Generisches Maskulinum
Die Wanderer gingen den Berg hinauf. Für männliche und weibliche Personen verwendete grammatikalische Form des Maskulinums. In der Wikipedia wird oft das generische Maskulinum verwendet statt die so genannte Beidnennung: Bewohner und Bewohnerinnen des Hauses bewirtschaften...
Problematik
Für die Befürworter des generischen Maskulinums macht die Schreibweise mit Beidnennung die Texte lang und unübersichtlich und eignet sich mehr für politische Proklamationen und Festtagsreden, als für enzyklopädische und sachliche Artikel. Sie wirkt für manche Menschen manchmal anfangs auch fremd, und oft führt die Verwendung der Beidnennung bei ungeübten Schreibenden zu unfreiwilliger Komik: Wanderer und Wanderinnen... Befürworterinnen und Befürworter geschlechtsneutraler Formulierungen hingegen argumentieren damit, dass die Verwendung des generischen Maskulinums oft zu zwar grammatikalisch korrekten, sachlich jedoch falschen und manchmal absurden Aussagen führt ("viele Patienten erleiden bei der Geburt ihrer Kinder einen Dammbruch", "jeder Katholik kann Papst werden").
Die Emanzipation der Frau oder der beiden Geschlechter findet einerseits durch die Sprache statt (Bewusstmachung von Möglichkeiten durch deren explizite Nennung, Bewusstmachung der Präsenz von Männern resp. Frauen in geschlechtsuntypischen Bereichen). Anderseits finden die gesellschaftlichen Veränderungen der letzten 50 Jahren auch in der Sprache ihre Resonanz. So gab es bis vor einigen Jahren z.B. keine männliche Bezeichnung für "Hebamme".
Nach der Meinung einiger schaden manche Versuche der politischen Korrektheit dem hohen Anliegen in der Regel mehr, als sie je dem Gleichberechtigungsziel dienen könnten. Dieser "Schaden" konnte jedoch bis heute nicht wissenschaftlich belegt werden und auch die Argumentation, worin dieser genau besteht, bleibt unklar und teilweise widersprüchlich.
Anwendung geschlechtsneutraler Formulierungen
Die Schweizer Wochenzeitung WOZ und die Berliner Tageszeitung TAZ verwenden in ihren Beiträgen die abgekürzte geschlechtsneutrale Schreibweise mit dem Binnen-I (LehrerInnen, SozialpädagogInnen, MinisterialrätInnen usw.), die ja recht praktisch, verständlich und übersichtlich sein mag, doch auch von der neuen deutschen Rechtschreibung nicht bestätigt wurde. Auch der Ursprung diese Schreibweise aus der links-alternativen Szene wirkt in der Alltagspraxis bei manchen eher prohibitiv. Der Duden hingegen empfiehlt als geschlechtsneutrale Schreibweisen insbesondere die Klammersetzung [1]. Beispiel: Leser(innen), Hörer(innen), usw. (diese Schreibweise wird von den meisten Rechtschreibeprogrammen übrigens nicht beanstandet).
Die Schweizer Stadt Richterswil beschloss dagegen am Ende des 2. Jahrtausends, statt des generischen Maskulinum zukünftig nur noch das generische Feminum, in ihren Veröffentlichungen zu verwenden, die männliche Form soll dabei stillschweigend mitberücksichtigt werden.
Literatur
- Senta Trömel-Plötz: Vatersprache Mutterland. Beobachtungen zu Sprache und Politik. Frauenoffensive. 1993. ISBN 3881042199
- Senta Trömel-Plötz: Frauensprache. Sprache der Veränderung. Fischer TB. 1996. ISBN 3596237254