Mulai Ismail ( † 1727) war der zweite alawitischer Sultan in Marokko.
Er herrschte von 1672 bis 1727, nachdem sein Bruder und Vorgänger Mulai ar-Raschid bereits Marokko vereinigt und die Dila-Bruderschaft besiegt hatte. Zunächst musste er einige Revolten seiner Verwandtschaft und der Stämme niederschlagen, bevor er sich dem Ausbau des reiches widmen konnte.
Er strukturierte das Miltärwesen neu und schuf ein Heer aus etwa 40.000 sudanesichen Sklaven. Mit dieser Armee gelang es ihm, die verschiedenen Berber- und Beduinenstämme, die dem von ihm forcierten Einheitsstaat entgegen standen, in Schach zu halten. Außerdem eroberte er den englischen Stützpunkt in Tanger (1684) und den spanischen bei Larache und Al-Araish (1689).
Durch die Befriedung des Reiches kam es zum Wirtschaftsaufschwung. Besonders gefördert wurde der Handel mit Europa, wobei zunächst Frankreich, später aber Britannien die bevorzugten Handelspartner waren.
Der wirtschaftliche Wohlstand des Alawidenreichs ermöglichte eine umfangreiche Bautätigkeit. Neben der Verlagerung der Hauptstadt von Fes nach Meknes und dessen Ausbau zur neuen Residenz, wurden mehrere Palastanlagen errichtet und die Städte befestigt. Sein Mausoleum sowie ein Großteil der Architektur, zum Beispiel die Stadtmauer mit dem Tor Bab el-Mansour, sind bis heute erhalten geblieben.
Wie aber schon bei Ahmad al-Mansur (1578-1603) hatte auch dieser bedeutende Herrscher keine Bestimmungen für die Thronfolge getroffen. So brachen nach seinem Tod heftige Machtkämpfe zwischen seinen sieben Söhnen aus, die zum Zusammenbruch des von Ismail geschaffenen Einheitsstaates und zur Anarchie führten. Hauptstadt des Reiches wurde wieder Fes. Erst unter Mulai Muhammad (1757-1790) gelang wieder eine Befriedung des Landes.
Literatur:
- Lexikon der Arabischen Welt; Stephan und Nandy Ronart, Artemis Verlag Düsseldorf, 1972, ISBN 3760801382