Mastering (Audio)

Endbearbeitung von Tonaufnahmen
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Mastering (auch Audio-Mastering) ist ein Prozess der Audionachbearbeitung und der letzte Schritt der Musikproduktion vor der Tonträgererstellung.

Begriffsfindung und -abgrenzung

Das hier gemeinte Mastering sollte nicht mit dem letzten vorbereitenden Produktionsschritt vor dem eigentlichen Pressvorgang verwechselt werden, der ebenfalls als Mastering bezeichnet wird und die Erstellung des Masters (Glasmasters bei CDs und Matrize bei der Vinylschallplattenpressung) beinhaltet. Beim Audio-Mastering handelt es sich um davor liegende Schritte der Nachbearbeitung und Editierung des Klang- bzw. Datenmaterials und der abschließenden Erstellung einer so genannten Premasters-CD (Premastering), der als Positiv-Vorlage für die Erstellung des Masters im Presswerk dient.

Da sich für das Audio-Mastering in der Regel der Kurzbegriff Mastering durchgesetzt hat, soll die Abgrenzung nochmals an den Schritten einer beispielhaften heutige CD-Produktion verdeutlicht werden:

  1. Musik-/Tonaufnahme im Mehrspurverfahren
  2. Abmischung (Mix, Mixdown) der einzelnen Spuren auf eine Stereo- oder Surround-Spur (die so genannte Summe)
  3. Nachbearbeitung der Stereo-/Surround-Summe durch das eigentliche Audio-Mastering
  4. Erstellung des Premasters als Positiv-Vorlage für den Glasmaster (Premastering)
  5. Erstellung des Glasmasters als Negativ-Pressvorlage im Presswerk für die CD-Herstellung (auch als Mastering bezeichnet)

Bei den Schritten 1 bis 3 handelt es sich um Schritte der Musikproduktion. Schritt 4 wird in der Regel abschließend ebenfalls von einem Masteringingenieur durchgeführt.

Ziel und Durchführungsschritte

Ziele des Masterings sind es, dem vorliegenden Tonmaterial eine bessere Qualität zu verleihen und die Wiedergabe-Kompatibilität auf möglichst vielen technischen Geräten und Medien zu ermöglichen. Eine professionelle Tonaufnahme soll bei der Wiedergabe auf einer kleinen Stereoanlage ebenso gut klingen wie beispielsweise bei der Ausstrahlung im Radio oder der Wiedergabe über Kopfhörer. Dabei spielen sowohl ein ausgewogenes Stereobild, eine gute Mono-Kompatibilität als auch ein ausgeglichener Frequenzgang eine große Rolle. Beim Mastering-Prozess werden diese Faktoren genauer beleuchtet und nötigenfalls korrigiert.

Eines Masterings bedürfen dabei nicht nur neue, sondern oft auch alte Aufnahmen, die entweder aufgrund ihrer Qualität vor einer Wiederveröffentlichung einer klanglichen Verbesserung bedürfen (so genanntes Remastering insbesondere von analogen Masterbändern) und/oder für weitere Veröffentlichungen in neuer Zusammenstellung.

Neben der rein technischen Bearbeitung kann durch Mastering oftmals eine deutliche Verbesserung des klanglichen Eindrucks einer Musik- / Tonproduktion erreicht werden. Hierfür wird verschiedenes technisches Equipment – wie beispielsweise Filter, Equalizer, Kompressoren oder psychoakustische Geräte – eingesetzt. Das Mastering kann je nach Anforderung durch das Quellmaterial unter anderem die Entrauschung, die Pegelanpassung und Pausenharmonisierung der einzelnen Titel oder die Entfernung digitaler Jitter sowie das Erstellen von Blenden (so genannten Fades) beinhalten.

