Užupis ist ein Stadtteil am Rand der Altstadt von Wilna (litauisch Vilnius), der Hauptstadt Litauens. Der Name bedeutet „jenseits des Flusses“. Es handelt sich dabei um die Vilnia oder Vilnelė, die Vilnius den Namen gibt.

Užupis ist mit ca. 600 m² ein kleiner und abgeschlossener Stadtteil. Auf drei Seiten wird es durch den Fluss von der Altstadt getrennt, auf einer Seite gibt es steile Berge und in der sowjetischen Zeit bebaute Industriegelände.
Erst im 16. Jahrhundert wurden die ersten Brücken über den Fluss geschlagen. Der Stadtteil wurde mehrheitlich von Juden bewohnt. Ein großer Teil der ursprünglichen Bevölkerung kam während des Holocaust um, der jüdische Friedhof wurde von den Sowjets zerstört. Die leerstehenden Häuser wurden von Kriminellen, Obdachlosen und Prostituierten besetzt. Vor der litauischen Unabhängigkeitserklärung 1990 war der Stadtteil einer der vernachlässigsten der Stadt, viele Häuser waren ohne Strom und sanitäre Anlagen.
Das hat sich im letzten Jahrzehnt grundlegend geändert. Aus dem Viertel ist ein begehrtes Wohnquartier für die städtischen Künstler und ihre Bohème geworden. Im Stadtteil gibt es zahlreiche Kunstgalerien, Workshops und beliebte Cafés. Mitunter wird Užupis schon mit dem Künstlerviertel Montmartre in Paris verglichen. Die Künstler versuchen, den Gemeinschaftssinn durch Kunst und Feste zu festigen. Der Aufbau der Gemeinschaft begann mit der Errichtung eines Monuments für Frank Zappa in Vilnius, aber außerhalb von Užupis.
Einige Bewohner riefen als Kunstaktion eine unabhängige Republik aus, die über eine eigene Verfassung und Flagge und einen eigenen Präsidenten verfügt. Die 12 Mann starke Armee wurde mittlerweile allerdings wieder aufgelöst. Artikel 16 der Verfassung lautet beispielsweise: „Jeder hat das recht, glücklich zu sein“. Artikel 17: „Jeder hat das recht, unglücklich zu sein“. Die Wichtigkeit des identitätsstiftenden Flusses kommt im Artikel 1 zum Ausdruck: „Jeder hat das Recht am Fluss Vilnia zu leben und die Vilnia hat das Recht an jedem vorbei zu fließen“. Artikel 3 postuliert: „Jeder hat das Recht zu sterben, es besteht aber keine Verpflichtung dazu“.
Die Unabhängigkeit wird alljährlich am 1. April besonders gefeiert. An diesem Tag hält Užupis Wahlen und Umzüge ab, es gibt eine eigene Währung und Grenzkontrollen. Am 1. April 2001 wurde auf dem Hauptplatz des Viertels ein Denkmal enthüllt, das zu einem neuen Symbol von Užupis geworden ist. Die Skulptur stellt einen Engel dar, der Trompete spielend die Erneuerung und die künstlerische Freiheit des Stadtteils symbolisiert. Seither wird Užupis auch „Engelsrepublik“ genannt.