Hettstedt

Gemeinde in Sachsen-Anhalt
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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Hettstedt ist eine Stadt im südlichen Harzvorland im Landkreis Mansfelder Land, Sachsen-Anhalt (Deutschland), etwa 40 km nordwestlich von Halle (Saale). Die Stadt ist bekannt für den ehemaligen Kupferbergbau und eine noch heute bedeutende Nichteisen-Metallurgie.

Geografie

Lage

Hettstedt liegt in der Bundesrepublik Deutschland im Bundesland Sachsen-Anhalt, etwa 50 km südlich der Landeshauptstadt Magdeburg und etwa 40 km nordwestlich von Halle (Saale). Hettstedt liegt am Südostrand des Harz am Fluss Wipper.

Geomorphologie

Hettstedt befindet sich an der Grenze von Harzvorland und Unterharz. Die Altstadt Hettstedts liegt im Tal der Wipper, weitere Stadtteile erstecken sich auf die Talhänge und die Anhöhen der Umgebung. Bei den Anhöhen handelt es sich nicht um Berge, sondern um die Harzhochebene, in die sich die Wipper mit ihren Zuflüssen tief eingeschnitten hat. Die relativ großen Höhenunterschiede geben der Stadt den Charakter einer Bergstadt.

  • Niedrigster Punkt der Stadt

Flussbett der Wipper nahe Sportplatz am Silbergrund + 139 m

  • Höchsten Punkt der Stadt

Südwestlicher Teil des Techno- und Gewerbeparks "Mansfelder Land" + 244 m

Geologie

Hettstedt befindet sich auf der herausgehobenen Harzscholle am nordöstlichen Rand des Mansfelder Beckens. Unter einer Schicht aus Sand- und Kalkstein liegt eine Schicht kupferhaltigen Tonsteins, die als Kupferschiefer bezeichnet wird. Unter dieser Schicht liegt erneut eine Schicht aus Kalkstein und/oder durch Eisenoxid rot gefärbtem, sehr feinkörnigem Sandstein, dem Rotliegenden. Teilweise liegen beide Gesteine gemischt als Konglomerat vor. Diese Schichtfolge tritt nördlich und westlich von Hettstedt an die Oberfläche und fällt nach Südosten hin in größere Tiefe ab.

Das Tal der Wipper schneidet durch diese Schichtfolge. Somit tritt die kupferführende Tonstein-Schicht bei Hettstedt drei Mal an die an Oberfläche: Nördlich bzw. westlich der Stadt durch Auslaufen der Schichten sowie am westlichen und östlichen Hang des Tals der Wipper.

Der Talboden des Wippertals wird durch Flusssedimente gebildet.

Verkehrsanbindung

Die Bundesstraße 180 (Eisleben - Magdeburg) und die Bundesstraße 86 (Hettstedt - Staßfurt) sind die hauptsächlichen Straßenanbindungen. Eine westliche Umfahrung, die den Durchgangsverkehr der B 180 und B 86 um die Stadt herumleiten soll, ist zwischen Mansfeld, Meisberg/Ritterode und Walbeck fertiggestellt.

Die Bahnstrecke Magdeburg-Erfurt ist die wichtigste Bahnanbindung der Stadt

Nachbargemeinden

  • Im Norden Wiederstedt (direkt angrenzend)
  • Im Osten Welfesholz (ca. 2,5 km)
  • Im Südosten Siersleben (ca. 4 km)
  • Im Süden Großörner (direkt angrenzend), ein Ortsteil von Mansfeld
  • Im Westen Meisberg (ca. 1km), ein Ortsteil von Ritterode (bildet mit Hettstedt eine Verwaltungsgemeinschaft)
  • Im Nordwesten Walbeck (ca. 0,5 km) (bildet mit Hettstedt eine Verwaltungsgemeinschaft)

Stadtgliederung

Ortsteile

  • Altstadt

Am westlichen Ufer der Wipper gelegen. Hier liegen Jacobi-Kirche, Marktplatz, das Brückentor(Vaddergarage), der Zuckerhut- bzw. Hexenturm, das Saigertor und der Freimarkt. Der Ortsteil besteht vorwiegend aus älteren zwei- bis dreigeschossigen Gebäuden. Am Markt und Freimarkt sind die Gebäude häufig restauriert und haben Ladengeschäfte im Erdgeschoss. Nördlich der Altstadt befinden sich im Tal der Wipper ein Freibad und zahlreiche Kleingärten. Noch weiter nördlich schließt sich im Tal der Wipper am die ehemalige Saigerhütte an. Der Bereich wird mit Bezug auf die frühere Silberproduktion in der Saigerhütte Silbergrund genannt. Das Saigertor, das Wahrzeichen der Stadt, erhielt seinen Namen durch die Ausrichtung auf die Saigerhütte.

