Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Depression als Krankheit. Für sonstige Bedeutungen siehe bitte: Depression (Begriffsklärung)
Eine Depression (lat: depressio, Niederdrücken) ist eine psychische Störung, die durch die Hauptsymptome gedrückte Stimmung, gehemmter Antrieb, Interesselosigkeit und Freudlosigkeit sowie ein gestörtes Selbstwertgefühl gekennzeichnet ist.
Depression ist keine Traurigkeit, sondern ein Zustand, in dem die Empfindung aller Gefühle reduziert ist. Betroffene beschreiben dies auch mit einem "Gefühl der Gefühllosigkeit".
Symptome
Neben den bereits genannten Hauptsymptomen können unter anderem das Gefühl der Minderwertigkeit, Hilf- und Hoffnungslosigkeit, Schuldgefühle, Müdigkeit, verringerte Konzentrations- und Entscheidungsfähigkeit, sinnloses Gedankenkreisen, langsameres Denken, Reizbarkeit, Ängstlichkeit, vermindertes Gefühlsleben bis hin zur Unfähigkeit des Zeigens einer Gefühlsreaktion und verringertes sexuelles Interesse auftreten. Häufig tritt bei einer akuten Depression eine völlige Unmotiviertheit auf. Die Betroffenen werden passiv und sind zum Teil nicht in der Lage, einfachste Tätigkeiten wie Einkaufen und Abwaschen zu verrichten. Bereits das morgendliche Aufstehen kann dann Probleme bereiten.
Negative Gedanken und Eindrücke werden häufig überbewertet und positive Aspekte nicht wahrgenommen beziehungsweise für zufällig gehalten.
Depressionen äußern sich oft auch in körperlichen Symptomen (Vitalstörungen) wie zum Beispiel Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Gewichtsabnahme, Gewichtszunahme, Verspannungen, Schmerzempfindungen im ganzen Körper, Kopfschmerzen und verlangsamten Bewegungen. Auch kann eine verstärkte Infektionsanfälligkeit beobachtet werden. Die Schlafstörungen äußern sich dabei meist in großer Tagesmüdigkeit, Durch- und Einschlafstörungen sowie frühmorgendlichem Aufwachen und Wachbleiben mit Kreisdenken.
Je nach Schwere der Depression kann diese mit latenter oder akuter Suizidalität verbunden sein. Es wird vermutet, dass der größte Teil der jährlich zirka 12.000 Suizide in Deutschland auf Depressionen zurückzuführen ist. Damit sterben mehr Menschen in Deutschland an Depression als an Verkehrsunfällen.
Diagnose
Eine genaue Diagnose wird aufgrund der Komplexität von psychischen Erkrankungen oft erst vom Experten, das heißt vom psychologischen Psychotherapeuten oder Psychiater gestellt.
In einigen Fällen ist die Depression mit anderen Erkrankungen verbunden, so dass sie von den behandelnden Ärzten nicht direkt erkannt wird.
Verbreitung
Die Depression ist die am häufigsten auftretende psychische Erkrankung. Es gibt jedoch sehr unterschiedliche Zahlen darüber, wie hoch der wirkliche Anteil derjenigen ist, die davon betroffen sind. Das hängt zum einen mit der hohen Dunkelziffer zusammen (viele Depressionen werden nicht als solche erkannt) und zum anderen mit der Definition der Krankheit. Die meisten Veröffentlichungen gehen jedoch heute davon aus, dass in Deutschland mehr als 10 % der Personen im Laufe ihres Lebens eine behandlungsbedürftige Depression durchleben.
Bei Frauen werden Depressionen im Durchschnitt doppelt so oft wie bei Männern diagnostiziert. Dies kann auf eine verstärkte genetische Disposition von Frauen zur Depression hinweisen, aber auch mit den unterschiedlichen sozialen Rollen und Zuschreibungen zusammenhängen, da deutlich mehr Männer an meist depressionsbedingten Suiziden sterben als Frauen.
