Luftschiff

lenkbares Luftfahrzeug, dessen Auftrieb auf aerostatischen Kräften beruht und das über eine eigene Antriebseinheit verfügt
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Luftschiffe gehören ebenso wie Ballone zu den Luftfahrzeugen der Kategorie Leichter als Luft. Sie erhalten ihren Auftrieb durch die Füllung mit einem Traggas, das eine geringere Dichte als Luft aufweist. Als Traggas wird heute vor allem Helium verwendet. Früher, vor allem bis zum Ende der 1940er Jahre, kam vor allem Wasserstoff bzw. Leuchtgas zu Anwendung.

Im Unterschied zu Ballonen sind Luftschiffe lenkbare Luftfahrzeuge, die über einen eigenen Antrieb verfügen. Sie werden meist von einem Ankermast aus gestartet und landen auch wieder an ihm. Das Haupteinsatzgebiet heutzutage sind Rundflüge und Werbeeinsätze, vereinzelt auch Forschungsaufgaben. Zur Jahrtausendwende gab es etwa 30 einsatzbereite Luftschiffe.

Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts hatten Luftschiffe eine größere Bedeutung. Sie waren Pioniere des Luftverkehrs, Verkehrsmittel der ersten Fluggesellschaft und auch die ersten Fluggeräte, die Passagiere im Liniendienst nonstop über den Atlantik beförderten. Im Ersten Weltkrieg waren Sie Langstreckenaufklärer und die einzigen Fluggeräte, die eine größere Bombenlast tragen konnten.

Luftschiffe besitzen einen statischen Auftrieb. Sie "schwimmen" ähnlich wie Seeschiffe auf dem Wasser in der Luft. Daher wird die Fortbewegung von Leichter-als-Luft-Geräten als "Fahren" und nicht als Fliegen bezeichnet.

Zeppelin NT im Flug

Einteilung

Luftschiffe lassen sich in drei grundsätzliche Bauweisen unterscheiden:

  • Prallluftschiffe, die häufigste Bauform, auch Blimp genannt, erhalten ihre Form durch deinen Überduck in der Hülle. Gondel und Leitwerk sind direkt an der Hülle befestigt.
  • halbstarre Luftschiffe besitzen eine zusätzliche Tragstruktur, an der Hülle, Gondel und Leitwerk angebracht sind.
  • Starrluftschiffe, haben eine feste Struktur, durch ein inneres Gerüst, das die Form der Hülle vorgibt. Alle Komponenten sind an diesem Gerüst befestigt. Die bekanntesten Vertreter sind die Zeppeline.

Geschichte

Schon etwa im Jahr 1670 hatte der portugiesische Jesuitenpater Francesco de Lana-Terzi die Idee für die Konstruktion eines „Luftschiffs“. Er wollte ein Boot an luftleer gepumpten Kugeln aufhängen. Die Idee wurde nie realisiert.

Das erste wirkliche Prallluftschiff, die Giffard I, wurde von Henri Giffard gebaut und wurde durch eine 2,2 kW (3 PS) starke Dampfmaschine, die nur 45 kg wog, angetrieben. Die erste Fahrt fand am 24. September 1852 statt und führte von Paris nach Trappes. Die zurückgelegte Strecke betrug 27 Kilometer, die Geschwindigkeit betrug etwa 9 km/h und die Flughöhe bis zu 1800 m. Der Langballon, in den Giffard seine Dampfmaschine eingebaut hatte, war 44 m lang und hatte ein Volumen von 2500 Kubikmetern. Gondel und Motor hingen an einem Balken unter dem Ballon. Gesteuert wurde mit einem dreieckigen Segel. 1857 wollte Giffard eine zweite Fahrt durchführen, dabei wurde sein Gefährt jedoch zerstört.

20 Jahre später, 1872, erreichte der deutschen Ingenieur Paul Haenlein mit einem über 50 m langen Luftschiff 18 km/h. Sein Luftschiff wurde von einem Lenoirschen Gasmotor angetrieben.

 
Elektroluftschiff von Albert und Gaston Tissandier bei der Abfahrt in Auteuil, Paris (8. Oktober 1883)

Weitere 12 Jahre später, 1884, bauten die Franzosen Renard und Krebs ein Elektro-Luftschiff mit Akkubetrieb und führten mehrere Fahrten durch.

