotz eines Friedensvertrages mit den Viet Minh erzwingen die Franzosen am 23. September 1945 die Wiederrichtung ihres kolonialen Regimes in Südvietnam.

Indochinakrieg

Der Versuch Frankreichs, sich auch das inzwischen unabhängige Nordvietnam wieder botmäßig zu machen, führt zum 1946 Ausbruch des Indochinakrieges. (siehe Vorgeschichte des Indochinakrieges). In Südvietnam wird 1948 eine unter französischen Aufsicht stehende Gegenregierung eingesetzt, der ab 1949 der ehemalige Kaiser Bao Dai als Staatschef vorsteht. Nach jahrelangem Guerillakampf gelingt es den Viet Minh unter General Vo Nguyen Giap am 7. Mai 1954, die Franzosen in der Schlacht von Dien Bien Phu zu besiegen. Dieses Ereignis markiert das Ende der französischen Kolonialherrschaft in Indochina. Es folgen ein Waffenstillstand und die Genfer Konferenz, auf der die Teilung Vietnams entlang des 17. Breitengrades in die (nördliche) Demokratische Republik Vietnam (Hauptstadt Hanoi) und die (südliche) Republik Vietnam (Hauptstadt Saigon) beschlossen wird.

In Südvietnam beauftragt Staatschef Bao Dai am 16. Juni 1954 den Katholikenführer Ngo Dinh Diem mit der Regierungsbildung. Im Jahr darauf entmachtet Diem, Bao Dai und erhebt sich selbst zum Staatschef. Die von den Viet Minh durchgeführten Landreformen werden zurückgenommen. Die Regierung Diems is unpopulär, Studenten und Buddhisten protestieren gegen die Regierungspolitik. Die USA sehen sich veranlasst, ihre Unterstützung für Südvietnam zu verstärken, um den Sturz des Regimes zu verhindern. Bis 1960 versinkt Südvietnam immer mehr in Korruption und Chaos. Am 2. November 1963 wird Diem ermordet. Darauf folgen mehrere kurzlebige Regimes, bis eine von den USA protegierte Militärjunta unter Nguyen Van Thieu und Ngyuen Cao Ky die Macht an sich reißt und Duong Van Minh zum Staatschef erhebt.

Am 30. Juli 1964 provozieren bzw. fingieren die USA eine Zwischenfall im Golf von Tonkin. Die USA starten massive "Vergeltungsangriffe" auf Nordvietnam. Dieses Ereignis bildet den Beginn des Vietnamkrieges. Ab 1965 gibt es einen systematischen Luftkrieg der USA gegen Nordvietnam; im Süden operieren US-Bodentruppen. Bis 1968 eskaliert der Krieg, obwohl die USA Nordvietnam militärisch weit überlegen sind Auf der Seite der Befreiungsbewegung kämpfen rund 230.000 Partisanen und 50.000 Angehörige der offiziellen nordvietnamesischen Streitkräfte. Ihnen stehen rund 550.000 Amerikaner, ungefähr die gleiche Zahl Südvietnamesen, 50.000 Südkoreaner und kleinere Kontingente Verbündeter (darunter auch aus Australien und Neuseeland) gegenüber.

Am 31. Januar 1968 gelingt den Viet Cong in einer waghalsigen Operation ein politisch wichtiger Sieg: In der Tet-Offensive nehmen die kommunistischen Partisanen Südvietnams vorübergehend Teile Saigons und weiterer Städte ein, die gut gesicherte Botschaft der USA in Saigon wird angegriffen. In den USA kann nun die Regierung nicht mehr behaupten, dass der Konflikt unter Kontrolle sei. Der Krieg scheint nicht gewinnbar, die öffentliche Meinung schwenkt um. Die USA beschließen deshalb 1969 die Vietnamisierung des Krieges und den schrittweisen Abzug ihrer Truppen. Die Bombardierungen und Luftangriffe, insbesondere die Verwendung von Entlaubungsmitteln, dauern jedoch bis 1973 an.

Am 3. September 1969 stirbt Ho Chi Minh, der Präsident Nordvietnams. Am 28. Januar 1973 vereinbaren Henry Kissinger und Le Duc Tho, der Nachfolger von Ho Chi Minh, einen Waffenstillstand. Damit endet die direkte Kriegsbeteiligung der USA, die Waffenlieferungen an Südvietnam gehen jedoch weiter. Die Nordvietnamesen setzen den Kampf gegen Südvietnam fort. Die Volksbefreiungsarmee erzielt fortlaufend Gewinne in Südvietnam. Am 21. April 1975 steht Saigon vor dem Fall, Staatschef Nguyen Van Thieu legt sein Amt nieder, die letzten verbliebenen Vertreter der USA werden evakuiert. Am 30. April wird Saigon eingenommen, Südvietnam kapituliert bedingungslos. Der Vietnamkrieg ist damit zu Ende.

