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William Faulkner

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William Faulkner im Dezember 1954
Fotografie von Carl van Vechten, aus der Van Vechten Collection der Library of Congress

William Cuthbert Faulkner (* 25. September 1897 in New Albany, Mississippi, USA; † 6. Juli 1962 in Oxford, Mississippi; eigentlich William Falkner) war ein US-amerikanischer Schriftsteller.

Die meisten von Faulkners Geschichten spielen im fiktiven Yoknapatawpha County mit der Hauptstadt Jefferson, dem das reale Oxford in Mississippi zu Grunde liegt, wo er seit seinem fünften Lebensjahr aufwuchs. Heute findet man dort am County Courthouse eine Gedenktafel. Faulkner erzählt die Geschichte des Landes und seiner Familien (der Benbow, Chickasaw, Compson, De Spain, Gowrie, Grenier, Habersham, Hawk, McCaslin, Sartoris, Snopes, Stevens, Sutpen, Varner) von der Indianerzeit bis nach dem Zweiten Weltkrieg.

Leben

Faulkner wuchs als William Falkner in Mississippi auf. Sein Urgroßvater, William Clark Falkner, war eine wichtige Figur in der Geschichte des Bundesstaates Mississippi. Er war Colonel in der Armee der Konföderierten, gründete eine Eisenbahnlinie und ist Namensgeber der Stadt Falkner im nahegelegenen Tippah County. Seine wichtigste Leistung war vielleicht jedoch das Verfassen mehrerer Romane und anderer Texte, womit er eine literarische Tradition in der Familie begründete. Vielleicht war Colonel Falkner das Vorbild für Colonel John Sartoris in den Texten von William Faulkner. Die Veränderung seines Nachnamens liegt an dem Versehen eines Verlegers; der Autor korrigierte es nicht und entschied sich, den neuen Namen zu übernehmen. In seinen späteren Jahren zog Faulkner nach Hollywood, um Drehbuchautor zu werden. Er schrieb unter anderem das Drehbuch von Raymond Chandlers The Big Sleep (dt. Tote schlafen fest) und Ernest Hemingways To Have and Have Not (dt. Haben und Nichthaben), welche beide unter der Regie von Howard Hawks verfilmt wurden. Faulkner begann eine Affäre mit der Sekretärin von Hawks, Meta Carpenter.

Faulkner war bekannt für sein Alkoholproblem; Zeit seines Lebens war er Alkoholiker. Den Gerüchten zufolge waren Faulkners Alkoholexzesse besonders nach größeren Erfolgen besonders drastisch. Eine Anekdote beschreibt, wie er nach Zuerkennung des Nobelpreises für Literatur 1949 besonders viel trank, während er seine Abfahrt nach Stockholm erwartete. Sein Neffe brachte ihm einen Drink und erzählte ihm von seinen jüngsten Erfolgen in einem Football-Spiel, das am selben Tag stattfand wie Faulkners geplante Reise zur Preisverleihung. Trotz seines Rausches erkannte Faulkner, dass man ihn über das tatsächliche Datum der Reise belogen hatte um sicherzustellen, dass er bei der Preisverleihung nüchtern wäre, woraufhin er heftig weiter trank bis zum tatsächlichen Datum.

Bei der Preisverleihung hielt er eine der großartigsten Reden, die je von einem Preisträger gehalten wurden. Er sagte u. a. I decline to accept the end of man...Man will not only endure, but prevail... (dt.: Ich lehne das Ende der Menschheit ab...Die Menschheit wird nicht nur Bestand haben, sondern siegen...). Faulkner spendete sein Preisgeld für eine Stiftung zur Unterstützung von Nachwuchsautoren, die heute den PEN/Faulkner Award for Fiction vergibt.

Faulkner war von 1957 bis zu seinem Tod durch Thrombose in Folge eines Reitunfalls im Jahre 1962 an der University of Virginia beschäftigt. Er wurde auf dem Saint Peter Cemetery, Oxford, Lafayette County, Mississippi beigesetzt.

