Masuren

Region im Norden Polens
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Masuren (polnisch: Mazury) ist eine Region in der im Norden Polens gelegenen Woiwodschaft Ermland-Masuren. Der inoffizielle Name Masurenland kam im 18. Jahrhundert auf. Viele (meist protestantische) Masuren aus Masowien suchten Schutz im evangelischen Herzogtum Preußen, daraufhin Masuren(land) genannt. 1945 wurde Ostpreußen in die beiden heutigen Teile Oblast Kaliningrad und Woiwodschaft Ermland-Masuren gespalten. Seither ist Masuren die größte Seenlandschaft Polens.

Segler in Masuren

Das Gebiet wurde ursprünglich von den pruzzischen Galindern bewohnt und im 13. Jahrhundert während der Baltischen Kreuzzüge erobert. Das östliche Deutschordensland (ab 1525 Herzogtum Preußen) stand seit dem Zweiten Frieden von Thorn 1466 bis zum Vertrag von Oliva 1660 unter polnischer Ober- bzw. Lehnshoheit. Die Bevölkerung setzte sich aus christianisierten und germanisierten Prußen, Siedlern aus dem polnischen Masowien, sowie deutschen Kolonisten zusammen. Neben Deutsch als Verkehrssprache wurde teilweise auch Masurisch gesprochen, eine polnische mit deutschen Lehnworten durchsetzte Mundart, die ab dem 19. Jahrhundert immer mehr zugunsten der deutschen Sprache aufgegeben wurde.

Geschichte

 
Fahrt in Masuren
 
Alleebäume in Masuren

1226 bat der polnische Teilfürst Konrad von Masowien den Deutschen Orden um Hilfe gegen die heidnischen Pruzzen, die damals auch Masuren besiedelten. Im Gegenzug gewährte er ihnen im Einverständnis des Papstes und des römisch-deutschen Kaisers das Recht, das von den Pruzzen eroberte Land zu behalten. Im 13. Jahrhundert unterwarf der Deutsche Orden die baltisch-prussischen Stämme der Sudauer und Galinder und siedelte die Sudauer nach dem Samland um. In das Gebiet der Masuren wanderten Siedler aus Westfalen und Niedersachsen ein, die der Deutsche Orden angeworben hatte. Am 15. Juli 1410 wurde der Deutsche Orden in der Schlacht bei Tannenberg von Polen-Litauen vernichtend geschlagen. Im Ersten Frieden von Thorn wurde das heutige Masuren dem Deutschen Orden unter polnisch-litauischer Oberhoheit belassen. 1525 wurde der Ordensstaat, zu dem Masuren gehörte, auf Anraten Luthers protestantisch und unter Albrecht von Brandenburg-Ansbach in ein weltliches Herzogtum umgewandelt. In der späten Ordenszeit bzw. der frühen Zeit des Herzogtums Preußen wurden die bisher dünn besiedelten Teile Preußens mit Litauern (Preußisch Litauen) und Masowiern (Masuren) besiedelt, die nach der Reformation die Verbindung zu ihren katholisch gebliebenen Volksgenossen abreißen ließen. 1660 erkannte der polnische König im Frieden von Oliva die Unabhängigkeit des Herzogtums Preußen mit Masuren unter den Hohenzollern an. Das Herzogtum Preußen wurde 1701 zum Königreich Preußen.

Um 1875 gebrauchten etwa 66 % der damals etwa 400.000 Bewohner Masurisch bzw. Polnisch. 34 % der Bewohner waren deutschsprachig. Im Rahmen der Volkszählung von 1910 gaben etwa 29 % der Bewohner Masurisch, 13 % Polnisch und 58 % Deutsch als Muttersprache an. Während des ersten Weltkrieges fanden hier die Schlacht bei Tannenberg (26.–31. August 1914), die Schlacht an den Masurischen Seen (6.–14. September 1914) sowie die Winterschlacht in Masuren (7.–27. Februar 1915) statt.

Nach dem Ende des Krieges erhob Polen Anspruch auf Masuren. In der Volksabstimmung, die aufgrund der Vertragsbestimmungen von Versailles in den Regierungsbezirken Allenstein sowie Gumbinnen (südlicher Teil) unter der Aufsicht einer interalliierten Kommission abgehalten wurde, entschied sich am 11. Juli 1920 die Mehrheit der Bevölkerung (363.159 Stimmen (97,86 %)) für den Verbleib bei Deutschland. Nur 7924 Stimmberechtigte (2,14 %) votierten für Polen bei 80 % Wahlbeteiligung. Im Rahmen der Volkszählung von 1925 gaben 82 % der Bewohner Masurens Deutsch, 11 % Polnisch und 7 % Masurisch als Muttersprache an.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam Ostpreußen 1945 zu Polen und Russland. Im Januar 1946 führte die Volksrepublik Polen eine Volkszählung durch. Etwa 160.000 Bewohner wurden als sog. "Autochthone" erfasst und erhielten – mit der Auflage des Nichtgebrauchs der Deutschen Sprache und der Ablegung deutschsprachiger Vor- bzw. Familiennamen – ein Bleiberecht. Die übrigen Bewohner Masurens wurden als "Deutsche" eingestuft und mussten bis auf wenige Ausnahmen Masuren verlassen. In den Folgejahrzehnten, insbesondere in den 70er und 80er Jahren, übersiedelten viele der masurischen Autochthonen als Spätaussiedler in die Bundesrepublik. Heute bildet das südliche Masuren zusammen mit dem Ermland die Woiwodschaft Ermland-Masuren (polnisch Warmińsko-Mazurskie).

Religion

Die Bewohner Masurens waren zum Ende des Zweiten Weltkriegs mehrheitlich Lutheraner. Aufgrund der Flucht und Vertreibung der Deutschen und durch Ansiedlung von mehrheitlich katholischen Polen stellen die Protestanten heute nur eine kleine Minderheit. Viele Kirchengebäude sind daher von der katholischen Kirche übernommen worden.

Siehe auch

Literatur

  • Andreas Kossert: Masuren. Ostpreußens vergessener Süden, 3. überarbeitete Auflage, Siedler-Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-88-680696-0
  • Gert G. von Harling: Jagen in Masuren, Nimrod-Verlag, 2005, ISBN 3-7888-1061-0
  • Ehrhard u. Pollmann: Bildband Masuren – Ein Land wie aus einer anderen Zeit, 2. aktualisierte Auflage, Bruckmann-Verlag, München 2005, ISBN 3-7654-3908-8
  • Klaus Bednarz:Fernes nahes Land – Begegnungen in Ostpreußen, 10. Auflage, Willhelm Heyne Verlag, 2005, ISBN 3-453-11772-7
Commons: Mazury – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien