Die Jägersprache oder Waidmannssprache ist keine eigentliche Sprache, sondern setzt sich zusammen aus ca. 3.000 gebräuchlichen und weiteren nahezu 10.000 dem passiven Wortschatz zuzurechnenden Fachwörtern aus dem jagdlichen Brauchtum. Sie zählt zu den ältesten Fachsprachen und Standessprachen überhaupt.
Die Ausdrücke sind oft regionalspezifisch; viele sind schon etliche Jahrhunderte alt und seit ihrer Prägung teilweise auch in die Umgangssprache übernommen worden ("Jemandem eins hinter die Löffel geben"). Zu unterscheiden ist die Jägersprache vom Jägerlatein, das übertriebene Erlebnisgeschichten darstellt, in denen sich der Erzähler meist der Jägersprache bedient.
Die Jägersprache hat ihre Ursprünge zum einen in der präzisen Beschreibung von Naturbeobachtungen und Zeichen des zu erlegenden Wildes (als reine Jagdsprache), zum anderen in der bewussten Absetzung zum "gemeinen Volk" (insbesondere den weniger zur Verklärung neigenden "Bauernjägern").
Die Verwendung und Pflege der Jägersprache innerhalb der Jägerschaft gehört zum jagdlichen Brauchtum. Nichtjägern gegenüber verwendet der (rücksichtsvolle) Jäger die Jägersprache nach Möglichkeit nicht, um Verständnisprobleme zu vermeiden.
Einige Ausdrücke der Jägersprache mit Erklärungen
Abbaumen | Das Verlassen eines Baumes von Wild und Federwild |
Ansitz | der Ort, wo der Jäger auf Wild wartet; typischerweise ein "Hochsitz" |
ansprechen | das Wild erkennen und Alter, Geschlecht und Gesundsheitszustand feststellen |
auf der Strecke bleiben | siehe Strecke |
Aufbrechen, Aufbruch | Unter dem Aufbruch versteht man die Innerein des erlegten Stück Schalenwilds. Das Öffnen des Tierkörpers sowie die Entnahme des Aufbruchs bezeichnet man als Aufbrechen. |
Ausfahrt | Ausgang eines Fuchs-, Dachs- oder Kaninchenbaus (Gegenteil: Einfahrt) |
Bruch | Abgebrochener grüner Zweig von Laub- oder Nadelbäumen. Wird als Bruchzeichen bei erlegtem Wild (Wildbruch und letzter Bissen) sowie, als verstecktes Hinweiszeichen, zur Verständigung der Jäger untereinander und auch als Schmuck verwendet. |
Changieren | wenn der Schweißhund von einer angenommenen Fährte auf eine andere wechselt |
die Flinte ins Korn werfen | umgangssprachlich: aufgeben |
down!, nieder!, Platz! oder runter! | Befehl für den Jagdhund, sich in bestimmter Haltung niederzulegen |
Dublette | Das Erlegen von mehr als einem Stück Wild innerhalb einer sehr kurzen Zeitspanne, ohne dass der Jäger seine Waffe sichert oder lädt. Werden mehrere Stück Wild durch nur einen Schuss erlegt, so wird oftmals auch von einer Bauerndublette gesprochen. |
durch die Lappen gehen | Der Begriff geht auf die in der Lappjagd zurück: das zu bejagende Gebiet wird verlappt, um das Wild daran zu hindern, den Bereich zu verlassen. Tut es dies dennoch so 'ging es durch die Lappen'. In Mitteleuropa werden Lappen zur Wildschadensverhütung benutzt. Lappjagd ist nicht verboten. In Osteuropa ist die Lappjagd heute noch üblich. Heute umgangssprachlich: etwas geht (eigenmächtig) verloren |
Erdhund, Bauhund | Sammelbegriff für Hunderassen (Dackel und Terrier), die zur Jagd im Bau von Fuchs, Dachs, etc. verwendet werden |
etwas aufs Korn nehmen | umgangssprachlich: etwas anvisieren |
feuchten, nässen | Harn lassen des Wildes |
Fährtenkunde | Lehre von den Spuren und Fährten aller Wildarten. |
Halali | Hornsignal mit dem Jagdhorn nach der Jagd, auch "zum Halali blasen". Wird auch als Ehrbezeigung am Grab eines verdienten Jägers als letzter Gruß verwendet. |
Horrido | Jagdgruß und Ruf "Horrido - Joho" |
Hochwild | Wild, das früher nur vom Hochadel gejagt werden durfte |
Hubertus | Der heilige Hubertus gilt als Schutzpatron der Jäger |
Jagdgöttin | In der griechischen Mythologie Artemis, in der römischen Diana. |
Kirrung | Stelle an der Futter zum Anlocken des Wildes ausgelegt wird |
kümmern | kränkeln |
letzter Bissen | der "Bruch", der dem erlegten Stück zum Zeichen der Versöhnung in den "Äser" gesteckt wird |
Licht | Bezeichnung für das Auge bei Schalenwild. Nur Federwild hat "Augen" |