Wirkung in Deutschland

Anders als die Bücher Ernest Hemingways waren Faulkners Werke in Deutschland ab 1933 nicht verboten. Bereits 1935 erschien beispielsweise die Übersetzung „Licht im August“, begeistert aufgenommen von Gottfried Benn. Größere Wirkung entfaltete Faulkner bei der deutschen Leserschaft jedoch erst in der Nachkriegszeit: seine Arbeit beeinflusste nicht unwesentlich das Schaffen Heinrich Bölls, Alfred Anderschs und Uwe Johnsons.

Auszeichnungen

Werke

Romane

  • Soldatenlohn - Soldier's Pay (1926)
  • Moskitos - Mosquitoes (1927)
  • Sartoris (1929)
  • Schall und Wahn - The Sound and the Fury (1929)
  • Als ich im Sterben lag - As I Lay Dying (1930)
  • Die Freistatt - Sanctuary (1931)
  • Licht im August - Light in August (1932)
  • Wendemarke - Pylon (1935)
  • Absalom, Absalom! (1936)
  • Die Unbesiegten - The Unvanquished (1938)
  • Wilde Palmen und Der Strom - The Wild Palms (1939)
  • Das Dorf - The Hamlet (1940)
  • Go Down, Moses (1942)
  • Griff in den Staub - Intruder in the Dust (1948)
  • Requiem für eine Nonne - Requiem for a Nun (1951)
  • Eine Legende - A Fable (1954)
  • Die Stadt - The Town (1957)
  • Das Haus - The Mansion (1960)
  • Die Spitzbuben - The Reivers (1962)

Kurzgeschichtenbände

  • Brandstifter - Erzählungen
  • New Orleans - Skizzen und Erzählungen
  • Der große Wald - Erzählungen
  • Der Springer greift an - Kriminalgeschichten
  • Eine Rose für Emily
  • Rotes Laub - Erzählungen
  • Schwarze Musik
  • Sieg im Gebirge - Erzählungen

Verfilmungen eigener Werke

Drehbücher nach Romanen anderer Autoren

  • 1932 - Fleisch (Flesh) - Regie: John Ford – ungenannte Mitarbeit von Faulkner am Drehbuch nach einer Vorlage von Edmund Goulding
  • 1938 - Aufstand in Sidi Hakim (Gunga Din) – Regie: George Stevens – ungenannte Mitarbeit von Faulkner am Drehbuch nach einem Roman von Rudyard Kipling
  • 1939 - Trommeln am Mohawk (Drums along the Mohawk) – Regie: John Ford - ungenannte Mitarbeit von Faulkner am Drehbuch nach einer Novelle von Walter D. Edmonds
  • 1943 – Airforce – Regie: Howard Hawks - ungenannte Mitarbeit Faulkners am Drehbuch von Dudley Nichols
  • 1944 - Haben und Nichthaben (To have or have not) – Regie: Howard Hawks - Drehbuch von Faulkner nach dem Roman von Ernest Hemingway
  • 1945 - Der Mann aus dem Süden (The southerner) – Regie: Jean Renoir – ungenannte Mitarbeit von Faulkner am Drehbuch nach einem Roman von George Sessions Perry
  • 1946 - Tote schlafen fest (The Big Sleep) - Regie: Howard Hawks (mit Humphrey Bogart und Lauren Bacall) - Drehbuch von Faulkner nach dem Roman von Raymond Chandler
  • 1947 - Das tiefe Tal (The deep valley) – Regie: Jean Negulesco – ungenannte Mitarbeit von Faulkner am Drehbuch nach einer Vorlage von Dan Totheroh

Sekundärliteratur

  • Deborah Cohn: „‘He was one of us’: The Reception of William Faulkner and the U.S. South by Latin American Authors.“ in: Comparative Literature Studies 34, no. 2 (1997): 149-69.
  • Ute Müller: William Faulkner und die Deutsche Nachkriegsliteratur. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2004
  • Peter Nicolaisen: William Faulkner. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek, Rowohlt-Verlag 4. Auflage 2004, ISBN 349950300X
Commons: William Faulkner – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien