Elektrosmog
Elektrosmog ist ein zusammengesetztes Kunstwort aus Elektro und Smog, das wiederum aus den englischen Wörtern Smoke (Rauch) und Fog (Nebel) entstand. Dabei handelt es sich um elektromagnetische Felder und Strahlung im Lebensumfeld. Der Ausdruck ist bewusst gewählt, um negative Auswirkungen auf den Menschen zu implizieren.
In der Öffentlichkeit wird der Begriff hauptsächlich als Schlagwort in der Diskussion um die angebliche Schädlichkeit von Mobiltelefonen und Mobilfunksendestationen verwendet. Ein endgültiger wissenschaftlicher Beweis - für die Schädlichkeit ebenso wie für die völlige Unschädlichkeit des Mobilfunks - steht noch aus. Die Diskussion wird daher zum Teil heftig und emotional geführt.
Grundlagen
Elektromagnetische (EM-)Felder sind durch ihre Frequenz (Schwingungszahl), Amplitude (Stärke der Schwingung) und ihre Feldstärke charakterisiert. Höherfrequente Felder (> 100 kHz) führen zu einer Energieabstrahlung von der Quelle (EM-Strahlung).
Die Leistung elektromagnetischer Felder und damit ihre Einwirkung auf den Organismus ist von der zeitlichen Veränderung, also der Frequenz abhängig. Statische Felder verfügen über keinerlei Leistung, da , mit anderen Worten, sie verändern sich nicht. Die Leistung hängt außerdem von der Feldstärke ab. Bei einer punktförmigen Quelle nimmt die Feldstärke mit dem Quadrat des Abstandes von der Quelle ab.
Niederfrequente Wechselfelder entstehen in der Umgebung von elektrischen Leitungen und Geräten. Eisenbahnoberleitungen haben z.B. eine Frequenz von 16 2/3 Hz, Haushaltsgeräte werden in der Regel mit 50 Hz betrieben. Sendeanlagen, Radaranlagen erzeugen hochfrequente elektromagnetische Wellen und Hochspannungsleitungen erzeugen starke elektromagnetische Felder mit der Netzfrequenz.
Entgegen der durch die Wortbedeutung vermittelten Vorstellung, Elektrosmog breite sich wie eine Dunstglocke gleichmäßig über die Häuser aus, ist die Feldstärke bei Mobilfunk-Sendeanlagen aufgrund der starken Richtwirkung der Sendeantennen und Abschattungen lokal sehr ungleichmäßig verteilt. Neben dem oft beschriebenen Hauptstrahl (auch Strahlungskeule) gibt es viele Nebenkeulen. Diese sorgen für sehr ungleichmäßige Felder im Bereich des Antennenstandortes und erzeugen Bereiche, deren Elektrosmogbelastung wesenlich über den durch die von Baubiologen empfohlenen Vorsorgewerten liegen. Dabei treten Schwankungen in der Größenordnung bis zu 1:1000 in engen Bereichen auf.
Wirkungen auf den Organismus
Die gesicherte physiologische Wirkung elektomagnetischer Felder auf Lebewesen beruht auf Absorption der eingestrahlten Leistung, d.h. auf Erwärmung des Körpergewebes. Dies ist u.a. das Funktionsprinzip von Mikrowellenöfen. Hohe Energiemengen etwa in unmittelbarer Nähe von starken Radarsendern können Verbrennungen, Linsentrübungen und andere Schäden hervorrufen. Solche Wirkungen sind bei Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte (s.u.) absolut ausgeschlossen.
Unabhängig von der Erwärmung soll es jedoch mit der Modulation zusammenhängende weitere Effekte elektromagnetischer Wellen auf Lebewesen geben. Insbesondere sollen pulsförmige und breitbandige Modulationsarten, die der Übertragung digitaler Daten dienen, andere Einflüsse ausüben als niederfrequent modulierte Signale.
Es handelt sich meistens um Veränderungen der Permeabilität von Zellmembranen. Aber auch eine verminderte Melatonin-Ausschüttung während der Nacht wurde beobachtet, sowie Veränderung des Erbmaterials und Schwächungen des Immunsystems. Insgesamt wurde eine komplexe Abhängigkeit solcher Effekte von Intensität und Frequenz beobachtet, wobei spezielle Frequenzbereiche besonders wirksam sind.
Die Membraneffekte wurden vielfach bestätigt, so dass ihre Existenz heute als gesichert gilt. Hervorzuheben ist, dass die SAR-Werte hierbei teilweise kleiner als 0,01 W/kg sind und damit erheblich unterhalb thermisch relevanter Intensitäten liegen.
Erkrankungen
Einzelne Tierversuche und epidemiologischen Untersuchungen mit pulsierender und stetiger elektromagnetischer Strahlung im Hochfrequenzbereich ergaben ein erhöhtes Krebs-Risiko (Leukämie und Gehirntumore). Dahingegen zeigten zahlreiche parallel laufende Untersuchungen keine derartigen Ergebnisse.
