Die MW-1 (Mehrzweckwaffe-1) ist ein Submunitionsbehälter für den Panavia Tornado-Jagdbomber der Luftwaffe der Bundeswehr.
Einsatzzweck
Der MW-1-Munitionsbehälter dient der Zerstörung von Landebahnen und ganzer Flughäfen, eventuell auch feindlicher Panzeransammlungen im Kriegsfall. Das zu bekämpfende Gelände muss zu diesem Zweck überflogen werden, der Einsatz und Waffeneinsatz kann im schnellen Tiefstflug unter 100 m Flughöhe erfolgen (mit dem Geländefolgeradar des Tornado bzw. zur Vermeidung des Radars des Gegners).
Der am Tornado zentral befestigte Munitionsbehälter verbleibt während des Einsatzes am Flugzeug. Die Munition wird pyrotechnisch seitlich ausgestoßen, die Abfolge bzw. Reihenfolge, Verteilung und Kadenz der einzelnen Munitionstypen kann programmiert werden. Bekämpft werden kann maximal eine Fläche von rund 700 x 2.500 Metern.
Nach dem Einsatz würde der leere MW-1-Behälter sofort abgeworfen um eine schnellere Rückkehr zu ermöglichen. Aufgrund des Fahrwerkfederweges ist eine Landung weder mit einem vollen noch einem leeren MW-1 möglich.
Aufbau
Der MW-1 hat beladen ein Gewicht von maximal 4,66 Tonnen und muss an allen drei Haltepunkten am Rumpf des Tornados zugleich befestigt werden. Er besteht aus vier Segmenten, das ebenfalls munitionstragende Heck- und Bugteil ist aerodynamisch abgeschrägt. Jedes Segment enthält 28 normierte Ausstoßrohre, die verschiedene Submunitionssorten aufnehmen können. Jede Submunition enthält wiederum einen oder mehrere Sprengkörper. Insgesamt enthält der MW-1 mehrere tausend Sprengkörper. Eine Munitionsmischung ist möglich und wird in der Regel auch durchgeführt. Die Anzahl der einzelnen Sprengkörper ist je nach Submunitionsmischung unterschiedlich. MX1 bzw. MX2 stellen Mischungen für Startbahnen bzw. Panzerkolonnen dar. Als Submunition wird folgendes eingesetzt:
- KB 44: Kleinbombe mit Splitter- und Hohlladungswirkung gegen Panzer und abgestellte Flugzeuge
- MUSA bzw. MUSPA: Splitterbombe mit sofortiger Detonation bzw. zeitgesteuerter Schärfung, Detonation bzw. Sensorauslösung
- MIFF: Hohlladungsmine gegen Panzerfahrzeuge, Zünderverhalten ähnlich zeitgesteuerter MUSPA
- STABO: Anti-Startbahnbombe ähnlich der franz. Durandal. Der Sprengkopf detoniert unter der eigentlichen Startbahn, die Wirkung gleicht einer wesentlich größeren Bombe.
- ASW: eine spezielle Bombe gegen gehärtete Flugzeugunterstände. Ähnlicher Aufbau wie STABO.
Eine nicht scharfe Übungsversion (EX MW-1) des Behälters in gleicher Größe und mit gleichem Gewicht dient zur Beladeübung am Flugzeug. Eine kleinere Version wurde für den Einsatz mit anderen Flugzeugen, etwa der F-16 Falcon oder der A-10 Thunderbolt, entwickelt. Testflüge im Rahmen der Entwicklung der MW-1 fanden zudem mit der F-104 Starfighter und der F-4 Phantom statt.
Vergleich
Der MW-1 wurde in Größe und Gewicht speziell für den Tornado entwickelt. Er stellt damit eine für diesen Einsatzzweck ideale, allerdings im wesentlichen auch auf diesen Flugzeugtyp beschränkte Waffen- bzw. Munitionsart dar.
Einen ähnlichen Einsatzzweck erfüllt der mittlerweile außer Dienst gestellte, etwa halbgroße britische JP.233 Submunitionsbehälter, dessen rund 300 Teile umfassende Munitionsladung beim Zielüberflug allerdings direkt nach unten ausgestoßen wird. Der je mit zwei JP.233-Behältern beladene Tornado-Jagdbomber dürfte im Flugverhalten ähnlich gewesen sein, in der Waffenwirkung (Submunition, Verteilung, Überflug) bestanden allerdings Unterschiede zugunsten der MW-1.
Der direkte Überflug über das Ziel wird mittlerweile als zu gefährlich angesehen. Neueste Waffenentwicklungen versuchen, den selben Waffeneinsatz unbemannt, etwa durch Lenkflugkörper zu ermöglichen.
Im Gegensatz zu den ebenfalls Submunition enthaltenen Streubomben bzw. der Minenlegenden JP.233 wird der MW-1 durch die aktuelle Landminen- bzw. Menschenrechtsdiskussion nicht betroffen. Er enthält keine auf Fußsoldaten zielende Minen, die einzelnen Sprengkörper entschärfen sich nach festgelegter Zeitfrist selbstständig durch Detonation. Die Anzahl der minenähnlichen Blindgänger dürfte zudem im Gegensatz zu (eher einfach gebauten) Streubomben wesentlich geringer ausfallen. Der Einsatz würde zielgerichtet im wesentlichen gegen militärische Ziele erfolgen, ein flächendeckender blinder Abwurf erscheint angesichts des Waffenaufwandes kaum realistisch.
Soweit bekannt wurde die MW-1 nie im Kriegseinsatz eingesetzt.