Sozialistische Republik Vietnam

Am 2. Juli 1976 werden Nord- und Südvietnam unter dem Namen Sozialistische Republik Vietnam wiedervereint. Saigon, die ehemalige Hauptstadt Südvietnams, wird in Ho-Chi-Minh-Stadt umbenannt.

Das im Gefolge des Vietnamkrieges entstandene Terrorregime der Roten Khmer in Kambodscha und vor allem das Ausbreiten von kriegerischen Auseinandersetzungen auf vietnamesisches Gebiet veranlassen Vietnam, in Kambodscha einzumarschieren. Am 8. Januar 1979 erobern vietnamesische Truppen die kambodschanische Hauptstadt Phnom Penh. Die Volksrepublik China, die die Regierung der Roten Khmer unterstützt hatte, provoziert daraufhin entlang der Grenze zu Vietnam bewaffnete Auseinandersetzungen. Nach zu hohen Verlusten auf chinesischer Seite werden die Kämpfe jedoch bald wieder eingestellt. Erst 1989 zieht Vietnam sich aus Kambodscha zurück.

Politik

Die erste Verfassung Vietnams wurde im November 1946 verabschiedet. Sie legte die Unteilbarkeit des Landes sowie die Gleichheit aller Bürger des Landes fest.

Die heutige vietnamesische Verfassung gilt in ihrer Version vom 15. April 1992. Sie legt fest, dass die Nationalversammlung als Parlament das oberste repräsentative Organ ist, welches alle fünf Jahre in freien, gleichen und geheimen Wahlen bestimmt wird. Die 450 Mitglieder der Versammlung wählen einen Vorsitzenden und ein Kommittee. Mindestens zweimal jährlich muss die Nationalversammlung eine Vollversammlung abhalten.

Der Staatspräsident, der Premierminister, der Vorsitzende des Obersten Volksgerichtes und der Vorsitzende der Obersten Kontrollbehörde werden von der Nationalversammlung gewählt. In der Verfassung werden die Kompetenzen von Staatspräsident und Premierminister bestimmt.

Artikel 4 der Verfassung legt die führende Rolle der Kommunistischen Partei Vietnams fest. Über die Politik und die Zukunft des Landes wird daher auf den Parteikongressen entschieden.

Die Verfassung Vietnams räumt auch allen Bürgern Grundrechte wie Redefreiheit, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit, Glaubensfreiheit usw. ein, obwohl in der Praxis diese Rechte häufig eingeschränkt werden.

Administrative Gliederung

Hauptartikel: Administrative Gliederung Vietnams

Vietnam ist in sechzig Provinzen und fünf Städte unterteilt. Jede dieser administrativen Einheiten hat ein Parlament und eine Regierung, die jedoch der Zentralregierung untergeordnet sind.

Außenpolitik

Während des Vietnamkrieges und danach war Vietnam in Südostasien weitgehend isoliert. Die USA hatten ein Wirtschaftsembargo verhängt und drängten auch andere Staaten, Vietnam zu boykottieren. Speziell nach dem Einmarsch in Kambodscha waren auch die Beziehungen zur Volksrepublik China so gespannt, dass an der vietnamesisch-chinesischen Grenze ein Krieg ausbrach. Vietnam integrierte sich deshalb sehr stark in den RGW. Aus der Isolierung kam das Land erst nach dem Rückzug aus Kambodscha heraus.

In den 1990er Jahren entspannten sich die Beziehungen zu allen Nachbarstaaten. Im Jahre 1991 nahm das Land wieder diplomatische Beziehungen zu China auf. Die USA hoben ihr Embargo gegen Vietnam auf und so wurde der Beitritt zur Weltbank, dem internationalen Währungsfonds und zur Asiatischen Entwicklungsbank möglich. Im Juli 1995 trat Vietnam der ASEAN bei, 1998 dem APEC. Vietnam ist jedoch noch nicht Mitglied der WTO, hat aber einen Beobachterstatus und einen Mitgliedsantrag gestellt.

Grenzstreitigkeiten gibt es mit einer Reihe von Staaten um die Spratly-Inseln im Südchinesischen Meer. Sie liegen in einem Gebiet, in dem Erdöl vermutet wird.

