Sebalder Reichswald

Waldgebiet in Bayern
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Sebalder Reichswald
Datei:Deutschland
Besonderheit: Wald
Nächste Stadt: Nürnberg
Fläche: 10.000 ha
Gründung: ca. 800
Besucher: öffentlich zugänglich

Der Sebalder Reichswald ist der nördlich der Pegnitz gelegene Teil des Reichswaldes um Nürnberg; der südlich gelegene heißt Lorenzer Reichswald – benannt jeweils nach dem Hauptpatrozinium der rechts- bzw. linksseitigen Nürnberger Hauptkirche.

Der Sebalder Reichswald bewächst eine Fläche von ca. 10.000 ha und erstreckt sich ca. 25 km breit auf der Achse Erlangen-Lauf, die nördliche Grenze bildet der Fluss Schwabach.

Geschichte

Bereits um das Jahr 800 wurde der Nürnberger Reichswald zum könglichen Bannwald erklärt und gehört damit zum Eigentum des Kaisers. Dieser konnte jedoch die Nutzung des Waldes anderen gegen Geld übertragen. Bereits im 14. Jahrhundert war der Wald stellenweise ausgeplündert, so dass das Holz knapp wurde. Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, wurden 1368 zum ersten Mal in ganz Europa planmäßig und im großen Maßstab Kiefern ausgesäät. Zwar wurde damit der Erhalt des Waldes sichergestellt, sein Charakter änderte sich jedoch von einem Mischwald in einen Kiefernwald.

 
Das Bannwalddenkmal

1427 konnte sich die Stadt Nürnberg die Nutzungsrechte an dem Sebalder Reichswald erkaufen. Die Jagdrechte verblieben jedoch bei dem Markgrafen von Brandenburg, was in den folgenden Jahrhunderten zu ständigen Auseinandersetzungen führte, die erst mit dem Übergang des Gebietes an das Königreich Bayern 1810 beigelegt werden konnten.

Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Wald aufgrund der Rechtsstreitigkeiten, die zu hohen Rotwildbestände sowie der massive Übernutzung in einem beklagenswerten Zustand. Die durch das Aufforsten entstandenen Kiefern-Monokulturen wurden 1896 durch den Kiefernspanner zu einen großen Teil vernichtet, über 10.000 ha Wald, also etwa ein Drittel der gesamtfläche, mußte abgeholzt werden. Die anschließenden großflächigen Aufforstungen mit Kiefern gaben ihm in den Folgejahren den Spottnamen "Steckerlswald".

 
Der "Steckerlswald"

Auch im 1. und 2. Weltkrieg wurde der Wald massiv übernutzt. Zusätzlich wurden große Flächen für militärische Einrichtungen (Munitionslager, Übungsgebiete, Schießplätze) zu verfügung gestellt. Erst nach dem 2. Weltkrieg konnte sich der Wald durch neue Waldbauverfahren sowie Anpflanzung von heimischen Laubbäumen erholen. Mit dem Reichswaldprogramm sollte 1986–2003 die durch Neupflanzung von Laubhölzern der Wald in einen naturnahen Mischwald umgewandelt werden. In diesem Zeitraum wurden 20 Millionen Laubbäume auf einer Fläche von 4400 ha im Reichswald gepflanzt. Zusammen mit einer ungefähr ebensogroßen Fläche, die durch reguläre Ersatzpflanzungen umgebaut wurden, sollte somit ein Flächenanteil von 20 bis 25 Prozent Mischwald erreicht werden.

Neben seiner Rolle als Rohstofflieferant wurde mit dem Aufkommen des Umweltschutzgedankens Anfang der 1970er Jahre seine ökologische Funktion sowie die Nutzung als Naherholungsgebiet wichtiger. Am 01.08.1979 wurde der Sebalder Reichswald daher als erster Wald Bayerns zum Bannwald erklärt und unter Schutz gestellt.

Geopgraphie

 
Weißensee im Erlenstegener Forst

Zum Sebalder Reichswald gehören die Forste Tennenloher Forst, Buckenhofer Forst, Dormitzer Forst, Kalchreuther Forst, Neunhofer Forst und Kraftshofer Forst, Erlenstegener Forst, Behringsdorfer Forst und der Laufamholzer Forst. Im Erlenstegener Forst, direktan der Autobahn, liegt der berühmte Weißensee, den Albrecht Dürer in Aquarelltechnik malte.

Nur an wenigen Stellen überschreitet der Wald die 400 m Höhenmarke (z.B. Mistelberg (418 m) bei Kalchreuth, welches selbst 413 m hoch liegt; Schmalzberg (406 m), heute im Ortsteil Ludwigshöhe der Gemeinde Rückersdorf gelegen).

Der Boden ist meist sandig und regelmäßig mit Kiefern bepflanzt; bisweilen sind Birken oder auch Erlen eingemischt. Außerdem ist er zumeist von Heidel- oder Preiselbeeren bewachsen. Der Sebalder Reichswald ist damit ein wichtiger Bestandteil der Sandachse Franken.

Einige Gebiete, insbesondere der Erlenstegener Forst, sind von zahlreichen Entwässerungsgräben durchzogen. Trotzdem sind die flacheren Teile des Reichswaldes im Frühling meist sehr sumpfig.

Denkmäler und Gedenksteine

 
Die Hasensteinsäule

In dem Wald befinden sich eine ganze Reihe von Denkmälern, Gedenksteinen, Brunnen, Quellen und andere Besonderheiten. Darunter fallen u.a.:

  • Das Bannwalddenkkmal im Dormitzer Forst, welches an die Erklärung des Sebalder Reichswaldes zum Bannwald erinnert.
  • Der Fuchsstein im Buckenhofer Forst, der 1976 aufgestellt wurde und an das Vorkommen der Füchse im Wald erinnert.
  • Die Hasensteinsäule zeigt einen Hasen mit fünf Läufen.
  • Der Gesundbrunnen zwischen Buckenhof und Uttenreuth wurde bereits im 18. Jahrhundert aufgrund seines kohlensäurehaltigen Wassers geschätzt. Heute fließt aus ihm jedoch kaum noch Wasser.
  • Der Steinbruch Ohrwaschel im Tennenloher Forst
  • Die Albrecht-Dürer-Quelle am Waldrand bei Kalchreuth, die der berühmte Maler in dem Bild "Quelle im Wald mit Antonius und Paulus" verewigte.
  • Der 7m hohe Franz-Köhl-Turm in der Nähe des Gründlacher Berges, der zum Beobachten non Schießübungen 1936 errichtet wurde.


Bildungs- und Freizeiteinrichtungen

Datei:Wildschweingehege.jpg
Das Wildschweingehege im Buckenhofer Forst

Quellen

  • Forstamt Erlangen: Gedenksteine, Quellen und andere Besonderheiten im Sebalder Reichswald, 2004, ISBN 3-00-014252-5