Einleitung
Das Erzbistum Zagreb ist territorial und mit der Anzahl seiner Gläubigen die größte römisch-katholische Verwaltungseinheit in der Republik Kroatien. Es umfasst den größten Teil Mittelkroatiens.
Auf seinem Territorium leben nahezu 40% der gesamten römisch-katholischen Christen Kroatiens. Dem Erzbistum sind direkt unterstellt: Das Bistum Đakovo und Syrmien, das Bistum Požega, das Bistum Varaždin und das Bistum Križevci. Da sich das größte Erzbistum Kroatiens in der Hauptstadt des Landes befindet, gilt es für die meisten Kroaten als "Hauptsitz" der römisch-katholischen Kirche in Kroatien.
Neben dem Erzbistum Zagreb sind folgende Erzbistümer in Kroatien vorhanden: Erzbistum Rijeka, Erzbistum Split-Makarska und das Erzbistum Zadar. In der kroatischen Hauptstadt Zagreb befinden sich auch der Sitz der kroatischen Bischofskonferenz(HKB) und das Militärordinariat.
Frühchristentum
Auf dem Gebiet des heutigen Erzbistums Zagreb befand sich in der Römerzeit das Erzbistum Siscia (Sisak)im Gebiet der Pannonia Savia, deren Bischof auch der Hl. Kvirin gewesen war. Nach dem Fall von Sirmium im Jahre 441, schloß sich das Erzbistum Siscia der Metropolie von Salona an. In der Zeit der großen Völkerwanderungen des 6./7. Jahrhunderts erlosch das historische gewachsene Erzbistum. In der ersten Synode von Split im Jahre 925 wurde der Versuch einer Neugründung der einstigen Metropolie unternommen. Dieses Vorhaben mißglückte.
Das Bistum Zagreb
Das Bistum Zagreb wurde im Jahre 1094 durch den kroatisch-ungarischen König Ladislaus I. (László I.) errichtet. Dies bezeugt die Urkunde felicjanova isprava aus dem Jahre 1134. Sie ist das älteste, erhaltende, beglaubigte Dokument des heutigen Erzbistums Zagreb. Die Gründung des Bistums Zagreb sollte nicht nur religiöse, sondern eher politische Ziele verfolgen. Als Machtstützte für die ungarischen Könige samt der ungarischen Obrigkeit (in Personalunion mit Kroatien), sollte der Machtbereich der Ungarn von der Drau bis in das Gebiet des Gvozd (Posavina) ausgedehnt werden. Um dieser Bestimmung noch besser gerecht zu werden, wurde das neugegründete Bistum Zagreb zunächst dem ungarischen Erzbistum Esztergom-Budapest unterstellt, danach im Jahre 1180 dem Erzbistum Kalocsa-Kecskemét bis in das Jahr 1852. Durch Schenkungen der kroatisch-ungarischen Könige, wie auch der wohlhabenden Persönlichkeiten des 12. Jahruhnderts wurde das Bistum Zagreb materiell wohlhabend. Das Territorium des Bistums war in Archidiakonate aufgeteilt. Aus der Gemeindezählung des Jahres 1334 werden folgende 14.Archidiakonate aufgezählt: Gora, Zagorje, Svetačje, Gušće, Zagreb, Dubica, Komarnica, Gorica, Kalnik, Vaška, Čazma, Bekšin, Varaždin und Vrbovec. Politisch versuchte der kroatisch-ungarische König Ladislaus I. die in Personalunion stehenden Kroaten für seine Zweck schnellmöglichst einzubinden.
Dem widersetzte sich Papst Urban II. Er galt als berühmter Verteidiger des kroatischen Königreichs. Nun wandte sich der König Ladislaus dem Gegenpapst Clemens III. (Klementa Wiberta) zu. Er wollte damit seine Machtposition stärken, wie auch ein ebenbürtiges Gegengewicht zu Papst Urban II. aufbieten. Die politischen Meinungsverschiedenheiten zwischen der kroatisch-ungarischen Krone und dem Heiligen Stuhl wurden unter Papst Gregor IX. im Jahre 1227 beigelegt.