Verteidigung

Die Vietnamesische Volksarmee hat eine Stärke von etwa einer Million Mann. Es existiert eine allgemeine Wehrpflicht für alle Männer ab der Vollendung des 17. Lebensjahres. Trotz der großen Heeresstärke wird die Schlagkraft des vietnamesischen Militärs als niedrig eingeschätzt, da es mit weitgehend veralteter Technik ausgestattet ist. In der jüngeren Vergangenheit war die Volksarmee trotzdem in der Lage, in Kambodscha die Roten Khmer zu stürzen und die Strafexpedition Chinas zurückzuschlagen. Der Anteil der Ausgaben für die Verteidigung am Staatshaushalt beläuft sich auf etwa 0,5 % bzw. eine Millarde Dollar.

Kultur

Die vietnamesische Kultur hat ihre Anfänge in der Dong-Son-Kultur vor etwa 3 000 Jahren. Sie war anderen südostasiatischen Kulturen sehr ähnlich.

Die heutige Kultur Vietnams ist eine Mischung aus folgenden drei Elementen:

  • originale lokale Kulturen der Vietnamesen und anderen Völker des Landes
  • chinesische Elemente. Sie kamen durch Sinisierung ins Land, als Vietnam unter chinesischer Herrschaft oder ein formell unabhängiger chinesischer Vasallenstaat war. Diese Elemente wurden zeitweise bewußt zurückgedrängt.
  • westliche Elemente, die seit der französischen Kolonialzeit die heutige vietnamesische Kultur mitgeformt haben

Sprache und Schrift

Die vietnamesische Sprache wird von fast allen Bewohnern des Landes gesprochen. Sie stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus der Mon-Khmer-Sprachfamilie. Während der chinesischen Fremdherrschaft und auch unter vietnamesischen Feudalherrschern war chinesisch die offizielle Sprache. Ab dem 13. Jahrhundert wurde das Vietnamesische auch mit Nom-Zeichen, also chinesischer Schrift geschrieben. Aus dieser Zeit stammen auch die vielen Lehnwörter aus dem chinesischen, die man im modernen Vietnamesisch antreffen kann.

Im 17. Jahrhundert wurde durch französische Missionare das lateinische Alphabet in die vietnamesische Sprache eingeführt. Seit dem späten 19. Jahrhundert wird dieses Alphabet in der Schriftsprache verwendet. Dies hat für westliche Touristen den Vorteil, dass in Vietnam als einzigem Land in Südostasien alles Schriftliche auf Anhieb lesbar ist - und mit Einschränkung auch korrekt ausgesprochen werden kann.

Das Vietnamesische ist wie z.B. das Chinesische eine Sprache, in der die Tonhöhe eine wesentliche Bedeutung hat; es werden bis zu 5 Tonhöhen unterschieden, wobei nicht jede Silbe in jeder Tonhöhe eine Bedeutung hat. Um die Tonhöhen für das richtige Lesen in der Schrift auszudrücken, werden den Vokalen bei Bedarf Betonungszeichen hinzugefügt: Akzent, Zirkumflex, ein Punkt unter dem Vokal für die tiefe Tonlage, oder "Häkchen" an o und u für den sog. "Stöhnlaut" sowie bestimmte Kombinationen davon. Details siehe unter Vietnamesischer Zeichensatz

Feste

Die meisten vietnamesischen Feste haben chinesischen Ursprung. Im Laufe der Zeit bekamen diese Feste aber eine typische vietnamesische Note. Daneben gibt es eine Reihe von Festen, die von den ethnischen Minderheiten begangen werden.

Das wichtigste Fest des ganzen Jahres ist Têt, das chinesische Neujahrsfest, welches meist eine ganze Woche vom letzten Tag des Mondkalenders ab dauert. Für dieses Fest kommen zahlreiche Vietnamesen, die im Ausland leben, zurück nach Vietnam, alle Geschäfte und Restaurants bleiben mehrere Tage geschlossen. Der Jahreswechsel wird mit einem Höllenlärm aus Perkussionsinstrumenten und (genaugenommen illegalem) Feuerwerk gefeiert. Der Tradition und dem Volksglauben nach muss das neue Jahr in einem frisch geputzten Haus und mit neuer Kleidung begangen werden, und einige Gerichte werden ausschließlich an diesem Feiertag zubereitet. Insbesondere ärmere Familien müssen das ganze Jahr über sparen, um sich die Feierlichkeiten leisten zu können.

Weitere wichtige Feste sind Trang Nguyen, der Tag der wandernden Seelen, welches in der Regel in den August (nach westlichem Kalender) fällt. Hier werden den Seelen der Toten Kleidung und Speisen angeboten, und die Gräber werden gesäubert. An Trung Thu, dem Mittherbstfest, werden Drachentänze aufgeführt, der runde Mond bewundert und spezielle Kuchen gegessen. Weihnachten ist seit neuestem ein allgemeiner Feiertag, er wird aber nur von der christlichen Minderheit wirklich gefeiert.