In den vergangenen Jahren wurde in den entwickelten Ländern ein starker Anstieg der depressiven Erkrankungen beobachtet, ganz besonders in den hoch industrialisierten Ländern. Die Ursachen dafür sind noch unklar, häufig wird jedoch der Stress in der Gesellschaft (in Form von gestiegener Beanspruchung und Unsicherheit durch die persönliche und berufliche Situation) mit verantwortlich gemacht. So wurde zum Beispiel nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion eine schlagartige Zunahme von Depressionen und Suiziden in vielen osteuropäischen Staaten beobachtet. Eine weitere Ursache mag sein, dass die Stigmatisierung der Depression in den letzten Jahren weitgehend überwunden wurde und die Patienten heute häufiger ärztliche Behandlung suchen. Dies würde auch mit den Statistiken für Suizid übereinstimmen, nach denen im Jahre 1980 noch 18.000 Deutsche jährlich durch Suizid das Leben verloren, während es im Jahre 2000 nur noch 12.000 waren.
Unterschiedliche Formen
Tiefenpsychologisch und analytisch ausgerichtete Theorien unterscheiden zwischen der endogenen Depression ("endogen" bedeutet "aus sich selber heraus"), die ohne erkennbare Ursache auftritt (und bei der auch eine genetische Mitverursachung vermutet wird), der neurotischen Depression (verursacht durch längerandauernde belastende Erfahrungen in der Lebensgeschichte) und der depressiven Reaktion (auch: reaktive Depression - als Reaktion auf ein eher kurz zurückliegendes belastendes Ereignis).
Neue, eher deskriptiv (beschreibend) ausgerichtete Diagnose-Schemata, wie die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10) unterscheiden zwischen Episoden (einzelnen Vorkommen von Depression beziehungsweise Manie) und rezidivierenden Störungen (wiederholtes Vorkommen von Episoden). Die Schwere der Depression wird mit leicht, mittelgradig oder schwer bezeichnet, hinzukommen können psychotische Störungen.
Bei der seltener anzutreffenden bipolaren affektiven Störung wechseln sich Depression und Manie (die sich durch unkontrollierte Hyperaktivität, gehobene Stimmung und mangelnde Kritikfähigkeit auszeichnet) in zeitlich unterschiedlich langen Phasen ab, daher auch die ältere Bezeichnung manisch-depressive Erkrankung. In leichter, aber über Jahre andauernder Form wird sie als Zyklothymie bezeichnet.
Manche Psychiater diagnostizieren eine spezielle Winterdepression (SAD), die durch Mangel an Sonnenlicht begünstigt wird. "SAD" steht für "Seasonal Affective Disorder". Eine weitere Sonderform ist die Altersdepression: bei den 70- bis 74-jährigen sind 14 % depressiv, bei über 80-jährigen sind es 42 %, auch hier Frauen doppelt so häufig wie Männer. Allerdings gehen die Alterspsychiater heute davon aus, dass es keine spezielle Altersdepression gibt, sondern alle Formen der Depression auch im höheren Lebensalter vorkommen können. Auch geht man davon aus, dass Depressionen im Alter nicht häufiger sind als in anderen Lebensabschnitten.
Bei etwa 10 % der Frauen kommt es nach einer Geburt zu einer postpartalen Depression, für die hormonelle Ursachen vermutet werden.
Eine Sonderform der Depression ist die anaklitische Depression (Anaklise = Abhängigkeit von einer anderen Person) bei Babys und Kindern, wenn diese allein gelassen oder vernachlässigt werden. Die anaklitische Depression äußert sich durch Weinen, Jammern, anhaltendes Schreien und Anklammern und kann in psychischen Hospitalismus übergehen.
Ursachen
Die Ursachen, die zu einer Depression führen, sind noch nicht vollständig aufgeklärt. Es ist wohl, wie bei vielen Erkrankungen, von einer Multikausalität auszugehen, das heißt dass sowohl biologische (genetische) Faktoren, wie entwicklungsgeschichtliche Erlebnisse, wie auch schließlich aktuelle Ereignisse eine Rolle spielen können. Im Einzelfall kann dabei die Ursache mehr bei einem der genannten Pole liegen.
Neben der Möglichkeit einer genetischen Disposition stellt beispielsweise das Erleben von Entwertung, Erniedrigung und Verlust in engen Beziehungen ein hohes Risiko für das Entstehen einer Depression dar. Auch Stresssituationen (siehe unten) scheinen als Ursache eine Rolle zu spielen.
