Die Akademie der bildenden Künste in Wien wurde 1692 als Privatakademie des Hofkammermalers Peter Strudel gegründet. 1725 erfolgte von Jacob van Schuppen eine Neugründung als „K.k. Hofakademie der Maler, Bildhauer und Baukunst“. 1754-1757 war Paul Troger Rektor der Akademie. 1772 wurden alle zu dieser Zeit in Wien bestehende Kunstlehranstalten zu einer Akademie der „vereinigten bildenden Künste“ zusammengeschlossen. 1872 erhielt die Akademie Hochschulstatus, 1998 wurde sie – unter Beibehaltung des Namens „Akademie der bildenden Künste“ - Universität.
In den Jahren 1898 und 1910 legte Otto Wagner Entwürfe für den Neubau der Akademie auf der Schmelz vor, die aber nicht realisiert wurden.
1999/2000 wurde die seit 1850 bestehende Gliederung nach Meisterschulen durch universitäre Institute ersetzt. Nunmehr gibt es ein Institut für Kunst und Architektur (5 Ordinariate Architektur, 1 für Bühnenbild), ein Institut für bildende Kunst (8 Ordinariate Malerei, Grafik und Medienkunst, 3 Ordinariate Bildhauerei), ein Institut für Wissenschaften und Technologien in der Kunst (2 Ordinariate: Restaurierung und Konservierung, Naturwissenschaften/Technologie), ein Institut für das künstlerische Lehramt (3 Ordinariate: Bildnerische Erziehung, Werkerziehung und Textiles Gestalten) und ein Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften (5 Ordinariate: Kunstgeschichte, Philosophie, Kulturwissenschaft, Kulturphilosophie etc.).
Seit dem 1. April 1877 befindet sich die Akademie in dem von Theophil von Hansen gebauten Akademiegebäude am Schillerplatz im 1. Bezirk Wiens. Angeschlossen an die Akademie sind eine Gemäldegalerie (250 Gemälde berühmter Meister von der frühen italienischen Tafelmalerei des 14. und 15. Jahrhunderts bis zu Malerei im Umkreis der Akademie aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert, darunter Werke von Bosch, Cranach, Rembrandt, Rubens, Tizian, Murillo und Guardi.) und das Kupferstichkabinett, eine der bedeutendsten österreichischen Grafiksammlungen. Beide Sammlungen sind nach Aufgabe und Bestimmung als „Lehrmittelsammlung“ für die Studenten der Akademie angelegt. Durch Fliegerbomben wurden im Zweiten Weltkrieg viele Kunstschätze zerstört.
Adolf Hitler wurde in den Jahren 1907 und 1908 an die Kunstakademie nicht aufgenommen. Später baute er in seine Theorie ein, die jüdischen Mitglieder des Prüfungskomitees hätten seine Aufnahme verhindert.
Der anatomische Saal
Der anatomische Saal im Keller der Akademie der Bildenden Künste ist beinahe unverändert enthalten geblieben, nur der Podest ist aus dem Jahre 1928. Ein besonders wertvolles Stück ist der Seziertisch mit Marmorplatte, die mit Rinnen und in der Mitte mit einer Öffnung versehen ist, um Körperflüssigkeiten abzuleiten. Der Saal mit den im Halbkreis angeordneten Sitzbänken bekommt kein Tageslicht, weswegen er sich eher für theoretische Vorlesungen als für Zeichnen eignet. Nur ein einziger Professor, Ernst Anton von Frisch, der 1874-1906 Leiter des Anatomieuntericht an der Akademie war, nahm hier tatsächlich Leichensektionen vor. Das anatomische Zeichnen findet im Museum für Geschichte der Medizin (Josephinum), in Kunstmuseen, im Pathologisch-Anatomischen Bundesmuseum (Narrenturm), und im Anatomischen Institut in der Währinger Straße statt. Der anatomische Saal wurde 2005 vom Burgtheater für die Uraufführung von Klaus Pohls Stück Der Anatom mit Ignaz Kirchner verwendet.
Bekannte Studenten & Professoren
- Paul Troger (1698-1762)
- Johann Georg Plazer (1704-1761)
- Franz Anton Maulbertsch (1724-1796)
- Karel Postl (1769-1818)
- Eduard Gurk (1801-1841)
- Rudolf von Alt (1812-1905)
- Friedrich von Schmidt (1825-1891)
- Otto Wagner (1841-1918)
- Anton Hlaváček (1846-1926)
- Franz Baumgartner (1876-1946)
- Alois Arnegger (1879-1963)
- Clemens Holzmeister (1886-1983)
- Kurt Weiss (1895-1966)
- Caspar Neher (1897-1962)
- Roland Rainer (1910-2004)
- Heinz Leinfellner (1911-1974)
- Lucas Suppin (1911-1998)
- Friedensreich Hundertwasser (1928-2000)
- Gustav Peichl (*1928)
- Ernst Fuchs (*1930)
- Timo Penttilä (*1931)
- Harun Farocki (*1944)
- Erich Wonder (*1944)
- Gottfried Helnwein (*1948)
- Sepp Nordegg (1913-1984)
- Andrea Maria Dusl (*1961)
- Daniel Richter (* 1962)
Literatur
Johann Josef Böker: Architektur der Gotik. Bestandskatalog der weltgrößten Sammlung an gotischen Baurissen (Legat Franz Jäger) im Kupferstichkabinett der Akademie der Bildenden Künste Wien, mit einem Anhang über die mittelalterlichen Bauzeichnungen im Wien Museum am Karlsplatz. Verlag Anton Pustet, Salzburg 2005, ISBN 3-7025-0510-5; Rezension von Klaus Jan Philipp in: Journal für Kunstgeschichte Band 10, 2006, Heft 4, S. 314-317 "C. 1 Architektur und Plastik".
Weblinks
- www.akbild.ac.at Website der Akademie der bildenden Künste