Religion

In Vietnam ist eine große Anzahl von Religionen anzutreffen. Ursprünglich waren unter den vietnamesischen Völkern Animismus, Polytheismus und Ahnenkulte verbreitet. Viele der Götter, welche man damals anbetete, existieren auch noch im heutigen Volksglauben.

Die bedeutendste Religion ist heute der Buddhismus, zu welchem sich etwa 10 Millionen Vietnamesen bekennen. Der Buddhismus kam im 2. Jahrhundert über China und über Kambodscha nach Vietnam und war die erste fremde Religion, die in Vietnam Fuß fasste. Heute sind auch Taoismus und Zen-Buddhismus bedeutend. Alle diese Religionen haben in Vietnam eine gewisse Adaptierung an das Land erfahren, so dass sie in ihren Ausprägungen nicht mit denen in den Nachbarländern Vietnams ident sind.

Die zweitwichtigste Religion ist der Katholizismus. Er kam mit französischen, spanischen und portugiesischen Missionaren ab dem 17. Jahrhundert ins Land. Heute existieren in Vietnam etwa 6 000 Kirchen.

Es gibt auch kleine Gruppen an Protestanten und Moslems, die aber insgesamt sehr wenig Bedeutung haben.

Sport

Vietnam tritt bei großen Sportereignissen selten in Erscheinung. Dies liegt daran, dass Sport in Vietnam eher ein Massenphänomen ist, der Leistungssport aber aufgrund fehlender Infrastruktur und finanziellen Mitteln nur sehr wenig entwickelt ist.

Populärster Sport ist Fußball. Daneben sind asiatische Sportarten wie Thai Cuc Quyen, Kong Fu, Vovinam, Taekwondo, Judo oder Karate sehr populär. In den letzten Jahren kommen, speziell in den vermögenderen Bevölkerungsteilen, europäische Sportarten wie Tennis oder Golf zunehmend in Mode.

Wirtschaft

Wirtschaftsgeschichte

Nach der Wiedervereinigung Vietnams stand die Wirtschaft des Landes vor dem Problem, in zwei Hälften geteilt zu sein, die nach komplett verschiedenen Mustern organisiert waren: Im Norden die kommunistische, planwirtschaftlich organisierte Hälfte, deren Landwirtschaft in Kooperativen betrieben wurde und wo das Land zudem durch die Amerikaner total zerbombt war. Der Süden hingegen war markwirtschaftlich organisiert, hatte aber während der vergangenen zwei Jahrzehnte eine Wirtschaft entwickelt, die vollständig vom Zustrom amerikanischen Geldes, das durch die Militärrepräsentanz kam, abhing.

Der Süden wurde – wenig überraschend – nach sowjetischem Vorbild restrukturiert, die Landwirtschaft kollektiviert und die Betriebe verstaatlicht. Im Jahr 1978 trat Vietnam dem Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe bei, während die USA ein Wirtschaftsembargo über Vietnam verhängten, das nicht nur Amerikanern verbot, mit Vietnam zu handeln, sondern auch den IWF, die Weltbank und ähnliche Organisationen daran hinderte, Vietnam Aufbaukredite zu geben.

Das Resultat aus Unproduktivität der Staatsbetriebe und der kollektivierten Landwirtschaft, den Handelshindernissen und den massiven Umweltschäden aus dem Vietnamkrieg war schreckliche Armut. Repressionen der kommunistischen Führung gegen die früheren Feinde und die Armut veranlassten viele Vietnamesen dazu, als Boat people unter Lebensgefahr das Land zu verlassen. In den späten 70er Jahren experimentierte Vietnam mit Mischformen aus Plan- und Marktwirtschaft, die jedoch zu keinem Erfolg führten. In den frühen 80er Jahren kam es deshalb zu mehreren Hungersnöten und zu Hyperinflation. Das einzige, was Vietnam halbwegs am Leben hielt, war Wirtschaftshilfe der RGW-Staaten, die sich auf geschätzte drei Millarden Dollar jährlich belief.