Diese psychischen Ursachen hinterlassen in der Regel physisch nachweisbare Reaktionen im Gehirn. Insbesondere in älteren Diagnoseansätzen der Schulmedizin wird diesen neuronalen Veränderungen an sich die auslösende Ursache für die Krankheit zugeschrieben. Andere Diagnoseansätze fokussieren mehr auf die Auslöser der biochemischen Veränderungen in der Umwelt und den Lebensgewohnheiten des Patienten.
Ein weiterer exogener beziehungsweise biogener Auslöser ist die Lichtaufnahme. Bei der so genannten saisonalen, auch: "Winter-" oder "Herbstdepression" (siehe oben) treten durch den Mangel an Sonnenlicht regelmäßig über die Wintermonate depressive Symptome auf, die im Frühjahr wieder abklingen.
Stress als Ursache
Als natürlicher Schutzmechanismus wird im Gehirn in Gefahrensituationen die Produktion von Serotonin gehemmt. Dieser Vorgang ist nachweisbar, während der hochkomplexe individuelle Sozialisationsprozess und das charakterlich-affektive Verhalten im Erleben des Menschen nicht so einfach nachzuweisen ist. Die Serotoninproduktion ist eine mögliche Reaktion des Gehirns auf interpersonelle (zwischenmenschliche) oder intrapersonelle (selbstreflektierte) Stressinteraktionen des Menschen. Sie spielt eine Schlüsselrolle bei weitsichtigem Denken, was aber in Gefahrensituationen nicht sinnvoll ist. Normalisiert sich die Situation wieder, so wird beim gesunden Menschen die Serotoninproduktion wieder aufgenommen - der Betreffende denkt wieder klar.
Besonders wenn mehrere Stresssituationen über einen Zeitraum von einigen Jahren anhalten, kann es vorkommen, dass sich die Serotoninproduktion nicht mehr normalisiert, wenn schließlich doch wieder eine ruhigere Phase im Leben eintritt. Depressionen werden im Alter von etwa 30 Jahren verstärkt beobachtet, zu einem Zeitpunkt also, da bei manchen Menschen nach einer stressreichen Jugendzeit das Leben in ruhigeren Bahnen verläuft. Das Serotoninniveau bleibt niedrig, und nun wird nicht mehr Stress im Leben bewältigt, sondern ein normaler, nicht übermäßig aufregender Alltag gedämpft. An dieser Stelle setzt die Depression ein. Das weitsichtige Denken ist gestört, was aber notwendig ist, um sich auf künftige Ereignisse freuen zu können. Viele psychologische Selbstschutzmechanismen (etwa der Gedankengang, dass an einem Problem auch andere schuld sein könnten, und nicht man selbst) sind bei Depressionserkrankten offenbar "ausgehebelt" oder konnten sich gar nicht erst ausbilden.
Eine anfängliche Krise kann einen Kranken in einen Teufelskreis reißen, den er allein nur sehr schwer wieder durchbrechen kann: Im Verlauf der Erkrankung zeigt sich, dass - gerade bei lange andauernden Depressionen - die Krankheit so stark in das Leben der Betroffenen eingreift, dass zwischenmenschliche Beziehungen und auch zum Beispiel schulischer und beruflicher Erfolg darunter zu leiden haben. Das durch die Krankheit bedingte Ausbleiben von Erfolgserlebnissen beziehungsweise das häufigere Erleben von Rückschlägen im eigenen Fortkommen führt dann wieder in das die Depression bestimmende Denkmuster von Hilfs- und Hoffnungslosigkeit.
Im Blut und Urin von Depressiven lassen sich in der Regel überhöhte Mengen des Stresshormons Kortisol nachweisen.
Körperliche Ursachen
Verschiedene körperliche Zustände oder Erkrankungen können die Ursache einer symptomatischen Depression sein. Dazu zählen viele Hormonstörungen, beziehungsweise Veränderungen im Regelkreis der Hormone, zum Beispiel Umstellung der Sexualhormone nach der Schwangerschaft oder während der Pubertät, bei Schilddrüsenfunktionsstörungen und Hypophysen- oder Nebenierenerkrankungen. Auch Umweltgifte wie z.B. Schwermetalle aus Zahnfüllmaterialien oder Holzschutzmittel stehen in Verdacht, eine Depression verursachen zu können.