  • Kupferberg

Östlich der Altstadt und der Wipper auf dem östlichen Talhang gelegen. In diesem Ortsteil liegt unter anderem die Gangolf-Kirche, die der Legende nach am Fundort des ersten Kupfers errichtet wurde. Die relativ kleine Kapelle ist die älteste Kirche der Region. Bis 1879 war Kupferberg eine eigene Ortschaft und wurde dann eingemeindet. Kupferberg ist heute ein Ortsteil, der vorwiegend aus älteren Wohngebäuden besteht. Je mehr man sich dem östlichen Stadtrand nähert, desto jünger wird tendenziell die Bebauung. Am südöstlichen Rand des Ortsteils befinden sich Kleingärten.

  • Molmeck

Südwestlich der Altstadt im Tal der Wipper und auf dem westlichen Talhang gelegen. Der Ortsteil besteht vorwiegend aus ein- bis zweigeschossigen Wohngebäuden, die aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg stammen. Den südöstlichen Teil Molmecks bildet ein großes Industriegebiet, das die verbliebenen Teile der Schwerindustrie beherbergt. Das Industriegebiet grenzt direkt an die Nachbargemeinde Großörner an.

  • Burgörner-Neudorf

Südöstlich der Altstadt und östlich der Wipper im Tal und an den östlichen Talhängen gelegen. In diesem Ortsteil liegen unter anderem der Bahnhof und das Klubhaus, ein Veranstaltungsgebäude mit Schwimmhalle. Der Ortsteil besteht vorwiegend aus ein- bis zweigeschossigen Wohngebäuden, die aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg stammen.

  • Burgörner-Altdorf

Südöstlich der Altstadt und östlich der Wipper im Tal und an den östlichen Talhängen gelegen. In diesem Ortsteil liegt unter anderem das Mansfeld-Museum. Es besteht vorwiegend aus ein- bis zweigeschossigen Wohngebäuden, die aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg stammen. Südöstlich des Ortsteils liegt eine Abraumhalde aus dem späten 19. Jahrhundert mit einer Ausdehnung von etwa 500 Metern.

  • Weinberg

Westlich der Altstadt auf einer Anhöhe gelegen. Der Ortsteil besteht vor allem aus Einfamilienhäusern, wobei das Alter tendenziell zum Stadtrand hin abnimmt. Im westlichen Teil befindet sich unter anderem der Städtische Friedhof. Westlich des Weinberg-Viertels liegt am Stadtrand das Gewerbegebiet Ritteröder Straße.

  • 1. Wohnkomplex

Nordöstlich der Altstadt und südlich der B 180 auf einer Anhöhe gelegen. Auch kurz 1. WK ("Erster WeKa") genannt. In diesem Ortsteil liegt unter anderem der Festplatz mit der Flamme der Freundschaft. Der Ortsteil besteht vorwiegend aus standardisierten, dreistöckigen Mehrfamilienhäusern mit Spitzdach aus den 50er Jahren. Die Straßen in diesem Bereich des Ortsteils sind vorwiegend nach Schriftstellern benannt. Westlich schließen sich Einfamilienhäuser an, noch weiter westlich eine Kleingartensparte. Nordwestlich an den 1. Wohnkomplex schließt sich der Techno- und Gewerbepark "Mansfelder Land" an. Obwohl dieser laut Ortsschild Teil von Hettstedt ist, gehört der Gewerbepark der Nachbargemeinde Walbeck.

  • 2. Wohnkomplex

Nördlich des 1. Wohnkomplex und der B 180 auf einer Anhöhe gelegen. Der zweite Wohnkomplex wird auch kurz 2. WK ("Zweiter WeKa") genannt. Der Ortsteil besteht vorwiegend aus standardisierten, vierstöckigen Mehrfamilienhäusern mit Spitzdach aus den 50er und 60er Jahren. Am östlichen Rand des Ortsteils befindet sich der Scheuberg, ein Geländesporn, der in das Tal der Wipper hineinragt und ebenfalls mit Wohnblocks bebaut ist. Die Straßen im Ortsteil sind vorwiegend nach Schriftstellern benannt.

