Bahnstrecke Buchholz(Nordheide)-Lüneburg | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Die Eisenbahnstrecke Buchholz(Nordheide)−Lüneburg wurde 1874 eröffnet und war bis 1945 Bestandteil der Verbindung Bremerhaven−Berlin. Heutzutage ist sie größtenteils abgebaut, nur ein kleiner Streckenabschnitt ist als Teil der Güterumgehungsbahn Buchholz(Nordheide)−Maschen weiterhin in Betrieb.
Bedeutung
Die Bahnstrecke Buchholz−Lüneburg wurde ursprünglich als Teil einer durchgehenden Verbindung Bremerhaven−Berlin projektiert und sollte daher neben einer regionalen auch eine überregionale Bedeutung bekommen. Sie wurde dementsprechend zusammen mit der Wendlandbahn großzügig trassiert, in Lüneburg entstand ein eigener Bahnhof (heute „Lüneburg West“). Im Laufe der Jahre änderten sich die Prioritäten aber und die Streckenabschnitte westlich von Buchholz wurden dann nur noch als Nebenbahnen realisiert, die über Hollenstedt, Harsefeld und Bremervörde bis an die Wesermündung führten (westlich von Harsefeld heutige Strecken der EVB). Damit war die Verbindung zwischen der Reichshauptstadt und dem Nordseehafen zwar ab 1902 komplett, jedoch wurde ein durchgehender Personen- oder Güterverkehr zwischen den beiden Großstädten über diese Strecke nie aufgenommen; zwischen der Stammstrecke der Berlin-Hamburger Bahn und der Amerikalinie gelegen, bestand kein Bedarf für eine weitere Fernstrecke zu den Nordseehäfen. Die Zerstörung der Dömitzer Elbbrücke im Jahre 1945 und die anschließende deutsche Teilung machten eine durchgehende Nutzung endgültig unmöglich.
So blieb es bei einer lokalen Bedeutung für die Strecke Buchholz−Lüneburg, die sich überwiegend auf die Erschließung der anliegenden Gemeinden beschränkte. Als Ost-West-Verbindung in einer vom Nord-Süd-Verkehr geprägten Region verlor sie, wie viele Strecken der Deutschen Bundesbahn, noch vor der Wiedervereinigung ihren Personenverkehr. Die Einstellung des Güterverkehrs und die Stilllegung folgten, nur ein kleiner Teil der Strecke konnte als Bestandteil einer neuerrichteten Güterumgehungsbahn überleben.
Da die Strecke aber im südlichen Hamburger Großraum liegt und die dortigen Gemeinden einen stetigen Bevölkerungszuwachs verzeichnen, wurde in den 1990er und 2000er Jahren in der örtlichen Politik eine Reaktivierung für den Personenverkehr öfters diskutiert. Angesichts knapper Finanzmittel und fehlendem Interesse des Landes scheint sie aber mittelfristig unwahrscheinlich. Durch den Abbau sämtlicher Gleisanlagen im Jahre 2001 und das Zuschütten einer Straßenüberführung in Ochtmissen (Stadt Lüneburg) ist sie weiter in Ferne gerückt. Einige Kommunen denken derzeit über eine städtebauliche Nutzung der ehemaligen Bahnflächen nach, was eine Reaktivierung nahezu unmöglich machen würde.
Infrastruktur
Die Strecke wurde 1874 als eingleisige Hauptbahn errichtet, allerdings auf zweigleisigem Planum. Damit sollte ein späterer zweigleisiger Ausbau erleichtert werden. Während anfangs nur die Bahnhöfe Marxen, Wulfsen und Mechtersen vorhanden waren, bekamen die Haltepunkte Jesteburg und Brackel später auch Ausweichgleise und erlangten nach Anforderung Bahnhofsstatus. Tangendorf und Bahlburg verfügten über ein Ladegleis und waren betrieblich gesehen Haltestellen. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Haltepunkte Reindorf, Vögelsen, Ochtmissen und Sternkamp eröffnet. Damit wollte die Bundesbahn in Zeiten zunehmender Motorisierung die Strecke attraktiver machen. Ende der 1960er Jahre wurden zahlreiche Bahnübergänge mit Blinklichtanlagen ausgerüstet.