Im Jahr 1986 starb Le Duan und machte Platz für eine reformorientierte, jüngere Generation. Unter Nguyen Van Linh wurde Doi moi (Wirtschaftserneuerung) eingeführt, was bedeutete, dass die zentrale Planung aufgegeben, die Kollektivierung schrittweise abgeschafft und marktwirtschaftliche Reformen eingeführt wurden. Ausländischen Firmen wurde es erlaubt, in Vietnam zu investieren. Als Vietnam am Beginn der 1990er Jahre aus der internationalen Isolation fand, in die es durch die Intervention in Kambodscha gekommen war, und die Amerikaner 1993 ihr Wirtschaftsembargo aufhoben, flossen so viele ausländische Investitionen und Finanzhilfe in das Land, dass das Wirtschaftswachstum zeitweise 10% pro Jahr überstieg. Viele Ausländische Firemen wie z.b. Motorola siedelten sich in Vietnam an. Vietnam ist ein Glasfaser-Produzent und fabriziert noch andere elektronische Geräte

Nach wie vor gehört Vietnam zu den ärmsten Ländern Asiens, das kaufkraftparitäten-bereinigte BIP pro Person lag 2003 bei etwa 2 200 Euro.

Struktur

Vor der Einführung von Doi Moi waren private Unternehmen, abhängig vom Wirtschaftssektor, entweder verboten oder vernachlässigbar. Im Jahr 2002 betrug der Anteil des privaten Sektors am BIP etwa 40%, wobei der Anteil in der Landwirtschaft besonders hoch ist und der Anteil an der Industrieproduktion etwa ein Drittel ausmacht.

Die Asienkrise 1998 hat auch Vietnam stark getroffen und das Wirtschaftswachstum (2001: etwa 5%) sowie das Interesse ausländischer Investoren haben seitdem merklich nachgelassen. Die Regierung muss nun eine Reihe von Reformen umsetzen, um der Wirtschaft weiterhin ein starkes Wachstum zu ermöglichen. Dies beinhaltet vor allem eine Reform des Rechtssystems, denn rechtliche Unsicherheit schreckt viele potentielle Investoren ab. Ebenso ist die Frage von Eigentum an Grund und Boden nicht restlos geklärt und die Unmöglichkeit, landwirtschaftliche Flächen in Industrieflächen umzuwidmen, hat dazu geführt, dass die Preise für Industrieland jene in Japan zeitweise überstiegen.

Die staatlichen Unternehmen stellen für die vietnamesische Wirtschaft ein Problem dar: sie sind meist unrentabel, international nicht konkurrenzfähig und haben eine hohe Menge an Krediten, die sie wahrscheinlich nicht zurückzahlen werden können und damit das ganze Bankensystem bedrohen. Eine Anzahl von Staatsbetrieben wurde bereits mit anderen Staatsbetrieben fusioniert, andere geschlossen. Der Prozess läuft aber wegen der sozialen Auswirkungen (Arbeitslosigkeit) recht schleppend.

Die Wirtschaft ist durch einen starken Unterschied zwischen dem Norden und dem Süden geprägt, wobei die Wirtschaft im Süden bedeutend dynamischer ist als im Norden. Dies wird meist damit begründet, dass die strategische Lage des Südens besser ist und dass dort Doi moi – aufgrund der kürzer zurückliegenden Erfahrung mit den Marktmechanismen – schneller gegriffen hat als im Norden.

Die Auslandsverschuldung ist mit etwa 40% des BIP (2001) relativ niedrig. Dies liegt vor allem daran, dass Vietnam bis 1993 fast keine Kredite aus dem westlichen Ausland bekommen konnte.

Die Inflation, die in den 1980er Jahren ein großes Problem darstellte, ist mittlerweile unter Kontrolle. Als Erinnerung an die Inflation bleiben Preise mit vielen Nullen (2004 war ein Euro etwa 20.000 Dong wert).

Außenhandel

Das Außenhandelsvolumen hat sich in den letzten acht Jahren etwa vervierfacht. Im Jahre 2001 betrugen die gesamten Importe etwa 14 Milliarden Dollar und die Exporte etwa 15 Milliarden Dollar. Trotz des nach wie vor kommunistischen Regierungssystems hat die vietnamesische Volkswirtschaft einen Offenheitsgrad erreicht, der etwa dem Thailands entspricht.

Vietnam ist ein Ölexporteur, etwa 20% seiner Exporte sind Rohöl. Zu den zweitwichtigsten Exportprodukten zählen Güter der Leichtindustrie, wie etwa Textilien oder Schuhe. Unter den landwirtschaftlichen Produkten sind Reis und Kaffee die wichtigsten; nachdem es vor Doi moi Hungersnöte gegeben hatte, ist Vietnam heute einer der wichtigsten Reisproduzenten und -exporteure. Die Handelspartner sind traditionell die asiatischen Staaten, wobei Japan und Singapur die wichtigsten Zielländer der Exporte darstellen. Vietnam gewinnt aber auch in den Überseemärkten (Europa, USA) Anteile und macht hier zunehmend anderen asiatischen Ländern Konkurrenz. Das jährliche Exportwachstum ist nach wie vor zweistellig, obwohl es schon auf die Hälfte der Werte aus den 1990er Jahren zurückgegangen ist.