  • 3. Wohnkomplex

Nordöstlich des 2. Wohnkomplex auf einer Anhöhe gelegen. Der 3. Wohnkomplex wird auch kurz 3. WK ("Dritter WeKa") genannt. Der Ortsteil ist vom 2. Wohnkomplex durch ein kleines Waldstück, das Walzwerkhölzchen, getrennt. Der Ortsteil bildet den nördlichen Stadtrand von Hettstedt und grenzt stellenweise direkt an die Nachbargemeinde Wiederstedt. Er besteht vorwiegend aus den für Ostdeutschland typischen WBS 70-Plattenbauten. Diese wurde zu Beginn der 80er Jahre errichtet. Seit Ende der 90er Jahre wurde fast jeder zweite Plattenbau wegen des hohen Leerstands abgerissen. Die Straßen im OT sind nach Komponisten benannt.

  • 4. Wohnkomplex

Nordwestlich des 2. Wohnkomplex auf einer Anhöhe gelegen. Der vierte Wohnkomplex wird auch kurz 4. WK ("Vierter WeKa") genannt. Wie der 3. Wohnkomplex besteht er vor allem aus WBS 70-Plattenbauten. Der Bau der Wohnblocks wurde Ende der 80er Jahre begonnen und erst nach der Wende abgeschlossen. Die straßen tragen Am nordöstlichen Rand des Ortsteils und auch der Stadt liegen das Kolping-Berufsbildungswerk sowie das Klinikum Mansfelder Land. Sowohl in direkter Nähe des Klinikums als auch am nordöstlichen Rand des Ortsteils wurden Einfamilienhaus-Siedlungen angelegt. Die Straßen im OT wurden nach Bäumen benannt, in der nordöstlichen Einfamilienhaussiedlung nach Blumen, in der Einfamilienhaussiedlung nahe dem Klinikum nach Ärzten und Biologen.


Bereiche der Stadt ohne Ortsteil-Status

  • Naherholungsgebiet Ölgrundsteich

Nordöstlich des 3. und nördlich des 4. Wohnkomplex gelegen. Das Naherholungebiet ist Teil eines rund 150 ha großen Waldgebietes, das sich in westlicher Richtung bis zur Nachbargemeinde Walbeck erstreckt. In dem Gebiet liegt der künstlich angelegte, etwa 3 ha große Ölgrundsteich, der vom Bach Walbke gespeist wird. Ein Sportzentrum mit 2 Fußballstadien, zwei Tennisplätzen und einem Reitplatz bildet den Übergang zum 3. Wohnkomplex.

  • Hadeborntal

Zieht sich von den Nachbargemeinden Ritterode und Meisberg kommend von Westen her bis in die Altstadt. Im Tal fließt der Hadebornbach, der nahe dem Saigertor in die Wipper mündet. Im Altstadtbereich fließt der Bach unter der Hadebornstraße durch ein Rohrleitungssystem. Nahe der Altstadt dominiert im Tal eine dichte Bebauung mit zweistöckigen Wohngebäuden, die talaufwärts jedoch lockerer wird und in Einfamilienhäuser mit großen Gärten übergeht. Am nördlichen Talhang und im Tal selbst befinden sich zahlreiche Kleingärten. Am Stadtrand endet das Tal abrupt, da es auf einer Länge von rund 300 Metern durch eine Mülldeponie aufgefüllt wurde. Die Mülldeponie ist inzwischen geschlossen und teilweise renaturiert. Der Hadebornbach unterquert die Deponie in einem Tunnel.

  • Tonloch

Nahe Burgörner-Neudorf am südöstlichen Stadtrand gelegen. Das Tonloch ist eine ehemalige Grube, in der Ton abgebaut wurde, der als Rohstoff für die nahegelegene, inzwischen geschlossene Ziegelei, verwendet wurde. Heute ist das Tonloch ein etwa 1 ha großer Teich, an dessen Ufern Bäume wachsen. Die nahegelegenen Abraumhalden bieten einen guten Ausblick.


