Die Straßburger Eide vom 14. Februar 842 sind ein bemerkenswertes zweisprachiges Dokument, nämlich althochdeutsch (rheinfränkisch) und altfranzösisch. Der altfranzösische Teil gilt als das erste Schriftstück in dieser Sprache überhaupt, der althochdeutsche ist immerhin die älteste überlieferte Urkunde.
Vorgeschichte
Als der Zusammenbruch des Römischen Reichs dem germanischen Stamm der Alemannen im 4. Jahrhundert n. Chr. die Möglichkeit gibt, sich jenseits des Rheins niederzulassen und die römische und keltische Bevölkerung sprachlich und kulturell zu beeinflussen, kommt die deutsche Sprache ins Elsass. Ein Jahrhundert später siedeln sich auch die germanischen Franken im Elsass an und jenseits der Vogesen.
Eine Sprachgrenze bildet sich anschließend rasch entlang der Vogesen. Östlich und westlich davon entwickeln sich eigene romanische (französisch) und germanische (deutsch) Sprachen.
Nach dem Tod Ludwigs des Frommen 840 (Sohn Karls des Großen), streiten seine Söhne Lothar, Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche um die Vorherrschaft und die Aufteilung des Reiches. Karl, Herrscher des Westreiches, und Ludwig, Herrscher des Ostreiches verbünden sich gegen den erstgeborenen Lothar und erringen 841 einen Sieg bei Fontenoy (bei Auxerre).
Inhalt
In den Straßburger Eiden wird das Bündnis zwischen Karl und Ludwig (gegen Lothar) noch einmal bekräftigt. Dabei spricht Ludwig in der Sprache von Karls Gefolgsleuten, also altfranzösisch, während Karl althochdeutsch spricht, damit ihn Ludwigs Leute verstehen.
Danach schwören die Gefolgsleute als Gruppe, ihrem Herrn die Unterstützung zu verweigern, falls er seinen Eid brechen sollte. Dieser Eid wird in der eigenen Sprache geleistet. Es handelt sich also um einen Vertrag zwischen vier Parteien.
Es gibt verschiedene Vermutungen über die "Originalsprache": entweder Latein, Altfranzösisch, Althochdeutsch oder eine gleichberechtigte zweisprachige Redaktion. Die Gefolgsleute waren vermutlich geistliche und weltliche Größen, letztere konnten wohl kein Latein, deshalb wurden die Eide in der Volkssprache geleistet. Sie wurden auch so überliefert, weil bei einem Eid der genaue Wortlaut wichtig ist.
Überlieferung
Die Straßburger Eide sind in Nithards "Libri Historiarum" überliefert. Im Auftrag Karls des Kahlen werden darin die Geschehnisse nach Ludwigs Tod (840) bis Anfang 843 beschrieben. Der Text ist lateinisch abgefasst und ist in einer Abschrift aus dem 10./11. Jh. erhalten. An orthografischen Fehlern lässt sich erkennen, dass der Kopist offensichtlich nicht deutsch verstand.
Literatur
Erwin Koller (1987): Zur Volkssprachlichkeit der Straßburger Eide und ihrer Überlieferung. In: Althochdeutsch. Hg. v. Rolf Bergmann, Heinrich Tiefenbach und Lothar Voetz. Heidelberg: Carl Winter Universitätsverlag. S. 828-838 (Bd. 1).