Die Importe wachsen etwa gleich schnell wie die Exporte. Importiert werden vor allem Treibstoffe, Maschinen, Fahrzeuge und Rohstoffe für die Leichtindustrie. Jene Märkte, in denen unrentable Staatsbetriebe dominieren, werden durch hohe Zölle geschützt. Hauptlieferanten sind Japan, Taiwan, Korea und die USA.

Tourismus

In Europa wird Vietnam eher mit Vietnamkrieg, Kommunismus und Armut assoziiert und zählt deshalb nicht zu den klassischen Urlaubsländern. Bis vor wenigen Jahren wurde Vietnam deshalb fast ausschließlich von Leuten besucht, die sich für die Kultur interessieren, Abenteuer erleben wollten oder mit dem Land nach dem Vietnamkrieg in der einen oder anderen Art emotional verbunden waren.

Seit etwa 1999 erlebt Vietnam jedoch einen Boom im Tourismus. Neben Studienreisenden kommen auch immer mehr Pauschal- und Badetouristen, vor allem aus anderen asiatischen Ländern. Dies liegt vor allem an der anhaltenden Gewalt und den Terroranschlägen auf den Phillippinen und in Indonesien, wohingegen Vietnam das Image eines friedlichen Landes mit niedriger Kriminalität hat.

So wurden in den letzten Jahren in einigen Fischerdörfern eilig einige internationale Hotels hochgezogen, Restaurants für Ausländer wurden eröffnet und die gesamte touristische Infrastruktur geschaffen. Mehrere hunderttausend Menschen sind bereits im Tourismus beschäftigt.

Infrastruktur

Erreichbarkeit

Die zwei größten Städte des Landes, Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt haben einen internationalen Flughafen, der von wenigen europäischen, aber den meisten asiatischen Großstädten direkt angeflogen wird. Daneben gibt es Eisenbahnverbindungen von und nach China und Straßenverbindungen in alle Nachbarländer. Die Grenzübergänge sind meist nur am Tag geöffnet. Ausländer können, sofern sie alle notwendigen Papiere haben, jeden beliebigen Grenzübergang zur Einreise benutzen.

Straßenverkehr

Vietnams Straßen haben eine Länge von insgesamt etwa 93 000 Kilometern, wovon nur etwa 23 000 asphaltiert sind. Sie entsprechen zu einem kleinen Teil, häufig in der Nähe von Großstädten, internationalen Standards. Der größere Teil ist bemitleidenswert schlecht. Es gibt nur wenige Kilometer Straße in einer Qualität, die man als Autobahn bezeichnen könnte. Die wichtigste Straße Vietnams, die das gesamte Land von der chinesischen Grenze bis ins Mekongdelta durchschneidet (häufig Highway 1 genannt, auch wenn die Straße in Vietnam nicht so heißt), ist eine ganz normale Landstraße.

In Vietnam herrscht offiziell Rechtsverkehr. In der Regel wird jedoch gefahren, wo gerade Platz ist. Kreuzungen, die mit Ampeln geregelt sind, kommen nur in den Großstädten vor, und Verkehrszeichen werden von den Verkehrsteilnehmern bestenfalls als Vorschlag interpretiert. Vorrang hat generell das größere Fahrzeug. Ausländer dürfen in Vietnam kein Auto steuern (wohl aber Mopeds). Dies ist weniger tragisch, da man Autos inklusive Fahrer sehr günstig mieten kann.

Für die Vietnamesen nimmt der Verkehr mit Überlandbussen eine hohe Bedeutung ein. Sie sind die billigste und schnellste Art zu reisen. Allerdings sind viele dieser Busse schrottreif und dementsprechend unbequem und unsicher. Für mutige Besucher stellen sie aber eine Möglichkeit dar, mit den Einheimischen in einen intensiveren Kontakt zu kommen. Speziell für Ausländer gibt es mehr und mehr sogenannte Open Tour-Busse, die ebenfalls sehr günstig sind, jedoch ein Vielfaches der öffentlichen Busse kosten. Sie sind sicherer, bequemer und schneller, werden aber fast ausschließlich von Touristen benutzt.

Neuerdings gibt es von Ha Noi aus auch größere Straßen nach Hai Phong, Flughafen No Bai und nach Ho Chi Minh Stadt. Für diese Strecken gibt es neuere Busse die im Viertelstunden-Takt fahren.