Geschichte

  • Anfänge des Ortes (1046 - 1199)

Hettstedt entstand an einer Furt über die Wipper. Der Zeitpunkt der ersten Ansiedlung ist nicht bekannt. 1046 wurde Hettstedt in einer Schenkungsurkunde von Heinrich III. an das Bistum Meißen erstmals als "Lokus" (Dorf, Ort, Marktflecken) namens Heiczstete erwähnt. Namensforscher gehen davon aus, dass der Name sich auf den Vornamen Heiko oder Heco bezieht. Dieser könnte der Name eines Anwohners gewesen sein, woraufhin man den Ort "Heikos Stätte" nannte.

  • Erste Blüte durch den Bergbau (1199 - 1560)

Der Legende nach fanden die Brüder Napian und Neuke anno 1199 bei Hettstedt Kupfer. Bei dessen Gewinnung fielen auch bedeutende Mengen Silber an. Obwohl mengenmäßig Kupfer dominierte, stellte jedoch vorerst Silber vom Wert her den Hauptteil der Produktion dar. Durch den lukrativen Kupfer- und Silberbergbau und die Verhüttung wuchs die Einwohnerzahl des Ortes schnell an. 1334 wurden die Stadtrechte verliehen. 1394 verpfändete Ernst von Halberstadt die Stadt mit der angrenzenden Wasserburg für 4400 Gulden an die Grafen von Mansfeld. Von 1430 bis 1439 erhielt die Stadt eine Stadtmauer mit 3 Toren: Saigertor Richtung Norden, Brückentor über die Wipper nach Osten und das Molmeck-Tor Richtung Südwesten. Nachem die Bürger der Stadt die Wasserburg besetzt hatten, wurde die Stadt 1439 durch den Grafen von Mansfeld und seine Verbündeten belagert und erobert. Hettstedt wurde in Folge Teil der Grafschaft Mansfeld, und erlebte ein Jahrzehnt des Niedergangs. Der Aufschwung der Stadt setzte durch die Verleihung einiger Privilegien und durch Einführung des Saigerprozess ab 1450 wieder ein. Das Silber konnte nun mit geringerem Aufwand vom Kupfer getrennt werden. Hettstedt profitierte daneben als Marktort, an dem Getreide und Vieh aus der Magdeburger Börde und dem Saalegebiet für die Bergleute der Region umgeschlagen wurden.

  • Wirtschaftlicher Niedergang (1560 - 1644)

Holzmangel in Folge der zunehmenden Entwaldung des Harz, zunehmende Probleme mit dem Grundwasser in den immer tiefer vorstoßenden Schächten und der Verfall der Silberpreise durch die Silberimporte aus den Spanischen Kolonien in Südamerika sorgten ab etwa 1560 für einen Rückgang der Produktion. 1573 kam die Stadt als Schuldendienst zurück unter sächsische Oberlehenshoheit, blieb formell jedoch unter Kontrolle der Grafen von Mansfeld. Um 1600 hatte die Stadt etwas mehr als 2.000 Einwohner. Im Dreißigjährigen Krieg kam der Bergbau vorerst zum erliegen. Die Einwohnerzahl der Stadt fiel durch Kriegshandlungen, Hungersnöte und den Ausbruch der Pest bis 1644 auf rund 500 Einwohner bei nur noch 11 bewohnbaren Häusern.

  • Wirtschaftliche Erholung (1644 - 1785)

Durch den Bau neuer Entwässerungsstollen mittels Schwarzpulver kam der Bergbau nach dem Dreißigjährigen Krieg langsam wieder in Gang, die Einwohnerzahl Hettstedts stieg in Folge wieder an. Durch den Preisverfall des Silbers war Kupfer nun auch wertmäßig das Hauptprodukt von Bergbau- und Hüttenwesen. Die Wasserhebung wurden durch die steigende Tiefe der Stollen jedoch ein immer größeres Problem, was die wirtschaftliche Entwicklung bremste. Durch den Tod des letzten Grafen von Mansfeld fiel der Bergbau im Umland der Stadt 1780 an Preußen, während Sachsen vorerst die direkte Kontrolle der Stadt übernahm.