Der erste Bischof des Bistums wurde durch König Ladislaus eingesetzt. Dabei handelte es sich entweder um einen Tschechen oder Slowaken namens Duh. Er brachte wertvolle, liturgische Bücher in das Bistum Zagreb, die heute in der erzbischöflichen Bibliothek aufbewahrt werden. Den ersten Bischöfen des Bistums dienten vorübergehend, einige der größten Krichen als Kathedralen. Um diesen Umstand zu beheben wurde der Beschluß gefasst eine Kathedrale zu errichten. Die erste Kathedrale wurde genau dort errichtet, wo sich die heutige Kathedrale des Erzbistums Zagreb befindet. Der Bau wurde im spätromanischem Stil ausgeführt, der zu jener Zeit in Mitteleuropa vorherrschend gewesen war. Im Jahre 1217 wurde sie vollendet und geweiht. Zu diesem Ereignis war der kroatisch-ungarische König Andreas II. neben Bischöfen, weiteren kirchlichen wie auch weltlichen Würdenträgern anwesend. Für das religiöse Leben des Bistums war die erste Kathedrale von großer Bedeutung gewesen. Im Jahre 1242 jedoch, wurde die erste errichtete Kathedrale des Bistums Zagreb durch den Einfall der Tataren zerstört. Als Ersatz wurde die im Jahre 1250 fertiggestellte Kapelle des Hl. Stefans genutzt. Heute ist die Kapelle integraler Bestandteil im Bischofssitz des Erzbistums Zagreb. Auf den Trümmern der ersten Kathedrale wurde 40 Jahre später der Bau einer neuen Kathedrale unter dem Bischof Timotej von Zagreb (1263-1287) begonnnen. Heute ist diese Kathedrale von Zagreb im neugotischen Stil zu bewundern.
Innerkirchliche Bestrebungen
Schon im 13. Jahrhundert strebten die Bischöfe von Zagreb danach, das Bistum zum Erzbistum zu erheben. Ihr Ziel war es, sich dadurch von der unagrisch römisch-katholischen Hierarchie lösen zu können. Über diese Versuche zeugen Geschichtsaufzeichnungen.
Der Zagreber Bischof Stefan II. (1225-1249) war nachweislich der erste Befürworter eines Zusammenschlusses des Erzbistums Split mit dem Bistum Zagreb. Er strebte danach der erste Primas, somit als erster Erzbischof der Kirche unter den Kroaten vorzustehen. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts nahm Bischof Aleksander Mikulić (1688-1694) diesen Gedanken wieder auf und unterstützte wiederum die Vereinigung des Bistums Zagreb mit der Metropolie von Split. Sein Vorhaben wurde durch die Republik Venedig verhindert. Bischof Martin Brajković (1703-1708) forderte wiederum die Erhebung des Bistums Zagreb in den Rang eines Erzbistums. Papst Clemens XI. (1700-1721) wie auch der Wiener Hof waren diesem Vorhaben wohlwollend zugetan. Durch den plötzlichen Tod des Bischofs Brajković wurde das Vorhaben erneut aufgehalten.
Die nationale Wiedergeburt
Der jahrhundertelange Wunsch und die damit verbundene politische Problematik der Erhebung des Bistums Zagreb zum Erzbistum, spiegelte sich in dem intensivierten Prozess der kroatisch, nationalen Wiedergeburt. Nun widmete sich das kroatisches Parlament mit Vorsitz des des Zagreber Bischofs Juraj Haulik um den Status des Bistums Zagreb. Als im Jahre 1848 die Beziehungen des kroatisch-ungarischen Königreichs abbrach, machte im Jahre 1850 der kroatische Ban Josip Jelačić von Bužim die Bestrebungen des Bistums Zagreb am Wiener Hof zur dringlichen Aufgabe. Am 12. August 1850 unterzeichnete Kaiser Franz-Joseph I. eine Verfügung, inder das Bistum Zagreb zum Erzbistum erhoben und gleichzeitig zum Erzbistum der kroatisch-slowensichen Krichenprovinz ernannt wurde. Durch den langwierig, anhaltenden Widerstand der Erzbistümer Esztergom und Kalosca schob der Heilige Stuhl in Rom zwei Jahre lang die endgültige Entscheidung über den Status des Bistums hinaus. Durch den unermüdlichen Einsatz von Ban Josip Jelacic, der Wiener Regierung und auch des päpstlichen Nuntius und Kardinals Michael Viale-Prela wurde am 11. Dezember 1852 durch die Bulle Ubi primum placuit von Papst Pius IX. das Bistum Zagreb zum Erzbistum und zur Metropolie erhoben. Der neuen Metropolie wurden die bisdahin dem Erzbistum Kalosca zugewiesenen Bistümer: Đakovo, Senj-Modruš und Križevci unterstellt. Der päpstliche Nuntius und Kardinal Michael Viale-Prela führte am 8. Mai 1853 feierlich in der Zagreber Kathedrale Bischof Juraj Haulik als ersten Erzbischof von Zagreb in sein Amt ein. Durch dieses historische Ereignis haben sich die Bischöfe und römisch-katholischen Christen des Erzbistums Zagreb aus dem Einflußbereich der ungarisch römisch-katholischen Hierarchie gelöst. Es kann historisch, gleichzeitig auch als erster Schritt zur vollkommenen Selbständigkeit und territroialen Vollständigkeit Kroatiens zu der Epoche gewertet werden. Oft wurde dieses Bestreben durch politische Ereignisse zurückgeworfen (durch die Verwüstung der Tataren, durch die Republik Venedig, das Osmanisches Reich und durch die Hierarchie der römisch-katholischen Kirche in Ungarn).