Schienenverkehr

Das vietnamesische Eisenbahnnetz stammt größtenteils aus der Kolonialzeit und wird nur langsam modernisiert. Von den insgesamt 2 652 Kilometern Schiene sind 2 249 Kilometer Schmalspurbahn (1000-mm-Spur), 166 Kilometer Normalspur und 237 Dualspur (d.h. sie kann von Fahrzeugen beider Spurweiten befahren werden). Ein Übersichtsplan über das Eisenbahnnetz befindet sich hier. Das gesamte Netz ist einspurig.

Die Fahrzeuge stammen in der Regel aus sowjetischer Produktion. Fahrkarten werden in verschiedenen Klassen verkauft, wobei Ausländer höhere Preise zahlen als Vietnamesen. Die Züge fahren recht langsam, sind dafür sicher und vergleichsweise pünktlich. Für längere Fahrten empfehlen sich Liege- oder Schlafwagen, die man längere Zeit im voraus buchen sollte.

Luftverkehr

Die nationale Fluglinie Vietnams heißt Vietnam Airlines. Sie bietet zahlreiche Regionalflüge in andere Großstädte Asiens sowie einige Interkontinentalflüge an und bestreitet auch den Inlandsverkehr. Besonders im abgelegenen Bergland besitzen auch kleinere Städte einen Flugplatz. Das Fluggerät von Vietnam Airlines entspricht internationalen Standards, die Flotte der Fluggesellschaft wird ständig erweitert und umfaßt daher einige sehr neue Flugzeuge.

Die Tickets sind günstig. Ausländer und Vietnamesen zahlen die gleichen Preise. Flüge sind häufig nur wenig teurer als lange Fahrten mit Schlafwagen, ganz abgesehen von der Zeitersparnis.

Wasserverkehr

Vietnam verfügt über etwa 5000 Kilometer Wasserstraßen, die ganzjährig befahrbar sind. Besonders im Mekong-Delta ist der Wassertransport wichtig, und die Straßen werden durch zahlreiche Flussarme unterbrochen, die mittels Fähre überbrückt werden müssen.

Die wichtigsten Seehäfen sind Da Nang, Haiphong sowie Ho-Chi-Minh-Stadt.

Telekommunikation

In das Telefonnetz Vietnams wurde in den letzten Jahren viel investiert. Wo investiert wurde, wird modernste Technologie eingesetzt und dementsprechend zuverlässig und komfortabel ist das Netz. Wo noch nicht investiert wurde, ist das Telekommunikationsnetz hinter dem seiner Nachbarländer weit zurückgeblieben. Da die Investitionen irgendwie bezahlt werden müssen, sind Auslandsgespräche in Vietnam extrem teuer.

Man schätzt, dass es in Vietnam bereits mehrere Millionen Internet-Benutzer gibt. Die meisten Benutzer besuchen ein Internet-Café, von denen es im ganzen Land eine hohe Anzahl gibt. Ähnlich wie in China ist die Regierung besorgt, dass durch das Internet das staatliche Informationsmonopol untergraben wird und letzten Endes die Legitimität der Alleinregierung der Kommunistischen Partei Vietnams in Frage gestellt werden könnte. Deshalb werden ausländische Webseiten häufig blockiert und illegale Internetcafés geschlossen.

Die vietnamesische Post gilt als langsam und unzuverlässig.

Bildung

Für die Verhältnisse eines so armen und kriegsgezeichneten Landes hat Vietnam eine außerordentlich niedrige Analphabetenrate. Nur etwa 6% der Personen über 15 Jahre sind Analphabeten. Trotzdem sieht sich das Bildungssystem Vietnams großen Herausforderungen gegenüber. Zwar können fast alle Menschen lesen und schreiben, abgesehen davon ist das Schul- und Bildungsniveau jedoch zu gering. Die Anzahl der Schulen ist speziell am Land zu niedrig. Generell ist der bauliche Zustand vieler Schulen nicht gut und deren Ausstattung häufig schlecht.

Es gibt eine Schulpflicht für alle Kinder zwischen 6 und 14 Jahren, wobei auch auf Vorschulbildung (Kindergarten) ein hoher Wert gelegt wird. Die Pflichtschulbildung ist in zwei Phasen unterteilt, nämlich die 5jährige Grundstufe und die 4jährige untere Sekundarstufe. Nach Absolvierung der unteren Sekundarstufe können die Schüler zwischen oberen Sekundarstufen verschiedenen Typs (technisch etc.) wählen. Der Abschluss der oberen Sekundarstufe berechtigt zum Universitätsstudium bzw. einer anderen höheren Ausbildung.