Die Depressionen verschwinden aber in der Regel wieder bei richtiger Behandlung der Grunderkrankung, beziehungsweise Ende des auslösenden Zustandes.
Genetische Ursachen
Aus der Zwillingsforschung ist bekannt, dass eine genetische Komponente bei der Neigung zu Depressionen wahrscheinlich ist. Vermutlich sind mehrere Gene für eine Anfälligkeit gegenüber Depressionen verantwortlich, so hat man etwa bei Depressiven eine relevant häufige Mutation auf dem Gen 5-HTT entdeckt.
Betrachtung aus physiologischer Sicht
Die Depression gehört zu den affektiven Störungen, wie auch die Manie und die manisch-depressive Erkrankung. Als gesichert gilt, dass bei jeder bekannten Form der Depression das serotonale und/oder noradrenale System gestört ist, das heißt, der Spiegel dieser Neurotransmitter ist zu hoch oder zu niedrig, oder die Resorption/Reizbarkeit der Synapsen ist verändert. Vollkommen unklar ist jedoch, ob die Veränderung im Serotoninspiegel eine Ursache oder eine Folge der depressiven Erkrankung ist.
Die medikamentöse Behandlung mit modernen Antidepressiva setzt bei der Veränderung des Serotoninspiegels an.
Behandlung
Depressionen können durch Psychotherapie, durch physikalische Maßnahmen und medikamentös (Antidepressiva) oftmals wirksam behandelt werden. Häufig wird auch eine Kombination aus medikamentöser und psychotherapeutischer Behandlung angewandt.
Psychotherapie
Zur Behandlung der Depression werden verschiedene psychotherapeutischen Verfahren eingesetzt.
Häufig wird heute die kognitive Verhaltenstherapie angewandt. Dabei geht es vor allem darum, die depressionsauslösenden Denkmuster zu erkennen, um sie dann Schritt für Schritt zu verändern. Vorreiter dieser Therapieansätze waren unter anderem Albert Ellis und Aaron T. Beck. Neben der kognitiven Therapie hat sich in klinischen Studien die interpersonelle Therapie nach Weissman/Klerman als wirksam erwiesen. Von wissenschaftlich-empirisch bzw. verhaltenstherapeutisch ausgerichteten Forschern werden diese beiden Therapieformen als die gegenwärtig wirksamsten nicht-psychopharmazeutischen Depressionsbehandlungen angesehen.
Auch tiefenpsychologisch orientierte, psychoanalytische und humanistische Verfahren werden in der Therapie der Depression mit nachgewiesenem Erfolg eingesetzt. Bei diesen Verfahren wird versucht an den oft schon in der Kindheit entstandenen psychischen Problemen und daraus resultierenden Haltungen zu arbeiten.
In gruppentherapeutischen Verfahren wird versucht, die Tendenz zum Rückzug zu überwinden, die verringerten Interaktionsmöglichkeiten zu bessern und die oft reduzierte Fähigkeit, Hilfe in Anspruch zu nehmen, zu fördern.
Rollenspieltechniken (zum Beispiel Psychodrama) können unter anderem helfen, den eigenen, oft eingeengten und festgefahrenen Blick zu überwinden.
Pharmakotherapie
Auch in der medikamentösen Behandlung der Depression gab es in den letzten Jahren enorme Fortschritte.
Die bekanntesten Antidepressiva lassen sich in drei Gruppen einteilen:
Selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI)
Die selektiven Serotoninwiederaufnahmehemmer werden bei Depressionen heute am häufigsten eingesetzt. Sie gelten als nebenwirkungsenärmer als die trizyklische Antidepressiva und sie wirken bereits nach einer Einnahmedauer von 2-3 Wochen. Die bekanntesten Präparate sind Fluoxetin (Fluctin), Sertalin (Zoloft), Paroxetin (Seroxat) und Citalopram (Cipramil).