1977 wurde Europas größter Rangierbahnhof in Maschen eröffnet. Damit aus Richtung Bremen/Ruhrgebiet kommende Güterzüge nicht in Hamburg-Harburg Kopf machen müssen, wurde eine zweigleisige Güterumgehungsbahn von Buchholz nach Maschen gebaut. Dazu wurden 8 km der Bahnstrecke Buchholz−Lüneburg zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert. Etwa 2 km östlich vom Bahnhof Jesteburg entstand die Abzweigstelle Jesteburg mit neuem Relaisstellwerk von der eine Neubaustrecke nach Maschen errichtet wurde. Im Zuge des zweigleisigen Ausbaus wurde der Bahnhof Jesteburg zum Haltepunkt zurückgebaut und bekam genau wie Reindorf neue Außenbahnsteige. Das mechanische Stellwerk in Marxen wurde geschlossen, die Weichen und die neuaufgestellten Lichtsignale wurden an das neue Jesteburger Stellwerk "Jf" angeschlossen, das auch heute noch in Betrieb ist.
Mit der Einstellung des Personenverkehrs 1981 wurden die verbliebenen Stellwerke Wulfsen und Mechtersen aufgelöst und die Weichen mit Handhebeln versehen. Mechtersen war auch vorher schon nur zeitweise besetzt und wurde nun zur Anschlussstelle degradiert. Zudem wurden alle Blinklichtanlagen der Strecke fortan nicht mehr gewartet bzw. auf manuellen Betrieb umgerüstet. Brackel verlor sein Personal bereits in den 1970er Jahren, als der Bahnhof zur Haltestelle umgebaut wurde. 1988 wurde die Strecke zwischen Marxen und Mechtersen stillgelegt, der Abschnitt Marxen−Wulfsen wurde aber schon seit 1981 nicht mehr befahren. 1990 wurden auf zwei Abschnittten zwischen Marxen und Wulfsen die Gleise demontiert. Die verbliebenen Stichstrecken Abzw Jesteburg−Marxen und Mechtersen−Lüneburg wurden 1994 stillgelegt. Im Jahre 1997 wurde die Anschlussweiche in Jesteburg ausgebaut, womit aus der Abzweigstelle eine Überleitstelle wurde. 2000 wurden innerhalb von wenigen Tagen sämtliche verbliebene Gleisanlagen zwischen Üst Jesteburg und Lüneburg entfernt.
Personenverkehr
Seit den 1950er Jahren lösten Uerdinger Schienenbusse die mit Dampflok bespannten Wagenzüge ab. Nicht alle Züge befuhren die ganze Strecke, insbesondere Wulfsen war oft Start- und Endbahnhof einiger Zugpaare. Für Reisende zwischen Buchholz und Lüneburg war es ohnehin schneller, den Umweg über Hamburg-Harburg zu nehmen. Im Jahre 1981 schließlich wurde der Personenverkehr auf der Schiene komplett eingestellt und durch die neu eingerichtete Bahnbuslinie Buchholz-Lüneburg (Liniennummer 1908, heute 4408/5202) ersetzt. Die neugebauten Bahnsteige in Jesteburg und Reindorf wurden so nur wenige Jahre genutzt. Im Zuge der Regionalisierung ging die Verantwortung für die Buslinie vom Bund auf die beiden Landkreise Harburg und Lüneburg über. Wenig später wurde sie in Wulfsen gebrochen und der Fahrplan im Grenzgebiet der beiden Kreise erheblich ausgedünnt.
In den vergangenen Jahren kam aus der Region öfters der Vorschlag, die Güterumgehungsbahn zwischen Buchholz und Maschen auch mit Personenzügen zu befahren. Aufgrund der geringen notwendigen Investitionen erscheint dieses Vorhaben realistischer als eine Reaktivierung der Bahnstrecke Buchholz-Lüneburg. Schließlich würde das einwohnerreiche Jesteburg auch durch diese Lösung wieder an den Schienenverkehr angeschlossen werden. Den ehemaligen Bahnhöfen und Haltepunkten zwischen Jesteburg und Lüneburg wird dagegen nur ein geringes Fahrgastpotential unterstellt.
Güterverkehr
Auch im Güterverkehr hatte die Strecke immer nur lokale Bedeutung. Gelegentlich wurde sie aber auch von durchgehenden Zügen genutzt, um den Umweg über Hamburg-Harburg zu vermeiden. Bahlburg und Tangendorf verloren als erstes ihren Güterverkehr, später folgten Jesteburg und Brackel, Ende der 1980er Jahre schließlich Wulfsen. Mechtersen und Marxen wurden noch bis 1994 von Übergabegüterzügen angefahren.
Weblinks
Literatur
- W. Fiegenbaum, W. Klee, Abschied von der Schiene, Stillgelegte Bahnstrecken im Personenverkehr Deutschlands 1980–1985, Motorbuch Verlag Stuttgart 1988, S. 22 ff, ISBN 3-613-01191-3