Ägyptische Chronologie

zeitliche Einordnung von Geschichtsdaten des alten Ägypten
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Die Ägyptische Chronologie beschäftigt sich mit der zeitlichen Einordnung der Geschichtsdaten des alten Ägypten, im Besonderen mit der Datierung der Regierungszeiten der Pharaonen in den einzelnen Dynastien.

Manetho

Die Eckdaten, die das Grundgerüst der ägyptischen Chronologie bilden, stammen aus Schriften, die zwischen dem 3. und 4. Jahrhundert n. Chr. geschrieben wurden und den ägyptischen Priester Manetho zitieren. Dies sind:

Die beiden letztgenannten Autoren dienten wiederum als Vorlage für die Weltgeschichte von Georg dem Mönch (Syncellus).

Manethos Werk ist so leider nur in Überlieferungen erhalten geblieben, denen aber in der Ägyptologie großes Vertrauen zugeschrieben wird. Manetho war der erste der die ägyptische Geschichte in Dynastien aufgliederte. Von der Reichseinigung um ca. 3100 v. Chr. bis zum letzten Pharao ägyptischer Abstammung, Nektanebos II. (ca. 343 v. Chr.) gab er 30 Dynastien an.

Antike Quellen

Direkte antike Quellen der Annalen der Pharaonen gibt es nur wenige. Der so genannte Palermostein ist die älteste, leider nur in Bruchstücken erhaltene Königsliste. Sie entstand etwa Mitte der 5. Dynastie.

Eine weitere Königsliste ist der so genannte Königspapyrus Turin. Der Papyrus wurde von Bernardino Drovetti um 1820 in Luxor gefunden und 1824 vom Museum Turin erworben. Er entstand zur Zeit des Ramses II. und war bereits bei Erstellung nachlässig auf die Rückseite einer nicht mehr benötigten Abgabenliste geschrieben. Leider wurde der Papyrus im Laufe der Jahrhunderte ebenfalls stark beschädigt und fragmentiert.

Königliche Annalentafeln gibt es vier:

  • Sehr gut erhalten ist die Königsliste im Tempel des Sethos I. in Abydos. Sie nennt 76 Könige, beginnend bei Menes. Leider fehlen die Herrscher der Zwischenzeiten.
  • Ebenfalls in Abydos befindet sich die zerstörte Liste des Ramses II.. Teile Davon befinden sich heute im Britischen Museum. Sie ist im Grunde eine Abschrift der Liste des Sethos.
  • Im Grab des memphitischen Priesters Tjuloi in Saqqara entdeckte man eine weitere Königsliste. Sie ist wohl eine Abschrift einer Annalentafel, die sich im Ptah-Tempel in Saqqara befunden haben muss. Beginnend mit Ramses II. endet sie rückwärts Mitte der 1. Dynastie. Aus Platzgründen fehlen die ersten Könige.

Das größte Problem um überhaupt an original ägyptische Daten zu kommen, war aber die Entzifferung der Hieroglyphen.

Im Tempel von Philae findet sich die letzte datierte Hieroglypheninschrift aus dem Jahr 394 n. Chr.. In der Folgezeit waren Hieroglyphen für die Historiker nicht mehr entzifferbar. Natürlich gabe es Deutungsversuche, die aber alle scheiterten. Der Abbé Jean Jacques Barthélemy deutete 1761 die ovalen Ringe um einige Hieroglyphen als Darstellungen von Königsnamen. Dies nahm Jean-François Champollion schließlich als Ausgangspunkt für seine Erforschung der Hieroglyphenschrift. Er stellte fest, dass die sogenannten Kartuschen tatsächlich Namen ägyptischer Könige, der Pharaonen, enthielten. Nun gelang es ihm anhand des Steins von Rosetta die Hieroglyphenschrift zu entziffern.

Ägyptische Datumsangaben

Im alten Ägypten existierte keine fortlaufende Jahreszählung. Stattdessen wurde zunächst das wichtige Ereignis der Viehzählung herangezogen, die alle zwei Jahre in Ägypten durchgeführt wurde. Das Jahr wurde z. B. in der Form Jahr der 3. Zählung unter der Regierung des Pharao ... an, später nur kurz Jahr des 3. Mals. Ab der 11. Dynastie, also seit ca. 2100 v. Chr., wurde nur noch das Regierungsjahr angegeben. Dabei begann ein solches Regierungsjahr zunächst mit dem Neujahrstag des Jahres, in dem der Pharao den Thron bestieg. Wenn die Herrschaft eines Pharaos am 3. Zusatztag (Epagomenen) eines Jahres begann, hatte sein erstes Regierungsjahr nur 3 Tage. Ab der 18. Dynastie (ab ca. 1540 v. Chr.) wurde allerdings damit begonnen, den tatsächlichen Tag der Thronbesteigung als Beginn des Regierungsjahres anzusehen. Kurz vor der Saïtenzeit (26. Dynastie, um 660 v. Chr.) gaben die Ägypter dies aber wieder auf und kehrten zur alten Zählweise zurück.