Trizyklische Antidepressiva
Die trizyklischen Antidepressiva wurden bis zum Aufkommen der Serotoninwiederaufnahmehemmer am häufigsten verschrieben. Ein Hauptnachteil ist die relativ lange Wirkungslatenz von 4-6 Wochen. Zudem wirken die Trizyklika häufig zunächst antriebssteigernd und erst danach stimmungsaufhellend, wodurch es zu einem höheren Suizidrisiko in den ersten Wochen der Einnahme kommen kann. Zudem sind eine Reihe von Nebenwirkungen bekannt. Zu diesen können gehören: Mundtrockenheit, Verstopfung, Müdigkeit, Muskelzittern und Blutdruckabfall. Bei älteren und bei durch Vorerkrankungen geschwächten Menschen ist daher Vorsicht geboten. Bekannte Präparate bei den trizyklische Antidepressiva sind Amytriptillin (Saroten), Clomipramin (Anafranil), Doxepin (Aponal) und Nortriptillin (Nortrilen).
Monoaminooxidasehemmer (MAO-Hemmer)
Die Monoaminooxidasehemmer gelten als gut Wirksam. Allerdings müssen Patienten die MAO-Hemmer einnehmen eine strenge tyraminarme Diät halten. In Verbindung mit dem Verzehr bestimmter Lebensmitteln, wie z.B. Käse und Nüsse kann die Einnahme von MAO-Hemmer zu einem gefährlichen Blutdruckanstieg führen. Bekannte Präparate sind Tranylcypramin, Phenelzin und Moclobemid.
Weitere Antidepressiva
Weitere Präparate sind Noradrenalin-Serotonin-selektive Antidepressiva (NaSSA, Markenname Mirtazapin), Duales Serotonerges Antidepressivum (DSA, Markenname Nefazodon), Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI, Markennamen Milnacipran und Venlafaxin), Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (NARI, Markenname Reboxetin), Serotonin-Wiederaufnahmeverstärker (SRE, Markenname Tianeptin), Serotonin-Modulatoren (Markename Trazodon), Tetrazyklische Antidepressiva (Markenname Mianserin).
Speziell bei manisch-depressiven Störungen und als Wirkungsverstärker anderer Antidepressiva wird zudem Lithium eingesetzt.
Johanniskraut
Seit mehreren Jahren wird auch Johanniskraut häufig für leichte bis mittelschwere Fälle angewandt. Die Wirksamkeit von Jonhanniskraut in der Therapie der Depression ist aber umstritten. Es gibt sowohl klinische Studien, die eine Wirksamkeit belegen, als auch solche, die keine Überlegenheit gegenüber Placebo zeigen.
Angesichts der Vielfalt an Antidepressiva bietet sich bei störenden Nebenwirkungen oder unzureichender Wirkung der Wechsel auf ein anderes Präparat an. Das sollte aber in jedem Fall mit dem behandelden Arzt besprochen werden.
Lichttherapie
Bei der saisonalen Depression (siehe auch Saisonkrankheiten) hat sich die Lichttherapie bewährt. Einige Stunden unter einer Kunstlichtlampe, die Sonnenlicht nachempfindet, helfen bei dieser speziellen Erkrankung, dass während der Wintermonate keine depressiven Symptome auftreten.
Elektrische/elektromagnetische Stimulationen
Insbesondere bei schweren und über lange Zeit gegen medikamentöse Behandlung resistenten Depressionen kommen gerade in jüngerer Zeit wieder stärker nicht-medikamentöse Behandlungsverfahren zum Einsatz, deren Wirkprinzipien jedoch weitgehend unklar sind.
Das häufigste diesbezüglich eingesetzte Verfahren ist die Elektrokrampftherapie, ein Verfahren, das ursrprünglich aus der Epilepsie-Behandlung stammt. Dieses wurde sehr früh entdeckt, als bei Patienten mit Depression nach einem epileptischen Anfall bei anschließender Elektrokrapftherapie auch eine Verbesserung der Stimmung auftrat.
Derzeit in einigen Studien befindlich ist die Vagusnerv-Stimulation, bei der eine Art Herzschrittmacher im Abstand von einigen Minuten jeweils kleine elektrische Impulse an den Vagusnerv schickt. Diese Therapie, die ansonsten insbesondere bei Epilepsie-Patienten Anwendung findet, scheint bei etwa 30 - 40% der ansonsten therapieresistenten Patienten anzuschlagen.