Lösen | Koten beim Hund und Haarwild |
Luder | totes Tier, das zum Anlocken von Raubwild ausgelegt wird |
Meute | die Hunde, z. B. bei einer Treibjagd |
Nasenbremsen, Rachenbremsen | Sammelbezeichnung für mehrere Gattungen von Fliegen, deren Larven , Dasseln in den Luftwegen des Schalenwildes schmarotzen und Entzündungen verursachen. |
Niederwild | Wild, das früher auch vom niederen Adel gejagt werden durfte (vgl. Hochwild) |
Oculi | Vierter Sonntag vor Ostern. Gilt als Beginn des Balzfluges der Waldschnepfen |
Pirsch | leises Durchstreifen des Revieres |
Schlag |
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Schweiß | aus dem Tierkörper austretendes Blut |
sich an den Hut stecken | umgangssprachlich: ein Ziel aufgeben |
sich mit fremden Federn schmücken | umgangssprachlich: Lob einstreichen für etwas, das man gar nicht selber getan hat |
sich ins Gehege kommen | umgangssprachlich: sich gegenseitig behindern |
Stück | wird in dem Sinne "Tier" benutzt: männliches Stück |
Tritt | |
ungerade | Geweih oder Gehörn, dessen Stangen eine ungleiche Endenzahl tragen, ungerader Sechserbock |
von etwas Wind bekommen | umgangssprachlich: per Gerücht auf etwas aufmerksam werden |
Vorstehhund | Sammelbegriff für die Jagdhundrassen, die Niederwild vorstehen, d.h. in Lauerstellung zu verharren, wenn sie Wild wittern |
winden, Wind bekommen | riechen |
Wurf | Nachwuchs |
Wildspezifische Ausdrücke | |
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Fuchs | |
dick gehen | Trächtigkeit |
Fang | Maul |
Feuchtglied | männl. Geschlechtsteil |
Fähe | weiblicher Fuchs |
Geheck | Nachwuchs |
Lunte/Standarte | Schwanz |
Ranzzeit | Paarungszeit beim Raubwild |
Rüde | männliches Tier |
Schnalle/Nuss | weibl. Geschlechtsteil |
Welpen | Nachwuchs |
wölfen | Geburtsakt |
Federwild | |
ausfallen der Jungen | schlüpfen |
Balg | Haut mit Federn |
Balzzeit | Begattungszeit |
Malerfeder, Schnepfenfedern oder Schnepfengrandeln | das kleine, vor der ersten Schwungfeder am Flügel sitzende Federchen der Waldschnepfe, des Auerhahns oder des Fasans. Früher zum Malen feinster Striche verwendet; auch als Trophäe gebräuchlich. |
Ständer | Beine und Füße |
Hase | |
Balg | Haut |
Blume | Schwanz |
inne haben | Trächtigkeit |
Löffel | Ohren |
Quarthase | Junghase, der etwa ein Viertel seiner erwachsenen Größe erreicht hat. |
Rammelzeit | Paarungszeit |
Seher | Augen bei Haarraubwild, Hase, Kaninchen, Biber und Murmeltier |
Wolle | Haarkleid |
Rot-, Dam- und Rehwild allgemein | |
beschlagen sein | Trächtigkeit |
Brunftrute | männl. Geschlechtsteil |
Decke | Fell |
Feuchtblatt | weibl. Geschlechtsteil |
Kahlwild | Alles weibliche Wild und die Kälber beider Geschlechter, weil sie im Gegensatz zum Hirsch auf dem Haupt "kahl" sind. |
Lauscher | Ohren |
Mönch | geweihloser männlicher Hirsch |
Rose | Verdickung am unteren Ende des Geweihs |
Äser | Maul |
Setzen | Geburtsakt |
Wedel | Schwanz |
Zukunftsbock, Zukunftshirsch | vielversprechende Rehböcke und Hirsche, die noch jung sind und daher geschont werden. Gegensatz: Abschussbock und Abschusshirsch. |
Rot- und Damwild | |
Hirsch | männliches Rotwild |
Kalb | Nachwuchs beiderlei Geschlechts |
Platzhirsch | Stärkster Hirsch eines Brunftplatzes; bei Auer- und Birkhahn gibt es entsprechend den Platzhahn |
Röhren | Lautäußerung des Hirsches |
Schmaltier | weibliches Rotwild vor dem 2. Lebensjahr, das noch kein Kalb geboren hat |
Tier | weibliches Rotwild |
Träger | Hals |
Rehwild | |
Bock | männliches Reh |
Kitz | Nachwuchs |
Ricke | weibliches Reh |
Schmalreh | siehe Schmaltier |
Sprung | Gruppe von Rehwild (meist im Winter) |
Schwarzwild | |
Bache | weibliches Wildschwein |
Frischen | Geburtsakt |
Frischling | Nachwuchs |
Gebrech | Maul |
Gewaff | siehe Waffen |
Keiler | männliches Wildschwein |
Pürzel | Schwanz |
Rauschzeit | Paarungszeit |
Rotte | Gruppe von Sauen, aber keine Bache mit Frischlingen. Auch umgangssprachlich: "zusammenrotten". |
Schwarte | Haut |
Teller/Schüsseln | Ohren |
Waffen |
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