Als Simonie wird der Kauf oder Verkauf eines kirchlichen Amtes, von Pfründen oder Sakramenten bezeichnet.
Mit dem Toleranzedikt von Mailand von 313 unter Kaiser Konstantin I. und seinem oströmischen Mitkaiser Licinius, das die Christenverfolgung im gesamten Römischen Reich beendete, sah sich das Christentum mit neuen, völlig anders gearteten Herausforderungen konfrontiert, denn mit dieser Akzeptanz als Staatsreligion (zunächst neben vielen anderen) wurde die Ausübung von Macht innerhalb des Christentums und des Staates erst wirklich möglich. Auf dem Konzil von Chalkedon 451 wurden Priesterweihen gegen Bezahlung ausdrücklich und offiziell verboten. Auch wenn dieses Verbot auf weiteren Konzilen bestätigt wurde - wie dem Konzil im Lateran II (1139) und dem Konzil von Trient (1545-1563) - war der Kauf von Ämtern weiterhin weit verbreitet.
Der Begriff Simonie ist abgeleitet von Simon, einem "großen Zauberer" einer Stadt in Samaria, der von Petrus für seine geschäftstüchtige Art der Heilung in Gottes Namen ins Verderben geschickt wurde. Die entsprechende Bibelstelle in der Apostelgeschichte:
8,9 Ein Mann aber, mit Namen Simon, befand sich vorher in der Stadt, der trieb Zauberei und brachte das Volk von Samaria außer sich, indem er von sich selbst sagte, daß er etwas Großes sei; 8,10 dem hingen alle, vom Kleinen bis zum Großen, an und sagten: Dieser ist die Kraft Gottes, die man die große nennt. 8,11 Sie hingen ihm an, weil er sie lange Zeit mit den Zaubereien außer sich gebracht hatte. (...) 8,18 Als aber Simon sah, daß durch das Auflegen der Hände der Apostel der Geist gegeben wurde, brachte er ihnen Geld 8,19 und sagte: Gebt auch mir diese Macht, daß der, dem ich die Hände auflege, den Heiligen Geist empfange. 8,20 Petrus aber sprach zu ihm: Dein Geld fahre mit dir ins Verderben, weil du gemeint hast, daß die Gabe Gottes durch Geld zu erlangen sei! 8,21 Du hast weder Teil noch Recht an dieser Sache, denn dein Herz ist nicht aufrichtig vor Gott.
Den Höhepunkt erreichten Ämterkauf und -verkauf gegen Ende des Mittelalters. So solle sich Rodrigo Borgia seine Wahl zum Papst (Alexander VI.) 1492 erkauft haben, indem er das Gebot des Königs von Frankreich und der Republik Genua - 300 000 Golddukaten für ihren eigenen Favoriten - mit vier Maultierladungen Silber überboten habe. Vorsichtigere Geschichtsschreiber geben zu, dass ein Ämterkauf in diesem Fall "nicht unwahrscheinlich" sei.
Es ist wichtig zu erwähnen, dass eine Reformation des Christentums ohne Simonie nicht hätte stattfinden müssen: Der Verkauf von Ablasszetteln durch den Dominikanermönch Johannes Tetzel im Auftrag des Albrecht von Mainz im Jahr 1517 brachte die Empörung des niederen Klerus jedoch zum Überlaufen, und Martin Luther, schlug seine 95 Thesen an die Tür der Kirche in Wittenberg.
Offiziell war das Geld aus dem Verkauf der Ablasszettel für den Bau der Peterskirche in Rom vorgesehen, eine Geheimabmachung mit Papst Leo X. (Papst von 1513-1521), dem zweiten Sohn von Lorenzo de Medici, erlaubte es Albrecht jedoch, die Hälfte des Geldes zur Rückzahlung seiner immensen Schulden zu verwenden. Albrecht hatte sich den - dem Kirchenrecht widersprechenden - Erwerb seiner drei Bistümer nämlich mit einer halben Million Mark teuer erkauft und musste sich beim Bankhaus Fugger in Augsburg hoch verschulden. Mit dem Verkauf der Ablasszettel sollten bei dieser unheiligen Liaison von Politik, Finanz und Kirche alle Seiten gewinnen. Dass Albrecht im Dezember 1517 eine Beschwerde gegen Luthers reformatorisches Auftreten in Rom einbrachte, kann nicht verwundern.
siehe auch: Reliquienhandel - Girolamo Savonarola - Deutscher Bauernkrieg