Ebenfalls getestet wird derzeit die transkranielle Magnetstimulation (TMS), bei der das Gehirn der Patienten durch ein Magnetfeld angeregt wird. Die Anzahl der mit den letztgenannten Verfahren behandelten Studienteilnehmer ist jedoch noch recht gering, so dass derzeit (2004) keine abschließenden Aussagen zu machen sind.
Selbsthilfegruppen
Selbsthilfegruppen sind kein Ersatz für Therapien. Selbsthilfegruppen können als lebenslange Begleitung und Rückzugsorte dienen. Einige Gruppen erwarten keine Voranmeldung so das Betroffene spontan bei akuten depressiven Phasen Hilfe suchen können. Hier können Betroffene das Gefühl bekommen unter Gleichen zu sein und verstanden zu werden. Als niedrigschwelliges Angebot haben sich Selbsthilfegruppen im ambulanten Bereich etabliert und leisten ein wichtigen Beitrag. In Krankenhäusern und Reha-Kliniken dienen sie dazu die Betroffenen wieder in ihrer Eigenverantwortung zu stärken und Selbstvertrauen zu erlangen
Ernährung
Immer mehr Studien weisen darauf hin, dass eine ausgewogene, kohlenhydratreiche Ernährung mit reichlich Fisch Depressionen lindern kann. Allerdings halten die meisten Wissenschaftler die Wirkung der Nahrung auf das Gehirn für zu schwach, als das bei schweren Depressionen eine Heilung erzielt werden könnte.
Die "antidepressive" Kost sollte viel Obst, Gemüse und Olivenöl, jedoch wenig Fleisch oder Nüsse enthalten. Das für die Ernährung notwendige Protein sollte weitgehend aus Fisch stammen. Die kohlenhydratreiche Ernährung führt im Körper zu einer vermehrten Herstellung von Tryptophan, aus welchem im Gehirn der Botenstoff Serotonin aufgebaut wird. Serotonin wiederum spielt eine wichtige Rolle bei der Stressbewältigung und vermittelt Glücksgefühle. Depressionen stehen häufig in Zusammenhang mit einem Serotoninmangel im Gehirn.
Nicht nur die Kohlenhydrate, sondern auch das Fischöl bzw. die darin enthaltenen Omega-3-Fettsäuren des Fisches sollen einen positiven Einfluss bei schweren Depressionen haben. So gibt es in Ländern wie Japan oder Taiwan, in denen traditionell Fisch ein Hauptbestandteil der Ernährung darstellt, rund 60 Mal weniger Depressive als in Deutschland, und auch die Selbsttötungsraten liegen in asiatischen Ländern weit niedriger – mögliche gesellschaftliche Einflüsse sollten in diesem Zusammenhang aber nicht vernachlässigt werden.
Eine Studie der Sheffield University mit 70 depressiven, therapieresistenten Patienten, denen hohe Dosen einer Omega-3-Fettsäure verabreicht wurde, zeigte bei mehr als zwei Drittel der Patienten eine Verbesserung des Zustands. Auf gängige Antidepressiva hatten diese Patienten dagegen nicht angesprochen.
Der Wirkungsmechanismus der Omega-3-Fettsäure ist noch nicht aufgeklärt, jedoch wird eine Interaktion von Fettsäure und Glücksbotenstoff Serotonin vermutet: ein Mangel an Serotonin wird häufig von einem Mangel an Omega-3-Fettsäure begleitet, umgekehrt scheint die Gabe der Fettsäure zur Erhöhung des Serotoninspiegels zu führen.
Siehe auch: Ernährung
Andere Hilfsmittel
Antidepressiv wirksam können auch sein:
- körperliche Bewegung an der frischen Luft (zum Beispiel Walken, Joggen)
- Entspannungstechniken, wie autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung
- Sonnenlicht
- Schlafentzug
- kalte Güsse nach Sebastian Kneipp
- Kaffee, Schokolade
- Opiate
Siehe auch: Psychologie, Psychotherapie, Psychiatrie, Neurologie
Literatur
- Selbsthilfe-Bücher und Ratgeber:
- Merkle, Rolf (2001). Wenn das Leben zur Last wird: Ein praktischer Ratgeber zur Überwindung seelischer Tiefs und depressiver Verstimmungen (9. Aufl.). Mannheim: PAL. [basiert auf der kognitiven Verhaltenstherapie]
- Niklewski, Günter, & Riecke-Niklewski, Rose (2003). Depressionen überwinden: Ein Ratgeber für Betroffene, Angehörige und Helfer (2. Aufl.). Berlin: Stiftung Warentest.