Der aktuellen UMTS-Ausbau der Mobilfunknetze wird von den Gegnern als besonders kritisch angesehen. 2003 zeigte eine von der niederländischen Regierung beauftragte Studie bei UMTS-Feldern deutliche Auswirkungen auf das gesundheitliche Wohlbefinden der Anwohner. Getestet wurde bei rund einem Tausendstel des deutschen Grenzwerts, einer Strahlenbelastung, wie sie in Wohnungen mit nahe gelegenen Sendeanlagen auftreten kann. Elektrosensible litten statistisch signifikant unter Schwindel, Unwohlsein, Nervosität, Brustschmerzen, Atemnot, Kribbel- oder Taubheitsgefühl und Konzentrationsstörungen.
Die gesundheitlichen Auswirkungen sind in der Wissenschaft umstritten. Es gibt kein Wirkmodell, das als Grundlage für den geforderten wissenschaftlichen Beweis gesehen wird. Daher ist man auf großangelegte epidemiologische Studien angewiesen. Die Interphone-Studie der WHO wird in 13 Ländern gleichzeitig durchgeführt; ihre Ergebnisse werden für 2005 erwartet.
Wissenschaftlich abgesichert ist allein die Erkenntnis, daß die Angst vor vermeintlich schädlichen magnetischen oder elektrostatischen Feldern auf die Dauer krank machen kann.
Grenzwerte
In Deutschland ist der Schutz der Bevölkerung vor elektromagnetische Felder und Strahlung durch die frequenzabhängigen Grenzwerte aus der 26. Verordnung zum Bundes-Immisionsschutzgesetz geregelt. Sie beruhen auf Empfehlungen der Strahlenschutzkommission beim Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie auf denen der International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection(ICNIRP). Beispielsweise muß die Feldstärke von Mobilfunk-Sendeanlagen der Frequenz 900 MHz unter 41,25 V/m (bzw. 0,11 A/m) bleiben. Für Haushaltsgeräte wie z.B. Handys gelten weitere Grenzwerte bezüglich der abgestrahlten Leistung. Die Einhaltung der Grenzwerte wird vom Bundesamt für Strahlenschutz überwacht. Technische Messungen obliegen der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) und den kommunalen Ordnungsbehörden. Der Schutz von Arbeitnehmer ist in der Unfallverhütungsvorschrift BGV B11 geregelt.
Andere Länder verabschiedeten Grenzwerte für die Mikrowellenstrahlung, die um den Faktor 1.000 oder sogar 10.000 und mehr unterhalb der deutschen Grenzwerte liegen.
Schutzmaßnahmen
Zum Schutz vor Elektrosmog werden verschiedene Maßnahmen angeboten. Etliche unseriöse Anbieter nutzen die Unsicherheit und Hysterie besorgter Bürger aus und verkaufen wirkungslose Schutzeinrichtungen.
Grundsätzlich gilt:
- elektrische Felder können durch geeignete Metallkonstruktionen abgeschirmt werden (Faraday'scher Käfig)
- magnetische Felder lassen sich schlechter abschirmen (zum Beispiel durch MU-Metall).
- scheinbar massiv erscheinende Trennwände (Beton) sind insbesondere für niederfrequente elektromagnetische Wellen keine wirksame Abschirmung.
- Veringerung der Spannung (beispielsweise durch Niedervolt-Halogen-Beleuchtungen) bei gleicher Leistung veringert zwar das elektrische Feld, erhöht jedoch zugleich den Strom und somit das magnetische Feld.
Weblinks
- Heise-Artikel über Mythos und Realität v. Elektrosmog
- Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (Datenbank der Sendemastenstandorte)
- Bundesamt für Strahlenschutz (zuständige Fachbehörde)
- Elektrosmog bei "Quarks & Co" (Dossier zu einem Beitrag des WDR-Magazins)
- Umweltinstitut München e.V. (kritische Darstellung)
- Elektrosmog-Info (umfassende Informationen, Forum)
- Risiko Elektrosmog (umfassende Portalseite zum Thema)
- h.e.s.e project (Wissenschaftliche Plattform EMF/MF)
- BUND Hessen - nur Links
- Elektrosmog-Arbeitskreis des BUND Rheinland-Pfalz und Hessen
- forum-elektrosmog - Portal der Verbraucher Initiative e.V.
- Dachverband Bürgerwelle (Mobilfunk-Gegner)
- Infozentrum Mobilfunk (Mobilfunk-Betreiber)
- Infozentrum gegen Mobilfunk (Aufklärung durch Mobilfunk-Kritiker)
Protest
- Bürgerinitiative "Stoppschild" (BI und umfangreiche Infosite)
- Landesverband Thüringen gegen Esmog