Im gleichen Jahr, genau am 9. August 1884 gelang es Charles Renard zum ersten Mal, mit einem Luftschiff nach dem Start zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Das Luftschiff La France besaß als Antrieb einen Elektromotor mit einer Leistung von 6,25 kW (8,5 PS). Die Fahrt dauerte 23 Minuten. Renard legte dabei eine Strecke von 7,6 Kilometern in einer Höhe von bis zu 300 Metern zurück.

In Deutschland konstruierte der Leipziger Buchhändler Dr. Friedrich Hermann Wölfert einen Lenkballon. Er sollte mit Muskelkraft gesteuert werden, was sich jedoch als nicht praktikabel erwies. Mit Hilfe von Gottlieb Daimler wurde das Gefährt stattdessen mit einem Verbrennungsmotor, der so genannten „Standuhr“, ausgestattet. Am 10. August 1888 startete der Pilot Gotthilf Wirsum damit von Daimlers Versuchswerkstatt auf dem Seelberg in Cannstatt zu einer Fahrt nach Kornwestheim.

Das erste Starrluftschiff wurde 1895/1896 von David Schwarz in Berlin entwickelt. Es bestand aus einem Holzgerippe und war mit Aluminiumblech, einem erst seit kurzem zur Verfügung stehenden Werkstoff beplankt. Es wurde jedoch bei seiner Probefahrt am 3. November 1897 auf dem Tempelhofer Feld in Berlin zerstört.

Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert baute der gebürtige Brasilianer Alberto Santos-Dumont in Frankreich eine Reihe von Prallluftschiffen. 1894 nutzte er den Benzinmotor seines Dreirades für ein Luftschiff. Vier Jahre später, 1898, baute er in relativ kurzer Zeit insgesamt 14 Luftschiffe. Mit dem sechsten umkreiste er am 19. Oktober 1901 zum ersten Mal den Eiffelturm in Paris. Es hatte einen 12 PS-Motor und erreichte eine Geschwindigkeit von 70 km/h.
Mit einem insgesamt gut 11 Kilometer langen Flug von St. Cloud bei Paris zum Eiffelturm und zurück in nicht mehr als 30 Minuten gewann er auch den mit 100.000 Franc dotierten Deutsch-Preis.

Walter Wellman (1858-1934) startet 1906, 1907 und 1909 erstmals mit einem lenkbaren Luftschiff Richtung Nordpol. Alle drei Versuche scheiterten jedoch. Am 15.10.1910 versucht er mit dem Luftschiff "America" den Atlantik zu überqueren. Auch dieser Versuch scheitert 1600 km von der Küste entfernt im Ozean. So wird er jedoch der erste, der einen Funkspruch von einem Luftfahrzeug zu einem Seefahrzeug absetzt. Dieser Spruch lautete: "Kommt und holt die verdammte Katze!" Damit war eine Katze gemeint, die sich als "blinder Passagier" an Bord des Luftschiffs geschmuggelt hatte.

Die Erbslöh unternimmt ab 1909 rund um Leichlingen (NRW) mehrere Fahrten, bevor sie am 13. Juli 1910 abstürzt.

Von der Luftschiffhalle in Biesdorf/Berlin aus unternahm am 23. Januar 1911 das Siemens-Schuckert-Luftschiff (SSL1) seine erste Probefahrt.

Erster Weltkrieg

Datei:Zeppelin113.jpg
LZ 113 wurde nicht mehr im Krieg eingesetzt

Große technische Fortschritte bewirkte der Ausbruch des Weltkrieges 1914. Allerdings nutzte nur Deutschland während der Kriegszeit in größerem Umfang Militärluftschiffe für den Luftkrieg über Land und See. Alle anderen Nationen verwendeten ihre Luftkreuzer hauptsächlich bei der Marine.

Die USA hatten in der Zeit von 1919 (?) bis 1933 insgesamt 31 Prallluftschiffe sowie ein halbstarres Luftschiff für das Heer im Dienst, danach wurden alle Schiffe an die Marine abgegeben. Italiens 18 Heeresschiffe (so genannte Kielluftschiffe) kämpften fast ausschließlich bei der Marine. Auch die Briten gliederten ihre sechs dem Heer zugeteilten Prallluftschiffe bei Kriegsausbruch der Marine an. Insgesamt waren während des Krieges rund 300 nichtstarre Luftschiffe in Dienst, die vor allem für die Seeüberwachung und als Eskorte für Handelsschiff-Konvois erfolgreich arbeiteten.