Nach dem eigentlichen Audio-Mastering werden beim Premastering, bei dem für gewöhnlich keine Klangbearbeitung mehr erfolgt, werden die Titelreihenfolge bestimmt, Pausen und Trackindizes gesetzt sowie bestimmte Zusatzinformationen wie ISRC, EAN-Codes oder auch CD-Text angelegt. Abschließend wird eine Premaster-CD erstellt, die dem Red-Book-Standard für Audio CDs entsprechen sollte. Vor der Zeit des Festplattenrecordings und als ausschließlich Vinylschallplatten produziert wurden, fielen diese Schritte dementsprechend weg bzw. wurden erst durch das Presswerk durchgeführt. Dann wurde abschließend ein Masterband erstellt, das im Presswerk als Vorlage zur Tonträgerherstellung diente.

Digital- und Analog-Mastering

Man unterscheidet zwischen Digital- und Analog-Mastering. Beim Digitalmastering erfolgt die Bearbeitung meist vollständig mit Computertechnik und spezieller Audiosoftware (so genannte Audio Workstations). Alle notwendigen, aus der konventionellen analogen Technik bekannten Geräte stehen hier als virtuelle Maschinen in Form von sogenannten (Plugins) zur Verfügung. Diese Arbeitsweise ist die preiswerteste, unterliegt aber gewissen Beschränkungen, vor allem in Sachen Echtzeitfähigkeit, die auch mit der leistungsfähigsten Hardware systembedingt nie vollkommen erreicht werden wird. Daher werden in Profistudios bevorzugt externe, DSP-basierte Studiogeräte in den Signalpfad integiert, in denen die Signalbearbeitung in ähnlicher Weise rein mathematisch – aber vollkommen in Echtzeit – abläuft.

Beim analogen Mastering hingegen greift der Masteringingenieur auf konventionelle analoge Geräte zurück, die über hochwertige AD-Wandler, sogenante Studiowandler, in das digitale Setup heutiger Studios integriert sind. Durch die Nutzung echter analoger Geräte umgeht man die teilweise bestehenden Artefakte digitaler Bearbeitung: Einerseits bilden die verwendeten mathematischen Modelle die analogen Komponenten nicht beliebig exakt ab, zum anderen stellen die Algorithmen immer einen Kompromiss zwischen Ausführungsgeschwindigkeit und Genauigkeit dar und sind daher generell ungenau. Der prinzipielle Nachteil der Analogtechnik gegenüber der Digitaltechnik, dem Tonmaterial ungewollt Verzerrungen und Rauschen hinzufügen, stellt bei hochwertiger Ausstattung nur wenig problematisch. Diese gemischte Arbeitsweise, auch Hybridtechnik genannt, ist naturgemäß die teuerste, liefert aber die qualitativ besten Ergebnisse. Durch spezielle Bearbeitungstechniken können an dem Tonmaterial beim Mastering noch intuitive Klangveränderungen vorgenommen werden, die oftmals mit Begriffen „Wärme,“ „Druck“ und „Kompaktheit“ umschrieben werden. Auch hier erweisen sich hochwertige Analoggeräte aufgrund der oben beschriebenen Problematiken als vorteilhaft.

Aufgrund der stetig steigenden Leistungsfähigkeit der Computertechnik sind inzwischen auch digitale Geräte leicht auf dem Rückzug, zumal nicht wenige Hersteller ihre Software sowohl in Geräten als auch als preiswerte Plugins anbieten. Die Plugins sind dabei in einigen Fällen sogar im Vorteil: Beim Offline-Rechnen der Software liefern sie gerade aufgrund des Fehlens von Echtzeitbeschränkungen teilweise ein mathematisch exakteres Ergebnis.

Masteringstudios

Neben klassischen Tonstudios mit ihren Toningenieuren gibt es spezielle Masteringstudios, in denen sich Masteringingenieure ausschließlich mit der klanglichen Angleichung und Verbesserung fremder Aufnahmen befassen.

Literatur

  • Friedemann Tischmeyer: Audio-Mastering mit PC-Workstations. Wizoobooks, Bremen 2006, ISBN 3-934903-52-5.