- Schwartz, Dieter (1994). Gefühle erkennen und positiv beeinflussen (5. Aufl.). München: mvg. [basiert auf der rational-emotiven Therapie von Albert Ellis]
- Fachbücher zur Psychotherapie der Depression:
- Beck, A. T., Rush, A. J., Shaw, B. F., Emery, G. (2001). Kognitive Therapie der Depression (2. Aufl.). Weinheim: Beltz.
- Hautzinger, Martin (2003). Kognitive Verhaltenstherapie bei Depressionen (6. Aufl.). Weinheim: Beltz.
- Schramm, Elisabeth (2003). Interpersonelle Psychotherapie (2. Aufl.). Stuttgart: Schattauer.
- Bücher zur Pharmakotherapie:
- Benkert, Otto (2001). Psychopharmaka: Medikamente, Wirkung, Risiken (2. Aufl.). München: Beck.
- Benkert, O., & Hippius, H. (2003). Kompendium der psychiatrischen Pharmakotherapie. Berlin: Springer.
- Laux, Gerd (2002). Psychopharmaka (7. Aufl.). München: Urban&Fischer.
- Bücher von Betroffenen:
- Josuran, R., Hoehne, V., (& Hell, D.). (2003). Mittendrin und nicht dabei: Mit Depressionen leben lernen. Düsseldorf: Econ.
- Kuiper, Piet C. (1996). Seelenfinsternis: Die Depression eines Psychiaters. Frankfurt a. M.: Fischer.
- Naef, Adrian (2003). Nachtgängers Logik. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
- Noy, Gisela (2000). Grauzeit: Mein Weg aus der Depression. Bonn: Psychiatrie-Verlag.
- Solomon, Andrew (2001). Saturns Schatten: Die dunklen Welten der Depression (H. G. Holl, Übers.). Frankfurt a. M.: Fischer.
- Styron, William (1991). Sturz in die Nacht: Die Geschichte einer Depression (W. Winkler, Übers.). Köln: Kiepenheuer&Witsch. (Orig. ersch. 1990)
- Weitere Bücher:
- Dilling, H., Mombour, W., Schmidt, M. H., Schulte-Markwort, E. (Hgg.). (1994). Internationale Klassifikation psychischer Störungen / ICD-10 Kapitel V (F): Forschungskriterien (E. Schulte-Markwort & W. Mombour, Übers.). Bern: Huber.
- Flach, Frederic F. (2000). Depression als Lebenschance: Seelische Krisen und wie man sie nutzt (N. Th. Lindquist, Übers.). Reinbek b. Hamb.: Rowohlt. (Orig. ersch. 1974)
- Giger-Bütler, Josef (2003). Sie haben es doch gut gemeint: Depression und Familie. Weinheim: Beltz.
- Hell, Daniel (1994). Welchen Sinn macht Depression?. Reinbek b. Hamb.: Rowohlt.
- LeDoux, Joseph E. (2001). Das Netz der Gefühle. München: dtv.
- Nuber, Ursula (2000). Depression - die verkannte Krankheit: Wissen, behandeln, mit der Krankheit leben. Zürich: Kreuz.
Weblinks
Information
- Psychotherapeutensuche des BDP
- Psychotherapeutensuche des Deutschen Psychotherapeutenverbands
- Kompetenznetz Depression
- http://web4health.info/de/answers/bipolar-menu.htm Fragen und Antworten zur Depression
- http://www.depression.ch
- http://www.neuro24.de/depression.htm (Viele Links und Ergebnisse von Studien)
Kommunikation, Erfahrungsaustausch, Selbsthilfe
Erfahrungsberichte Betroffener
Neue Forschungsergebnisse
- "Woher kommt die lähmende Schwermut?" "Vier Millionen Deutsche sind depressiv - Forscher suchen nach Ursachen in Gehirn und Genen" (Die Welt - Online-Ausgabe, 28.7.2004)