  • Industrialisierung und zweite Blüte (1785 - 1929)

1785 wurde nahe Hettstedt eine Dampfmaschine wattscher Bauart zur Entwässerung der Stollen errichtet, deren Baupläne durch Industriespionage bei Boulton & Watt erworben wurden. Somit wurde Hettstedt zum Standort der ersten deutschen Dampfmaschine wattscher Bauart. Bis 1790 erreichte Hettstedt wieder eine Einwohnerzahl von 2.900. Nach den Napoleonischen Kriegen wurde die Stadt Hettstedt 1815 ein Teil der preußischen Provinz Sachsen. Hettstedt entwickelte sich in den folgenden 120 Jahren auf Basis des Bergbaus und der Kupferverhüttung zu einem wichtigen Schwerindustriestandort. Es entstanden neben Kupferhütten und Maschinenbau unter anderem eine Anlage zur Schwefelsäureproduktion aus den schwefelhaltigen Abgasen der Hütten (um 1850), ein Stahl-Walzwerk (1908), ein Kupfer- und Messingwerk (1909) und ein Aluminiumwerk (1935/36). Bergbau und Schwerindustrie sorgten in der Stadt für eine beträchtliche Umweltbelastung, vor allem durch die Freisetzung von Schwermetallen, Staub und Schwefelverbindungen aus der Verhüttung der schwefelhaltigen Kupferschiefers.

  • Subventioniertes Fortbestehen 1929 - 1989

Seit der Weltwirtschaftskrise 1929 war der Kupferbergbau nicht mehr rentabel, noch in der Weimarer Republik wurden staatliche Subventionen gezahlt, um Massenentlassungen zu verhindern. Die Subventionen wurde wegen Autarkiebestrebungen und Devisenmangel sowohl im Dritten Reich als auch in der DDR aufrechterhalten und stetig vergrößert. Trotz der Konzentration kriegswichtiger Industriebetriebe wurde die Stadt im Zweiten Weltkrieg nur einmalig am 11. April 1945 durch alliierte Bomber angegriffen. Hierbei wurden keine Industrieanlage getroffen, Bombeneinschläge in der Altstadt töteten jedoch 51 Bürger und zerstörten 30 Gebäude mit 109 Wohnungen, weitere 117 Gebäude wurden beschädigt. Einige Tage später besetzten amerikanische Truppen die Stadt, zogen sich jedoch gemäß der Erklärung von Jalta einige Wochen später wieder zurück. Sowjetische Truppen besetzten das Gebiet, das zu einem Teil der Sowjetischen Besatzungszone und später der Deutschen Demokratische Republik (DDR) wurde.

1950 wurden Burgörner und Molmeck eingemeindet. 1952 wurde die Stadt Kreisstadt des neugegründeten Kreises Hettstedt. Im Norden der Stadt wurden große Wohnsiedlungen angelegt. Bergbau und große Teile der Schwerindustrie und des Maschinenbaus der Region wurden zum Mansfeld Kombinat, einem der größten Kombinate der DDR, zusammengefasst. Der Bergbau verlagerte sich nach fortschreitender Erschöpfung der lokalen Vorkommen zwischen 1951 und 1969 in die ca. 20 km entfernte Region Sangerhausen, was einen regen Pendelverkehr der Hettstedter Bergleute auslöste. Schwerindustrie und Maschinenbau blieben in Hettstedt, jedoch wurde in der DDR kaum in die Anlagen investiert, so dass teilweise bis 1989 mit Maschinen von 1908 gearbeitet wurde. Zwar wurde versucht, die noch immer gravierende Umweltbelastung in der Stadt zu reduzieren, mangels Kapital erzielte man jedoch kaum Erfolge. Durch die Eingemeindungen, Einwanderung sowie Geburtenüberschuss stieg die Einwohnerzahl bis 1953 auf 16.300, bis 1989 noch einmal auf über 21.000.