Zeppelin

Die bekannteste Persönlichkeit in der Luftschifffahrt war und ist der Luftschiffpionier Ferdinand Graf von Zeppelin, der die Entwicklung der Starrluftschiffe vorantrieb, welche deshalb nach ihm Zeppeline genannt werden. Durch die Verwendung eines starren Skeletts konnten wesentlich größere Luftschiffe gebaut werden, die insgesamt eine größere Nutzlast tragen konnten und einen größeren Einsatzradius hatten. Zeppelins erstes Luftschiff LZ1 stieg am 2. Juli 1900 zu seiner Jungfernfahrt auf. Zeppelin etablierte den Werkstoff Aluminium in der Luftfahrt.

Bei der Bezeichnung der Zeppelin-Luftschiffe wurde traditionell das männliche Geschlecht verwendet. Es hieß der "LZ 127", der "Graf Zeppelin" bzw. der "Hindenburg". Nach dem Ende der deutschen Luftschifffahrt, bzw. ihrem Verschwinden aus dem öffentlichen Interesse, ging diese Sprachregelung jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg teilweise verloren. Immer häufiger wurde und wird die für Schiffe übliche weibliche Form verwendet.

Schütte-Lanz

Die größte deutsche Konkurrenz der Firma Luftschiffbau Zeppelin GmbH war die Firma Luftschiffbau Schütte-Lanz in Mannheim, 1909 gegründet von Johann Schütte. Das erste Schiff SL1 stieg 1911 auf. In vielen Bereichen den Zeppelin-Luftschiffen technisch voraus, konnte das so genannte "System Schütte-Lanz" jedoch nie Zeppelins Erfolge feiern. Schütte-Lanz belieferte ausschließlich das deutsche Militär. Im Gegensatz zu den Zeppelinen besaßen die meisten SL-Luftschiffe bei vergleichbarer Größe ein Holzgerippe. Nach dem ersten Weltkrieg mussten wegen des Versailler Vertrages alle Luftschiffhallen des Deutschen Reiches abgerissen bzw. als Reparationen abgeliefert werden. Das (unter anderem) bedeutete das Aus für Schütte-Lanz als Luftschiffbauer. Die Firma übertrug jedoch ihre gesammelte Erfahrung im Sperrholzbau auf andere Geschäftsfelder und besteht noch heute.

Die Blütezeit zwischen den Weltkriegen

Zwischen den beiden Weltkriegen entwickelte sich die Verkehrsluftschifffahrt. Es hatte bereits vor dem Krieg Versuche gegeben, regelmäßige Flüge zwischen verschiedenen europäischen Städten anzubieten. Zu diesem Zweck war bereits 1909 die erste Fluggesellschaft der Welt gegründet worden. Die DELAG betrieb Zeppelin-Luftschiffe im Verkehrsdienst.

Die erste Atlantiküberquerung eines Luftschiffes gelang vom 2. bis 13. Juli 1919 dem britischen R34. Für den Hinweg von Schottland nach New York benötigte es 108 Stunden und für den Rückweg nur 75 Stunden, da der Rückenwind genutzt wurde.

21. Februar 1922 Hampton, USA. Das amerikanische Luftschiff Roma verbrennt in der Luft. 34 Tote

Die amerikanische ZR-1 „USS Shenandoah war 1923 das erste Luftschiff mit einer Heliumfüllung. Es war zwar für Wasserstoff als Traggas konstruiert worden, jedoch entschied man sich nach mehreren aufeinanderfolgenden Unfällen mit anderen Luftschiffen das damals nur begrenzt verfügbare unbrennbare Helium zu verwenden.

1926 überfuhr Umberto Nobile im Luftschiff Norge gemeinsam unter anderem mit Roald Amundsen den Nordpol. Sie verloren jedoch das Rennen um die erste Nordpolüberquerung knapp gegen den Amerikaner Richard Byrd, der nur drei Tage vorher mit einem Flugzeug über den Pol geflogen war.

Dem für die USA als Reparationsleistung gebauten Zeppelin LZ 126/ZR-3 "USS Los Angeles" gelingt 1929 als erstem Luftschiff das Absetzen und die Aufnahme eines Flugzeuges in der Luft.

ZMC-2 war ein 1929 gebautes Ganzmetall-Luftschiff. Die Hülle bestand aus vernietetem 0,24 mm dickem Duraluminiumblech. Die Konstruktion war selbsttragend. Es blieb jedoch trotz des innovativen und vielversprechenden Konzepts bei nur einem Prototyp. Das Schiff wurde nach Erreichen der berechneten etwa 10jährigen Betriebsdauer und störungsfreiem Betrieb in der US-Marine planmäßig abgerüstet.

