Christoph Schlingensief
Christoph Schlingensief (* 24. Oktober 1960 in Oberhausen) ist ein erfolgreicher deutscher Film- und Theaterregisseur, Hörspielautor, Aktionskünstler und Talkmaster.
Schlingensief ist Sohn eines Apothekers und einer Kinderkrankenschwester. Durch eine Aktion am Wolfgangsee wurde er mit seiner Partei "Chance 2000" bekannt: Sechs Millionen Arbeitslose wurden aufgerufen, den Wolfgangsee zum Überlaufen zu bringen, um das Urlaubsdomizil Helmut Kohls zu fluten. Diese Aktion war mehr eine Verhöhnung der Arbeitslosen als ernstgemeinte Politik (vgl. den Fernsehwahlspot). 2002 startete er die Aktion "Tötet Möllemann", mit der er gegen Jürgen Möllemann wegen dessen angeblich antisemitischer Äußerungen hetzte. Außerdem eröffnete er die Internetseite aktion18.de, die vorgab, eine FDP-Seite zu sein und den Eindruck erwecken sollte, die FDP sei rechtsextrem. Selbst geriet er auch in Vorwurf des Antisemitismus, da er sich im Rahmen eines Auftritts des Bubis-Grabschänders Meir Mendelssohn an einem Aufruf an das Publikum, das Wort "das Wort Judensau (...), ganz normal und ganz natürlich [zu sagen]" beteiligte.
Kontrovers wurde auch die "Freakshow" auf Viva aufgenommen, in der er laut Gegnern Behinderte auf schäbige Art vorführe und sich über sie lustig mache. Schlingensief inszenierte 2004 bei den Richard-Wagner-Festspielen in Bayreuth den Parsifal, bei dem er nackte, dicke Frauen auf die Bühne (hier als schwarzafrikanische Eingeborene zurechtgemacht) stellte. Deshalb wird ihm von Gegnern eine Verhöhnung von Schwarzen und Frauen vorgeworfen (vgl. den filmischen Einsatz von Russ-Meyer-Darstellerin Kitten Nadividad).
Theater-Inszenierungen
- "Attabambi-Pornoland-Trilogie" (frei nach Elfriede Jelinek) 2003/2004 Volksbühne Berlin / Burgtheater Wien / Schauspielhaus Zürich
- "Church of Fear" 2003, Kunstbiennale Venedig (IT)
- "Hamlet" (frei nach William Shakespeare) 2001, Schauspielhaus Zürich
- "Erster imaginärer Opernführer" zusammen mit Alexander Kluge 2001, Volksbühne Berlin
- "Bitte liebt Österreich" 2000, Wiener Festwochen
- "Berliner Republik" 1999, Volksbühne Berlin
- "Artisten in der Zirkuskuppel – Ratlos" 1998, Volksbühne Berlin im Prater
- "Passion Impossible – 7 Tage Notruf für Deutschland" 1997, Deutsches Schauspielhaus Hamburg
- "Mein Fett, mein Filz, mein Hase – 48 Stunden Überleben für Deutschland" 1997, documenta Kassel
- "Schlacht um Europa I-XLII – Ufokrise 97" 1997, Volksbühne Berlin
- "Rocky Dutschke ‘68" 1996, Volksbühne Berlin
- "Hurra, Jesus! Ein Hochkampf!" 1995, Steirischer Herbst Graz
- "Kühnen ‘94 – Bring mir den Kopf von Adolf Hitler" 1994, Volksbühne Berlin
- "100 Jahre CDU – Spiel ohne Grenzen" 1993, Volksbühne Berlin
Filmografie (Auswahl von ca. 35)
- Tunguska (1985)
- Menu Total (1985/86)
- Egomania (1986)
- Mutters Maske (1987/88)
- 100 Jahre Adolf Hitler (1988/89)
- Das Deutsche Kettensägenmassaker (1990)
- Terror 2000 - Intensivstation Deutschland (1991/92)
- United Trash (1995/96)
- Die 120 Tage von Bottrop (1997)
- Freakstars 3000 (2003)
Fernsehen
- U 3000 auf MTV (2000)
- Freak Stars 3000 auf VIVA
Bücher, Hörbücher und Videofilme
- "Rosebud" Hörbuch-CD Ausgezeichnet mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden 2003. 40 Min. 2004, PATMOS
- "Rosebud" 2002, KIEPENHEUER & WITSCH
- (mit Torsten Lemmer): "Nazis rein/Nazis raus". 2002, SUHRKAMP
- (mit Johannes Stüttgen): "ZUM KAPITAL - Als Christoph Schlingensief das Unsichtbare gesucht hat." 2000, FIU-Verlag, Vorzugsausgabe mit Video
- "Engagement und Skandal" Gespräch zwischen Jodef Bierbichler, Christoph Schlingensief, Harald Martenstein und Alexander Wewerka. Mit e. Essay v. Diedrich Diederichsen 1998, ALEXANDER VERLAG