Astronomische Bestimmungen

Trotz all der jetzt zur Verfügung stehenden Quellen stellt sich die zeitliche Einordnung der Pharaonen und anderer geschichtlicher Ereignisse nicht so einfach dar. Dies liegt zum einen daran, dass sich die Quellen teilweise in ihren Zeitangaben widersprechen und zum anderen an der astronomischen Überprüfung der ermittelten Daten.

In vielen ägyptischen Quellen wird Bezug auf den Stern Sirius genommen, da dieser den Beginn der Nilschwemme ankündigt. Obwohl die alten Ägypter das Jahr in 365 Tage einteilten kannten sie nicht den Schalttag zur Korrektur des Vierteltages, der jedes Jahr hinzukommt. So driftete der Siriusaufgang mit dem ägyptischen Kalender auseinander. Alle 1460 Jahre stimmten beide Ereignisse allerdings wieder überein (Sothis-Zyklus). Der Frühaufgang des Sirius stimmte nach Censorius im Jahr 139 n. Chr. tatsächlich mit dem ägyptischen Neujahrstag überein, so dass hier ein absolutes Datum gesetzt werden kann. Wird von diesem Zeitpunkt aus zurückgerechnet, ergeben sich als weitere Übereinstimmungen die Jahre 1317 v. Chr. und 2773 v. Chr..

Aus der 12. Dynastie im siebten Jahr der Regierung des Sesostris III. wird ein entsprechendes Ereignis überliefert. Es lässt sich auf das Jahr 1872 v. Chr. festlegen.


Siehe auch: Ägyptischer Kalender, Chronologie, Schaltjahr

Zeitabgleichungen mit anderen Kulturen

Die Historiker sind sich weitgehend einig, dass seit dem Jahr 664 v. Chr. (Beginn der 26. Dynastie) und der Regierungszeit von Psammetich I. die ägyptische Chronologie als gesichert angesehen werden kann.

Das wird untermauert mit Zeitvergleichen zu anderen Kulturen im Mittelmeerraum, denen Aufzeichnungen der griechischen und römischen Schreibern zugrunde liegen.

Je weiter die Historie allerdings in die Vergangenheit verfolgt wird, um so weiter driften die ermittelten Daten der einzelnen Historiker auseinander. Handelt es sich im Neuen Reich vielleicht nur um bis zu 20 Jahre, so sind es in den ersten Dynastien schon 50 bis 200 Jahre.

Einen besonderen Versuch die ägyptische Chronologie anhand von Daten aus dem Alten Testament (und umgekehrt) zu belegen, versuchte der englische Ägyptologe und Archäologie David Rohl in seinem 1995 erschienenen Buch Pharaonen und Propheten. Das Werk ist aber bei anderen Historikern sehr umstritten.

C14 - Methode

Natürlich hat man auch versucht, mit der Radiokarbonmethode Datierungen zu bestimmen und wenigstens Grenzwerte zu ermitteln. Hier einige Ergebnisse:

Objekt     Datierung nach C 14     gültige allgemeine Chronologie
Saqqara, Grab 3357, Schilf, Zeit des Aha     3035/2905 v. Chr.     um 3000 v. Chr.
Saqqara, Grab 3518, Schilf, Zeit des Djoser     2676/2556 v. Chr.     um 2680 v. Chr.
Saqqara, Teti-Pyramide, Holz     2343/2113 v. Chr.     um 2340 v. Chr.
Theben, Mentuhotep II.-Tempel, Holz     1936/1755 v. Chr.     um 2000 v. Chr.
Illahun, Pyramidenbezirk Sesostris II., Schilf     2027/1897 v. Chr.     um 1877 v. Chr.
Theben, Grab des Roma, 19. Dyn., Holz     1305/1135 v. Chr.     um 1200 v. Chr.
Theben, Grab des Montemhat, 26. Dyn., Schilf     640/460 v. Chr.     um 660 v. Chr.
Karnak, aus Mauer des Nektanebos, 30. Dyn., Schilf     510/350 v. Chr.     380 - 362 v. Chr.

Literatur


Siehe auch: Absolute Chronologie, Relative Chronologie, Stratigrafie, Chorologie, Der geschlossene Fund, Liste der Pharaonen, Portal Antike, Portal Bibel