  • Der schwere Neubeginn (1989 - heute)

Nach der Deutschen Wiedervereinigung wurden die Subventionen für den Kupferbergbau eingestellt, was zu dessen schnellen Ende führte. Die Industrieanlagen waren zum größten Teil veraltet, so dass sie mangels Rentabilität stillgelegt wurden. Die Suche nach Investoren war in einigen Fällen erfolglos, andere Betriebsteile wechselten mehrfach den Besitzer, was bei der Bevölkerung für Verunsicherung sorgte. Binnen weniger Jahre reduzierte sich die Zahl der Beschäftigten in der Industrie auf weniger als ein Viertel. Dies war einer der Hauptgründe dafür, dass Hettstedt seit Jahren eine der höchsten Arbeitslosenquoten Deutschlands aufweist. Heute hat sich die lokale Industrie auf niedrigem Niveau stabilisiert. Die Umweltbelastung durch die Industrie ist stark zurückgegangen. Die Wasserqualität Wipper ist inzwischen so gut, dass sie im Stadtgebiet durch Enten, Fische und Nutrias bevölkert wird. Auch die Luftqualität hat sich trotz der zunehmenden Belastung durch Autoabgase deutlich verbessert. Es existiert jedoch noch immer eine starke Bodenbelastung durch Schwermetalle, etwa im Bereich der Abraumhalden und der ehemaligen Hüttenwerke. Hettstedt und das Umland ist in diesem Bereich zu einem Versuchsfeld für die Bodensanierung geworden, etwa mittels genetechnisch veränderter Pflanzen. Die Stadt verlor 1994 nach Zusammenlegung von Kreis Hettstedt und Kreis Eisleben zum Landkreis Mansfelder Land ihren Status als Kreisstadt an die Lutherstadt Eisleben. Durch starke Abwanderung und sinkende Geburtenzahlen sank die Bevölkerungszahl bis 2005 auf rund 16.000 Einwohner.

Wappen

Das Wappen der Stadt Hettstedt zeigt seit 1817 Jacobus den Älteren, der in der rechten Hand das Querfurter Wappen und in der linken das Wappen der Mansfelder Grafen hält.

Religionen

Die Stadt ist stark durch Atheismus und Agnostizismus geprägt. Die mitgliedstärkste Religion der Stadt ist die Evangelische-Lutherische Kirche. Es exisitert auch eine katholische Gemeinde.

Eingemeindungen

  • 1879 Kupferberg
  • 1950 Burgörner und Molmeck

Einwohnerentwicklung

  • 1600 2.000 (ca.)
  • 1644 502
  • 1790 2.900
  • 1953 16.300
  • 1989 21.405
  • 2005 15.855

Politik

Bürgermeister: Jürgen Lautenfeld (parteilos)


Kultur und Sehenswürdigkeiten

Sprache

Herauszuheben ist vor allem der unverkennbare Dialekt im Raum Hettstedt, bekannt als "Mansfällor". Tief verwurzelt mit der Mundart der einfachen Hettstedter Bergleute spiegelt er gut die besondere Mentalität der Bürger des gemütlichen Städtchens am Rand des Harzes wider.

Museen

  • Museumseisenbahn: Mansfelder Bergwerksbahn
  • Mansfeld-Museum: Im Ortsteil Burgörner liegend bietet dieses Museum einen Einblick in die Geschichte des Mansfelder Kupferschieferbergbaus. An historischer Stätte - dem Humboldschloss - errichtet, kann man auf einer großen Freifläche Einblicke in die soziale und technische Entwicklung des Kupfererzbergbaus dieser Region erhalten. Durch eine große Zahl originaler Exponate wird die Entwicklung des Bergbaus und des Hüttenwesens der Mansfelder Region veranschaulicht. Eine Attraktion ist der origialgetreue Nachbau der ersten deutschen, aus deutschem Material und von deutschen Arbeitern und Ingenieuren gebauten, Dampfmaschine. Das Mansfeld-Museum ist über die Grenzen der Region durch seine jährlich stattfindenden Modell-Dampftage und die Fossilienbörse bekannt.

Bauwerke

  • Saigertor

Das Wahrzeichen der Stadt, unverkennbar durch die Welsche Haube. Nördliches Stadttor der früheren Stadtbefestigung, benannt nach der im Norden liegenden Saigerhütte,

  • Zuckerhut-Turm/Hexenturm

Verteidigungsturm der frühreren Stadtbefestigung. Benannt nach seiner steinernen, zuckerhutförmigen Bedachung. Da der Legende nach im Turm Hexen eingesperrt wurden, wird der Turm auch Hexenturm genannt.

  • Brückentor/Kodekarre

Östliches Stadttor der früheren Stadtbefestigung, direkt vor dem Tor floss die Wipper, die auf einer Zugbrücke überquert werden konnte, was dem Tor den Namen gab. Heute ist die Zugbrücke durch eine steinerne Brücke ersetzt worden. Im Tor war ein sächsisches Wachregiment des "Corps da Garde" stationiert. Die Einheimischen formten den Begriff um, so dass der Ort oft Kodekarre genant wurde.