Die größten Luftschiffe überhaupt waren LZ129 „Hindenburg“ und sein Schwesterschiff LZ130 „Graf Zeppelin II“ mit 245 Metern Länge, einem Rumpfdurchmesser von über 40 Metern und einem Fassungsvermögen von rund 200.000 Kubikmetern Wasserstoff-Traggas. Der Hindenburg konnte 50 Passagiere über eine Strecke von 17.500 Kilometern befördern. Am 6. Mai 1937 ging er bei der Landung in Lakehurst/USA in Flammen auf, 22 Besatzungsangehörige, 13 Passagiere und ein Mann vom Bodenpersonal starben. Dieses Unglück, es war nicht das schwerste der Luftschifffahrt, und der sich anbahnende Zweite Weltkrieg läuteten das Ende der Starrluftschifffahrt ein. Die "Hindenburg-Katastrophe" ist eines der großen Technik-Unglücke, die in die Geschichte eingingen.

Auch im Zweiten Weltkrieg wurden Militärluftschiffe als Seeaufklärer und zur Bewachung von Konvois gegen feindliche (meist deutsche) U-Boote auf See eingesetzt.

Nach 1945

 
Luftschiff als Tourisenattraktion über der Stadt Luzern

Das amerikanische Militär setzte bis in die 1960er Jahre hinein Prallluftschiffe zur Radar-Seeraum-Überwachung und zur U-Boot-Jagd ein. Die Entwicklung von leistungsfähigeren Hubschraubern und Langstrecken-Flugzeugen setzte dem planmäßigen Einsatz der Blimps jedoch ein Ende.

Prallluftschiffe fanden und finden vor allem als Werbeträger beispielsweise bei Großveranstaltungen und für Rundfahrten Verwendung. Besonders bekannt wurden die Goodyear-Luftschiffe.

Aus Heißluftballonen abgeleitet wurden Heißluft-Luftschiffe. Sie kommen vor allem als Werbeträger zum Einsatz. Sie sind relativ klein, dafür aber auch ohne Probleme mit einem Fahrzeug transportierbar. Ihre Ballonhülle kann zusammengefaltet werden und da sie kein spezielles Traggas enthalten, sondern ihren Auftrieb nur aus dem Dichteunterschied zwischen warmer und kalter Luft beziehen, können sie ohne finanzielle Verluste durch Ablassen des Gases auf- und abgebaut werden. Sie sind jedoch ähnlich wie Ballons reine Schönwetterfluggeräte.

Kleine ferngesteuerte Luftschiffe dienen als Werbeträger etwa bei Ausstellungen innerhalb und außerhalb von Gebäuden, größere unbemannte Schiffe werden beispielsweise für Luftbildaufnahmen verwendet. Sie bieten auch die Möglichkeit andere Sensoren mitzuführen.

Erst um die Jahrtausendwende wurden wieder größere Luftschiffprojekte in Angriff genommen. So fliegt seit 2000 der Zeppelin NT regelmäßig Touristen über den Bodensee. An der Ausweitung seiner Einsatzrolle wird gearbeitet, es gibt Überlegungen, eine Version für 30 Passagiere zu bauen.

Projekte

  • Das deutsche Unternehmen Cargolifter AG, das ein Frachtluftschiff (CL160) für Lasten von bis zu 160 Tonnen bauen wollte, war nicht erfolgreich. Sie errichtete jedoch die größte freitragende Halle der Welt. Ende Juni 2002 musste die CargoLifter AG Insolvenz beantragen.
  • Verschiedene Unternehmen versuchten und versuchen den Tourismus mit Luftschiffen wieder zu beleben. Es kam jedoch noch zu keinen praktischen Unternehmungen. Es fehlen vor allem große Luftschiffe, die einen rentablen Betrieb erlauben.
    • Die deutsche LoftyCruiser GmbH & Co. KG untersucht die technische Machbarkeit eines großen Kreuzfahrtluftschiffes.
    • Die Zeppelin-Werke wollen eine vergrößerte 19-sitzige Version des Zeppelin NT konstruieren (Stand Sommer 2004)
  • Unbemannte Lufschiffe mit Solarantrieb sollen als Kommunikationsplattformen ähnlich Satelliten eingesetzt werden.
  • In den USA gibt es Überlegungen mittels eines Luftschiffes auf bis zu 50 km Höhe aufzusteigen und dann mittels eines Ionenantriebs in eine Umlaufbahn zu gelangen. Zu einer technischen Ausführung kam es bis jetzt jedoch nicht.

Siehe auch