Die Nachfrage nach Bildung (sowohl Sekundarstufe als auch höhere Bildung) ist momentan bedeutend höher als das Angebot. Neue Schulen, Hochschulen und Universitäten werden laufend gegründet und die Zahl der Institutionen, die höhere Bildung anbieten, übersteigt bereits 100. Es gibt staatliche und private Einrichtungen, die renommiertesten davon sind die Staatliche Universität Hanoi und die Staatliche Universität Ho-Chi-Minh-Stadt. Um mehr Nachfrage befriedigen zu können und auch um die Entwicklung des ländlichen Raumes zu fördern, werden zahlreiche Fernstudiengänge angeboten. Seit kurzem vergibt die vietnamesische Regierung auch Stipendien für Studien im Ausland, wobei diese nur in sehr geringer Zahl zur Verfügung stehen.

Die bei weitem populärste Fremdsprache in Vietnam ist Englisch. Aus historischen Gründen findet man zuweilen Leute, die französisch, russisch oder deutsch sprechen (etwa 100 000 Vietnamesen haben in Deutschland studiert). Zunehmend werden japanisch und chinesisch gelernt.

Medien

Die Medien werden in Vietnam allesamt vom Staat und damit der Kommunistischen Partei Vietnams kontrolliert. Es gibt englischsprachige Printmedien in Vietnam. Dies sind entweder Zeitschriften, die sich an Touristen richten und Reise- oder Unterhaltungsmöglichkeiten bewerben. Die meisten englischsprachigen Publikationen richten sich jedoch an Geschäftsleute und verkünden die neuesten Errungenschaften der Wirtschaftspolitik Vietnams. Ausländische Publikationen werden nicht zensiert, da sie für die durchschnittlichen Vietnamesen sowieso nicht bezahlbar sind. Man findet sie dort, wo sich die Ausländer konzentrieren. Alte Exemplare von ausländischen Zeitungen werden häufig von Straßenhändlern angeboten.

Das vietnamesische Radio und Fernsehen strahlt mehrere teils landesweite, teils regionale Programme aus. Im Fernsehen VTV gibt es am späteren Abend englische Kurznachrichten, der Rest des Programmes wird mit vietnamesischen Shows und einigen wenigen ausländischen Filmen bestritten.

Es gibt einen vietnamesischen Kurzwellensender namens Voice of Vietnam, der seit der Augustrevolution existiert und während des Vietnamkrieges hauptsächlich Propaganda gegen die Vereinigten Staaten ausstrahlte. Heute werden halbstündige Progrmme auf englisch, französisch und russisch produziert, die auch in Europa gehört werden können.

Einreise nach Vietnam

Reisende aller Staaten benötigen für die Einreise nach Vietnam ein Visum, welches rechtzeitig bei einer vietnamesischen Botschaft beantragt und ausgestellt werden muss. Ein Touristenvisum wird für maximal 4 Wochen ausgestellt, kann jedoch vor Ort noch verlängert werden.

Die Botschaften der Sozialistischen Republik Vietnam befinden sich in:

Elsenstraße 3
12435 Berlin
Konstantinstraße 37
53179 Bonn
Felix-Mottl-Straße 20
1190 Wien
Schlösslistraße 26
3008 Bern

Vietnam ist nicht unbedingt ein hygienisches Land. Vor der Einreise nach Vietam sollte man sich deshalb über eventuelle Ausbrüche von Krankheiten informieren. Vorsorgen (teils per Impfung, teils per Medikamentenmitnahme) sollte man gegen Malaria, Hepatitis, Typhus, Diphterie, Kinderlähmung, Japanische Enzephalitis sowie Tollwut. Dies bedeutet, dass man auf jeden Fall vor einer Reise nach Vietnam einen Arzt, der sich mit Tropenmedizin auskennt, kontaktieren sollte. Vorbereitet sein sollte man jederzeit auf Erkrankungen des Verdauungsapparates.

Feiertage

Datum Deutscher Name Vietnames. Name Anmerkungen
1. Januar Neujahr Tết Tây
Ende Januar - Ende Februar Têt (Chinesisches Neujahrsfest) Tết Nguyên Đán Bedeutendstes Fest an den ersten drei Tagen des Jahres nach dem Mondkalender
30. April Tag der Befreiung Ngày Giải Phóng Fall von Saigon im Jahr 1975
1. Mai Tag der Arbeit
2. September Unabhängigkeitstag Quốc Khánh Unabhängkeitserklärung von Ho Chi Minh 1945
25. Dezember Weihnachten