  • Molmecktor

Südwestliches Stadttor der früheren Stadtbefestigung. Benannt nach dem damals vor den Stadttor liegenden Ort Molmeck, der heute Ortsteil von Hettstedt ist.

  • Gangolf-Kirche

Eine kleine Kapelle im Ortsteil Kupferberg, die älteste Kirche der Region.

  • Sankt Jacobi-Kirche

Größtes Kirchenbauwerk der Stadt

  • Rathaus
  • Maschinendenkmal

Denmal am Standort der ersten deutsche Dampfmaschine wattscher Bauart.

  • Schmalzgrund-Viadukt

Unweit des Klubhauses befindet sich eine damals architektonische Meisterleistung, die erste um eine Kurve gehende Bogenbrücke Europas

  • Flamme der Freundschaft

Monumentales Denkmal zum erstmaligen Einsatz von sowjetischem Erdgas in der Hettstedter Industrie im Jahre 1974.

  • Alte Druckerei Heise


Sport

  • viele Sportvereine, darunter ein Tauchverein (TC Atlantis Hettstedt e. V.), MSV Hettstedt (u. a. Tischtennis), oder der Spielmannszug "Blau-Weiß" Hettstedt 1919 e. V. als Kultureller Sportverein
  • Der FSV Hettstedt ist einer der erfolgreichsten Fussballvereine der Region.


Wirtschaft und Infrastruktur

Infolge des in Hettstedt früher betriebenen Kupferschieferbergbaus gilt die Stadt noch heute als ein wichtiger Standort der NE (Nichteisen)-Metallurgie in Europa. Daneben exisitieren mehrere Unternehmen des Maschinenbaus, die oft als Zulieferer der Bergwerke und der Schwerindustrie entstanden.

Ansässige Unternehmen

Schwerindustrie, Metallverarbeitung und Maschinenbau

  • Mansfelder Kupfer und Messing GmbH (MKM) - Kupfer/Messing -rohre, -bleche, -bänder, -platten, -stangen; mit ca. 1.100 Mitarbeiter das größte Unternehmen der Stadt
  • Mansfelder Aluminiumwerk GmbH (MAW) - Aluminiumbleche
  • IMT Aluminiumwerk GmbH & Co. KG - Aluminiumprofile
  • Höfer Metall Technik GmbH & Co. KG (HMT) - Aluminium-Strangpressprofile
  • ALKU Elemente GmbH - Fensterrahmen und Türen und aus Kunststoff und Aluminium
  • Hettstedter Fahrleitungs- und Bronzedraht-GmbH (HFB) - Fahrleitungs- und Bronzedraht
  • Universelle Maschinen- und Anlagenbau GmbH (UNIMA) - Maschinen- und Anlagenbau
  • Unterschütz Sondermaschinenbau GmbH (Unterschütz SMB) - Maschinen für Alu-, Messing- und Kupferindustrie, Umwelttechnik
  • Wildfang Präzisionsschmiedetechnik GmbH & Co. KG - Bauteile aus NE-Metallen

Nahrungsmittel

  • AKM Produktionsgesellschaft „Moritzburg“ mbH - Fleischereiprodukte

Dienstleistungen

  • Müller Dienstleistungen GmbH & Co. KG - Gebäudereinigung
  • Gesellschaft für komplexe Unternehmenslogistik mbH (GKU) - Transport/Logistik
  • Verkehrsgesellschaft Südharz mbH - Öffentlicher Personennahverkehr

Medien

  • PUNKTum Fernsehen GmbH & Co. KG - Lokaler TV-Sender

Öffentliche Einrichtungen

  • Klinikum Mansfelder Land Abteilung Hettstedt - Klinik für Innere Medizin
  • Klubhausbad - Schwimmhalle
  • Stadtbad - Freibad

Bildung

  • Schule für geistig Behinderte
  • Schule für Lernbehinderte


Persönlichkeiten

Politik

  • Roland Claus (* 1954), Mitglied der DDR-Volkskammer und des Deutschen Bundestags
  • Petra Wernicke (* 1953), Ministerin für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt

Unikate/Maskottchen

  • Otto "Schmack" (verstorben)

Literatur


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