20. Jahrhundert
Im 20. Jahrhundert kam die Frage auf, dass Erzbistum aufzuteilen. Die territoriale Größe und Zahl der Gläubigen sollte die pastoralen Tätigkeit ungehindert, gewährleistet bleiben. Der Zagreber Kardinal Alojzije Stepinac erwog in den 30Jahren des letzten Jahrhunderts die Gründung der Bistümer: Varaždin und Požega.
Die Leitung des Erzbistums Zagreb
Das Erzbistum Zagreb umfasst ein Territorium von 13.495 km. Die pastorale Tätigkeit des Erzbistums wird durch ca. 1.400.000 Gläubige in Anspruch genommen. Bis zum Jahre 1997 (als neue Bistümer geschaffen wurden) war das Erzbistum Zagreb eines der größten Verwaltungseinheiten der römisch-katholischen Kirche in Europa. Es zählte nahezu 2.000.000 römisch-katholische Christen. Das Erzbistum ist aus den folgenden 7. historischen Archidiakonate zusammengesetzt: Bjelovarsko-kalnički, Čazmansko-moslavački, Katedralni, Karlovačko-gorički, Sisačko-gorski, Turopoljski und Zagorski. Diese Archidiakonate wurden noch im Mittelalter gegründet. Es sollte eine leichtere Verwaltung der Bistumsgröße ermöglicht werden. Die historischen Archidiakonate teilen sich weiter in 32 Dekanate und diese wiederum in 312 Gemeinden auf. Das Gebiet der Stadt Zagreb fällt wiederum unter das sogenannte Archidiakonat Katedral. Es besteht aus 9 Dekanaten:
Gornjogradski, Kustošijski, Maksimirsko-trnajavski, Novozagrebački, Remetski, Resnički, Susedgradski, Trešnjevački und Vugrovečki mit ca. 80 Gemeinden.
Zagreber Erzbischof ist seit dem Jahre 1997 Kardinal Josip Bozanić. Ihm zur Seite stehen drei Weihbischöfe zur Hilfe: Vlado Košić, Josip Mrzljak und Valentin Pozaić.
Besonderheiten
Die Erzbischöfe von Zagreb waren historisch mit keinen weiteren Aufgaben gegenüber den übrigen römisch-katholischen Bischöfen in Kroatien beauftragt worden. Seit dem 20. Jahrhundert wurde es gebräuchlich ihre Position als "erste unter Gleichen" dadurch zu betonen, dass ihnen der Heilige Stuhl in Rom den Titel Kardinal zuteilt. Darüber hinaus ist der Erzbischof von Zagreb Präsident der kroatischen Bischofskonferenz und der Gemeinschaft der kroatischen Bischöfe.
Im Jahre 1994 beging das Erzbistum Zagreb sein 900jähriges Bestehen. An den Feierlichkeiten nahm vom 10. bis 11. September 1994 Papst Johannes Paul II. teil.
Bedeutende Bischöfe
- Osvald Tuz
- Benko Vinković
- Maksimilijan Vrhovec
- Juraj Haulik (1837-1852)
Bedeutende Erzbischöfe
- Juraj Haulik (1852-1869)
- Josip Mihalović(1870-1891)
- Juraj Posilović (1894-1914)
- Antun Bauer (1914-1937)
- Alojzije Stepinac (1937-1960)
- Franjo Šeper(1960-1970)
- Franjo Kuharić (1970-1997)
- Josip Bozanić
Siehe auch
Weblinks