Vindolanda war ein römisches Auxiliarkastell direkt südlich des Hadrianswalls in Nordengland. Seine Aufgabe war die Bewachung der Straße, die vom Fluss Tyne zum Solway Firth führte und heute als Stanegate bekannt ist. Die Garnison bestand aus Hilfstruppen, Infanterie oder Kavallerie, und nicht aus regulären Einheiten römischer Legionen. Das Kastell wurde um 122 aus Holz und Grasnarbe errichtet, mehrfach repariert und neu gebaut. Später, offensichtlich nachdem es eine Zeit lang verlassen war, weil die Garnison in ein Kastell am Hadrianswall selbst (vermutlich Housesteads Fort) verlegt worden wurde, wurde eine neues Kastell aus Stein fast an der gleichen Stelle errichtet. Dieses Kastell und die Siedlung (vicus), die sich daran angrenzend bildete, existierten bis zum Ende der Römerzeit in Britannien im Jahr 410. Verstreute Fundstücke deuten eine Siedlung und wohl auch eine frühe Kirche, bis weit ins 5. Jahrhundert an.
Vindolanda ist bekannt für die dort gefundenen Fragmente halb verbannter hölzerner Schreibtafeln, die mit Tinte beschrieben sind und Nachrichten von und an Mitglieder der Garnison, ihrer Familien und Sklaven enthalten. Zum Beispiel gibt es einen berühmten Brief aus dem Zeit um 100 einer Sulpicia Lepidena, Ehefrau des Kommandanten eines nahegelegenen Kastells an Claudia Severa, der Ehefrau des Kommandanten von Vindolanda, in dem letztere zu einer Geburtstagsfeier eingeladen wird.
Ausgrabungen finden in Vindolanda jeden Sommer statt, und einige der archäologischen Funde kommen aus einer Tiefe von sechs Metern. Die anaerobischen Bedingungen in dieser Tiefe haben Tausende von Artefakten erhalten, die sich normalerweise im Boden zersetzen, so dass sich die Möglichkeit ergab, ein besseres Verständnis des Lebens – militärisch und zivil – in der Römerzeit an der Nordgrenze Englands zu gewinnen.
Literatur
- R. Birley, Vindolanda : a Roman frontier post on Hadrian's Wall, London: Thames and Hudson, (1977)
- A. K. Bowman, Life and letters on the Roman frontier : Vindolanda and its people, London: British Museum Press, (1998)
Weblinks
- Die Schreibtafeln wurden digitalisiert und zugänglich gemacht unter http://vindolanda.csad.ox.ac.uk:8080/
- Die Website des Vindolanda Trust ist http://www.vindolanda.com