Die Rheinhäuser Fähre (früher Husener Fahr) verbindet das rechtsrheinische Rheinhausen und das linksrheinische Speyer. Sie gehört zu den ältesten Flussfährverbindungen am Rhein und in Deutschland überhaupt. Sie war früher Teil der ersten regelmäßig betriebenen Postroute im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation von Innsbruck nach Brüssel.
Heute nach den Bau der beiden Rheinbrücken in Speyer ist es eine von der Gemeinde Rheinhausen und der Stadt Speyer gemeinsam mit Hilfe eines Privatunternehmers betriebene Sommerfähre für Personen und Fahrräder. Sie ist Teil der sogenannten Schönborn-Route, ein Fahrradwanderweg von Bruchsal nach Speyer. Von Speyer aus führen Fernfahrradwege weiter westlich nach Neustadt an der Weinstraße, außerdem besteht die Möglichkeit nach Süden und Norden den Rhein entlang zu fahren, wobei nördlich eine Sommerfähre auf der Kollerinsel und eine weitere Fähre im gut 20 km entfernten Altrip nach Mannheim erreicht werden kann. Speyer ist außerdem einer der historischen Ausgangspunkte und Durchgangspunkte für die Pilgerreise nach Santiago de Compostela, den sogenannten Jakobsweg.
Geschichte und Umgebung
Da über Jahrhunderte gar keine oder nur wenige Brücken über den Rhein existierten, mußten Reisende und Händler Furten oder Fähren benutzen. In der Umgebung von Speyer gab es fünf Fähren, die vermutlich alle schon lange vor ihren Ersterwähnungen bestanden.
Es waren dies die 1191 erstmals erwähnte Fähre bei Rheinsheim, die 1297 ersterwähnte Fähre Udenheim (heute Philippsburg), die Ende des 13. Jahrhunderts ersterwähnte Lußheimer Fahr nach Altlußheim, die 1228 erstmals genannte bischöfliche Fähre bei Ketsch und schließlich die 1296 erstmals erwähnte "Husener Fahr" also die Rheinhäuser Fähre.[1] Eine vergleichbare Fähre wird in Bonn schon 934 erwähnt.
Die Speyerer Bischöfe, die seit 1371 nicht mehr in Speyer, sondern bis zum Umzug 1781 ins Schloß Bruchsal in Philippsburg residierten, benutzten ebenso die Rheinhäuser Fähre wie die vom rechtsrheinischen herkommenden Fürsten und geistlichen Herren, die in Speyer die zahlreichen Hof- und Reichstage besuchten.
Im Jahr 1490 richtet Kaiser Maximilian I. die erste regelmäßig betriebene Postroute Europas zwischen Innsbruck und Brüssel ein, die mittels der Rheinhäuser Fähre den Rhein überquerte. Mit der Ausführung dieses Postdienstes beauftragte der Kaiser die Familie Thurn und Taxis. 1552 errichte diese in Rheinhausen das erste badischen Postamt.
1782 plante das Speyerer Domkapitel anstelle der Rheinhäuser Fähre (damals Rheinhauser Fahr genannt) eine "Fliegende Brücke" einzurichten, gab den Plan wegen zu hoher Kosten aber wieder auf.
Der Fährbetrieb wurde 1966 eingestellt und 1995 anläßlich der 700-Jahrfeier der Fähre wieder aufgenommen. Die Kosten teilen sich die Gemeinde Rheinhausen und die Stadt Speyer (über ihre Verkehrsbetriebe). Heute wird die Fähre Neptun von den Speyerer Verkehrsbetrieben zusammen mit dem Schiffahrtsunternehmen Hessenauer betrieben.
Sage
1813 schrieb der Dichter Wolfgang Müller von Königswinter (1816-1873) eine Ballade, in der ein Fährmann nachts mit dem Ruf geweckt wird und der dann die gerüsteten Geister der im Dom begrabenen Kaiser über den Rhein bringt, die dann an der Entscheidungsschlacht in Leipzig teilnehmen, um vier Nächte später wieder zurückzukehren. Text der Ballade: Nächtliche Erscheinung zu Speier
Diese Sage wurde graphisch von Hanns Fay (1888-1957) auf Notgeldscheinen des 1. September 1923 über 50 Millionen Mark dargestellt.
Im Jahr 1987 gestaltete Günther Zeuner zu dieser Sage eine zweiteilige Großplastik mit dem Titel "Des Fährmanns Traum" im Domgarten des Speyerer Domes. [1]
Quellen
- ↑ Günter Stein: Stadt am Strom, Speyer und der Rhein, Zechner, 1989, S. 60-68 Kapitel "Fähren und Brücken", ISBN 3-879928-892-5
Stephan Alfter: Ein Beitrag zur "Völkerverständigung", Speyerer Morgenpost vom 31. März 2007, S. 3